The 100 – Die komplette erste Staffel

DVD Review

The 100 - die komplette erste Staffel Season 1 DVD Review Cover
Warner Home, seit 29.10.2015

OT: The 100


Re-Okkupation

Sci-Fi meets Survivaldrama in der ersten Staffel von The 100.

Inhalt

Das 31. Jahrhundert: 97 Jahre ist es her, dass eine nukleare Katastrophe die Erde vernichtete und nur wenige Menschen sich auf insgesamt 12 Raumstationen retten konnten. Diese wurden im Laufe der Jahre zu einer Arche zusammengefasst, doch der ARK geht die Puste aus und damit sind alle Generationen auf ihr zum Tode verdammt. Es sei denn, man kann die Erde doch wieder bewohnbar machen. Um das herauszufinden, schicken die verantwortlichen Regierenden um Kanzler Thelonious Jaha 100 jugendliche Delinquenten auf den blauen Planeten. Womit Jaha und seine Crew nicht rechnet: Einmal auf der Erde angekommen, entwickeln sich starke Dynamiken zwischen den Unter-18-järigen. So meutern die „echten“ Verbrecher gegen die Priviligierten und setzen ihre neue Freiheit in eine Quasi-Anarchie um. Doch auch auf dem einstigen Heimatplaneten warten Überraschungen, mit denen keiner rechnete und die bisweilen tödlich enden …

Als Mischung aus Battlestar Galactica und LOST wollen die Macher von The 100 ihre Serie verstanden wissen. Um dieses Vorhaben zu untermauern, haben es auch direkt mal zwei Darsteller aus den jeweiligen Serien in diese Show geschafft: Henry Ian Cusick, der als Desmond jahrelang immer die gleichen Zahlen in einen Rechner auf der Schwan-Station eingeben musste, gibt hier Ratsmitglied und Vizekanzler Marcus Kane. Und Allesandro Juliani, der Felix Gaeta aus der Sci-Fi-Serie, taucht als Sinclair auf. Neben den genannten Vorbildern mischt sich auch noch ein wenig Herr der Fliegen unter das Thema, wenn sich im ersten Moment der Ankuft auf der Erde schon abzeichnet, dass es zwei Lager gibt, in die sich die jungen Menschen auf der Erde spalten. Davon ab versucht The 100 erst gar nicht, seine Charaktere sorgsam einzuführen, sondern schmeißt Zuschauer und Figuren ohne zu zögern mitten ins Geschehen. Dass die Logik dabei von Beginn an brüchig ist (welche Regierung würde schon Verbrecher alleine irgendwohin schicken, wo eventuell die Zukunft der Menschheit zu sichern ist), scheint gerade bei Sci-Fi-Serien aktuell Usus zu sein. Die Zielgruppe der bis 20-jährigen wird’s nicht stören. Leider ist The 100 tatsächlich für ältere Erwachsene nur bedingt geeignet. Die Intrigen, die auf der ARK geschmiedet werden, haben etwas von Weltraum-Dallas und trotz ansehnlicher Effekte bei den Weltraumszenen und jenen der Arche, stören die mitunter billigen Monstereffekte auf der Erde. Für die erwachsenere Generation sind also vor allem älteren Darsteller an Bord der Weltraumstation interessant – und das nicht nur, weil man sie schon aus anderen Serien (neben LOST und Battlestar Galactica bspw. auch Grey’s Anatomy) kennt, sondern weil deren Schauspiel einfach besser ist als jenes der jungen Erdankömmlinge. Abseits dieser Kritik gibt es durchaus Dinge, die The 100 nicht nur aufgrund ihrer Idee zu einer interessanten und unterhaltsamen Serie werden lassen. So ist der Actionanteil beispielsweise recht hoch, was immer wieder für rasante Szenen sorgt. Auch die Atmosphäre auf der verseuchten Erde ist stimmg, der Urwald sorgt für eine dichte Stimmung. Ebenfalls Mühe geben sich die Macher mit der Entwicklung der Figuren, denn die findet in der Tat statt. Ab der dritten Episode, die auch die Geschichte von Clarkes getötetem Vater erzählt, wird die Serie entscheidend vielschichtiger und überraschender. Spätestens mit dem Ausbruch des Konflikts zwischen den ARK-Jugendlichen und den Groundern nimmt dann auch die Dramatik zu, die in einem starken und actionreichen Finale gipfelt, das eine noch viel größere Überraschung für die zweite Season parathält.

