T-34: Das Duell

Blu-ray Review

T-34 - das duell blu-ray review cover
Tiberius Film, 02.10.2019

OT: T-34

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Fritzen klatschen

Russisches Kriegs-Action-Drama, das es mit der Propaganda ein bisschen zu ernst nimmt.

Inhalt

Unterleutnant Iwuschkin ist gerade mit einem Küchenwagen voller heißer Mahlzeiten durch eine Panzer-Front der Deutschen geheizt und hat die Rationen sicher ins Ziel gebracht. Das alleine scheint ihn schon zu qualifizieren, mit einem einzigen Panzer durch die Übermacht der Deutschen zu pflügen. Zwar schlägt er sich mit seinen Kollegen entsprechend tapfer und schaltet praktisch alle gegnerischen Kettenfahrzeuge aus. Am Ende wird er dennoch besiegt und landet im thüringischen Außenkommando Ohrdruf S III, einem Zwangsarbeitslager der Nazis. Während er sich dort störrisch wie eine Ziege verhält, foltert man ihn ab und an, um endlich mal seinen Namen zu erfahren. Doch dann taucht der deutsche Panzerführer Klaus Jäger auf. Eben jener Mann, der ihm schon einmal im Panzergefecht gegenüber stand. Jäger erpresst aus Iwuschkin die Bereitschaft, einen fast zerstörten T-34 aufzubauen, damit er (freilich unbewaffnet) als Übungsziel für die deutsche Panzerdivision dienen darf. Immerhin schätzt man des Russen Können im Kettenfahrzeug und muss selbst ein bisschen Üben, um Hitlers Vorhaben weiterhin umsetzen zu können. Was Jäger nicht weiß: Im Inneren bergen Iwuschkin und seine zusammengewürfelte Truppe ein paar einsatzfähige Granaten. Mit diesen könnte den Soldaten doch tatsächlich die Flucht im Kettenfahrzeug gelingen …

Als kleine Info vorab: T-34 ist mit staatlichen Fördermitteln produziert worden. Und T-34 ist ein Kriegsdrama. Eins aus russischer Sicht – und damit absolut nicht frei von patriotisch geprägter Gesinnung. Das sollte man wissen, um einen gewissen Abstand zu dem einhalten, bzw. einordnen zu können, was man hier zu Gesicht bekommt. Den Russen gefiel’s allerdings, was man anhand von einem Einspielergebnis von rund 10 Mio. Euro Einnahmen am Startwochenende in den dortigen Kinos ablesen kann. Den Produzenten (unter anderem Multimilliardär Leonard Blavatnik) war es mitunter sogar eine Herzensangelegenheit den Film zu drehen und damit den „großen Sieg“ (gemeint ist der Zweite Weltkrieg) zu feiern und das Andenken an die russischen „Helden“ des „großen patriotischen Krieges“ zu wahren. Immerhin ist dieser auch Teil der Geschichte seiner eigenen Familie (Quelle). Was der Film geflissentlich verschweigt (und was ihn deshalb wunderbar in das Weltbild Putins einpasst) sind die gut 26 Mio. Toten (je nach Quelle) auf russischer Seite. Regisseur Sidorov gab indes zu Protokoll, dass er „… die Geschichte des Kriegs in einer Weise erzählen wollte, die die Jugend anzieht, gleichzeitig aber nicht diejenigen verstoßen sollte, die immer noch lebhafte Erinnerungen an den großen patriotischen Krieg haben“ (Quelle). Vielleicht sollte man T-34 deshalb lieber als das betrachten, was Koproduzent Ruben Dishdishyan ihn umschreibt: Als „Fast & Furious“ with tanks!“

