Blu-ray Review
OT: Sweet Home
Zwei-Prozent-Räumungsklausel
In Sweet Home wird ein Mietshaus auf ganz individuelle Art und Weise geräumt.
Inhalt
Alicia ist angehende Maklerin und soll als solche Ramon, den letzten Mieter eines geräumten Wohnhauses, zum Gehen überreden. Doch der bleibt stur. Da sie ihren Freund Simon zum Geburtstag überraschen möchte, lässt sie sich von dem fast leer stehenden Gebäude inspirieren und organisiert stattdessen eine Überraschungsparty in einer der Wohnungen. Kaum ist der Abend angebrochen, droht ein Streit zwischen den beiden die Stimmung zu vermiesen, doch bevor es zur Eskalation kommt, findet Alicia Ramon ermordet vor und entdeckt, dass die Killer noch im Haus sind. Zwar kann man die drei Schergen überraschenderweise unschädlich machen, doch deren Verstärkung ist schon unterwegs – und der macht nun wirklich keine Gefangenen …
Das Produzententeam einiger der [Rec]-Teile hat die Atmsphäre der Wohn-Hochhäuser offenbar wirklich gerne, schickt in Sweet Home nun allerdings keinen Zombievirus unter die Bewohner, sondern ein paar rüpelige Eindringlinge. Gut 22 Minuten lang weiß man dabei noch nicht mal so Recht, wohin der Film will, bis eine recht beeindruckende Zeitlupensequenz den Terror im Wohnblock in Gang bringt. Von da an heißt es anschnallen, denn die nächsten 55 Minuten gibt’s nur wenig Zeit zum Durchatmen. Erstaunlisch schnell dezimiert es hier übrigens die bösen Schergen, während die beiden Protagonisten sich als ziemlich wehrhaft erweisen. Allerdings eben nur solange, bis die Verstärkung eintrifft und Sweet Home vom Terrorthriller zum Ultraterrorthriller mutiert. Von da an dürfen die Maskenbildern auch zeigen, wofür sie ihr Geld verdienen und woran sie Spaß haben – jedenfalls weiß der Zuschauer im Anschluss an den Film, welch tödliche und vernichtende Kombination eine Axt und Flüssigstickstoff sein kann. Hauptaugenmerk liegt aber auf der klaustrophobischen Atmosphäre, die noch durch die häufige extreme Dunkelheit und das geschichte Spiel mit dem Licht intensiviert wird. Vorzüglich gelungen sind auch die Schockmomente, die oftmals durch innovative Kamerapositionen eingeleitet werden. Auch die finale Auseinandersetzung zwischen Alicia und dem axtbewehrten Killer weiß durch ihre gnadenlose Art und Weise zu gefallen – ohnehin ist Sweet Home während der letzten 20 Minuten ein herausragend spannender und packender Thriller mit atmosphärischen Regenelementen, cooler Filmmusik und stilsicheren Bildern.
Bild- und Tonqualität
Sweet Home nutzt einen drastischen Gelb-Braun-Filter, der die Stimmung im Wohnhaus bedrohlich und „krank“ wirken lässt. Auch die starke Körnung in den dunkleren Szenen trägt zu dieser Atmosphäre bei, wenngleich das aus technischer Sicht nicht sonderlich schön ist. In Sachen Schärfe kann der Genrefilm dennoch punkten, denn die Nahaufnahmen gelingen plastisch und dreidimensional. Ist der grundsätzliche Look zwar bewusst künstlich, hat man es dennoch geschafft, die blutigen Momente mit einem kräftigen Rot zu versehen. Entsprechend realistisch wirken die Gewaltszenen des Films.
Ein wenig besser noch als das Bild nacht es der Ton von Sweet Home. Gerade die Wetterszenen werden extrem räumlich wiedergegeben und lassen den Zuschauer praktisch im Regen stehen (45’40). Auch die Schockeffekte gelingen und verfehlen ihre Wirkung nicht. Da die Dialoge dennoch gut eingebettet sind, ist der dts-HD-Master-Sound insgesamt ziemlich stimmig und passend umgesetzt.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Sweet Home bietet ein knapp zehnminütiges Making-of, das vor allem auf die Atmosphäre und den Drehort des großen Mietshauses Bezug nimmt und dabei ein paar nette Einblicke aus der Hinter-der-Kamera-Perspektive bietet.
Fazit
Sweet Home – There is no Place Like Home ist zwanzig Minuten lang öde und schlägt dann ganz andere Töne an. Die zweite Hälfte ist Terror pur und dazu noch richtig atmosphärisch – nicht nur für Fans von [Rec] eine gute Genre-Ergänzung.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 25%
Film: 70%
Anbieter: WVG/Splendid
Land/Jahr: Spanien/Polen 2015
Regie: Rafa Martinez
Darsteller: Ingrid García Jonsson, Bruno Sevilla, José Maria Blanco, Eduardo Lloveras, Luka Peros, Mariona Perrier, Oriol ‚Tarro‘ Tarrida
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 80
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)