Blu-ray Review
OT: Aterrados
Stimmen
Paranormaler Gruselthriller aus Argentinien.
Inhalt
Als Clara sich in ihrer Küche dem Abfluss nähert, hört sie seltsame Stimmen aus der Küchenspüle. Stimmen, die scheinbar davon sprechen, sie zu töten. Als ihr Mann nachts von pochenden Geräuschen geweckt wird, stellt er fest, dass Claras Leiche im Badezimmer schwebend immer wieder von einer unsichtbaren Kraft gegen die Wand geschleudert wird. Auch Walter, der in nebenan wohnt, kämpft mit übernatürlichen Ereignissen. Fast jede Nacht bewegen sich seine Möbel von unsichtbarer Hand. Um das nachzuweisen, stellt er nachts eine Videokamera auf und sieht auf der Aufzeichnung eine große, dünne und nackte Gestalt unter dem Bett hervorkommen, die sich im Kleiderschrank versteckt. Gegenüber ist es Alicia, die um ihren kleinen Sohn trauert, der vor Walters Haus überfahren wurde. Ihr Ex-Freund zieht einen paranormalen Ermittler hinzu, der den toten Jungen am Küchentisch sitzen sieht. Jano trifft kurz darauf mit Mora zusammen, eine paranormale Ermittlerin, die Walter treffen wollte, der aber wiederum verschwunden ist. Gemeinsam kommen sie einer Sache auf die Spur, die ihnen die Haare zu Berge stehen lässt …
Der argentinische Horrorfilm hat vielleicht noch keine Legenden produziert, sehr wohl aber kleine und feine Highlights. Dazu gehören die Anthology Terror 5, der Giallo Francesca oder der Backwood-Horrorthriller What the Waters Left Behind vom selben Regisseur. Demián Rugna hatte sich zu Beginn der 2000er Jahre vor allem mit Kurzfilmen einen Namen gemacht, was gerade im Horrorgenre alles andere als unüblich ist. Mit Terrified legte er 2017 seinen dritten Langfilm vor, der in der Folge einige Preise einheimsen und auch prominente Regisseure vollauf überzeugen konnte. So gewann Terrified den Preis für den besten Horrorfilm beim Fantastic Fest und provozierte keinen Geringeren als Guillermo del Toro zur Absicht, ein Remake zu produzieren. Dabei war es eine lange Geschichte, die der Realisierung von Rugnas „Baby“ vorausging. Eigentlich hatte der Regisseur bereits mit der Hoffnung abgeschlossen, vom Filmemachen leben zu können und war über acht Jahre lang an den Pforten verschiedener Produktionsstudios mit seiner Idee abgeblitzt. Basierend auf dem während seiner Schulzeit entstandenem Kurzfilm Tiene Miedo (hier im Bonusmaterial enthalten) entwickelte der Regisseur die Geschichte weiter und vertraute trotz der zahlreichen Absagen auf seine Story. Gegenüber dem Short-Movie addierte Rugna zwei weitere Geschichten, legte das Drehbuch dann aber längere Zeit auf die Seite. Zwei Misserfolge im Horrorfach und einen im Komödienbereich später hatte der Filmemacher nur noch wenig Hoffnung, überhaupt einen weiteren Film zu drehen. Als man ihm dann die Möglichkeit bot, Terrified doch noch zu verfilmen, geschah das möglicherweise auch deshalb, weil US-Pendants wie Paranormal Activity oder The Conjuring so erfolgreich für weltweiten Grusel sorgten.
Rugna allerdings empfand, dass er nun (obwohl seine Story schon weit früher erdacht wurde) zu spät käme und verband wenig Hoffnung mit der Realisierung des zuvor so ungeliebten Projekts. Umso stolzer ist er heute auf sein Werk. Und das darf er wahrlich sein. Denn Terrified macht etwas, das man vielen Filmen anlasten kann, hier aber für frühzeitigen Schauer sorgt: Er nimmt sich nicht viel Zeit für ellenlange Einführungen. Es dauert keine fünf Minuten, bis die erste Spannungskurve eingeläutet wird und auch beim Wechsel in Walters Haus nach nicht einmal 15 Minuten wird sehr schnell Thrill erzeugt. Über die Figuren erfährt man derweil erst einmal nicht sonderlich viel. Und es scheint zunächst auch keine Protagonisten zu geben. Dafür umso schaurigere Momente, wenn erstmalig das nackte Wesen gezeigt wird. All jene, die sich vor den einzelnen Gruseleffekten in Shyamalans Signs gefürchtet haben (der Autor dieser Zeilen eingeschlossen), werden hier zahlreiche Déjà-vus erleben (und es erneut mit der Angst zu tun bekommen). Die Tatsache, dass der Film dabei in den Zeiten hin- und herspringt, tut dem Ganzen gut. Denn da Terrified auf einer Kurzgeschichte basiert und Regisseur Rugna noch weitere Storys drumherum schreiben und integrieren musste, haftet der Sache eine Tendenz zum Episodenhaften an. Die Verwebung gelingt allerdings aufgrund der Zeitsprünge erstaunlich gut und wirkt der episodenhaften Struktur entgegen.
