Blu-ray Review
OT: Symphony of the Wild
Die Klassik in der Fauna
Symphonie der Tiere ragt aus dem Einerlei der Naturdokus deutlich heraus.
Inhalt
1886 schrieb der französische Komponist Camille Saint-Saëns seinen Karneval der Tiere und schuf damit ein augenzwinkerndes Stück Klassik. Bereits häufig wurden Teile der musikalischen Suite für Kammerorchester als filmische Unterstützung verwendet, jedoch hat bisher niemand das getan, was Lesley Hammond und Jenny Walsh nun gemacht haben: Sie haben mit Symphonie der Tiere zweifelsohne eine Tierdokumentation geschaffen. Allerdings gehen die Macher Lesley Hammond und Jenny Walsh einen gänzlich anderen Weg. Nach einer kurzen gesprochenen Einleitung wird hier nicht mehr jedes Verhalten, jeder Schritt und jede Bewegung der Tiere kommentiert oder (noch schlimmer) die Tiere gar vermenschlicht. Ganz im Gegenteil, denn die Bilder sich streitender Koalas oder kämpfender Kängurus bleiben wortlos und wurden lediglich mit der orchestralen Musik vom Karneval der Tiere unterlegt. Zwar sind die animalischen Geräusche mitunter in der Postproduktion dramatisiert worden und passen nicht immer perfekt zum Geschehen, doch das trübt die authentische Stimmung in Symphonie der Tiere kein bisschen. Nach einer knappen Viertelstunde meldet sich dann die Kommentatorin wieder und stellt den Bezug zum Werk von Saint-Saëns her. Akustisch wird die Abfolge der Sätze so abgestimmt, dass sie das Geschehen vor der Kamera lebhaft abbilden – einem hektischen Fischschwarm wird dabei natürlich eine unruhigere Stimmung eingehaucht als einer genüsslich vor sich hin malmenden Giraffe. Ein bisschen schade ist, dass man bisweilen in der Postproduktion die Bewegung der Tiere durch Schnitte, Zeitraffer und Wiederholungen der Musik angepasst hat, um es (etwas bemüht) komödiantisch wirken zu lassen – das hätte Symphonie der Tiere gar nicht nötig gehabt. Was die Bilder angeht, so ist den Tierfilmern bisweilen wirklich Atemberaubendes gelungen: Ob das nun von Baum zu Baum springende Nasenaffen sind, ein Beluga, der sich genüsslich auf dem Meeresboden wälzt oder ob die Kamera parallel einen männlichen Löwen im Sprint begleitet – oft sind das Aufnamen, die man so noch nicht gesehen hat. Australien bietet aber auch eine enorme (und für Mitteleuropäer oft exotische) Artenvielfalt. Wer sich nicht gerade in der Tierwelt beheimatet fühlt, wird die Hälfte der gezeigten Zwei- und Vierbeiner oder Meeresbewohner gar nicht kennen. Und so ist, trotz fehlender Dauer-Erklärungen Symphonie der Tiere auch ein lehrreicher Film, der vielleicht dazu animiert, ein wenig eigene Nachforschungen anzustellen über die Tiere, die man da Bewohnter des Planeten Erde, die man da während der letzten 90 Minuten zu Gesicht bekommen hat.
Bild- und Tonqualität
Leider hält die Bildqualität nicht ganz den hohen Standard der Kameraaufnahmen von Symphonie der Tiere. An vorderster Stelle stehen in Sachen Kritik leider die Farben, die nie ganz natürlich wirken. Gerade auf hellen Bereichen überstrahlen zudem die Kontraste und die Szenerie wirkt immer etwas zu gelb-bräunlich. Auch die Schärfe ist leider nur mittelprächtig und gerade aus größeren Entfernungen gesellen sich deutliche Flimmer- und Konturenruhen hinzu (Zebras bei 25’30). Wenn’s hart auf hart kommt, lassen sich sogar Treppenstufen erkennen und die Unterwasseraufnahmen bleiben doch arg flau – ebenso wie die Szenen brodelnder Lava, denen es an Kontrast mangelt. Akustisch schlägt sich Symphonie der Tiere deutlich besser. Wenngleich hier kaum Dynamikbäume ausgerissen werden, ist zumindest die Räumlichkeit gegeben und die rückwärtigen Lautsprecher werden häufig für entsprechende Effekte genutzt. Der Walgesang im zweiten Drittel des Films scheint von überall her zu kommen und vermittelt eine tolle Atmosphäre. Die kurzen Erläuterungen der Kommentatorin werden gut verständlich über den Centerspeaker wiedergegeben und leisere Instrumentalpassagen kommen relativ fein aufgelöst ans Ohr.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Symphonie der Tiere erwarten den Filmfreund lediglich die Originaltrailer und weitere Programmtipps des Anbieters.
Fazit
Symphonie der Tiere ist ein außergewöhnliches Filmexperiment, das vor allem Freunden von klassischer Musik gefallen wird, die noch dazu ein Faible für Naturfilme haben. Die durchschnittliche Bildqualität trübt den Eindruck leider etwas.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%
Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: AUS 2015
Regie: Lesley Hammond, Jenny Walsh
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: 0