Blu-ray Review
OT: The Dark Knight
Das Maß aller Bösewichte
Christopher Nolans Meisterwerk in überarbeiteter 4K-Fassung.
Inhalt
Batmans Sieg gegen seinen ehemaligen Ausbilder Ra’s Al Ghul ist nur der Anfang für einen Zusammenschluss der Fledermaus mit Polizeichef Gordon und dem Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent. Doch inmitten der erfolgreichen Bekämpfung des organisierten Verbrechens platzt ein Typ mit Clownsmaske. Er nennt sich „Joker“ und sorgt landesweit für Chaos und Verwirrung. Wer allerdings dachte, dass er sich damit bereichern möchte, sieht sich getäuscht. Der Fratzentyp zieht es vor, die Banknoten einfach zu verbrennen. Damit verfolgt er das Ziel, die öffentliche Ordnung in Gotham zum Erliegen zu bringen und bietet den versammelten Bossen der Verbrechersyndikate für die Hälfte deren Gesamtvermögens an, Batman zu töten. Jokers Plan, Bruce Wayne/Batman öffentlich zu enttarnen und dann zu ergreifen, scheitert zwar, doch da es ihm gelingt, sowohl Dent als auch dessen Partnerin Rachel Dawes (die frühere Jugendliebe Waynes) zu entführen, sitzt Batman in der Falle: Der Joker hält die beiden Gekidnappten an jeweils anderen Enden der Stadt fest und gibt dem Helden mit Cape nur die Zeit, einen von beiden zu retten. Für wen wird sich Batman entscheiden?
Nachdem Tim Burton 1989 den Comic um den dunklen Ritter im Fledermaus-Cape erstmalig auf die große Leinwand brachte, war eine moderne Ikone geboren, die dem großen Superman die Kinokrone streitig machte. Auch die 92er Fortsetzung Batmans Rückkehr zeugte von großem Gespür für den Gothic-Look der Comicvorlage und die dunklen Eigenschaften des Titelhelden. Leider fuhr Joel Schumacher mit seinem unsäglich buntem Schmierentheater in Batman Forever die Geschichte bereits mit Volldampf an die Wand, nur um mit Batman & Robin noch eine seelenlose Materialschlacht obendrauf zu setzen. Warum George Clooney sich damals das Cape umhing, wird er vermutlich heute noch nicht wissen. Als acht Jahre später der mit dem innovativen Thriller Memento erfolgreich gewordene Christopher Nolan einen Neubeginn der Serie wagte, waren die Bedenken entsprechend groß. Einzig, sie waren vollkommen unbegründet!
Nolan schaffte es, das Franchise zurück zu seinen dunklen Wurzeln zu führen und intensivierte gar das zwiespältige und düstere Element noch weiter. Sein Batman war bereits zu einem frühen Zeitpunkt eine geschundene und mysteriöse Figur – ein Einzelgänger und Einzelkämpfer mit moralischen Werten, aber dunkler Vergangenheit. So gelang dem Regisseur mit Batman Begins nicht nur ein weltweiter Erfolg, sondern auch ein von den Kritikern geliebter Actionfilm mit Tiefgang.
Und dann folgte drei Jahre später The Dark Knight …
Ja, man durfte und konnte genervt sein: Heath Ledger hier, genialer Cyberpunk-Bösewicht dort. Die internationale Rezeption überschlug sich förmlich mit Hymen auf die Darstellung des Joker: „Selten war ein Antagonist tiefgründiger und echter“, „Heath Ledger IST der Joker“ – eine einzige Lobhudelei auf einen Schauspieler, dessen Leistung in Brokeback Mountain zwar auch bei mir Anerkennung fand, der aber in seichten Abenteuergeschichten wie Ritter aus Leidenschaft oder im unterirdischen Sin Eater auch schon mal vollkommen belanglos agierte.
Nicht wenige gingen mit entsprechenden Vorbehalten in den Film und misstrauten dem Hype. Sogar der Autor dieser Zeilen ließ sich beeinflussen und ließ den eigentlich gesetzten Kinobesuch bewusst aus. Doch manchmal irrt man sich – und das auch noch gewaltig. Nach 152 satten Minuten stand fest, dass all das überschwengliche Lob und die Kritiker-Hymnen vollkommen berechtigt waren. The Dark Knight war zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich die beste Comic-Verfilmung aller Zeiten. Und wer war daran hauptsächlich „schuld“?