Während der Geschichte um den verstorbenen Jungen zieht sich das Ganze allerdings auch merklich und man merkt, dass Rugna hier Zeit aufwenden musste, um die Story entsprechend in Gang zu bringen. Die Konzentration auf die zwei Ermittler und die Parapsychologin verlangsamt das Tempo merklich. Erst wenn diese im Hause von Walter nach und nach ebenfalls unerklärliche Phänomene widerfahren, zieht das Spannungsniveau wieder an. Allzu viele Hintergründe werden aber auch dann noch nicht offenbart. Auch das etwas hölzerne Schauspiel des Quartetts knabbert am Unterhaltungswert, während die Kreatur(en) nicht nur fantasievoll umgesetzt, sondern auch visuell überzeugend aufbereitet wurden. Make-up, Bewegungsgestaltung und Verrenkungen – das wirkt gerade im Dunkeln geschaut durchaus creepy. Abgesehen von der passenden Atmosphäre, dem gelungenen Setdesign und den praktischen Kreatureneffekten fehlt es am Ende aber an Zusammenhängen und mehr Hintergründen zu den paranormalen Vorgängen. Man muss ja nicht alles erklärt bekommen, aber hier bleibt doch arg viel offen.
- Hochwertiges Mediabook
- enthält den Film auf Blu-ray und DVD
- 16-seitiges Booklet mit Einführung von Regisseur Demián Rugna
- Diverse Featurettes: Making of, Probeaufnahmen, Storyboard-Vergleich Audiokommentar von Regisseur Demián Rugna
- Musik-Score
Bild- und Tonqualität
Auch wenn man es kaum glauben mag: Terrified wurde digital gedreht. „Kaum glauben“ deshalb, weil das digitale Material derart mit einem Fake-Korn überzogen wurde, dass man wirklich von einem sehr grieseligen Eindruck sprechen darf. Dass es sich um nachträglich hinzugefügtes Korn handelt, erkennt man am inorganischen Verhalten, das mitunter stehende Rauschmuster produziert und auch schon mal kurz einfriert oder für zwei Frames den exakt gleichen Inhalt zeigt. Dazu ist das Encoding nicht sonderlich berauschend (okay, sorry für den Kalauer) und zeigt die Körnung nicht sehr homogen. Welche Kamera hier zum Einsatz kam und ob ein 2k- oder 4K-DI genutzt wurde, war nicht in Erfahrung zu bringen. Ebenso auffällig wie das Rauschen ist die Farbgebung, die während der dunkleren Innenraumszenen in ein deutliches Gelb getaucht wurde. Das verleiht dem Geschehen einen kränklichen, aber recht atmosphärischen Look. Außenaufnahmen sind sehr neutral, bis ein wenig kühl(er) geraten, was einen Gegenpol zu den warmgelben Moment aus der Beschreibung oben bietet. Zeiht man das wenig gelungene künstliche Korn ab, ist die Auflösung und Schärfe dahinter eigentlich ganz gut. Details auf Gesichtern werden gut herausgearbeitet und auch Objekteinzelheiten kommen scharf rüber. Der Schwarzwert leidet etwas unter der Farbgebung und geht nie wirklich bis in den Keller hinab. Schwarz ist oft eher gräulich und nicht richtig satt. Deshalb dürfte der Kontrastumfang insgesamt auch etwas höher sein. Helle Bereiche reißen allerdings nicht aus und behalten Zeichnung. Hier und da gibt’s objektivbedingte Randunschärfen, was aber nicht drastisch ins Gewicht fällt. Akustisch warten zwei DTS-HD-Masterspuren in deutscher und spanischer Sprache. Und beide schlagen sich recht gut. Die Surrounds werden erstmals richtig aktiv, wenn der Filmtitel eingeblendet wird und sich ein paar Soundeffekte auf die Kanäle verirren. Das Poltern, das nach gut sieben Minuten das Schlafzimmer mit dumpfen Geräuschen füllt, kommt authentisch und gruselerregend rüber und die immer wieder eingestreuten Geräuscheffekte lassen die Atmosphäre noch dichter werden. Großartig ist das Tackern der Uhren bei 13’30, das sich auf die einzelnen Speaker verteilt und die Schritte mit den nackten Füßen kurz darauf sind richtig schaurig. Erstmals richtig dynamisch wird’s nach etwas über 53 Minuten, was allerdings noch im Rahmen bleibt und weder Subwoofer noch Mainspeaker über gewisse Maße hinaus fordert. Dennoch gibt es vom Moment der Arbeitsaufnahme der paranormalen Ermittler mehr akustische Jumpscares, was den Film auch tonal etwas öffnet. Allerdings erreicht das zu keiner Zeit Referenzcharakter und bleibt auch im Rahmen eines Horrorfilms etwas hinter den Möglichkeiten zurück. Gerade die röchelnden Geräusche der Kreatur hätte man noch aggressiver und räumlicher verarbeiten können. Die Stimmen der hochwertigen Synchro bleiben jederzeit gut verständlich und stehen akzentuiert auf dem Center.
