Stung – Sie werden dich stechen!

Blu-ray Review

Stung - Sie werden dich stechen Blu-ray Review Cover
WVG/E1, seit 26.02.2016

OT: Stung

 


W.espen Angriffe. S.ind P.arty S.masher

Mal was Neues für Fans von mutierten Horrorviechern.

Inhalt

Mrs. Perch und ihr schwer introvertiert-waschlappiger Sohn Sydney laden zur alljährlichen Gartenparty. Paul und Julia sorgen für das Catering und sind entsprechend nervös, weil für Julia die Geschäftsexistenz von diesem Auftrag abhängt. Doch kaum ist die Feier in vollem Gange und die illustre Schar, der sogar der Bürgermeister beiwohnt, hat einen ersten Drink genossen, fallen zigtausende Wespen über die Anwesenden her. Insekten, die schon bald zu riesigen Viechern heranwachsen, weil Sydney das Insektizid für Mamas Pflanzen mit experimentellen Wachstumshormonen aus dem Labor des verstorbenen Papas angereichert hat. Selbst das Verschanzen in der alten Villa der Gastgeberin schützt nicht vor Angriffen der Monster – was will man auch gegen eine Königin unternehmen, die gut fünf Meter groß ist und mit ihren Schneidwerkzeugen ganze Balken zerkleinern kann …?

Eine deutsch/amerikanische Koproduktion mit (bekannteren) US-Darstellern gedreht im direkten Berliner Umland mit praktischen Effekten von mutierten Killerbienen – wenn das kein großer Spaß ist, was dann? Stung – Sie werden dich stechen! ist der erste Feature-Film von Benni Diez, der sich zuvor schon im Visual-Effects-Bereich (Melancholia) einen Namen gemacht hatte. Herausgekommen ist dabei ein herrlich altmodischer Creature-Film, der sich bewusst an das Horrorkino der 80er anlehnt und ein paar irrwitzige Ideen integriert. Wie zum Beispiel der trashige Hammond-Organist mit seinem Instrument, der wirkt, als käme er nicht von dieser Welt. Zweiter Punkt auf der Habenseite von Stung ist seine Besetzung. Das Hauptdarsteller-Pärchen aus Matt O’Leary und Jessica Cook kommt charmant rüber und agiert weit besser als der Durchschnitt in ähnlichen Filmen. Der Besetzungs-Coup schlechthin ist aber, dass die Produktion tatsächlich Clifton Collins jr. und Lance Henriksen nach Berlin bekommen hat. Collins ist als übernervöser Sohn des Hauses grandios witzig und Henriksen in seiner Rolle als alkoholsüchtiger Bürgermeister, der seinen Drink auch unter höchster Not im Geschwirre der Wespen rettet und auf den guten alten Schuhtrick vertraut. Filmisch legt Stung gut 35 Minuten lang wirklich gut los, bevor er sich dann etwas in nicht so ganz gelungener Charaktertiefen-Schilderung bei Akustik-Geklampfe und Klischee-Kriegs-Gelaber verliert. Hier nimmt sich Diez‘ Film ein bisschen zu ernst, um Stereotypen auf ironische Weise zu brechen. Vor dem Finale zieht dann allerdings durchaus etwas Spannung ein, wenn das überlebende Trio unbemerkt aus dem Anwesen zu fliehen versucht. Und wenn nach 70 Minuten das ganze Ausmaß der Mutationen und Verwüstungen im Haus deutlich wird, gibt’s nicht nur eine weitere Steigerung von glitschigen Viecher, sondern auch standesgemäßes Gemetzel in bester Ash-Tradition. Was die Kreaturen angeht, so ist Stung natürlich kein Big-Budget-A-Klasse-CGI-Gewitter, sondern vertraut auf eine überzeugende Mischung aus CGI- und praktischen Effekten. Zwar sind die Riesenviecher im direkten Clinch manchmal als unecht zu erkennen, doch gerade in Sachen Blut- und Splatter überzeugt Stung. Der abgetrennte Kopf auf dem Kauwerkzeug der Drohne während des ersten Außenangriffs oder der Stachel durchs Auge der argentinischen Hausangestellten sehen jedenfalls ziemlich überzeugend aus und werden nicht durch billige, inhomogene visuelle Effekte realisiert. Ebenfalls wirklich gelungen sind die Mutationen der Viecher, das Herausbrechen der Wespen aus den menschlichen Körpern.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Stung wirkt farblich etwas verwaschen. Orange- und Rottöne kommen nicht ganz natürlich rüber und der genutzte Weichzeichner in den helleren Szenen tut sein Übriges zum etwas unnatürlich wirkenden Look. Gut gelungen allerdings sind die Schwarzwerte und Kontraste in den dunklen Szenen – zumindest während der Außenaufnahmen. Die Szenen in den Innenräumen leiden ein wenig unter stärkeren Uruhen – gerade in Bewegungen sowie einem nachlassenden Kontrastumfang. Auch Verfärbungen in Helligkeitsverläufen sind dann zu beobachten (Julias Gesicht 43’32).
Akustisch sind die knarzigen Fluggeräusche der Wespen das erste Highlight in einem recht effektvollen Mix. Auch das grummelige Geräusch vor dem Ausbruch des Insektennests sowie der darauf folgende erste Angriff des Riesenschwarms überzeugen durch zahlreiche driektionale Effekte und hübsche Matsch-Sounds. Auch in Sachen Dynamik punktet Stung. Gerade wenn die Wespen im Haus mit Unterstützung des brachialen Filmscores auf Beutefang gehen und die Königin ihre Drohnen zusammentrommelt (34’00). Das mag alles nicht ultimativ homogen klingen, sorgt aber zumindest für ein lautes Vergnügen.

Bonusmaterial

Stung hält neben verpatzten Szenen noch ein Making of sowie sieben Interviews (unter anderem auch mit Lance Henriksen) bereit. Henriksen erweist sich als entspannter und humorvoller Typ, der die Chance, sich über (ihm ungeliebte) Politiker lustig zu machen, nur zu gerne ergriff. Regisseur Diez erweist sich als Genrefan, der erstaunlich gut englisch spricht. Das gut 20-minütige Making-of integriert zwar auch wieder Schnipsel aus den Interviews, zeigt aber auch wirklich nette und intime Eindrücke von den Dreharbeiten. Dazu macht man sich auch ein bisschen lustig über den Culture-Clash der US-Darsteller, die in Berlin schon Probleme mit der Bestellung beim goldenen M hatten. Extrem witzig wird’s, wenn man die deutschen Produzenten und Filmbeteiligten bei ihrer Location-Suche rund um Berlin beobachtet, wie sie im Hintergrund beinahe Amok laufen, weil’s nicht so geschieht, wie sie es gerne hätten.

Fazit

Stung ist weder Trash noch ein neuer Tarantula – für einen unterhaltsamen Creature-Feature-Abend mit gelungenen Glitsch- und Maskeneffekten reicht’s aber allemal und wird durch die weit über Genre-Niveau liegenden Darsteller zusätzlich über den Durchschnitt gehoben – mal ganz abgesehen vom ku(h)ltigen Ende.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 65%

Anbieter: WVG/E1 Entertainment One
Land/Jahr: USA/Deutschland 2014
Regie: Benjamin Diez
Darsteller: Matt O’Leary, Jessica Cook, Clifton Collins Jr., Lance Henriksen, Cecilia Pillado, David Masterson, Kathleen Renish
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 16

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