Stronger

Blu-ray Review

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Studiocanal, 06.09.2018

OT: Stronger

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Auf beiden Beinen

Stark gespieltes Drama über Jeff Bauman, der beim Attentat auf den Boston-Marathon beide Beine verlor.

Inhalt

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Jeff steht im Ziel des Marathons

Jeff Bauman hat seiner Freundin Erin immer wieder Anlass gegeben, sich von ihm zu trennen. Vor allem, weil auf ihn kein Verlass war. Um es vielleicht wieder gut zu machen, stellt sich Jeff in den Zielbereich des Boston-Marathon von 2013. Er möchte Erin, die am Lauf teilnimmt, zujubeln. Doch kurz vor ihrer Ankunft explodiert ein Sprengsatz in seiner unmittelbaren Umgebung. Zwar rettet ihm ein anderer Zuschauer das Leben, doch Jeff verliert beide Beide oberhalb des Knies. Von den Schmerzen abgesehen, verliert Jeff jedoch nicht den Mut. Er wird zur Symbolfigur für das schnell ausgerufene Motto: „Boston Strong“ und auch Erin hält zu ihm. Jeffs Hinweise auf den Bomber ermöglichen zudem dessen Ergreifung. Doch der Kampf, mit seinen Prothesen wieder ins aktive Leben einzugreifen, wird noch lange dauern …

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Carlos Arredondo rettet Bauman das Leben

Nachdem Boston vor gut einem Jahr die Ereignisse des Anschlags auf den 2013er Marathon aus der Sicht der Ermittlungsbehörden schilderte, nimmt sich Stronger nun das Schicksal eines Opfers und seiner Partnerin vor. Jetzt könnte man denken, dass ein Film bei einem derart schweren Schicksalsschlag entsprechend schwer(mütig) daherkommt. Doch weit gefehlt: Regisseur David Gordon Green (Joe – Die Rache ist sein) und Drehbuchautor John Pollono (der das Skript gemeinsam mit Bauman nach dessen Buchvorlage selbst schrieb) nähern sich der Geschichte mit einem entwaffnenden Humor. Sie schildern das Amerika der einfacheren Leute, der Basis. Man geht am Wochenende zu den Spielen der Red Sox, trifft sich Abends in der Kneipe und brüllt auf Jeffs Arbeitgeber ein, der kurz nach dem Anschlag seine Hilfe anbietet und die Versicherung vorbeibringen will, damit dem Jungen geholfen wird. Vor allem Clancy Brown als Jeffs Vater macht das ziemlich überzeugend.
Abgesehen von der betont leichten Art, mit der Stronger die tragische Geschichte angeht, gibt es natürlich auch traurigen und krasse Momente. Die Szenen direkt nach dem Anschlag, während der Konfrontation Jeffs mit der Wahrheit, sind natürlich heftig. Dennoch: Auch hier gelingt das wunderbar. Wenn Jeff seiner Ex Erin vorwirft, sie säße auf seinem (nicht mehr vorhandenen) Bein, muss man trotz eines Kloßes im Hals herzlich lachen. Weniger zum Lachen ist einem natürlich zu Mute, wenn  der erste Verbandswechsel ansteht. Man kann praktisch physisch nachempfinden, was es für Schmerzen sein müssen und zuckt selbst dabei zusammen. Diese harte Zeit der ersten Rekonvaleszenz vermittelt Stronger glaubhaft und intensiv. Auch der mühselige Weg zurück in die Normalität – von der Erledigung eines dringenden Bedürfnisses auf einer viel zu engen Toilette bis hin zum morgendlichen Aufstehen wird eindrücklich geschildert.

