Blu-ray Review
OT: Prekletstvo Valburge
Das Auge des Barons
Das slowenische Genrekino schlägt wieder zu.
Inhalt
Drei Saufkumpane treffen sich zum Saufkumpanen. Und weil sie gerade so frisch, fromm und fröhlich frei vor sich hin saufen, kommen sie auch spontan auf eine Idee. Da die Gegend vor Touristen nur so wimmelt, muss es doch eine Möglichkeit geben, den ahnungslosen Reisenden den einen oder anderen Schein aus der Tasche zu ziehen. Besonders Marjan erweist sich hier als ziemlich trickreich. Er will einfach eine Geschichte von einem gewissen Baron erzählen, der angeblich der Cousin von Dracula war und die Kinder der Umgebung aufs Schloss entführen ließ. Hingekarrt werden die Interessenten dann von einem Bus und einer der drei darf dann noch als Blutsauger fungieren, um den Touris mal so einen richtigen Schrecken einzujagen. Dass der Schrecken jedoch bald schon alle Anwesenden heimsuchen würde, damit haben Marjan und seine beiden Kumpels nicht gerechnet. Denn was sie nicht wussten: Ihre Geschichte vom erfundenen Dracula-Verwandten ist harmlos gegen das, was sich im Schloss eingenistet hat. Offenbar treiben ein paar höchst sadistische Killer im Anwesen ihr Unwesen. Neben einer Kannibalen-Gang taucht außerdem bald ein Säge bewehrter Nazi-Zombie auf. Und allen dürstet es nach dem Blut der Neuankömmlinge …
Der slowenische Regisseur Tomaz Gorkic fiel nach einigen Kurzfilmen vor knapp sechs Jahren mit seinem Debüt Idylle – Hier hört dich niemand schreien! auf. Der war klassischerweise im Backwood-Horrorgenre angesiedelt und offerierte die etwas krude Story, dass ein paar Hinterwäldler aus den Körpern von ein paar Städtern Hochprozentiges machten – Schwarzbrennerei mal anders. Dem Film war weder eine besonders gute Presse, noch ein echter Erfolg vergönnt. Doch für Gorkic und sein Team war dennoch klar, dass sie weiter Filme drehen wollten. Bei entsprechenden Ausschreibungen nach Regisseuren für bestimmte Projekte wurden sie allerdings stets abgewiesen. Der Entschluss, sein zweites Werk entsprechend unabhängig zu realisieren, fasste man deshalb ziemlich schnell. Im Laufe des Sommers 2018 drehte man dann Curse of Dracula im Schloss Novo Celje, einem der wichtigsten Denkmäler der profanen Barockarchitektur im slowenischen Sprachraum – und das innerhalb weniger Tage und mit Spartechnik. Denn um nicht das komplette Schloss künstlich ausleuchten zu müssen, verzichtete man auf artifizielles Licht und vertraute einzig auf die Sonne. Entsprechend musste man sich nach ihr richten, wenn sie nach und nach um das Gebäude herum wanderte.
Was die Herangehensweise an Curse of Dracula anging, so wählte man dieses mal einen deutlich lockereren Ton. Denn bei Idylle gab’s durchaus den Vorwurf, dass Gorkic seine Story trotz der absurden Ausgangsidee viel zu ernst genommen hatte.
Deshalb probiert er es nun mit einem etwas humorvolleren Ansatz und persifliert das 80er-Jahre-Horrorkino. Und er arbeitet sich an Klischees ab. Und wie er das tut. Die deutschen Touristen, die sich im Spukschloss einfinden, hören Volksmusik und saufen pausenlos Bier. Die russischen Bucher der Tour sind Kokain-Schnupfer und wollen natürlich in den Gemäuern einen Porno drehen und ein paar schwarz gekleidete Okkultisten sind natürlich auch unter den Besuchern. Das muss man dann schon als Persiflage goutieren, ums witzig zu finden. Zumal – und das ist viel entscheidender – der Humor nur selten zündet. Das wiederum liegt daran, dass die Darsteller durch die Bank höchst unsympathisch rüberkommen. Kein einziger dient als Identifikationsfigur. Besonders Žiga Födransperg wünscht man schon nach zwei Minuten in der Eingangsszene in der Kneipe den schnellen Tod. DAS immerhin bekommt man dann auch – also zügiges Ableben der zahlreichen Tourbesucher. Und das sogar ziemlich blutig und ideenreich. Schon der erste Kill hat was mit einem großen Sägeblatt zu tun. Außerdem senst der Nazi-Zombie mit einer manuell betriebenen Kettensäge durch seine Opfer und zwischendrin fliegt auch mal ein Pfeil durch eine Kehle. Blutig geht’s also durchaus zu. Und man muss schon anerkennen, dass man sich in diesem Bereich wirklich viel Mühe gegeben hat.
