Tempus Tormentum

Blu-ray Review

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I-ON/Splendid Entertainment, 26.10.2018

OT: Tempus Tormentum

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Zeit zu spielen

Kleiner gemeiner Genre-Bastard aus Kanada.

Inhalt

„Gib einem Mann eine Maske und er wird dir die Wahrheit erzählen“ – der Spruch, denn der fremde Reisende im Diner seines Übernachtungsortes auf einer Tafel zu lesen bekommt, soll ihm bald näher kommen als er denkt. Denn kaum hatte er auf der Toilette des Restaurants eine seltsame Vision, sind drei maskierte Kerle hinter ihm her. Sie folgen ihm in sein billiges Motelzimmer, überwältigen ihn und setzen ihn unter unbekannten Drogen. Fortan ist es an Mr. Mouse – so der Name des Fremden – die Maus zu spielen, während die drei Kerle auf Katze machen und ihn jagen …

Tempus Tormentum gelingt es, den geneigten und aufgeschlossenen Genrefan von Beginn an in den Film zu ziehen. Mit zahlreichen Weitwinkel-Einstellungen und einer Kamerposition, die ausgiebig Gebrauch von angeschrägten Bildern macht, setzt Regisseur James Rewucki auf eine düster-bedrohliche und tendenziell psychologisch-bizarre Atmosphäre. Noch unterstrichen wird dies durch die ziemliche Dialogarmut. Man muss den Bildern folgen, um nach und nach vermittelt zu bekommen, wer dieser Mr. Mouse ist und was die Verfolger von ihm wollen. Aber selbst dann bleibt die Hauptfigur schemenhaft. Vor was war er vor der Ankunft in dieser Stadt auf der Flucht? War oder ist er drogensüchtig (wie es kleinere Visionen seinerseits nahelegen)?
Tempus Tormentum ist ohne Zweifel günstig produziert. Ganze zehn Frauen und Männer arbeiteten hinter der Kamera, von denen wiederum einige auch Darsteller-Rollen übernahmen. Doch oft sind gerade die finanziell limitierten Filme die interessantesten. Gerade, wenn Regisseur und Darsteller in der Lage sind, einer eher dünnen Story (wie dieser hier) durch Atmosphäre und leidenschaftliches Spiel Leben einzuhauchen. Die psychedelische Kolorierung des Films, seine vernebelten und schrägen Einstellungen, die sägende und mit 70er-Jahre-Synthie-Klängen unterlegte Filmmusik; dazu noch ruckelnde Bilder vorbeiziehender Objekte – das hat man in der Form schon länger nicht mehr gesehen.

Gut, wer Slipknot mag, der wird sich vor den drei Schergen mit ihren Gummimasken kaum gruseln, aber zur Stimmung trägt das Outfit definitiv bei. Zumal die vier Hauptdarsteller ihren Job ziemlich gut erledigen – jedenfalls weit vom sonstigen hölzernen C-Movie-Touch entfernt. Tyhr Trubiak (Der Fluch von Chucky) ist gerade deshalb gut gewählt, weil er eigentlich ein Berg von einem Kerl ist. Dass so ein stämmiger Typ zum wehrlosen Opfer seiner maskierten Verfolger wird, lässt den Zuschauer ebenfalls schutzlos zurück – wenn der muskulöse Typ da auf der Leinwand schon keinen Ausweg weiß, wie sollte man sich dann selbst retten?
Tempus Tormentum mag kein durchweg sehr guter Film sein, dafür lässt er zu Vieles offen und leidet dann doch an der dünnen Story. Aber er wirkt. Neben der oben angesprochenen Kameraarbeit sind das vor allem die Schauplätze: Vom schmierigen Motelzimmer über ein runtergekommenes Diner, eine alte Kirche oder verlassene Lagerhallen mit rostigen Rohren – für das begrenzte Budget hat man hier für echte Abwechslung gesorgt. Das tut dem Film aber auch ganz gut, denn 82 Minuten wollen eben auch gefüllt werden, wenn ein Kerl vor drei anderen Kerlen davonläuft.
Übrigens: Dass Rewucki gerne ausgiebig im drogengeschwängerten Genrefilm wildert, zeigen im Übrigen Zitate wie die alte Schreibmaschine in Mr. Mouse‘ Motelzimmer – sofort werden Erinnerungen an Lynchs Naked Lunch wach.

Bild- und Tonqualität

Wie schon oben beschrieben, ist das Bild von Tempus Tormentum stark stilisiert. Mal ist es in heftige Grünfilter getaucht, die kaum andere Farben zulassen (Diner zu Beginn), mal sieht man vor blauem Licht kaum etwas anderes. Während das noch Stilmittel ist, sind die durchweg miesen Schwarzwerte leider technisch schwach. Auch die Schärfe ist dauerhaft maximal mittelprächtig und
Akustisch liefert die Blu-ray zwei spuren in dts-HD-High-Resolution-Kodierung, die zwar nicht oft dynamisch oder räumlich werden, aber die wenigen Effekte durchaus gezielt einsetzen. So hört man bspw. das Tippen auf der Schreibmaschine aus allen Speakern und das fiepende Feedback-Geräusch kommt unangenehm aus den Rears (16’45). Dialoge erhalten in den drogengeschwängerten Szenen zudem einen leichten Nachhall, wohingegen der Straßenkreuzer der drei Terror-Typen wesentlich mehr Druck hätte liefern dürfen. Ziemlich weiträumig hallen dann wiederum die Stimmen in den Szenen wider, die in der Fabrikhalle spielen. Losgelöste Stimmen liefern dann echte, direktionale Effekte (28’40).
Und der sägend-bohrende Score tut sein Übriges dazu, dass der Sound recht gelungen ist.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Tempus Tormentum befindet sich auf der Disk lediglich der Originaltrailer.

Fazit

Tempus Tormentum bricht mit gängigen Sehgewohnheiten im Horror-Thriller-Genre. Man muss sich einlassen auf diesen psychedelischen Trip, in dem nur wenig gesprochen wird, dafür ausgiebig bedeutungsschwanger gefilmt wurde.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 65%

Anbieter: I-ON/Splendid Entertainment
Land/Jahr: Kanada 2018
Regie: James Rewucki
Darsteller: Tyhr Trubiak, Virine Bahadoosingh, Dan Grapko, Marc Greene, Chris Hodgson
Tonformate: dts HD-High Resolution 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 82
Codec: AVC
FSK: 18

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt beim Anbieter Splendid)

Trailer zu Tempus Tormentum

Tempus Tormentum - Trailer

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