Blu-ray Review
OT: The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro
Spider-Man 2.0, die Zweite
Wie gut schlägt sich die UHD des zweiten Teil des ersten Reboots?
Inhalt
Kaum haben Peter und Gwen ihren Schulabschluss in der Tasche, macht sie Schluss mit ihm. Kein Wunder, betont Peter doch, dass er ihrem Vater versprochen hat, sie „aus dem Spiel“ zu lassen. Doch das rückt zunächst in den Hintergrund, denn in New York taucht ein neuer Superschurke auf. Max Dillon, der als Allerweltstyp von niemandem beachtet als Elektroingenieur bei Oscorp gearbeitet hat, steht seit einem Elektrizitätsunfall unter Strom. Je wütender er über die Ignoranz der Menschen und Peters ihm gegenüber wird, desto mächtiger und zorniger fallen seine Attacken aus. Gleichzeitig erfährt Harry Osborn, nach dem Tod seines Vaters Norman, Leiter der Oscorp, dass er dem Tod geweiht ist. Wie Norman auch wird er unter einer retroviralen Hyperplasie leiden, die ihn früher oder später umbringt. Es sei denn, er findet Spider-Man, in dem er die Lösung sieht. Hatte Osborn Senior doch die Experimente mit den genetisch veränderten Spinnen als potentielles Heilmittel für seine eigene Krankheit durchführen lassen. Während Max also die Stadt terrorisiert und Peters bester Freund sein Blut will, muss der gute Samariter im Spinnenkostüm auch noch um seine Liebe kämpfen und verhindern, dass Gwen nach England geht …
Sam Raimis erster Spider-Man gehört für mich zu den Top Five sämtlicher Comicverfilmungen der neueren Generation. Tobey Maguire war perfekt in der Rolle des schüchternen Allerweltsburschen, der ungeahnt zu Superkräften gelangte und der emotionale Konflikt zwischen seiner Macht und der damit einhergehenden Verantwortung wurde hervorragend herausgearbeitet. Natürlich gab’s für die Zeit damals auch tolle Trickeffekte zu bestaunen. Leider fielen der zweite und dritte Teil dem Problem zu Opfer, dass man zu viel von allem wollte und dabei eine packende Geschichte vernachlässigte. Als es vor drei Jahren hieß, dass man nur wenige Jahre nach Raimis Version das Franchise rebooten würde, spaltete das die Fans in zwei Lager: Die einen gingen auf die Barrikaden und waren voller Ressentiments, die anderen schwankten zwischen Neugier und Erstaunen. Ich gehörte zu jenen, die die Nase rümpften und Vorbehalte hatten. Zum Teil zu Unrecht, denn The Amazing Spider-Man machte vieles richtig. Angefangen bei der Tatsache, dass er sich enger an der Comicvorlage hielt – bis hin zu den fließend wirkenden und hervorragenden Actionsequenzen. Auch die Besetzung mit Emma Stone als Gwen Stacy war ein Coup. Andrew Garfield hingegen hinterließ in der Rolle als Spinnenweber gemischte Gefühle. Vor allem sein metrosexuelles Model-Äußeres und seine aufgesetzte Coolness wollten nicht so ganz zum eigentlich schüchternen Außenseiter passen – und sein ständiges Herumhantieren mit einem Mobiltelefon schon gar nicht.
An Andrew Garfield muss sich auch The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro ausrichten, und das geht von Beginn an ein wenig zu locker, zu selbstverständlich, ja fast überheblich zu. Selbst wenn unser aller Held gerade auf einen scheinbar ebenbürtigen Widersache trifft, kann er nicht umhin, mit einem albernen Feuerwehrhelm auf dem Kopf den Brand zu löschen. Das konterkariert die Dramatik in diesem Moment drastisch, denn der an sich tragischen Figur des Max Dillon/Electro hätte man durchaus ernster begegnen können – kein Wunder, dass dessen Hass daraufhin immer größer wird. Allerdings geschieht auch das viel zu schnell. Aus dem introvertierten und unsicheren Max wird viel zu schlagartig ein rachelüsternes, souverän seine Kraft kontrollierendes und sarkastisches Monster, das ohne einmal nachzudenken unbedingt Spider-Man aus dem Weg räumen will – die dafür verantwortliche Schlüsselszene ist einfach zu schwach ausgefüttert, um das nachvollziehen zu können. Dass der grundsätzlich etwas zu lockere, manchmal alberne Ton des Films nicht immer passend ist, wird vor allem im Angesicht der dramatischen Ereignisse zum Ende hin deutlich.
