The Boy Next Door

Blu-ray Review

The Boy Next Door Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, seit 30.07.2015

OT: The Boy Next Door

 


Fehlverhalten

Jennifer Lopez wird das Opfer eines jungen Psychopathen.

Inhalt

Claire Peterson ist mitsamt Sohn Kevin jüngst von ihrem Gatten Garrett für eine hübsche Kollegin sitzengelassen worden. Obschon der Noch-Ehemann sich zuletzt wieder annähert, ist Claire mit den Nerven noch durch den Wind – zumal sie kaum Interesse daran hat, erneut Schiffbruch zu erleiden. Da kommt Nachbar Noah gerade zum rechten Zeitpunkt. Nicht nur bietet er seine Hilfe bei der Reparatur des Garagentores an, ist er doch auch ein unglaublich gut aussehender und noch dazu äußerst charmanter Kerl – vollkommen egal, dass Claire beinahe doppelt so alt ist. Und so kommt’s wie es kommen muss: Die beiden entwickeln ein spürbares Interesse aneinander, denn Claire vertraut dem freundlichen Typen, der nebenan seinem Onkel während dessen Knochenmarkstransplantation zur Seite steht. Ein gescheitertes Date mit einem arroganten Typen später findet sich Claire in Noahs Küche wieder und kurze Zeit darauf mit ihren Händen an seinem Waschbrettbauch. Das anfängliche Zögern verwandelt sich in pure Erotik und beschert ihr die vermutlich heißeste Nacht seit Jahren. Natürlich hat Claire am nächsten Morgen einen zünftigen Kater, und das nicht aufgrund zu sich genommener alkoholischer Kaltgetränke. Im Gegenteil erwacht das Gewissen in der Lehrerin, weshalb sie Noah zunächst mal einen Korb gibt. Der reagiert überraschend heftig und beginnt fortan, ihr nachzustellen. Auch wickelt er Claires Sohn Kevin um den Finger und sät Zwietracht Garrett gegenüber. Wie weit wird Noah mit seinem Spiel gehen?

Jennifer Lopez hat sich nach Parker zwei Jahre Zeit gelassen, bevor sie sich mal wieder vor der Kamera eingefunden hat. Nun gibt sie in The Boy Next Door die sehnsüchtige zukünftige Ex-Frau, die von einem Jüngeren angeschmachtet wird und eine gefährliche Liaison mit ihm eingeht. Dabei ist der Umschwung von der Annäherung dem vermeintlichen Traumtypen gegenüber zu dessen psychopathischen Verhalten vielleicht etwas abrupt und deshalb nicht so ganz glaubwürdig. Das mag aber auch am zu Beginn blassen Ryan Guzman liegen, der im Prinzip sämtliche Toyboy-Klischees erfüllt – vom verschwitzten Stahlbody, der nur mit Tank-Top bedeckt ist, bis hin zum Mechaniker-Gen oder den vorhanden Schusskünsten. Was Rob Cohen allerdings recht plausibel inszeniert, ist der schmale Grat auf dem ein Psychopath wandelt. So nimmt man schon früh wahr, wie Noah gegenüber Claire leicht wahnsinnige Züge annimmt, während er ihren Sohn Kevin  zunächst beständig und aufrichtig fürsorglich behandelt. Dann wiederum stimmt das Timing nicht, wenn er Noahs wahres Gesicht offenbart – vor allem im Angesicht Kevins, den er gerade noch auf seine Seite gezogen hatte und fast im selben Moment wieder verliert. Wenn Guzman das brutale Antlitz seiner Figur zeigt, ist dann doch etwas Talent sichtbar – jedenfalls wirkt er hier glaubwürdiger als noch zwanzig Minuten zuvor. Und La Lopez? Die tut, was sie kann – und das ist nicht nur gut aussehen, sondern auch mit der richtigen Dosis zwischen Unsicherheit, taffer Lehrerin und verängstigtem Opfer zu agieren. Schön, dass sie dabei nicht zum hysterischen Häschen degradiert wird, sondern eine halbwegs starke Frauenrolle wahrnehmen darf. Spannend wird’s in The Boy Next Door auch – und zwar nach einer Stunde, wenn sich die Schlinge um Claires Hals enger zu ziehen beginnt und die Bedrohung durch Noah manifest wird. Hier wird klar, dass der Kerl auch vor bisher unbeteiligten Person nicht Halt macht. Allerdings tappt Cohens Film dann auch in typische Klischeefallen (Claires Anruf auf Vickys Handy sowie ihr Schweigen gegenüber dem Poizisten im Todesfall von Noahs Eltern), die Genrefans ein wenig aufstoßen könnten. Überraschend gibt’s dann im Finale ein paar höchst brutale Szenen, die selbst Gorefans zufriedenstellen können. Im Making-of von The Box Next Door erfahren wir, dass es Cohen genau auf diesen Gegensatz zwischen einer der offensivsten Sexszenen mit einem etablierten Star und dem krassen Höhepunkt ging.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von The Boy Next Door liefert durchgängig warme Farben und eine hervorragende Laufruhe. Selbst während der dunklen Außenaufnahmen vor leuchtend bunter Kulisse gibt’s keine Rausch- oder Körnungsattacken (17’00). Die Schärfe bleibt bewusst im mittleren Bereich, was dem Thriller und vor allem Lopez‘ Teint sehr gut steht. Akustisch wird’s immer dann etwas räumlicher und dynamischer, wenn The Boy Next Door auch die Action- und Thrillerelemente die Regie übernehmen. So ist beispielsweise die rasante Bergfahrt mit Daddys Muscle-Car recht krachig vertont und im Finale gibt’s auch ein paar Dynamikattacken. Dass Anbieter Universal erneut zwischen deutscher und englischer Tonspur einen qualitativen Unterschied macht, verwundert kaum mehr – ärgerlich ist’s dennoch. Die Originalspur in HD-Qualität ist einfach ein Stückchen griffiger als das deutscher „nur“ dts-Pendant.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Boy Next Door stehen ein knapp neunminütiges und nicht sonderlich ergiebiges Making-of sowie fünf unveröffentliche Szenen und ein Audiokommentar des Regisseurs zur Verfügung. Im Hintergrundbericht erfahren wir, dass es für Jennifer als Produzentin und für Cohen als Regisseur in ihrem Film darum ging, die erotischen Thriller der 90er Jahre wiederaufleben zu lassen. Auch kommt heraus, dass das Team mit einem extrem geringen Budget drehen musste und deshalb sogar darauf angewiesen war, Kleidung aus Lopez‘ eigenen Kleiderschrank zu nutzen.

Fazit

The Boy Next Door hat seine Momente, fügt diese aber nicht zu einem schlüssigen und wirklich bedrohlichen Ganzen zusammen. Hier und da fehlen eigene Ideen und tun sich Logiklöcher auf, wenngleich Jennifer Lopez ihren Job gut macht (und dabei auch noch gut aussieht).
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 55%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Rob Cohen
Darsteller: Jennifer Lopez, Ryan Guzman, Ian Nelson, John Corbett, Kristin Chenoweth, Hill Harper
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 16

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