Blu-ray Review
OT: The Black String
Das erste Mal
Frankie Muniz ist immer noch „mittendrin“ – dieses Mal in einem dämonischen Hexenwerk.
Inhalt
Jonathans Leben ist langweilig. Man könnte auch sagen perspektivlos. Perspektivlos und langweilig. Und einsam. Er arbeitet in einem lokalen Liquor-Store und die einzige Abwechslung in seinem Alltag sind Jogging und das Zeichnen von Comicstrips. Eine Freundin hat er nicht, die Anrufe seiner Mutter ignoriert er. Und als er eines Abends so Comics zeichnend vor seinem Fernseher sitzt und die nächtliche Werbung von irgendwelchen Telefonsex-Hotlines über den Bildschirm flimmert, denkt er sich: warum nicht mal dort anrufen. Diesen altmodischen Quatsch macht doch heute eh niemand mehr. Doch Jonathan sieht sich getäuscht. Tatsächlich hebt jemand ab, tatsächlich bekommt er ein Date mit einer gewissen Dena am nächsten Abend. In Zeiten von Dating-Apps oder Online-Kontaktbörsen hört das ja fast schon altmodisch charmant an. Stellt ich die Frage, was Dena so für ein Typ ist. Tatsächlich wirkt sie zwar ein bisschen mysteriös, aber auch irgendwie sexy und anziehend. Und so schlägt sie vor, dass man gemeinsam zu Jonathan nach Hause geht. Dort zeichnet er sie, demonstriert aber ansonsten, was er für ein langweiliger Typ ist. Dennoch macht Dena ihn an und es kommt, wie es kommen muss. Als sie halbnackt auf seinem Schoß sitzt, bekommt er es allerdings mit der Angst zu tun. Dina befiehlt ihm derweil zu sagen, dass Jonathan „will, dass es passiert“. Was sie ihm damit abbringt, ahnt er jedoch nicht. Am nächsten Tag hat er einen fiesen Hautausschlag. Offenbar hat er sich direkt mal eine Geschlechtskrankheit angefangen oder etwa doch nicht? Steckt mehr hinter der Geschichte? Auch, weil Jonathan plötzlich seltsame Visionen hat …?
Fast wäre er mir durchgegangen. Was ein Frevel. Als großer Fan der 2000er Jahre Serie Malcolm Mittendrin, die immerhin auch einen Bryan „Breaking Bad“ Cranston zum Star machte, habe ich natürlich auch immer den Weg von Darsteller Frankie Muniz verfolgt. Der Darsteller des aufgeweckten Jungen, der in seiner sechsköpfigen Familie stets die Dinge analysiert hat und im Grunde für den Zusammenhalt der unterschiedlichen Charaktere sorgte, dabei aber auch gerne seine Mutter in den Wahnsinn trieb, hat leider nie die ganz große Karriere bekommen, die er vielleicht verdient gehabt hätte. Überraschende 36 Jahre ist er mittlerweile alt und war als Malcolm bereits deutlich älter als seine Serienfigur (tatsächlich sogar älter als der Darsteller seines älteren Bruders). Aber Muniz gehört zu jenen Akteuren, die trotz ansetzender Geheimratsecken irgendwie immer jung aussehen werden.
Nun darf er also in der Direct-to-Video-Produktion The Black String vom Wahnsinn angefallen werden. In dem Horror-Thriller steht früh fest, dass seine Figur irgendwie getrieben scheint. Der in einem kleinen Drugstore arbeitende Jonathan wird mehrfach gezeigt, wie er sich beim Joggen vollkommen verausgabt. Vor irgendetwas scheint er wegzulaufen, irgendetwas scheint ihn nachhaltig zu belasten. Und ein Ventil dafür scheint er nicht zu haben, denn wie es den Anschein macht, hatte er schon lange keine Beziehung mehr oder hatte vielleicht überhaupt noch keine. Dieser fahriq wirkende Jonathan könnte fast so etwas wie ein erwachsener Malcolm sein, nur eben ohne dessen gewitzte Auffassungsgabe und Analysefähigkeiten. Jedenfalls nimmt man Frankie Muniz die Rolle des einsamen, sich nach einer Frau sehnenden Kerls komplett ab und leidet mit ihm, wenn er ständig überprüft, ob sein Ausschlag endlich kleiner geworden ist.
