Platz 6: The Dark Knight

Platz 6: The Dark Knight (Blu-ray Review)

Blu-ray im Vertrieb von Warner Home
Blu-ray im Vertrieb von Warner Home

OT: The Dark Knight

 


Von Fledermäusen und Clowns

Nolans zweiter „Batman“-Film ist das Maß aller Dinge in Sachen Comicverfilmungen.

Story

Batmans Sieg gegen seinen ehemaligen Ausbilder Ra’s Al Ghul ist nur der Anfang für einen Zusammenschluss der Fledermaus mit Polizeichef Gordon und dem Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent. Doch inmitten der erfolgreichen Bekämpfung des organisierten Verbrechens platzt ein Typ mit Clownsmaske. Er nennt sich „Joker“ und sorgt landesweit für Chaos und Verwirrung. So beraubt er Banken im großen Stil, jedoch ohne das Geld für sich zu nutzen, sondern einfach um es zu verbrennen. Der schon bald von Ganoven und Polizei gefürchtete böse Junge verfolgt das Ziel, die öffentliche Ordnung in Gotham zum Erliegen zu bringen und bietet den versammelten Bossen der Verbrechersyndikate für die Hälfte deren Gesamtvermögens an, Batman zu töten. Jokers Plan, Bruce Wayne/Batman öffentlich zu enttarnen und dann zu ergreifen, scheitert zwar, doch da es ihm gelingt, sowohl Dent als auch dessen Partnerin Rachel Dawes (die frühere Jugendliebe Waynes) zu entführen, sitzt Batman in der Falle: Der Joker hält die beiden Gekidnappten an jeweils anderen Enden der Stadt fest und gibt dem Helden mit Cape nur die Zeit, einen von beiden zu retten. Für wen wird sich Batman entscheiden?

Warum gerade „The Dark Knight“?

Nachdem Tim Burton 1989 den Comic um den dunklen Ritter im Fledermaus-Cape erstmalig auf die große Leinwand zauberte und ihn angemessen düster darstellte, war eine moderne Ikone geboren, die dem großen Superman die Kinokrone streitig machte. Auch die 92er Fortsetzung Batmans Rückkehr zeugte von großem Gespür für den Gothic-Look der Comicvorlage und die dunklen Eigenschaften des Titelhelden. Leider fuhr Joel Schumacher mit seinem unsäglich buntem Schmierentheater in Batman Forever die Geschichte bereits mit Volldampf an die Wand, nur um mit Batman & Robin noch eine seelenlose Materialschlacht obendrauf zu setzen. Warum George Clooney sich damals das Cape umschwang, wird er vermutlich heute noch nicht wissen. Als acht Jahre später der mit dem innovativen Thriller Memento erfolgreich gewordene Christopher Nolan einen Neubeginn der Serie wagte, waren die Bedenken entsprechend groß. Und siehe da: Vollkommen unbegründet!
Nolan schaffte es, das Franchise zurück zu seinen dunklen Wurzeln zu führen und intensivierte gar das zwiespältige und düstere Element noch weiter. Sein Batman war bereits zu einem frühen Zeitpunkt eine geschundene und mysteriöse Figur – ein Einzelgänger und Einzelkämpfer mit moralischen Werten, aber dunkler Vergangenheit. So gelang dem Regisseur mit Batman Begins nicht nur ein weiltweiter Erfolg, sondern auch ein von den Kritikern geliebter Actionfilm mit Tiefgang.
Und dann folgte drei Jahre später The Dark Knight