Natürlich Heath Ledger! Jack Nicholson, der seinerzeit den Joker in Burtons Film mit diabolisch-süffisantem Sarkasmus spielte (und das wahrlich nicht schlecht), wurde von Ledger post mortem glatt an die Wand gespielt. Auch Christian Bale, meiner Meinung nach immerhin eine Idealbesetzung des Batman, musste sich geschlagen geben. Der Joker dominiert Nolans The Dark Knight zu jeder Zeit. Selbst wenn man ihn nur von hinten sieht, wie in der ersten Szene, wenn er mit seiner Maske noch in der Hand und leicht gebückter Haltung vor der Bank steht, die er gleich ausrauben will, weiß man: Der Kerl meint’s ernst!
Und WIE ernst er es meint. Bis heute gibt es nur wenige Blockbuster, in denen ein Antagonist so präsent, so charismatisch und so teuflisch ist, wie der Joker in Nolans zweitem Batman-Film. Ledgers kurze akustische Gimmicks während des Sprechens, sein gelegentliches Zungenklacken oder schlürfen und sein sensationell geschminktes Gesicht, sowie die fettigen Haare und die irren Gesten lassen seine Figur des Jokers zu einem Sinnbild für Film-Bösewichte werden
Aber das ist ja lange nicht alles. Selbst wenn alle anderen gegen den verstorbenen Schauspieler verblassen, so gelang Nolan mit einem zugegeben hohen Budget eine unglaublich unterhaltsame, gleichzeitig aber sehr intensive und tiefgründige Comic-Verfilmung mit einer fantastischen Besetzung und irrsinnigen Actionszenen. Unterstützt von einem sensationellen Soundtrack (James Newton Howard und Hans Zimmer) dürfte vor allem die Sequenz, in der Batman mittels seines Batpods den Truck stoppt (vielmehr um 180° dreht) in die Annalen der Filmgeschichte eingehen. Alleine die Einführungs-Bankraub-Szene in großen IMAX-Bildern hätte anderen Regisseuren für den Höhepunkt des Films gereicht. Zweieinhalb Stunden dauert The Dark Knight. Keine Minute davon wirkt zu lang oder gedehnt.
Bild- und Tonqualität BD
The Dark Knight war seinerzeit der erste Nolan-Film, bei dem er mit IMAX-Szenen experimentierte. Der Formatwechsel, den man bei seinen Filmen von da an aufgrund der unterschiedlichen Bild-Seitenverhältnisse zu sehen bekam und an den man sich inzwischen (fast) gewöhnt hat, war damals noch sehr neu. Davon ab war die Bildqualität 2008 referenzwürdig und spielt auch heute noch ganz weit oben mit. Die IMAX-Szenen sind immer noch über jeden Zweifel erhaben und brillieren mit sensationellen Kontrasten, brutaler Auflösung und famosen Schärfewerten bis in die Randbereiche. Da die 21:9-formatigen Sequenzen, die mit 35mm Analog-Kameras aufgenommen wurden, dem kaum nachstehen und nur ganz dezent schwächer im Kontrastumfang sind oder schon mal die weicheren Gesichtstöne zeigen (21’36) sowie etwas unruhiger ist (49’30), bleibt die Blu-ray von The Dark Knight trotzt des damals von Warner gerne genutzten VC-1-Codec bis heute ein Musterexemplar zu Demonstrationszwecken in Sachen Live-Action-Bildqualität.
Akustisch konnte man das damals leider nicht (ganz) sagen und da macht die Blu-ray auch heute keine Ausnahme. Da die BD identisch mit der von bisherigen Veröffentlichungen ist, muss der deutsche Kinofan mit einem 5.1 Ton in Dolby Digital vorlieb nehmen, während der Original-Sound in Dolby True HD daherkommt. Letzterer hat schlicht mehr Fundament und Wucht – gerade in Momenten wie dem Schuss aus der Bazooka nach gut 75 Minuten. Die deutsche DD-Spur kracht hier zwar mehr, liefert aber nicht die gleiche Bassintensität. Außerdem fallen die hiesigen Dialoge hinter jene des Originals zurück. Sie sind in die imposante Action teils zu leise eingemischt. Davon abgesehen spielt die Dolby-Digital-Spur innerhalb ihrer Kodierung allerdings durchaus oben mit. Sie leistet sich keine echten Patzer, ist stets effektvoll und nutzt sämtliche Lautsprecher, um direktionale Sounds abzusetzen.
Bild- und Tonqualität UHD
In Sachen 4K-Effekt ist The Dark Knight also ein echter Gewinn, wenn es um die IMAX-Szenen geht.