Aber natürlich gibt’s nicht nur Kritik – im Gegenteil: Das, was viele dem Film gerne vorwerfen, nämlich dass er zu geschwätzig ist und zu wenig Actionelemente beinhaltet, ist im Prinzip eine Stärke von The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro. Die Konflikte zwischen Peter und Gwen, sowie zwischen ihm und seiner Tante May; die Problematik, seinem Freund Harry helfen zu wollen, ihm aber den ausgesprochenen Wunsch nicht zu erfüllen; die Suche nach Spuren seiner Eltern – all das ist durchaus nachvollziehbar geschildert und füllt viele bisher vorhandene Lücken. Glücklicherweise macht Marc Webb nicht den üblichen Fehler und hält mit sämtlichen Geheimnissen hinter dem Berg. Wie oft schon hat man sich geärgert, wenn ein Protagonist wichtige Dinge nicht mit seiner Herzdame geteilt hat, nur weil er zu ängstlich, überprotektiv oder schlicht dumm war. Peter hingegen erzählt Gwen, welche Dinge sich abspielen und was ihn beschäftigt. Das funktioniert im Übrigen auch deshalb, weil die Figur der Gwen Stacy erneut ein Highlight ist – und das nicht nur, weil Emma Stone sie unnachahmlich spielt, sondern weil das Drehbuch für sie eine starke Rolle bereithält. Ohne Gwen wäre Peter nicht Spider-Man. Ebenfalls und erneut hervorragend ist Dane DeHaan als Harry Osborn. Schon optisch passt er perfekt in die zwiespältige Rolle des guten Freundes von Peter, der einfach nur verhindern will, dass er stirbt und dem dafür jedes Mittel Recht ist.
Bild- und Tonqualität
Obwohl die UHD von The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro lediglich die 4K-Disk und nicht die BD enthält, gibt es hier zunächst (und zum Vergleich) die Beschreibung der Bild- und Tonqualität der Blu-ray.
Auf der macht sich von Beginn an ein wenig Enttäuschung breit. Die Schärfe ist beinahe dauerhaft nur mittelprächtig. Sowohl Stones als auch Garfields Gesicht wirken zu weich. Auch die roten Pausbäckchen sind ein wenig zu rosig, wirken nicht ganz natürlich. Hinzu kommen immer wieder Randunschärfen. Schwarzwert und Kontrastumfang sind in Ordnung, allerdings sind viele Einstellungen bisweilen etwas zu dunkel und verlieren an Durchzeichnung. Nicht so schön ist außerdem die Tatsache, dass manch digitaler Effekte als solcher zu entlarven ist – gerade zu Beginn hebt sich Spider-Man zu stark vom Hintergrund ab.
Akustisch schlägt sich The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro besser, wenn auch nicht perfekt: Der Filmscore ist schon von Beginn an effektvoll und der Privatjet stürzt ebenfalls räumlich ab. Max‘ Verwandlung in Electro lässt die elektrischen Stöße förmlich durchs Heimkino zischeln (36’22) und wenn er fortan auftritt, die Welt aus seinen elektrisierenden Augen betrachtet, sind sämtliche Lautsprecher aufs Äußerste gefordert. Das gilt ebenso für den extra auf ihn abgestimmten Einsatz von Musik und Stimmen. Lange schon gab’s keine ähnlich innovativen Sounds mehr zu hören. Dafür bleibt der Subwoofer bisweilen unterfordert, könnte in relevanten Szenen mehr Druck liefern. Das geschieht erst zum Showdown mit Electro hin (ab 110′). Wenn Spider-Man auf den elektrischen Spuren seines Widersachers surft, rumpelt’s gewaltig.
Bild- und Tonqualität UHD
Während das Bild der UHD von Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro wirklich überzeugen kann, gehört die 4K-Scheibe leider zu den Titeln von Anbieter Sony Pictures HE, die hierzulande akustisch downgegradet wurden. Denn während die Originalsprache von dts-HD-MA auf Dolby Atmos aufgewertet wurde, ging’s für die deutsche Synchro von dts-HD-MA runter auf Dolby Digital 5.1. Das ist ärgerlich, unnötig und leider (mal wieder) dem internationalen Markt geschuldet. Denn die UHD ist nicht länderspezifisch, sondern für den globalen Markt angefertigt worden – und da spielt Deutschland halt nur eine untergeordnete Rolle.
Hören tut man dies leider von Beginn an. Denn dort, wo die Blu-ray mit dts-HD-Master-Sound einen voluminösen Flugzeugabsturz und vorherigen Kampf auftrumpft, gibt’s bei der DD-Fassung im Deutschen leider Hausmannskost mit reduziertem Druck und flacheren Effekten. Allerdings gelingt der Sound für eine Dolby-Digital-Spur durchaus annehmbar. Das hat man (beispielsweise bei The Dark Knight oder The Dark Knight Rises) schon deutlich schlimmer gehört. Selbst wenn das letzte Quäntchen an Dynamik fehlt und die Feinheiten zwischen den lauten Action-Effekten nicht ganz so präzise kommen, gelingt die deutsche Fassung dennoch ausgewogen, effektvoll und wuchtig.
