Blu-ray Review
OT: The Dead Lands
Söhne der Väter
Um den Mord an seinen Stammesbrüdern zu rächen, muss ein junger Maori über sich hinauswachsen.
Inhalt
Wirepa, Sohn eines der mächtigen Maorigemeinschaften, besucht den Clan des früher verfeindeten Nachbarstammes. Vordergründig geht’s um die Ehrung der gemeinsamen Toten, also ein diplomatischer Besuch. Doch Hongi, der Nachkomme des gastgebenden Stammesführers wittert Unheil. Zu Recht, wie sich herausstellt, denn Wirepa nutzt einen günstigen Moment, um eine Intrige zu spinnen, an deren Ende sämtliche Männer des gegenerischen Clans ermordet am Boden liegen. Sämtliche bis auf Hongi. Der muss nun die Ehre seines Stammes wieder herstellen und die Verfolgung der Männer aufnehmen. Allerdings sind diese durch das Todesland gegangen. Eben jenen Wald, aus dem es eigentlich kein Entrinnen geben soll. Immerhin besteht dort aber für Hongi die Möglichkeit, den sagenumwobenen Kannibalenkrieger zu finden. Von dem verspricht er sich die Hilfe, die er braucht, um Wirepa zur Strecke zu bringen. Doch selbst als der mystische Kämpfer sich bereit erklärt, Hongi zu helfen, muss dieser erst einmal selbst zum Krieger werden …
Herausgestreckte Zungen, Drohgebärden mit aufgerissenen Augen und das typische zittrige Wippen mit der Waffe in der Hand – wer schon mal eine Übertragung eines Rugby-Spiels der All Blacks gesehen hat oder sich mit der Kultur der ursprünglichen Bewohner Neuseelands auseinandergesetzt hat, erkennt sofort, wie viel Herzblut und authentische Schilderungen Regisseur Toa Fraser in The Dead Lands gelegt hat. Hinzu kommt, dass er zwar rasante und packende Kämpfe integriert hat, jedoch seinen Film vor allem in den ruhigen kulturell-spirituellen Szenen eine Kraft entfalten lässt, die ihn sehenswert macht. Das findet der eine eventuell zäh oder langweilig, weshalb man durchaus Interesse am Thema an sich haben sollte, um diese Momente entsprechend genießen zu können. Um das Höchstmaß an Authentizität zu erreichen, war für Fraser klar, dass er nicht in Englisch, sondern in Te Reo Māori, der Maorisprache drehen würde. Das ist an dieser Stelle nicht die einzige Parallele zu Gibsons letztem Regiewerk Apocalypto, mit dem The Dead Lands nicht nur optisch, sondern auch erzählerisch verwandt ist. Dass das ursprünglich von den polynesischen Inseln nach Aotearoa (Neuseeland in der Maorisprache) angelandete Volk durchaus archaisch war, blendet The Dead Lands nicht aus. Im Gegenteil: Um zu überleben wird da auch mal dem Kriegerkollegen der Hals aufgeschlitzt, denn das daraufhin fließende Blut wird vor dem Verdursten bewahren. Auch die Jade Mere, das klassische Kriegspaddel des Volkes, das mit scharfen Kanten versehen ist, dringt häufiger in Fleisch ein, als es den Opfern lieb sein kann. Zimperlich ist The Dead Lands also mitnichten. Da die Geschichte an sich nicht übermäßig viel hergibt, konzentriert sich Frasers Film auf atmosphärische Bilder, spirituelle Momente und möglichst akkurate Darstellung der Begebenheiten. Natürlich geht es dabei viel, wenn nicht ausschließlich um Ehre, Rache und Respekt, sodass die Dialoge dünn bleiben. Besonders deutlich wird das in der deutschen Fassung, die nicht so Recht zum Geschehen passen will. Natürlich ist auch die Version in Maori pathetisch, doch durch die adäquate Umsetzung in Originalsprache wirkt The Dead Lands um Längen kraftvoller, ja mythologischer. Kraftvoll sind auch die ausgetragenen Kämpfe an sich. Mit wuchtigen Choreographien lehnt man sich zwar ein wenig zu Nahe ans asiatische Kampfkunstkino an, unterhält allerdings dabei prächtig. Vor allem der Fight zwischen dem legendären Krieger und der Amazone Mehe (ab 68’00) ist großartig gelungen. Die Atmosphäre während dieser Auseinandersetzung ist dicht und das Setting außergewöhnlich.
Bild- und Tonqualität
Die Bildqualität von The Dead Lands liegt auf einem sehr guten Niveau. Viele der Naturaufnahmen bestechen durch ihre hervorragende Auflösung und Schärfe. Während der Kontrastumfang in den Dämmerungsstunden nachlässt und das Bild etwas ergrauen lässt, sind bei guter Ausleuchtung die Farben kräftig und die Kontraste verfehlen ihre Wirkung nicht.
Coole Sounds aus den Rears und ein deutlich wahrnehmbarer Subwoofer unterstützen schon von Beginn an die rasanten Actionmomente in The Dead Lands. Naturgeräusche kommen aus den Effektlautsprechern und der Wald führt ein realistisches Eigenleben. Die vielen spirituell angehauchten Einstellungen werden von einem unterschwellig stets präsenten Filmscore untermalt, der durch Trommeln und andere percussive Instrumente immer dann auflebt, wenn die Spannung steigt. Manchmal übertreibt es der Sounddesigner etwas mit wechselnden direktionalen Effekten, sodass Stimmen schon mal abrupt von einem der Hauptlautsprecher auf einen der Rears springen.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von The Dead Lands gibt’s neben drei Original-Filmtrailern, acht Interviews sowie ein unkommentiertes und nicht untertiteltes Behind the Scenes. Dazu kommen noch zwei Featurettes über die Kampfkunst-Übungen und das Krafttraining der Darsteller. Das erste der beiden zeigt ebenfalls unkommentiert, wie die Darsteller (noch in Slow-Motion) ihre Bewegungen einstudieren. Das Feature über das Kraftraining bleibt ebenfalls ohne erklärende Worte, macht aber deutlich, dass die Schauspieler ordentlich schwitzen mussten, um beim Oldschool-Programm in einer großen Halle auf Trab zu kommen und Muckies auszubilden.
Fazit
Neuseelands offizieller Beitrag zu den Oscars ist ein authentisch umgesetzter Kampf- und Mythologie-Streifen, der vor allem Fans der Kultur und des Landes erfreuen wird. The Dead Lands ist ein optisch beeindruckendes Werk, das dem Zuschauer eine weitgehend unbekannte Kultur nahebringt und dabei mit kraftvollen Kampfszenen für Unterhaltung sorgt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 70%
Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: Neuseeland 2014
Regie: Toa Fraser
Darsteller: James Rolleston, Lawrence Makoare, Te Kohe Tuhaka, Xavier Horan, Raukura Turei, Rena Owen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
Codec: AVC
FSK: 16