Bild- und Tonqualität

Wir schreiben das Jahr 2015 und schauen eine Serie, die 2013 erstmals das Licht der Welt erblickte. Mithin befinden wir uns also im Jahr Sieben nach Einführung der Blu-ray … und bekommen The 100 tatsächlich nur auf DVD präsentiert. Das ist nicht nur ärgerlich, weil die technischen Möglichkeiten für eine Serie, die auch von ihrer Optik lebt, nicht genutzt wurden, sondern streng genommen ein Armutszeugnis für Anbieter Warner. Lief die Show sogar im deutschen Fernsehen schon mit einem respektablen Erfolg, hielt man es offenbar nicht für nötig, entsprechendes Geld in eine HD-Veröffentlichung zu investieren. So muss man mit einem Bild vorlieb nehmen, das aufgrund der geringen Datenrate (maximal 4,5 Mbit/s) und der langen Laufzeit jeder einzelnen Disk, ziemlich soft und unscharf geraten ist. Dazu ist es ziemlich verrauscht, was in dunklen Szenen sogar noch zunimmt. Dunkel ist im Übrigen ein gutes Stichwort, denn oft ist es in The 100 einfach zu düster.
Beinahe noch unverständlicher ist die Tatsache, dass man in The 100 auch noch auf einen Surroundsound verzichten muss. Kommt die Serie im Englischen noch mit 5.1-Dolby-Digital, blieb der deutschen Version ein antiquitiertes Stereo-Format aus VHS-Zeiten. Ich mag an dieser Stelle gar nicht zurückrechnen, wie lange es schon die diskrete Mehrkanaltechnik gibt, um nicht noch verärgerter zu sein. Auf diese Art und Weise vermiest die schwache Technik des DVD-Outputs das Geschehen über die Maßen. Oder, anders gesagt: Gäbe es die Serie auf Blu-ray und mit Mehrkanalsound, wäre das Erlebnis durchaus intensiver.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The 100 findet sich ein Audiokommentar zur letzten Episode sowie ein viertelstündiges Q&A von der Comic Con in San Diego 2013. Auf der letzten Disk versammeln sich dann insgesamt vier Featurettes unter dem Motto „Creating the World of“. „In the Beginning“ konzentriert sich auf die Story und darauf, was die einzelnen Darsteller dazu brachte, mitzumachen. „The Ark“ kümmert sich selbstredend um die Weltraumstation und um deren Produktionsstil, den der Designer eher im wissenschaftlichen denn im militärischen verwurzelt wissen wollte. „A New Earth“ beschäftigt sich mit den Drehorten (häufig der Norden von Vancouver) der „neuen Erde“ und geht auch auf einige der CGI-Effekte ein. „Grounders, Reapers and Mountain Men“ letztlich zeigt, wie die unterschiedlichen Kostüme und Outfits den einzelnen Gruppen angepasst wurden. Die Klamotten der 100 mussten dabei natürlich deutlich unterschiedlich von jenen sein, die die Grounders oder auch die ARK-Bewohner selbst tragen. zwei deleted Scenes runden das Angebot ab.

Fazit

The 100 leidet zunächst unter klischeehaften Figuren, bescheuert eingestreuten Popsongs (bei der Landung der 100 läuft allen Ernstes „Radioactive“ von den Imagine Dragons), wird nach dem ersten Drittel aber nach und nach besser, vielschichtiger und packender – selbst für Erwachsene über 20 Jahre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 50%
Film: 65%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Diverse
Darsteller: Eliza Taylor, Bob Morley, Paige Turco, Marie Avgeropoulos, Devon Bostick, Christopher Larkin, Thomas McDonell, Sachin Sahel, Kelly Hu, Henry Ian Cusick, Lindsey Morgan, Isaiah Washington
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 522
Codec: AVC
FSK: 16

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