Viel Mühe geben sich ein paar der Darsteller/innen durchaus. Allerdings überzeugen dennoch nicht alle. Während die holden Damen (vor allem die Grufties) noch halbwegs (innerhalb ihrer Rollen) überzeugen können, agieren die meisten Herren an ihrer Seite mit dem Talent eines Vierkantholzes. Auch die Aktionen der Beteiligten wirken oft unbeholfen und logisch sind die Verhaltensweise schon gleich gar nicht. Wenn der tätowierte Unterhemdträger nach einer Attacke durch die Kannibalen völlig unmotiviert ein paar Mal in die Luft ballert Etwas befremdlich ist zudem die genutzte Filmmusik, die mal aus unmotiviertem Elektronik-Geklimper oder aus Polka-Punkrock gespeist wird – nur selten trifft der Score hier mal den richtigen Ton. Den wiederum treffen die Szenen in den Katakomben. Nicht nur visuell anders gestylt und wesentlich gröber im Look, sondern vor allem schön schmuddelig und atmosphärisch wird’s in den Gemächern der Kannibalen. Für diese Szenen lohnt sich Curse of Dracula dann doch irgendwie ein bisschen.
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- 2 extra groß
- PHYSICAL MOVIE
Bild- und Tonqualität
Der digital gedrehte Curse of Dracula besticht zunächst durch sein lupenreines und rauschfreies Bild mit sehr scharfen Close-ups. Nicht ganz korrekt rasierte Haut oder Nackenhaare werden fein abgebildet. Allerdings gibt’s in kurzen und stößigen Bewegungen leichte Unruhen und etwas softere Momente. Wenn’s dunkler wird, werden Hintergründe schon mal ein kleines bisschen wuselig, während der Schwarzwert etwas in die Knie geht und sich auch schon mal etwas verfärbt. Während der gut und hell ausgeleuchteten Momente sind Farben allerdings schön kräftig und Kontraste überzeugen mit einer sehr guten Dynamik. Solange die Szenerie gut ausgeleuchtet ist, trumpfen auch die schwarzen Klamotten der Grufties groß auf und wirken satt. Wechselt das Geschehen in die Katakomben und damit zu den mordlüsternen Freaks, wird das Bild deutlich gröber und stilisierter. Hier herrschen dann grüne Farben vor, die Kontraste werden harscher und die Körnung deutlicher. Das passt hervorragend zum schmuddeligen Ambiente, auch wenn’s technisch nicht ganz sauber ist.
Akustisch reißt Curse of Dracula keine gigantischen Bäume aus. Zunächst konzentriert sich das Geschehen fast ausnahmslos auf die Front. In der Kneipe zu Beginn gibt’s kaum atmosphärische Geräusche. Wenn die Szenerie ins Schloss wechselt, hört man schon mal ein paar Tauben von den Rears. Im Schloss selbst bleibt die Atmosphäre aber erneut unterentwickelt. Man hätte hier sicher deutlich mehr Hall in einige der Räume legen können. Ein bisschen Dynamik gibt’s, wenn nach 43 Minuten ein ziemlich hektisch-punkiger Filmsong das Geschehen dominiert und gleichzeitig auch mal etwas auf die Rears gelegt wird.
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Bonusmaterial
Neben einigen Trailern und Social-Media-Clips gibt’s auch noch ein waschechtes und glücklicherweise untertiteltes Making-of. In diesem bekommt man für ca. 22 Minuten Einblick in den Dreh auf dem Schloss und einige O-Töne der Darsteller. Allesamt scheinen sie eine Menge Spaß an den Dreharbeiten gehabt zu haben, während man sie mit Blut vollspritzte oder sie wahlweise panisch durch die Gänge fliehen mussten. Natürlich gibt es auch Einblicke in die Arbeit an den Masken und den Kostümen. Das schicke Mediabook enthält außerdem ein 24-seitiges Booklet mit tollen Bildern und einem Begleittext zum Film.
Fazit
The Curse of Dracula ist besser als Gorkic‘ Vorgänger Idylle. Das alleine macht ihn allerdings noch nicht zu einem wirklich guten Film. Wer auf grafische Kills steht, bekommt zwar wirklich etwas geliefert, aber über die unsympathischen Figuren sowie die massiven Klischees und den schlecht getimten Humor muss man dann halt schon hinwegsehen können.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 50%
Film: 45%
Anbieter: Neue Donau Film e.K.
Land/Jahr: Slowenien 2019
Regie: Tomaz Gorkic
Darsteller: Jurij Drevensek, Marko Mandic, Niklas Kvarforth, Sasa Pavlin Stosic, Katarina Stegnar, Ziga Födransperg
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, slo
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 86
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Neue Donau Film e.K.)
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Trailer zu Curse of Dracula
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Viel Schlimmer ist, dass solche C-Movies überhaupt released werden. Komplette Zeit-, Daten- und Rohstoffverschwendung…