- Hochwertiges Mediabook
- enthält den Film auf Blu-ray und DVD
- 16-seitiges Booklet mit Einführung von Regisseur Demián Rugna
- Diverse Featurettes: Making of, Probeaufnahmen, Storyboard-Vergleich Audiokommentar von Regisseur Demián Rugna
- Musik-Score
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Terrified beginnt mit einem Audiokommentar von Regisseur Rugna , der auf englisch gehalten ist, aber nicht untertitelt wurde. Da er leider akustisch wirklich übel klingt, muss man sich sehr anstrengen, etwas zu verstehen. Es folgen neben den Trailern zwei Behind the Scenes, die vier und 13 Minuten lang laufen. Allerdings ist man danach nur bedingt schlauer. Zum einen ist es wirklich ein unkommentierter Blick hinter die Kulissen, der auch ohne Untertitel auskommen muss und oft unscharfe oder (bewusst) wackelige Bilder liefert. Im zweiten (längeren) Part gibt’s aber immerhin ein paar Aufnahmen der Make-up-Erstellung, was recht eindrücklich ist. Es gesellt sich ein vierminütiger Storyboard-Vergleich hinzu und noch einmal fünf Minuten an Probeaufnahmen ergänzen das Material. Mit Tiene Miedo gibt’s dann noch den zweiten Kurzfilm, den Regisseur Rugna je gedreht hat als Bonus. Die bescheidene Bild- und Tonqualität ist der Tatsache geschuldet, dass es offenbar die einzige noch existierende Fassung des Film ist. Knapp 12 Minuten Soundtrack komplettieren das Angebot. Das Mediabook hält noch 16 Seiten mit Fotos und ein paar Infos über den Film und seinen Regisseur parat.
Fazit
Terrified ist ein durchaus beachtenswerter Grusler, der in einer Phase erdacht wurde, als die paranormale Welle in den USA noch gar nicht richtig in Fahrt gekommen war. Aus heutiger Sicht sind einige Ideen deshalb bekannt und kommen beim Betrachten nicht mehr sonderlich spktakulär vor. Allerdings muss man zugute halten, dass Rugnas Ideen bereits Jahre zuvor in seinem Kurzfilm angelegt waren. Wie in vielen anderen Fällen auch, merkt man, dass der Kurzfilm-Grundlage noch weitere Inhalte hinzugefügt wurden, die nicht immer so richtig zu passen scheinen. Dennoch dürfen geneigte Gruselfans hier einen Blick wagen. Beim Bild wirkt das künstliche Korn etwas irritierend, während der Ton zwar recht räumlich agiert, aber unter den Möglichkeiten des Genres bleibt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 60%
Film: 65%
Anbieter: Pandastorm
Land/Jahr: Argentinien 2016
Regie: Demián Rugna
Darsteller: Norberto Gonzalo, Maximiliano Ghione, Elvira Onetto, Agustín Rittano, Demián Salomón, George L. Lewis, Julieta Vallina
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, sp
Untertitel: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 88
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Pandastorm)
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Trailer zu Terrified
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Danke für die Rezension. Apropos Horror. Wird „Rosemary´s Baby“ auch noch rezensiert? Ist vor ein paar Tagen auf UHD erschienen.