Und wenn wir uns das Geschehen dieser Beschreibung folgend rein unter dem Action-Aspekt anschauen? Nun, dann legt T-34 mit einer Sequenz los, die inklusive Bullet-Time so ziemlich alles bietet, was modernes Actionkino ausmacht. Dass die Fluchtsequenz von Iwuschkin hanebüchen und vollkommen absurd gerät, muss man halt akzeptieren. Immerhin versteht Sidorov durchaus, wie man Spannung aufbaut und Atmosphäre liefert. Schon die Szenerie auf den verschneiten Feldern lässt erschauern und das sich an die Intro-Sequenz anschließende Panzer-Duell hat fast etwas von einem klassischen Western. Allerdings übertreibt es Sidorov massiv mit den Zeitlupen-Sequenzen und damit verbundenen CGIs. Dazu nervt das heroische Gekreische der Mannen rund um Iwuschkin. Wirklich intelligente Dialoge hat man ihnen nicht in den Mund gelegt und allzu hochklassig agieren die Darsteller leider auch nicht. Wechselt das Szenario dann ins Arbeitslager, scheut man sich nicht, die Deutschen als dämonische Sadisten zu personifizieren. Schade ist das vor allem um den von Vinzenz Kiefer gespielten Klaus Jäger. War Jäger mit Vollbart im Panzer noch verhältnismäßig neutral und als intelligenter Panzer-Stratege charakterisiert worden, gibt er nun quasi den Unmensch in Person.

Aber auch das wird – ebenso wie die völlig unnötige Romanze mit einer russischen Übersetzerin im Lager – zur Nebensache, wenn nach 80 Minuten wieder die Granaten sprechen. Die effektvolle Flucht vom Übungsplatz zeigt, dass Sidorov tatsächlich versucht hat, einen Fast & Furious mit Panzern zu machen. Wenn das Kettengefährt wie weiland Walter Röhrl durch schick polierte Oldtimer driftet, möchte man den Rallye-Helden mit den Worten „Die wirklich guten Fahrer haben die Fliegen auf den Seitenscheiben“ zitieren. Das ist höchst unrealistisch, höchst übertrieben, macht aber dennoch Spaß. Einzig dieses Zeitlupengeschoss-Bullet-Time-Ding wird derart exzessiv genutzt, dass es schon beim dritten Mal auf die Nerven geht. Sei’s drum: Die Atmosphäre passt, das Timing funktioniert und die Locations sind teils ungewöhnlich, was sie genau deshalb interessant werden lässt. Erstaunlich auch, was man an Gerätschaften für den Film organisieren konnte. Vielleicht auch ein Grund, warum T-34 letztlich in Russland so erfolgreich lief. Und das wiederum ist eine mögliche Erklärung, warum der Kreml Anfang des Jahres 30 alte T-34 im Tausch gegen neueres Arsenal aus Laos zurückholte. Eingesetzt werden sollen sie bei Paraden, in Museen und … bei kommenden Filmproduktionen (Quelle: Verteidigungsministerium der Russischen Föderation).

Bild- und Tonqualität

T-34 hat trotz der langen Laufzeit von fast 140 Minuten und der Komprimierung auf eine BD-25 ein erstaunlich gut aufgelöstes und fast artefaktfreies Bild. Die Schärfe in Close-ups ist bestechend und die Bildruhe ist hervorragend – und das trotz einer Datenrate, die oftmals nicht über maximales DVD-Niveau hinauskommt. Dennoch gelingen Farben prägnant – egal, ob es die gräulich-blaue Szenerie in Russland ist oder die eher in Brauntöne getränkten Szenen, die Thüringen repräsentieren. Schwarzwerte passen ebenso, sodass das einzige Manko der an sich wirklich guten Bildqualität einige Randunschärfen bei Weitwinkel-Aufnahmen (39’58, 52’57) ist.
Schon lange vor den ersten sichtbaren Bildern darf man sich ob der entfernt zu hörenden Granaten-Einschläge und Kämpfe freuen – also akustisch, natürlich. Denn was wäre ein Kriegsfilm über Panzergefechte ohne einen dynamischen Sound? Und den liefert die Blu-ray von T-34. Über die unkomprimierte dts-HD-Master-Spur gelangen die Kampfszenen und Abschüsse der Granaten wuchtig ins Heimkino. Und selbst wenn man immer wieder nur das entfernte Kampfgetümmel hört, bleibt es eine hochklassige Tonspur. In der gut 20-minütigen Panzerschlacht zwischen dem deutschen Tank und dem „Unerbittlichen“ setzt es dann wuchtige Abschüsse und nette Sweeps durch die Zeitlupensequenzen der Granaten. Gleiches gilt für die finale Flucht im T-34, die erneut von dynamischen Actionattacken und dem sehr räumlichen Score begleitet wird.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von T-34 gibt es außer den Originaltrailern und einigen Programmtipps des Anbieters keine Featurettes zum Film selbst.

