Blu-ray Review
OT: Den 12. mann
„Willkommen im Hotel Savoy“
Harald Zwar kehrt in seine Heimat Norwegen zurück, um einen Film über die Operation „Martin Red“ und die direkten Folgen anhand des norwegischen Nationalhelden Jan Baalsrud zu inszenieren.
Inhalt
Von britischen Offizieren ausgebildet bekommen zwölf norwegische Freiheitskämpfer im März 1943 den Auftrag, mit einem kleinen Fischerboot voller Sprengstoff in See zum Stechen, um in der Heimat den von den Deutschen besetzten Flughafen von Bardufoss zu sprengen. Ein Missverständnis führt jedoch zum Verrat und das kleine Boot wird von den Nazis angegriffen und zerstört. Elf Männer werden gefunden, gefangen genommen, gefoltert und ermordet. Einem jedoch gelingt die Flucht: Jan Baalsrud. Er flüchtet in die verschneite Landschaft und erhält immer wieder Hilfe von norwegischen Landsleuten. Mehrfach ist er dem Tod näher als dem Leben, muss später vier Wochen in einer Schneehöhle verbringen, sich mehrere Zehen amputieren und dann doch „zu Fuß“ in Richtung Schweden wandern, um sich zu retten …
Jan Baalsrud ist in Norwegen bekannt wie ein bunter Hund, um mal eine abgegriffene Metapher zu nutzen. Wie Regisseur Zwart im Bonusmaterial schildert, weiß schon jedes kleine Kind ihn als Beispiel zu nehmen, wenn es ihm Winter kalt ist und man friert. Nun hat sich Zwart, der einige Jahre in Hollywood aktiv war und dort unter anderem Karate Kid und Chroniken der Unterwelt gedreht hat, der Story angenommen und wollte sie erstmals „richtig“ erzählen. Denn wie man Zwarts Aussagen entnehmen kann, war Baalsrud wohl selbst immer unzufrieden damit, dass man ihn als Held verklärt hat. Helden, so meinte er, seien diejenigen, die ihm immer wieder geholfen haben, als er selbst mehr tot als lebendig war. Um die Spannung 1:1 auf den Betrachter zu übertragen, schickte Zwart seine Darsteller (auf deren eigenes Verlangen) in die widrigsten und kältesten Umgebungen, die man finden konnte. Diese Entschlossenheit sieht man den Protagonisten durchweg an. Das gilt sicherlich für Thomas Gullestad, der für The 12th Man massiv an Gewicht verlor, um authentisch zu wirken – das gilt aber auch für Jonathan Rhys Meyers, der als dämonischer Gestapo-Chef Kurt Stage keinen Zweifel daran lässt, den Gesuchten unter allen Umständen finden zu wollen. Wenn Rhys Meyers sich selbst ins Eiswasser begibt, um nachzuweisen, dass es möglich ist, 12 Minuten dort zu verbringen, ohne zu sterben, bekommt man als Zuschauer spätestens Respekt für seine leidenschaftliche Vorstellung.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von 12th Man nutzt bisweilen deutlich stilisierte Einstellungen, in denen helle Bereiche bewusst zum Überstrahlen gebracht werden. Außerdem sind viele Close-ups absichtlich weich gehalten. Gerade die Szenen mit Rhys Meyers zu Beginn zeigen diese Stilmittel. Ansonsten zeichnet sich das Bild durch eine relativ hohe Laufruhe aus, die lediglich in dunklen Szenen etwas nachlässt, wenn es drastisch dunkler wird. Farben sind durchweg etwas geringer gesättigt und tendieren auch ein wenig in die kühlere Richtung.
The 12th Man beginnt akustisch äußerst effektvoll und absolut dynamisch. Wenn die MGs ihre Salven abfeuern, fetzt es nur so um die Köpfe des Zuschauers. Auch der Druck, der durch Explosionen und den wuchtigen Filmscore erzeugt wird, die Leuchtgeschosse, die von den Deutschen abgeschossen werden (7’30) – das macht alles richtig Spaß und sorgt für ein außergewöhnlich lebhaftes Ereignis im Heimkino. Und wenn später noch mal ein deutscher Flieger aufkreuzt, wird’s richtig heftig (ab 49’00). Da die Dialoge durchweg ebenfalls gut eingebetet sind, ist der Tonsektor trotz (nur) dts-HD-High-Resolution ein absolutes Highlight.
Bonusmaterial
Das Behind the Scenes, das im Bonusmaterial von The 12th Man zur Auswahl genutzt werden kann, besteht vielmehr aus diversen kurzen Interview-Schnipseln mit Regisseur Zwart und den Produzenten des Films. Dennoch erfährt man hier einige, wirklich interessante Details zum Hintergrund der Story.
Fazit
The 12th Man ist ein Beispiel für das, was Menschen in einer Zeit zu leisten imstande waren, als Solidarität noch keine Floskel war und Hilfsbereitschaft über eine Facebook-Spendenaktion hinausging. Außerdem stellt Zwart in seinem historisch authentischen Film dar, welche Leidensfähigkeit und welchen Überlebenswillen man entwickeln kann. Das Ganze ist verpackt in 135 Minuten packende und stets spannende Unterhaltung mit durchweg guten Darsteller-Leistungen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%
Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: Norwegen 2017
Regie: Harald Zwart
Darsteller: Thomas Gullestad, Jonathan Rhys Meyers, Marie Blokhus, Mads Sjøgård Pettersen, Vegar Hoel, Håkon T. Nielsen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, nw
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit:136
Codec: AVC
FSK: 12