The Dead – Das Fressen hat begonnen

Blu-ray Review

The Dead - Das Fressen hat begonnen uncut Blu-ray Review Cover
Edel/Capitol, seit 30.10.2015

OT: The Dead

 


Tinbo

Atmosphärischer und überraschend guter Zombiehorror in Neuauflage.

Inhalt

Irgendwo in Westafrika hat ein Virus die Bevölkerung in mordlüsternde Zombies verwandelt. Mittendrin ist der US-Militäringenieur Lt. Brian Murphy, der mit Mühe und Not als einziger einen Flugzeugabsturz überlebt hat. Die Maschine, die ihn und seine Landsmänner außer Landes hätte fliegen sollen, startete offenbar, bevor Murphy den technischen Defekt beseitigen konnte. Nun schlägt sich der einsame Mann durch den Dschungel und die Steppengegend des Landes und hat Glück, dass ihm in einer brenzligen Situation ein einheimischer Soldat zur Hilfe eilt und den weißen Hintern rettet. Zunächst voller gegenseitigem Misstrauen machen sich die Zwei von nun an gemeinsam auf den Weg. Sgt. Daniel Dembele will seinen von der Armee geretteten Sohn wiedersehen und benötigt den Wagen, mit dem Murphy unterwegs ist. Der will wiederum zu einem Stützpunkt, von dem aus er hofft, wieder nach Hause zu kommen. Während Dembele den Weg dorthin kennt, verspricht Murphy, dem Soldaten nach der Ankunft den fahrbaren Untersatz zur Verfügung zu stellen. Doch dazwischen müssen erst einmal zahlreiche Begegnungen mit Untoten überstanden werden …

Der britische Zombiefilm aus dem Jahre 2010 erfuhr schon 2011 eine Veröffentlichung auf DVD/Blu-ray, war dann allerdings wieder vom Mark. Nun nimmt sich Edel des Streifens noch einmal an und legt ihn erneut auf – und das mit gutem Recht. Denn von den unzähligen Untoten-Varianten der letzten Jahre ist der Beitrag zum Fantasy-Filmfest 2011 einer der gelungensten überhaupt. Das fängt schon in der Eröffnungsszene an, die stimmiger kaum sein könnte und schon aufgrund des Wüstenszenarios besonders und innovativ ist. Die Tatsache, das gut 30 Minuten lang gerade mal zwei Sätze gesprochen werden, ist ein zweiter Aspekt, der ungewöhnlich ist und hier hervorragend funktioniert. Und wenn man gerade denkt, The Dead sei furchtbar rassistisch (alle Zombies sind schwarz, der einzige Held ist weiß), bekommt der US-Ingenieur einen Einheimischen an die Seite gestellt, der mit einem seiner ersten Sätze jedes Ressentiment gegenüber der politischen Einstellung des Films einfach wegpustet: „Ich verstehe den weißen Mann nicht: Erst kommen eure Soldaten und führen Krieg und dann kommen Ärzte mit Medizin“ – was für ein ehrlicher und für einen kleinen Genrefilm geradezu grandios-tiefgründiger Satz. Von nun an konzentriert sich der Film der Ford-Brüder auf die Entwicklung der Freundschaft zwischen den zwei Hauptfiguren, die sich zuerst mit deutlichem Misstrauen im Stile einer Zweckgemeinschaft gegenüberstehen und erst nach und nach füreinander einstehen. WENN ein Zombiefilm der letzten Jahre tatsächlich so etwas wie eine ähnliche Stimmung verbreitet wie die prominent auf dem Cover prangende Serie The Walking Dead, dann in der Tat dieser – zumal The Dead schon vor der ersten Staffel derselben produziert wurde. Denn dort wie auch hier stehen die Schicksale der Figuren im Vordergrund sowie der Weg, denn diese zurücklegen. Dass die Untoten dabei eine Bedrohung darstellen, ist unzweifelhaft und führt durchaus zu entsprechenden Attacken und Bluteinlagen. Witzigerweise ist die gorigste Szene jene, in der Murphy einen weißen Soldaten über den Haufen fährt. Aber auch die Resultate der Fressattacken sind maskentechnisch überzeugend umgesetzt und keineswegs billig. Ohnehin ist The Dead alles andere als günstig. Schon die Dreharbeiten vor exotischer Kulisse waren nicht günstig und man drehte auch nicht einfach an einer Stelle unter Palmen aus vier unterschiedlichen Perspektiven. Nein, man machte sich durchaus Mühe, schöne Orte zu entdecken und entsprechend zu nutzen. So sind die Szenen, in denen Murphy vor den Zombies auf die Schichtfelsen klettert, nicht nur spannend inszeniert, sondern auch wunderschön anzusehen. Apropos Murphy: Im Gegensatz zu den meisten Genrewerken, in denen die Schauspieler maximal Zett- bis C-Niveau erreichen, ist Rob Freeman in jeder Situation glaubwürdig und authentisch. Sowohl sein trister und damit zur Apokalypse passender Gesichtsausdruck als auch seine Bewegungen und Dialoge zeugen von einem echten Schauspieler. Sein Gegegenüber, Prince David Oseia, ist Freeman absolut ebenbürtig, weshalb die Szenen mit den beiden die besten des Films sind. Wer das Review liest, könnte meinen, Untote spielten kaum eine Rolle. Und bei einer Gesamtlaufzeit von ungewöhnlich langen 105 Minuten ist das tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen. The Dead ist jedenfalls nichts für Freunde von pausenloser Action oder ständigen Zombie-Gemengelages, dafür aber umso mehr für Fans von Untotenfilmen mit etwas Tiefgang und einer Story. Dabei muss man auf Spannung nicht verzichten – beispielsweise, wenn das Duo sich Nachts im dschungelartigen Dickickt der Zombies erwehren muss. Und weil die Ford-Brüder sogar beim Ende noch die Kurve bekommen, durften sie 2013 einen Nachfolger drehen, der auf den Namen The Dead: India hört und seit November 2014 auf Blu-ray erhältlich ist.

