Blu-ray Review
OT: The Canal
Repeater
Ein Familienvater nähert sich dem Abgrund …
Inhalt
Seit fünf Jahren lebt David nun mit siner Frau Alice in einem hübschen kleinen Häuschen. Gemeinsam haben sie mit Billy einen properen Sohn bekommen, doch nach und nach schlich sich der Alltag ein. Bald vermutet der Filmarchivar, dass seine Frau ihn mit einem ihrer Arbeitskollegen hintergeht und so folgt er ihr eines Abends und erwischt sie inflagranti mit einem anderen Mann – einzig: er sagt nichts und zieht untätig vondannen. Nach einer durchkotzten Nacht auf der öffentlichen Ekel-Toilette muss er am nächsten Tag feststellen, dass sie offenbar verschwunden ist. Die alarmierte Polizei beginnt zwar mit den Ermittlungen, schließt aber auch David selbst als Verdächtigen nicht aus. Der wiederum verliert sich mehr und mehr in den historischen Polizei-Doku-Filmchen, die er beruflich gerade sichten muss und die ein Verbrechen zeigen, dass vor über hundert Jahren bei ihm im Haus begangen wurde. Seine Nachforschungen legen immer mehr Parallelen zur Gegenwart und seiner eigenen Situation frei – wiederholen sich gerade die Ereignisse …?
Dass The Canal – Du kannst dem Bösen nicht entkommen keine US-Produktion ist, merkt man fast von der ersten Einstellung an. Mit bizarren Traumvisionen und schmuddeligen Einstellungen geht man trotz (dezenten) Haunted-House-Motiven vollkommen anders an das Thema heran. Bei Momenten wie Alice’ Beerdigung, bei der die Kamera im Sarg positioniert ist und man nur das dumpfe Aufprallen der Erde auf dem Holzbehälter wahrnimmt, verursacht das ein bedrückendes Gefühl, das für die besseren Momente in The Canal steht. Zu diesen gehören auch die stimmungsvollen Archivbilder und die Momente, in denen David beim skypen mit seinem Sohn Schattenwesen sieht oder in seinem Haus Gestalten wahrnimmt. Allerdings muss man für echte Spannung einige Geduld mitbringen, denn zwischendurch zieht sich The Canal spürbar und verschleppt das Tempo arg. So muss man zu lange dem langsamen Verfall Davids beiwohnen, den dessen Darsteller nur bedingt meistert, da er von Beginn an einfach zu schläfrig und tranfunzelig agiert. Der finale Twist ist dann auch wenig überraschend, sondern etwas, worauf der Film nach und nach merklich hinweist. Allerdings darf David kurz vor Schluss noch mal eine ziemlich gruselige Traumsequenz erleben, die dem zartbesaiteten Zuschauer ein wenig Ekelresistenz abverlangt. Wenngleich The Canal größtenteils mehr auf Atmosphäre denn auf vordergründige Gewalt setzt, geht’s für die FSK-16-Freigabe and dieser Stelle überraschend heftig und freizügig zu. Auch und gerade Davids erster Traum des historischen Mordfalls geriet äußerst blutig. Unbedingt positiv ist die Schnittarbeit des Films zu bewerten. Der verantwortliche Cutter schafft es hervorragend, alte Archiv-Sequenzen stakkatoartig ins Geschehen einzubinden und hat auch ein Gespür dafür, wie viel Grauen er zeigen muss, um einen wohligen Schauer zu produzieren. Damit einher geht eine atmosphärische Kameraführung und die stimmungsvoll dezente Filmmusik.
Bild- und Tonqualität
Das Cinemascope-Bild von The Canal – Du kannst dem Bösen nicht entkommen zeigt sich außerordentlich ruhg und stabil. Rauschen oder ein grobes Korn sucht man hier meist vergeblich. Allerdings ist die Schärfe dauerhaft und vor allem in Halbtotalen nur durchschnittlich. Die Farben wirken meist natürlich, sind weder drastisch gefiltert, noch überhöht und die Kontrastdarstellung geht durchaus in Ordnung.
Akustisch werden während Davids visionenhaften Geistesblitzen direktionale Effekte auf den Rearspeakern platziert, welche die Stimmung und Atmosphäre durchaus wirkungsvoll unterstützen. Die Stimmen der recht gelungenen Synchronisation (Davids Sohn Billy mal ausgenommen) sind gut verständlich, nicht zu leise abgemischt und fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Filmmusik wird spärlich eingesetzt, besteht oft nur aus einzelnen und diffus flirrenden Tönen.
Bonusmaterial
Drei kurze Interviews liefert das Bonusmaterial von The Canal nebst Trailern und Programmtipps, ansonsten herrscht hier Ebbe.
Fazit
Durchaus atmosphärisch umgesetzt liegen die Stärken von The Canal – Du kannst dem Bösen nicht entkommen in Kameraführung und Schnitt, dafür weniger im Schauspiel und der vorhersehbaren Geschichte.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%
Anbieter: Universum
Land/Jahr: Irland 2014
Regie: Ivan Kavanagh
Darsteller: Rupert Evans, Antonia Campbell-Hughes, Hannah Hoekstra, Steve Oram, Kelly Byrne
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16