Fazit

T-34 funktioniert als Kriegs-Action aufgrund der Panzerkämpfe und der Locations ziemlich gut. Inhaltlich sollte man von diesem Propaganda-Film fürs russische Militär aber eine gesunde Distanz wahren – zumal die machohaften Dialoge durchweg zum Weghören sind und das transportierte Frauenbild mehr als fragwürdig gerät.
Technisch überzeugt die Blu-ray mit absolut sattem und dynamischem Sound und einem extrem ruhigen und sehr scharfen Bild.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 10%
Film: 50%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Russland 2018
Regie: Aleksey Sidorov
Darsteller: Alexander Petrov, Irina Starshenbaum, Viktor Dobronravov, Vinzenz Kiefer, Robinson Reichel, Joshua Grothe
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, ru
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 139
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film)

Trailer zu T-34: Das Duell

T-34: Das Duell - HD Trailer

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5 Kommentare
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Steve Kadisha

Eine der unprofesionellsten Rezensionen im Netz. Herr Wolters kann sich nicht entscheiden, ob er einen historischen Dokumentarfilm erwartete oder einen Spielfilm, mithin Unterhaltung. Ergebnis: er kritelt an einem Spielfilm mit den Maßstäben eines Dokumentarfilms herum, setzt pikierte Anführungszeichen, nennt Szenen „unrealistisch“, „höchst übertrieben“. Hallo, time for Russenbashing? Bei „Rambo“ und Co. aus Hollywood und auch bei deutschen Landser-Märchen käme niemand auf solche merkwürdigen Kritik-Ideen. Spielfilme sind Unterhaltung, kein Geschichtsunterricht. Auch T-34 ist nur Unterhaltung und kein Beitrag zum Dokumentarfilmfestival. Eigentlich nicht so schwer.

Heimkineast

Weltkriegsmärchenstunde auf russisch und vermutlich mit den üblichen negativen Nazi-Klischees. Anscheinend wissen die Russen bis heute nicht, dass sie uns nur mit Hilfe der amerikanischen Waffenhilfe namens Lendlease besiegen konnten.

„Herz aus Stahl“ war totaler Müll, habe selten so einen dummen Kriegsfilm gesehen. Ich kann euch „White Tiger“ empfehlen, der ist ebenfalls aus russischer Produltion und auch nicht besonders realistisch, jedoch fand ich ihn zumindest spannend.

Die Zeiten wo es zumindest gelegentlich noch gelungene Kriegsfilme aus Deutschland gab, in denen deutsche Soldaten nicht als dumme Nazis und oder Bösewichte dargestellt werden, wie z.B. in Das Boot oder in Stalingrad, sind lange her und angesichts des politischen und gesellschaftlichen Wandels in den letzten Jahren wohl auch für immer passe. Traurig.

Sen S.

Hier wird im Fazit das transportierte Frauenbild bemängelt.

Wie soll den das sonst gewesen sein in den 40ern des letzten Jahrhunderts??

Ich finde, man sollte nicht gleich aus jeden Film einen emanzen Streifen machen wie Wonder Woman oder auch alles andere, was marvel uns so auftischt seit neusten.

Und nur weil man sich an der bettszene stört, der hat den Hintergrund auch nicht verstanden.

Auf jedenfall hat der Film tausemal mehr Potenzial, als „Herz aus Stahl“