Bild- und Tonqualität

In Sachen Bildqualität muss man bei The Dead – Das Fressen hat begonnen auf das letzte bisschen Schärfe oder Kontrastumfang verzichten. Ein relativ deutliches Korn und ein paar Verschmutzungen trüben zusätzlich den Eindruck, wenngleich sich das Ganze optisch damit sehr an den Look der ersten Staffeln von The Walking Dead anpasst. In Naheinstellungen gelingt die Auflösung schon mal etwas besser – so ist das Gesicht von Patrick Dembele dann recht gut konturiert. Farben sind aufgrund des etwas milchigen Kontrasts ebenfalls reduziert und in Bewegungen nehmen Unruhen nochmals zu. Akustisch reißt die 5.1-dts-HD-Master-Spur keine Bäume aus. Selbst wenn scharf geschossen wird, bleibt das Geschehen auf die Front beschränkt. Lediglich die flirrenden Geräusche der Zikaden und das stetige Brummeln des bedrohlichen Filmscores erzeugen etwas Räumlichkeit und Dynamik. Die Stimmen der sehr gut gelungenen Synchronisation kommen gut verständlich aus dem Center, dürften aber noch etwas besser ortbar sein. Die ursprüngliche Dolby-Digital-Sound in 2.0 klingt da beinahe etwas besser.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Dead hält sich einzig der Trailer zum Film auf.

Fazit

Auch wenn er schon fünf Jahre alt ist und bereits zum zweiten Mal veröffentlicht wurde: The Dead – Das Fressen hat begonnen gehört zu den besten, weil atmosphärischsten Beiträgen des Zombiehorrors – Gorehounds und Actionfanatiker sollten sich allerdings darüber bewusst sein, dass hier Story und Charaktere im Mittelpunkt stehen, nicht das Gemetzel.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 5%
Film: 75%

Anbieter: Edel
Land/Jahr: GB 2010
Regie: Howard J. Ford, Jonathan Ford
Darsteller: Rob Freeman, Prince David Oseia, David Dontoh, Elizabeth Akingbade, Benjamin C. Akpa, Stephen Asare Amaning, Mark Chapman, Anne Davaud, Dan Morgan
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en // DD 2.0: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)

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