Sugarbabes – Mädchen für gewisse Stunden

Blu-ray Review

Sugarbabes - Mädchen für gewisse Stunden Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 07.07.2016

OT: Sugarbabies

 


Finanzspritze

Von Uni-Mädels, die ihre ganz eigene Strategie zur Finanzierung ihres Studiums entwickeln.

Inhalt

Katie ist soeben aus der Provinz nach Washington gekommen, um dort Kunstgeschichte zu studieren. Ihre Eltern haben ihr mit Mühe und Not den Weg zum Studium finanziert und staunen nicht schlecht, als vor der Uni ein Mädel im feinsten Zwirn aus einem ebensolchen Auto steigt. Es scheint so, als wären ein paar der Kommilitoninnen auf Rosen gebettet. Katie findet in Tessa schnell eine Freundin und damit auch Anschluss an eine kleine Mädelsclique. Als Tessa sie eines Abends fragt, ob sie mit ihr und ihrem Freund zu einem Abendessen gehen würde, um dort den feschen James kennenzulernen, sagt Katie nach anfänglichem Zögern zu.  James erweist sich als höflich, charmant und ziemlich gutaussehend – der Abend wird für die junge Studentin auf diese Weise ebenso feucht wie fröhlich. Tags darauf staunt sie dann nicht schlecht, dass ihr 400-Dollar-Kredit beim lokalen Buchladen durch James getilgt wurde. Was Katie erst jetzt erfährt: Tessa und ihre Freundinnen sind auf einer Dating-Seite registriert, über die sie immer wieder reiche (und manchmal ältere) Herren zu „Arrangements“ kennenlernen. Die Herren bekommen eine charmante Begleitung, die Damen profitieren finanziell. Da Katie diese Art des Kontakts ablehnt, will sie James das Geld zurückzahlen. Doch als ihre Dozentin in ihr ein echtes Talent sieht und ihr einen Praktikumsplatz an einer renommierten Auslandsuni besorgt, steht Katie vor einem Problem: Die Reise wird 7000 Dollar kosten – Geld, das sie selbst nicht mal im Ansatz hat – wird sie James um Hilfe bitten?

Zunächst mal ist Subarbabes – Mädchen für gewisse Stunden ziemlich wenig von dem, was sein Titel sowie die Genrekategorisierung „Erotikdrama“ vermuten lassen. Erotik findet hier praktisch nicht statt (sieht man mal von zwei Szenen ab, in denen eine Frau in Unterwäsche zu sehen ist). Auch bedient Monika Mitchells Film keine billigen Klischees vom naiven Unimädchen, das in einen Strudel aus Prostitution, Drogen und Intrigen rutscht – im Gegenteil. Sugarbabes ist erstaunlich versöhnlich angelegt – von vorne bis hinten. Weder ist Tessa eine intrigante Hexe (neudeutsch: Bitch), noch sind die reichen Herren skrupellose Geldsäcke, die ohne Rücksicht auf Verluste die Mädchen benutzen. Sie sind sogar allesamt ziemlich nett und haben teilweise nachvollziehbare Beweggründe für ihr Handeln. Es gibt auch keine überdramatische Krise und bis zu einem gewissen Grad verhalten sich alle Figuren realistisch. Man kann es glauben oder nicht: Sogar die Schauspieler sind gut – nicht bekannt, aber gut. Alyson Stoner in der Rolle der Katie agiert charmant und hat die Sympathien auf ihrer Seite. Selbst wenn das Drehbuch ihr eine unlogische Handlung andichtet, nach der die Glaubwürdigkeit der Geschichte zur Mitte des Films etwas leidet (warum in aller Welt gibt sie 2000 Dollar für ein Geschenk an ihren Vater aus, wenn es ihr zuvor so unangenehm war, das Geld von James zu bekommen?), bleibt der Zuschauer auf ihrer Seite und wünscht ihr das Beste. Auch die „Beziehung“ zwischen Rochelle und Saul, bzw. die Entwicklung in dieser ist nicht vollkommen unrealistisch. Die Darsteller an Stoners Seite wissen ebenfalls zu gefallen: Ob es Katies Eltern sind, die Gruppe der Mädels oder deren Gönner – sie alle agieren über dem sonst üblichen unterdurchschnittlichen Niveau. Und so ist Sugarbabes ein kleines Phänomen, denn er ist deutlich besser als es sein Filmtitel vermuten lassen würde. Sogar die deutsche Synchronisation passt sich dem guten Niveau an und liegt weit über dem, was man in günstigen Produktionen sonst zu hören bekommt. Da kann man am Ende sogar fast drüber hinwegsehen, dass der Tenor des Films grundkonservativ ist und die Story ohne echte Höhepunkte auskommen muss.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Sugarbabes – Mächen für gewisse Stunden ist grundsätzlich recht warm gestimmt, gibt Innenräume in angenehm erdig-braunen Tönen wieder. Die Bildruhe während der gut ausgeleuchteten Szenen ist hoch, selbst auf uniformen Hintergründen gibt es kaum Rauschen oder Korn. Die Schärfe ist in den meisten Close-ups und Halbtotalen gut, die Auflösung während der nächtlichen Vogelperspektiven geht in Ordnung. Tageslichtsequenzen dürften etwas kontraststärker sein, gerade die ruhigen Aufnahmen in Tessas Wohnung zu Beginn überzeugen jedoch mit starken Schwarzwerten. Und manche Einstellungen sind sogar richtig gut, offenbaren eine tolle Raumtiefe und eine sehr gute Ausleuchtung (50’34).
Der eingangs gespielte Song (der für eine günstige Filmproduktion erstaunlich hochklassig ist) kommt überraschend druckvoll und räumlich ins Heimkino. Danach passiert dann nicht mehr viel. Mal abgesehen von den hervorragend verständlichen Dialogen der sehr guten deutschen Synchronisation, die gut verständlich aus dem Center kommen, gibt’s im Verlaufe von Sugarbabes weder direktionale Effekte noch Dynamiksprünge.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Sugarbabes enthält lediglich den Trailer und weitere Programmtipps.

Fazit

Wer sich vom Cover und dem etwas effektheischenden Titel nicht ins Boxhorn jagen lässt, kann mit Sugarbabes einen fast durchweg positiven, wenngleich kaum originellen Nachmittag verleben. Das gilt im Übrigen auch für Zuschauer zwischen 12 und 16, denn die aufgedruckte Altersfreigabe wirkt anhand der gezeigten Bilder und der Story arg übertrieben.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: CA 2015
Regie: Monika Mitchell
Darsteller: Alyson Stoner, Tiera Skovbye, Steve Bacic, Sarah Dugdale, Ken Camroux-Taylor, Keenan Tracey
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 16

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lawyerde

Eine hervorragende und zutreffende Kritik über einen wirklich guten, sogar teilweise biederen Film mit völlig überzogener FSK. Läuft bisweilen u.a. im Freestream bei lge Channels.