Svengali – Das Leben, die Liebe und die Musik

Blu-ray Review

OT: Svengali

Svengali - Das Leben, die Liebe und die Musik Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, 26.06.2014

 


Talentscout

Endlich mal wieder ein richtig guter Musikfilm aus Großbritannien.

Inhalt

Svengali: Eine Person im Hintergrund, die eine andere oder mehrere beeinflusst oder manipuliert – mithin also die korrekte Bezeichnung für Bandmanager.
Ein solcher möchte der Waliser Dorfjunge Dixie gerne werden. Ein neuer Malcolm McLaren oder Brian Epstein. Zu diesem Zwecke hat er sich die nur bedingt talentierte Band „The Premature Congratulations“ auf Youtube ausgeguckt, reist mit seiner vom Reise-in-die-große-Stadt-Virus mitinfizierten Freundin Shell nach London und sucht die Jungs in ihrem runtergekommenen Proberaum auf. Nach einer Runde Bier lassen diese sich tatsächlich auf den Deal ein und wie es einige Zufälle so wollen, sind die „Prems“ tatsächlich bald in aller Munde. Doch das ganze Rockstar-Promoten hinterlässt Spuren bei Dixie und Shell …

Vom Online-Viral zum Film: So schnell kann es gehen, wenn eine Idee an die richtigen Leute herangetragen wird und diese sich für das Projekt begeistern können. Svengalientstand als Internet-Kurzfilm nach einer Idee von Hauptdarsteller Jonny Owen. Gedehnt auf 93 Minuten bleibt der Witz tatsächlich nicht auf der Strecke, sondern wird typisch britisch vermittelt – und das mit einem grandios-nostalgischem Flair. Wie Dixie in seinem ausgelutschten Mod-Parka durch London strömert und für seine Band mit oldschool-Flyern und Klebern Werbung macht, um die Youtube-Hits von 83 auf 11.000 zu steigern, ist im Zeitalter von Musikstreaming und mp3-Dateien erfrischend analog. Owen passt perfekt in seine selbst geschriebene Rolle und wird von einer zauberhaften Vicky McClure flankiert. Am meisten Spaß machen allerdings die zahlreichen exzentrischen Nebencharaktere. Matt Berry als Musikproduzent in Unterhosen ist grandios und Martin Freeman als Plattenladenbesitzer Don ist schon optisch eine Augenweide – seine irren Brillen und Hemden sind der Knaller und seine chronisch miese Laune ist ansteckend witzig.

Der Humor begründet sich neben der charmant-augenzwinkernden Schilderung der Figuren auch aus der genüßlichen und schwarzhumorigen Auseinandersetzung mit dem Musikbusiness und all seinen Gepflogenheiten. Umso beeindruckender, dass er am Ende sogar zu Herzen geht und die sentimentalen Momente ebenso gut gefallen, wie es die spaßigen Sequenzen tun.
Dass Svengali auch im Deutschen funktioniert, ist einer halbwegs gelungenen Synchronisation zu verdanken. Allerdings gleicht es dennoch einem Verbrechen, den Film nicht in der Originalsprache zu sehen. Denn der krasse walisische Dialekt von Dixie und die großartigen Wortgefechte der Figuren kommen im Englischen einfach viel authentischer rüber. Zu allem kommt selbstverständlich die Musik, die scheppernd aus den Lautsprechern dröhnt und echten Rock ’n‘ Roll-Geist versprüht.

Bild- und Tonqualität

Das grundsätzlich sehr ruhige Bild gefällt durch seinen homogenen Eindruck und die überraschend gute Schärfe und Detailzeichnung. Die Farben sind dem Film und der Stimmung entsprechend etwas entsättigt, der Kontrastumfang könnte etwas höher sein. Erstaunlich für einen britischen Film ist das kaum vorhandene Korn.
Akustisch reißt Svengali keine Bäume aus. Wenn Musik dominiert, gehen Stimmen und Dialoge etwas unter und Dynamik entwickelt sich auch nur bedingt. Die deutsche dts-Tonspur klingt ein wenig leiser und dünner als das englische dts-HD-Master-Pendant. Zudem funktioniert die Originalspur aufgrund der größeren Authentizität einfach besser.

Bonusmaterial

Das 36-minütige Making-of von Svengali ist nahe dran, am Geschehen hinter den Kulissen. Von der ursprünglichen Entwicklung der Idee, die auf einem kurzen Internet-Viral basiert hin zum Finden der richtigen Personen, um den Film auf den Weg zu bringen, bis zur aufopfernden Arbeit der für die Band gecasteten Darsteller an der Umsetzung der Musikmomente – kein einfaches Unterfangen für ein paar Jungs, die nur teilweise schon mal ein Instrument in der Hand hatten.

Fazit

„Tommy, can you hear me?“ – nicht nur einmal zitiert Hardwicks Film aus dem großen britischen Popfundus und erinnert in seinen besten Momenten an Quadrophenia. Auch wenn Svengali kein neuer Musik-Meilenstein wird, Spaß und Kurzweil vermittelt er allemal.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: GB 2013
Regie: Johnny Hardwick
Darsteller: Jonny Owen, Vicky McClure, Roger Evans, Martin Freeman, Maxine Peake
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 12

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