Dieses Plus an Auflösung macht der Film aber nicht nur wegen der weichgezeichnet wirkenden Cinemascope-Szenen wieder zunichte, sondern vor allem aufgrund der Farbgestaltung und Kontrastierung. Zum einen hob man die dunklen Bereiche sichtbar an, was für ein schwächer kontrastiertes Bild mit schlechteren Schwarzwerten sorgt. Zum anderen wirken Gesichtstöne überdramatisch und teilweise sonnenstudio-verbrannt. Dadurch lassen sich Kontrastunterschiede auf Gesichtern schlechter ausmachen, was an sich schon schade ist. Noch drastischer wiegt allerdings der stark eingefärbte Look während der kühleren Szenen und auf schwarzen Teilbereichen. Hier wirkt der Film dermaßen grünlich, dass es im direkten Vergleich zur Blu-ray schon jemanden braucht, der speziell diesen Look mag. Schön sieht das allerdings nicht aus und gerade die darunter leidenden Schwarzwerte ziehen die Bildnote der UHD massiv runter.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial der UHD von The Dark Knight liegt komplett auf den beiden Blu-rays vor, die sich hier nicht von der bisherigen BD-Variante unterscheiden. Im Klartext heißt das, dass die Disk 1 die Möglichkeit bietet, den Film mit interaktiven Fokus-Punkten abzuspielen, die kleine Making-of-Berichte einblenden. Natürlich kann man diese auch am Stück abspielen und landet dann bei gut 65 Minuten an Hintergrundberichten. Die reine Bonus-Disk liefert dann noch einmal ein zweiteiliges Making-of sowie ein paar Folgen von „Gotham Tonight“. Im ersten Teil des Making-ofs geht es gut 45 Minuten lang um die Batman-Technologie – also um die Gimmicks, die man vornehmlich praktisch umsetzte. Ein großer Bereich gilt hier dem Batpod. Der zweite Part kümmert sich um die Psychologie von Dark Knight und nimmt sich dafür ebenfalls eine Dreiviertelstunde Zeit. Hier kommen sogar Psychiater und Wissenschaftler zu Wort, die sich ein wenig die Motive der Batman-Comics zur Brust nehmen.
Fazit
The Dark Knight ist Blockbusterkino in absoluter Perfektion! Mit einem hervorragenden Hauptdarsteller in der Protagonisten-Rolle und einem noch hervorragenderen Akteur als Antagonist transportiert Nolan hier Action, Spannung und Unterhaltung auf mustergültige Weise.
Die Tatsache, dass er nun remastered in 4K auf UHD vorliegt, mag in Sachen Auflösung noch für sichtbare Vorteile sorgen – zumal die deutsche dts-HD-MA-Spur der Ultra-HD ein echtes Kaufargument ist. Ob man aber mit dem drastischen Grünstich leben möchte, das muss jeder für sich entscheiden.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 95% (mit leichten Vorteilen bei den IMAX-Szenen)
Bildqualität UHD: 75%
Tonqualität BD (dt. Fassung): 85%
Tonqualität UHD (dt. Fassung): 95%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: 90%
Film: 100%
Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2008
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Christian Bale, Heath Ledger, Sir Michael Caine, Gary Oldman, Morgan Freeman, Maggie Gyllenhaal, Aaron Eckhart
Tonformate Blu-ray: Dolby True HD 5.1: en // DD 5.1: de
Tonformate UHD: dts HD-Master: de, en
Bildformat: 1,78:1 // 2,35:1
Laufzeit: 152
Codec BD: VC-1
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 16
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2008/2017 Warner Bros. All Rights Reserved.)
Vielen Dank Timo, für die sehr aufschlussreiche Rezension der UHD von The Dark Knight. Hatte ich die gestern das erste Mal in meinem Player, dachte ich mir, uhh, das Color Grading ist aber teilweise doch extrem. Auf deiner Seite, deine Eindrücke gelesen und ja, das hat mir dann den eigenen Eindruck bestätigt.
Vielen Dank für deine vielen und ausführlichen Rezensionen, die ich immer mit wirklich großem Interesse lese, enthalten diese doch immer auch viele zusätzliche Informationen über die Filme. Deine Rezensionen, sind da für mich immer die Referenz.
Hallo Mabuse.
Hab vielen Dank für dein Lob. Freut mich, dass dir meine Reviews gefallen und du in diesem Fall auch gut nachvollziehen konntest, was ich zu DARK KNIGHT geschrieben habe.
Viel Spaß weiterhin beim Stöbern auf dem Blog.
Hallo Timo,
eventuell kannst du mir eine Frage beantworten?
