Blu-ray Review
OT: The Darkest Minds
Setzt auf Orange
Eine weitere Dystopie erreicht das Heimkino.
Inhalt
Eine Pandemie unter kleinen Kindern und Jugendlichen bricht aus. Am Ende dieser sind über 90% der Kids tot. Für die Restlichen hatte man versucht, einen wirksamen Impfstoff zu finden. Doch als das nicht wirklich funktionierte und die seltsamen Fähigkeiten der überlebenden Kinder für unkontrollierte Angst bei den Erwachsenen sorgten, richtete man spezielle Internierungslager ein. Auch die junge Ruby Daly wurde von ihren Eltern „aussortiert“ und den Regierungskräften übergeben. In den Lagern sortiert man die Kids anhand ihrer Fähigkeiten in fünf unterschiedliche Farben ein. Von grün (harmlos) bis rot (tödlich). Ruby bekommt nach einer Analyse praktisch ihr Todesurteil, denn sie ist „orange“ – und damit potenziell gefährlich und zu beseitigen. Ihrer telekinetischen Kräfte hat sie es zu verdanken, dass sie diese Kategorie verbergen kann. Doch wie lange geht das gut? Gemeinsam mit einer angeblichen Ärztin gelingt ihr irgendwann die Flucht aus dem Lager und vor den sadistischen Wärtern. Doch kann sie ihr trauen? Viel besser aufgehoben fühlt sie sich da schon bei ein paar Kids, die ebenfalls überlebt haben und nun mit den unterschiedlichsten Kräften ausgestattet sind. Gemeinsam wollen sie den Kampf gegen das Unrecht aufnehmen …
Die Story von The Darkest Minds – Die Überlebenden erinnert nicht ganz von Ungefähr an thematisch ähnliche Dystopien wie Die Bestimmung oder Die Tribute von Panem. Die Story basiert ebenfalls auf einer Jugendbuch-Trilogie – und zwar jener der heute erst 31 Jahre jungen Alexandra Bracken. Bei The Darkest Minds handelt es sich um den ersten der drei Romane, dessen Skript Bracken mit Drehbuchautor Chad Hodge gemeinsam anfertigte. Zum Endzeit-Szenario mixt sich noch ein bisschen X-Men für Kids und die Animationsfilm-Regisseurin Jennifer Yuh Nelson (Kung Fu Panda 2) übernahm für ihren ersten Live-Action-Film die Regie.
Herausgekommen ist in der Tat so etwas wie ein X-Men für junge Zuschauer, dessen Augenmerk auf dem Entwurf einer praktisch kinderlosen Gesellschaft fußt. Gleichzeitig nutzt der Film das Potenzial seiner talentierten Kids, um für trickreiche Szenen zu sorgen.
Da man sich offenbar von der Stimmung her nicht allzu weit von Stand by Me oder der Serie Stranger Things entfernen wollte, bleiben die dramatischen Aspekte allerdings überschaubar. Größtenteils spielen die Szenen bei Helligkeit und letztlich ist der Kern der Story auch eher einem Coming-of-Age denn einem Weltuntergangs-Szenario verpflichtet.Und so gibt es eine bunt zusammen gewürfelte Clique von Teenagern, die in einem geplünderten Kaufhaus rumalbert, Erwachsenen-Klamotten anprobiert und immer mal wieder auf andere Kids mit „Talenten“ trifft. Gleichzeitig entwickelt sich eine zarte Lovestory, die vor dem Hintergrund der gegebenen Tatsachen natürlich nicht gerade einfach ist.
Während die Story an sich kaum Neues bietet und allzu sehr versucht, im Fahrwasser der oben genannten Vorbilder zu schwimmen, sind es die Darsteller, die herausragen. Amandla Stenberg, die 2012 in The Hunger Games als Rue noch von Jennifer Lawrence‘ Katniss beschützt werden musste, ist nun in der Rolle der Ruby selbst erwachsen geworden. Selbstbewusst trotz verletzlicher Momente, aber noch unsicher in der Kontrolle ihrer Kräfte. Stenberg spielt das mit einer zarten Schüchternheit, paart es mit verschmitztem Humor und setzt teils einen unwiderstehlich-freundlichen Blick auf. Ihr gelingt es wirklich hervorragend, die unterschiedlichen Gefühlslagen des Mädchens zu vermitteln, das von den Eltern verstoßen wurde und nie wieder nach Hause kann. Ihr Gegenüber, Harris Dickinson, hält dem Niveau von Stenberg stand und ist ohnehin „the next hot guy“ – immerhin sind schon weitere fünf Filme mit ihm im Kasten (unter anderem Maleficent 2 und der nächste Teil der Kingsman-Filme).