Dennoch ganz anders die Dolby-Atmos-Fassung des Originals: Zum einen behält sie die Dynamik der dts-HD-Version auf der regulären Soundebene, zum anderen liefert sie tatsächlich einiges an Höhen-Effekte ab. So hört man beispielsweise schon die Titelmusik zu Beginn aus allen Speakern und auch der Kampf im Flugzeug liefert einige Sounds von oben. Richtig füllig wird es dann in der ersten Spider-Man-Sequenz während der Verfolgung von „Rhino“. Immer wieder zischen die Spinnenfäden über die Heights, ein Hubschrauber fliegt von oben heran und die Schüsse, die Paul Giamatti am Ende abgibt, fetzen auf den hinteren Höhenlautsprechern (13’55). Das ist in der Tat sehr umfassend räumlich, bietet aber auch Anlass für Kritik. Denn oftmals sind Geräusche eher grundsätzlich auf der Höhen-Ebene abgelegt und nicht deshalb, weil es optisch einen Sinn ergibt. Manchmal ist es einfach zu viel des Guten, was auch für den Soundtrack gilt, der fast so laut über die Heights wie über die regulären Surrounds rüberkommt. Im Gegenzug könnte so mancher Spinnenfaden noch exakter auf die Höhe abgelegt werden, was nicht immer der Fall ist, selbst wenn er oberhalb der Kamera entlang schießt.
Max‘ Wutausbrüche gelangen ebenfalls mit 3D-Sound-Elementen zum Zuschauer und seine Verwandlung in Electro lässt elektronisches Bitzeln von überall her kommen 44’50). Cool sind auch die rundum hörbaren Stimmen, die Electro einreden, dass niemand ihn wahrnimmt und respektiert. Und wenn er sich das erst Mal einen Fight mit Parker liefert, bleibt fast kein Stein mehr auf dem anderen, was ausgiebig von Höheneffekten begleitet wird. Noch ein bisschen direkter hätten die Blitze ausfallen dürfen, die Electro im Finale in die Stadt schickt. Diese zischen direkt vom Himmel auf dien Boden zu, werden hier aber kaum von den Heights unterstützt (109’00). Richtig cool klingt es allerdings, wenn der Blitzewerfer kurz darauf mit Spidey Flipper spielt und die Elektropoden ihre Signale rundum abfeuern (112’10). Und auch die Passagiermaschine donnert eindrucksvoll aus den oberen Rears über den Zuschauer hinweg (115’55).
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial der UHD von The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro enthält lediglich den Audiokommentar der Blu-ray. Da die BD hier NICHT, wie sonst üblich bei UHDs ebenfalls enthalten ist, muss man sich damit bescheiden.
Fazit
The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro leidet an ähnlichen Schwächen wie sein Vorgänger: Peter Parker/Spider-Man ist einfach zu lässig, cool und überheblich. Die Wandlung der beiden Bösewichte ist inhaltlich und logisch zu wenig unterfüttert und am Ende sind die 140 Minuten Laufzeit auch etwas zu gedehnt. Herausragend sind dafür die zwischenmenschlichen Szenen geraten und auch die (in der Tat nicht häufigen) Actionszenen dürfen als gelungen gelten.
Die UHD des Films bietet das sichtbar besser aufgelöste und schärfere Bild, lässt aber beim Deutschen Ton ärgerlicherweise nach. Wer des Englischen mächtig ist, der wird sich hier allerdings über den O-Ton in Dolby Atmos freuen – zumal dieser wirklich ausgiebig die Heights beschäftigt. Da ist’s auch nicht weiter wild, dass manchmal zu viele Signale von oben kommen und ganz vereinzelt auch sinnvolle Sounds fehlen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 75%
Bildqualität UHD: 85%
Tonqualität BD (dt. Fassung): 90%
Tonqualität UHD (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 90%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 90%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 70%
Anbieter: Sony Pictures HE
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Marc Webb
Darsteller: Andrew Garfield, Emma Stone, Jamie Foxx, Dane DeHaan, Paul Giamatti, Sally Field, Martin Sheen, Chris Zylka, Denis Leary
Tonformate BD: dts HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 141
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2014 Columbia Pictures Industries, Inc. and LSC Film Corporation. All Rights Reserved. Marvel, Spider-Man and all related character names and their distinctive likenesses: ™ © 2014 Marvel Entertainment, LLC and its subsidiaries. All Rights Reserved.)
Lieber Timo Wolters,
vielen Dank für Deine tollen Rezensionen!
Deiner Aussage „ Sam Raimis erster Spider-Man gehört für mich zu den Top Five sämtlicher Comicverfilmungen der neueren Generation. Tobey Maguire war perfekt in der Rolle des schüchternen Allerweltsburschen, der ungeahnt zu Superkräften gelangte“
kann ich mich vollumfänglich anschließen. Daher würde ich mir sehr eine Rezension von Dir zu diesen „alten“ Spider-Man-Filmen wünschen, die es ja auch als 4K-Version gibt.
Meinst Du, es besteht Hoffnung? 😉
Viele Grüße
Jonas
Hoffnung besteht immer. Hätte der Tag doch nur 30 Stunden :/
Danke dir für deine nette Nachricht!