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Erin ahnt noch nicht, was passieren wird

Dass aber die Waage zwischen Humor und Tragik so gut funktioniert, liegt nicht alleine an den wahren Begebenheiten und dem sensibel umgesetzten Drehbuch, sondern auch an den Darstellern. Denn wer hätte diesen Jungen besser spielen können als Jake Gyllenhaal. Das jedenfalls denkt man schon während der ersten Szenen im Supermarkt oder Abends in der Kneipe. Gyllenhaal hat einerseits diese Melancholie in seinen großen Augen, andererseits aber auch den hintergründig-sarkastischen Humor, den er als Jeff immer wieder aus dem Hut zaubert. Dass er in Stronger seine Figur bescheiden und zurückhaltend gibt, macht beide (Gyllenhaal und den echten Bauman) noch sympathischer. Jedes Mal, wenn ihn die Öffentlichkeit vor den Boston-Strong-Zug spannen will, ist Bauman das eher unangenehm. Immerhin fühlt er sich kaum als Held. Aus der Beziehung zu Erin zieht er letztlich seine Ruhe und Kraft. Denn die Familie kann nur bedingt nachempfinden, was in ihm vorgeht. Während seine Brüder es arg auf die leichte Schulter nehmen, verarbeitet Mutter Patty ihre Sorgen damit, Trost bei Oprah Winfrey zu suchen.
Es gelingt Stronger sogar, wie selbstverständlich Liebesszenen zwischen dem (bald wieder vereinten) Paar zu inszenieren – Momente, die bewegen und die gewünschte Normalität widerspiegeln. Dass der Film die Augen vor den teils schweren Momenten nicht verschließt, ist ein weiterer Pluspunkt. Denn weder für Jeff, noch für Erin war es mitunter ein Zuckerschlecken, den schweren Weg gemeinsam zu gehen. Spätestens wenn Erin mit einer eigentlich schönen Nachricht aufwartet, stellt sich für Jeff die Frage, ob er dies wirklich meistern kann. Dass es am Ende geklappt hat, zeigt das wahre Leben. Denn in dem sind die beiden stolze (wenngleich mittlerweile wieder getrennte) Eltern eines gemeinsamen Sohnes.

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Jeff und Erin halten zusammen

28’00

Bild- und Tonqualität

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Jeff Bauman wird zur Symbolfigur der Boston-Strong-Bewegung

Stronger wurde zwar mit digitalen Kameras eingefangen, allerdings mit etwas Körnung versehen, um einen filmischen Look zu erzeugen. Das nimmt allerdings nie Überhand und bleibt stets im Rahmen. Außerdem passt es gut zur Stimmung und vermittelt authentisch die Tatsache, dass man sich hier nicht im Hochglanz-Amerika befindet, sondern eben an der Basis der Gesellschaft. Die Schärfe ist jederzeit gut, in Close-ups sogar sehr gut. Auch Probleme in Randbereichen sind kein Thema. Farben sind etwas entsättigt, der Kontrastumfang ist weitgehend gut, lässt aber in manchen dunkleren Innenraumszenen die letzte Kraft vermissen.
Die Zuschauergeräusche beim Marathon werden räumlich umgesetzt und vermitteln eine schöne Live-Atmosphäre. Der Score kommt ebenfalls schön offen daher und Stimmen sind perfekt eingebettet. Die zwei Explosionen werden eher aus der Entfernung gezeigt, aus der Sicht von Jeffs Ex Erin. Deshalb kommen sie zwar mit Nachdruck, aber ohne brutale Vehemenz ins Heimkino (10’35). Dafür wird das darauf folgende Chaos aus Stimm-Wirrwar und Polizei-Sirenen authentisch transportiert.

Bonusmaterial

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Die Arbeit mit den Prothesen ist anstrengend und kräftezehrend

Das Featurette „Glaube, Liebe, Hoffnung“ im Bonusmaterial von Stronger läuft gut eine halbe Stunde und fängt den Geist der Produktion, der Geschichte wunderbar ein. Natürlich kommt Jeff Bauman selbst zu Wort. Er und Gyllenhaal beschreiben, wie viel Respekt sie voreinander hatten – jeder auf seine Weise.

Fazit

Stronger schildert nicht nur ein dramatisches Schicksal auf beeindruckend lebensbejahende Weise, sondern blickt auch tief in die Seele seines Protagonisten und derer, die sich um ihn kümmern – ein starkes Drama mit noch stärkeren Darstellern.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 60%
Film: 80%

Anbieter: Studiocanal
Land/Jahr: USA 2017
Regie: David Gordon Green
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Tatiana Maslany, Miranda Richardson, Richard Lane jr., Nate Richman, Lenny Clarke
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 120
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Studiocanal)

Trailer zu Stronger

STRONGER Trailer Deutsch | Ab 19. April im Kino!

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