Die Zwei schaffen es abseits der geradlinig und relativ überraschungsfrei verlaufenden Story, dem Ganzen eine gewisse Tiefe zu verleihen. Inhaltlich gibt es nach knapp 70 Minuten dann doch noch eine weitere Ebene, wenn Zwietracht zwischen den Teenager mit Fähigkeiten aufkeimt und ein bisschen aufblitzt, was die X-Men in der Zweiteilung von Xaviers und Magnetos Anhängern ausmachte. Zwar sieht man auch das kommen, doch es gestaltet die letzte halbe Stunde immerhin ziemlich spannend – bis hin zum tatsächlich ergreifenden Finale.
Bild- und Tonqualität
The Darkest Minds wurde mit digitalen Kameras gefilmt, was selbst in den dunkleren Szenen ein sehr sauberes Bild zum Resultat hat. Auch die Totalen auf die Camps gefallen durch ihre Laufruhe und selbst schwierige Szenen bei Dunkelheit mit roter Beleuchtung offenbaren kaum Farbüberstrahlen. Abgesehen von leichtem Lens-Flare, das schon mal Detailzeichnung raubt, ist auch die Auflösung sehr gut. Gesichter, Haare und Kleidung kommen sehr detailreich zum Zuschauer. Selbst der Schwarzwert passt in den meisten Szenen. Nur selten wirkt er mal etwas gräulich. Einziges echtes Manko sind auch hier (wie zuletzt bei einigen anderen Filmen auch) teils drastische Randunschärfen (Schuhe 36’00).
Akustisch kann The Darkest Minds zwar „nur“ eine reguläre dts-Spur aufbieten, doch das kennt man von Anbieter 20th Century Fox – und es muss auch nichts Schlechtes heißen. Oft sind die komprimierten dts-Fassungen ähnlich gut wie ihre verlustfreien dts-HD-Master-Pendants der Originalsprache. Und so legt auch dieser Film mit hoher Räumlichkeit und guter Feinzeichnung los, während das erste Kind in der Schule einen tödlichen Anfall hat. Die Flucht aus dem Camp und die sich daran anschließende Verfolgungsjagd liefern ebenfalls Futter für Fans von sehr räumlicher und effektvoller Klangkulisse. So zerstört der erste Schuss durch die Scheibe das Glas mit dedizierten Sounds und erstaunlicher Wucht (23’37). Die Motorengeräusche sowie das Quietschen der Reifen und das spätere Entwurzeln des Baums – das alles sorgt für echte Heimkino-Atmosphäre, die während der spannenderen oder rasanteren Szenen immer wieder ausbricht. Klasse sind auch die Helikopter nach 80 Minuten oder die Elektrizitäts-Sounds, die Zhu immer wieder mal loslässt. Wenn die „Roten“ dann im Finale für verbrannte Erde sorgen, setzt es sogar richtig fette Bass-Sweeps, die schon mal für wackelnde Wände sorgen.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Darkest Minds gibt es zunächst einmal den Audiokommentar von der Regisseurin und ihren Produzenten. Dazu gesellt sich eine entfallene und wahlweise kommentierte Szene sowie ein bisschen „Spaß am Set“. Insgesamt zehn mehr oder weniger kurze Featurettes klären dann über die Arbeit Yuh Nelsons sowie über die beiden Hauptfiguren oder die Fähigkeiten der Teenager auf. Dazu gibt’s ein „vom Storyboard zum Film“ und eine Bildergalerie. Insgesamt kurzweilige, aber auch kurze Extras.
Fazit
The Darkest Minds ist im Ton ein bisschen unentschlossen und bietet auch nur bedingt Neues im Kosmos der artverwandten Dystopien. Allerdings sind die Darsteller herausragend und stellen die Verbindung zum Zuschauer her, die von der Story nur bedingt erreicht wird. Auch die Action kann sich sehen lassen – besonders im feurigen Finale.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%
Anbieter: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Jennifer Yuh Nelson
Darsteller: Amandla Stenberg, Harris Dickinson, Skylan Brooks, Miya Cech, Mandy Moore, Gwendoline Christie, Bradley Whitford,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts: 5.1
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 12
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Twentieth Century Fox Home Entertainment)