Tao Ji – Ein einfaches Leben

Blu-ray Review

Tao Jie - Ein einfaches Leben Blu-ray Review Cover
Koch Media, 28.08.2014

OT: Tao Jie

 


Lebensabend

Bewegendes Drama um eine Frau, die sechs Jahrzehnte im Dienste einer Familie stand.

Inhalt

60 Jahre sind eine lange Zeit – vor allem, wenn man sie als Kindermädchen und spätere Hausfrau im Haushalt ein- und derselben Familie verbracht hat. Als sein ein junges Mädchen war, wurde Ah Tao von ihrer Mutter weggegeben, weil sie eine zu starke finanzielle Belastung gewesen wäre. Für die Familie Leung und ihre Kinder war sie Mädchen für alles und Ersatzmutter zugleich. Nun, im hohen Alter, bereitet sie Roger, dem Sohn der Leungs, das Essen und kümmert sich um die Katze während der beschäftigte Mann beruflich unterwegs ist. Eines Tages jedoch findet Roger Ah Tao nach einem Schlaganfall in der Wohnung und muss akzeptieren, dass seine Bezugsperson den Weg in den Ruhestand und somit in ein Altenheim wählt. Das ist nicht nur für Ah Tao ein riesiger Schritt, sondern auch für Roger, dem der Kontakt zu ihr fehlt …

Tao Jie – Ein einfaches Leben basiert auf tatsächlichen Ereignissen und schildert vollkommen unaufgeregt die Geschehnisse und die Beziehung zwischen der alternden Hausfrau und ihrem Ziehsohn. Während Regisseurin Ann Hui bei den Aufnahmen von Roger und seinen Arbeitskollegen nahe heran geht, beobachtet sie Ah Tao meist aus der Distanz, behält so die Würde vor der Frau, die ihr Leben dem Dienst für andere verschrieben hatte. Die Tatsache, dass der Film nahezu ereignislos bleibt, schafft Raum für zwei großartige Schauspielleistungen der Protagonisten. Any Lau, der den Roger zunächst schroff wirken lässt, entwickelt mehr und mehr eine innige Verbundenheit zu der alten Dame, die von Laus echter Patentante Deanni Yip dargestellt wird. Yip agiert sensibel, respektvoll und nuanciert – im Verbund mit einem verschmitzten Humor machen Szenen wie die, in der Ah Tao Roger erzählt, er solle eine seiner Freundinnen (die Doktorin) heiraten, unvergesslich. Unglaublich, wie sympathisch Albereien einer alten Dame sein können, wenn sie ungezwungen und natürlich rübergebracht werden.

Natürlich gibt es auch ernste Momente – Szenen, die durchaus an die Nieren gehen. So sind die ersten Stunden/Tage im Altenheim, die in Tao Jie eingefangen werden, mitunter nur schwer verdaulich. Wirklich wohnen möchte man in diesem Heim jedenfalls nicht. Und auch das Thema Tod, das immer wieder (mal am Rande, mal ganz offensichtlich) auftaucht, lässt nicht kalt. Am Ende ist Tao Jie – Ein einfaches Leben ein flammendes Plädoyer für Menschlichkeit und einen Generationenvertrag – womit wir beim größten Manko des Films sind: In China ist eben nicht alles so intakt, wie es Ann Hui in ihrem Film vorgibt. Wäre man böse, könnte man Tao Jie durchaus propagandistische Züge unterstellen – ein süßliches Zurechtbiegen der Tatsachen. Das hinterlässt einen etwas faden Nachgeschmack, den vor allem die Darsteller nicht verdient haben.

Bild- und Tonqualität

Das leicht gelbstichige Bild von Tao Jie – Ein einfaches Leben ist vor allem beständig unscharf. Der Kontrastumfang ist durchschnittlich, die Farben blass und die Grundstimmung ist viel zu hell abgemischt, um in dunklen Szenen knackig zu wirken. Das mag so gewollt sein, sieht aber nicht schön aus.
Akustisch dominiert der Center das Geschehen von Tao Jie. Nur selten kommt überhaupt mal ein Ton aus den Stereolautsprechern, die Surrounds bleiben gleich fast ganz still. Nur während der seltenen Musikeinsätze öffnet sich der Raum ein kleinwenig.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Tao Jie – Ein einfaches Leben hält lediglich den Original- und den deutschen Trailer bereit. Hier wäre es schon schön gewesen, wenn man etwas mehr über die realen Hintergründe des Films erfahren hätte.

Fazit

Tao Ji – Ein einfaches Leben ist ein sensibel inszenierter, vollkommen unaufgeregter und ganz hervorragend gespielter Film über das Leben einer Frau, die bis ins hohe Alter für andere dagewesen ist und nur langsam an sich selbst zu denken beginnt – Arthaus-Kino, das umso schöner gewesen wäre, wenn es gesellschaftspolitisch nicht so fragwürdig wäre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt.): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 5%
Film: 70%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: Hongkong 2011
Regie: Ann Hui
Darsteller: Deannie Yip, Andy Lau, Qin Hailu, Wang Fuli
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, kantonesisch
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 118
Codec: AVC
FSK: 0

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