Genervt war ich, kolossal genervt: Heath Ledger hier, genialer Cyberpunk-Bösewicht dort. Die internationale Rezeption überschlug sich förmlich mit Hymen auf Ledgers Joker: „Selten war ein Antagonist tiefgründiger und echter“, „Heath Ledger IST der Joker“ – eine einzige Lobhudelei auf einen Schauspieler, dessen Leistung in Brokeback Mountain zwar auch bei mir Anerkennung fand, der aber in seichten Abenteuergeschichten wie Ritter aus Leidenschaft oder im unterirdischen Sin Eater auch schon mal vollkommen belanglos agierte.
Ich hatte Vorurteile, MÄCHTIGE Vorurteile, bevor ich mir The Dark Knight ansah und verpasste ihn aus diesem Grund auch gleich im Kino. Und das, obwohl mir als Fan von Nolans Filmen das Reboot Batman Begins fantastisch gefallen hatte.
Klar gesagt: Der Hype und meine Skepsis hatten mir den Film im Vorhinein vermiest. Doch je näher der Tag kam, an dem die Blu-ray veröffentlicht werden sollte, desto aufgeregter war ich. Müsste ich eventuell doch eingestehen, dass meine Bedenken falsch waren? Sollte ich mich geirrt haben?
Die Antwort stand nach 152 Minuten (keine davon überflüssig) fest: Ja, ich hatte mich geirrt! Und zwar gewaltig!
Wer schon einmal die Erfahrung gemacht hat, dass er mit festen Vorurteilen an einen Film herangegangen ist und am Ende zugeben musste, dass die vorgefasste Meinung falsch war, weiß, wie man sich hinterher fühlt. Mit einer Mischung aus peinlicher Selbstreflexion und spotan-überschwenglicher Begeisterung ging ich tags nach dem Sichten von The Dark Knight zur Arbeit und kam nicht umhin, den Film als beste Comic-Verfilmung aller Zeiten zu lobpreisen. Und wer war daran hauptsächlich „schuld“?
Natürlich Heath Ledger! Jack Nicholson, der seinerzeit den Joker in Burtons Film mit diabolisch-süffisantem Sarkasmus spielte (und das wahrlich nicht schlecht), wurde von einem Heath Ledger post mortem glatt an die Wand gespielt. Auch Christian Bale, meiner Meinung nach immerhin eine Idealbesetzung des Batman, musste sich geschlagen geben. Der Joker dominiert Nolans The Dark Knight zu jeder Zeit. Selbst wenn man ihn nur von hinten sieht, wie in der ersten Szene: Mit seiner Maske noch in der Hand und leicht gebückter Haltung steht der irre Typ vor der Bank, die er gleich ausrauben will, und ohne sein Gesicht zu sehen, weiß man: Der Kerl meint’s ernst!

Und WIE ernst er es meint. Bis heute habe ich keinen Blockbuster gesehen, dessen Antagonist so präsent, so charismatisch und so teuflisch ist, wie der Joker in Nolans zweitem Batman-Film. Ledgers kurze akustische Gimmicks während des Sprechens, sein gelegentliches Zungenklacken oder schlürfen und sein sensationell geschminktes Gesicht, sowie die fettigen Haare und die irren Gesten lassen seine Figur des Jokers zu einem Sinnbild für Film-Bösewichte werden.
Wer aufgepasst hat, wird merken: Nachdem ich den Film gesehen hatte, mutierte ich ebenfalls zu einem, der gar nicht genug Worte für Heath Ledgers Leistung finden konnte.
Aber das ist ja lange nicht alles. Selbst wenn alle anderen gegen den verstorbenen Schauspieler verblassen, so gelang Nolan mit einem zugegeben hohen Budget eine unglaublich unterhaltsame, gleichzeitig aber sehr intensive und tiefgründige Comic-Verfilmung mit einer fantastischen Besetzung und irrsinnigen Actionszenen. Unterstützt von einem sensationellen Soundtrack (James Newton Howard und Hans Zimmer) dürfte vor allem die Sequenz, in der Batman mittels seines Batpods den Truck stoppt (vielmehr um 180° dreht) in die Annalen der Filmgeschichte eingehen. Alleine die Einführungs-Bankraub-Szene in großen IMAX-Bildern hätte anderen Regisseuren für den Höhepunkt des Films gereicht. Zweieinhalb Stunden dauert The Dark Knight. Keine Minute davon wirkt zu lang oder gedehnt. Leider gelang die deutsche Tonspur auf der Blu-ray nicht so dynamisch und effektvoll wie ihr englisches Dolby-True-HD-Pendant. Noch dazu sind Stimmen zu leise abgemischt. Dazu gesellt sich der gewöhnungsbedürftige Formatwechsel zwischen IMAX-Szenen in 16:9 und den „regulär“ gefilmten Sequenzen in 21:9. Dennoch: Auch im Heimkino ist The Dark Knight ein absoluter Pflichtfilm, der am besten in der Premium Collection angeschafft wird. Diese enthält zum einen auch die Bonus-Blu-ray und ein schickes 40-seitiges Booklet.

Fazit

The Dark Knight hat meine Sicht für Popcorn-Kino verändert. Es war also doch möglich, einen 150 Minuten langen Film zu drehen, der neben fantastischen Actionszenen auch eine unterhaltsame Geschichte, tiefgründige und moralische Dialoge, sowie Schauspieler hat, deren Leistung einem eine Gänsehaut verpasst. Noch heute jagt mir beim Einsatz der bombastisch-pathetischen Filmmusik ein Schauer über den Rücken und ich weiß: Gleich folgt Blockbusterkino in absoluter Perfektion!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität (IMAX-Szenen): 100%
Bildqualität (Szenen in 2,35:1): 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: 90%
Film: 100%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2008
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Christian Bale, Heath Ledger, Sir Michael Caine, Gary Oldman, Morgan Freeman, Maggie Gyllenhaal, Aaron Eckhart
Tonformate: Dolby True HD 5.1: en // DD 5.1: de, fr, it, sp
Bildformat: 1,78:1 // 2,35:1
Laufzeit: 152
Codec: VC-1
FSK: 16

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