In der Folge spitzt sich sein Zustand aber immer weiter zu. Er hat Visionen, sieht Dinge und vermöbelt seinen besten Kumpel scheinbar grundlos. Seine Eltern dringen nicht zu ihm durch und er führt sich auf wie eine wild gewordene Furie. Muniz gibt sich redlich Mühe, den gestressten Sohn zu geben, der in seinem Leben noch nichts auf die Reihe bekommen hat. In seinen Augen lassen sich Panik, Wut und Verunsicherung durchaus ablesen. Alles ist auf ihn zugeschnitten. Auf seine immer stärker werdenden Visionen und psychotischen Anfälle. Auf seine Performance. Leider bietet ihm die Story nicht genug Futter, um Schritt zu halten. Die Nummer mit dem Getriebenen, scheinbar von irgendwas Besessenem, dem niemand seine Visionen glaubt, hat man schlicht schon ein paar Mal zu oft gesehen. Und hier plätschert sie ziemlich ereignisarm und ohne große Spannungsmomente oder Höhepunkte vor sich hin. Garniert mit unpassend passiven Nebenrollen wie jene der Eltern. Hier funktioniert die Dynamik zwischen Muniz und dem Duo aus Laura Richardson und Colby French überhaupt nicht. Ganz anders Blake Webb als Jonathans Buddy Eric. Er agiert dermaßen hyperaktiv und nervtötend, dass man ihm Jonathans Hautausschlag gleich flächendeckend an den Hals wünscht.
Was The Black String ganz gut macht, hebt er sich für die letzten paar Minuten auf. Wenn Jonathan immer stärker in einen Strudel aus Visionen hinein gleitet und sich ganz besonders fiese Wesen zeigen, überzeugt das Kreaturendesign durchaus. Ebenso kann der konsequente Schluss wieder ein wenig Wiedergutmachung für die ansonsten eher spannungsarmen 90 Minuten leisten.
Bild- und Tonqualität
Der im ungewöhnlichen Format von 2.00:1 abgelegte Black String funktioniert zunächst aufgrund seiner hohen Laufruhe, die keinerlei Körnung oder Rauschen zulässt. Stilmittel wie besonders eng gewählte Fokuspunkte, die Hintergründe extrem unscharf setzen, würzen die Suppe mit etwas Salz. Die Schärfe bleibt durchweg auf gutem, aber nicht herausragendem Level. Selbst Close-ups sind nie so richtig super knackig. Auch hier wirken die Shots oft etwas soft, was zum einen an den verwendeten Optiken oder einer bestimmten Nachbearbeitung gelegen haben mag. Der Schwarzwert liegt auf mittlerem Niveau. Sonderlich dynamisch ist das Bild zu keiner Zeit. Sehr gut gelingen die Hautfarben, die recht warm und natürlich rüberkommen.
Der DTS HD-Master-Sound beginnt mit zwei überraschend laut eingepegelten Punkrocksongs, die zudem recht räumlich erscheinen. Räumlich ist ein gutes Stichwort, denn wenn der etwas runtergekommene Kerl an den Store klopft, erschrickt man förmlich, weil die Akustik hier sehr direktional agiert. Immer wieder sind es in der Folge aber die Songs, die mit hoher Dynamik von der ansonsten zwischenzeitlich etwas ruhigeren Umgebungsatmosphäre ablenken. Stimmen sind derweil gut verständlich, hier und da vielleicht etwas überbetont. Fette Beats von Hip-Hop-Rhythmen werden allerdings ein bisschen gekappt. Der Tiefbasskanal könnte hier schon noch weiter hinabreichen und mehr Punch liefern. Die Filmsongs bleiben trotz ihrer Lautstärke etwas krachig und haben nur bedingt Fundament.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Black String finden sich neben den Trailern noch abrufbare deleted Scenes, die allerdings in der Tat entbehrlich waren und den Film nicht aufgewertet hätten.
Fazit
Black String bietet rein von der Story her nichts, was man nicht schon dutzendfach gesehen hätte. Leider plätschert das Geschehen dazu ziemlich spannungsarm daher. Einzige Frankie Muniz gibt in der Hauptrolle wirklich alles. Wer ihn aus Malcolm Mittendrin mochte, wird dem Film eine Chance geben. Denn so ein Wiedersehen hat ja auch nostalgischen Wert.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%
Anbieter: ALAMODE FILMDISTRIBUTION oHG
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Brian Hanson
Darsteller: Frankie Muniz, Blake Webb, Chelsea Edmundson, Richard Handley, Cullen Douglas, Colby French
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,00:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter ALAMODE FILMDISTRIBUTION oHG)
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Trailer zu Black String
So testet Blu-ray-rezensionen.net
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- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
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