Bei The Dark Knight in der Eröffnungsszene, die Kamera in der IMAX Szene zoomt auf das Bürogebäude und unten in der Mitte (kurz bevor das Fenster bricht) gibt es eine Fensterfront die flackert bei mir, egal welche Einstellung ich verwende. Ist das bei dir auch so? Dachte nach dem 4K UHD HDR Upgrade wäre das behoben. Das Bild wirkt an manchen Stellen nicht ganz so ruhig wie ich mir das vorstelle.
vielen Dank im Voraus
Hallo Claus.
Gib mir ein paar Tage Zeit, um das zu checken. Bin aktuell ein bisschen kurz mit der Zeit. Werde mich aber dann unter deinem Kommentar noch mal dazu melden.
Das kann leider nur der Oppo-Player einwandfrei, ruhig und flickerfrei darstellen.
Hallo Timo,
wollte mich auf dem Weg zu meiner Frage bedanken, für die kompetente Arbeit die du für jedes deiner hilfreichen Reviews ablieferst.
Die Sache mit dem gründlich in der UHD Fassung ist für mich deshalb so ärgerlich, da ich meine alten BLu Ray’s weggegeben habe und eine ganze Weile den auf den Tag der Veröffentlichung gewartet habe.
Unter Nolan’s Aufsicht hatte ich diesbezüglich absolut keine Zweifel…
…nichtsdestotrotz: liegt ein online Update für die uhd im Bereich des möglichen ? Oder lohnt es sich doch auf ein besseres Release zu warten, welcher mit Sicherheit in ferner Zukunft liegt !?
Keine Zweifel unter Nolan Aufsicht? Seine neueren Filme sind fast alle grauenvoll anstrengend für die Augen, weil der Kontrast so dermaßen runtergefahren wurde. Dazu der Fakt , dass auf DVD die Filme komplett in Cinescope 2,35:1 erscheinen und man in HD und UHD zu dem ätzenden Bildformatwechsel „gezwungen“ wird. Klar sieht IMAX teilweise beeindruckend aus, aber mit Seemles Branching hätte uns wählen lassen können, wie wir den Film schauen wollen. Nolan ist für mich der größte Narzist und Wannabe überhaupt! Auch die ganzen heftigen Filmfehler – bestes Beispiel der umkippende Tumple im Tunnel in The Dark Knight. Er fällt nach der Explosion einfach mal auf die komplett falsche Seite – damit dann das Zweirad rausfahren kann. Und dass, obwohl im Schnitt davor zur anderen Seite kippt xD
Einen Grünstich konnte ich nicht feststellen (Panasonic DMP UB900 + JVC X7000). Ist Deine Testanlage ordentlich kalibriert?
Hi Thomas.
Danke dir für deinen Kommentar.
Der Grünstich zeigt sich, wie beschrieben, vornehmlich bei Szenen, die von der Blu-ray eher kühl dargestellt werden. Und hier auch „nur“ bei den Cinemascope-Momenten. Die IMAX-Szenen sind davon weitgehend unbetroffen. Es ist mittlerweile auch in vielen US-Foren darüber diskutiert worden. Meist heißt es, dass der Look, so wie er nun ist, das gewollte Kino-Original reproduziert. Das sagt z.B. auch Filmrestaurierer Torsten Kaiser von TLE Films:
„On The Dark Knight Blu-ray transfer, the biggest error – by far the biggest error – its producers committed was the complete change of the film’s original color timing. The Dark Knight was not copied with an optical printer. The original material – I held it in my hands – it was gorgeous. It was absolutely gorgeous. It was… I fell flat off my chair. (Laughs) The colors are so different compared to those that appear in the Blu-ray transfer. I’ve seen the Blu-ray once, and I’ve never looked at it again.“
(Quelle: http://www.blu-ray.com/news/?id=6885)
Auch andere Vergleiche zeigen die deutliche Veränderung im Color-Grading.
Schau dir mal diesen Vergleich an: http://i.imgur.com/S2dJzoU.jpg
Das ist die U.S. iTunes-Version, die das neue Master nutzt. Auch hier sieht man relativ deutlich den (scheinbar so gewollten) grünlicheren Look.
Um deine Frage zu Kalibrierung zu beantworten:
Die Anlage ist durchweg auf D65 kalibriert (per SpectraCal über Konica-Minolta CS-2000).
Als isf-zertifizierter Kalibrier vertraue ich da ganz auf meine zwölfjährige Einmess-Erfahrung in dem Bereich 😉
Das kannst du aber auch ganz gut an den anderen UHD-Reviews abschätzen, die ja allesamt grün sein müssten, wenn hier was nicht korrekt eingemessen wäre.