The Enfield Haunting – Unsichtbare Besucher

Blu-ray Review

Enfield Haunting - Unsichtbare Besucher Blu-ray Review
entertainment one, 24.02.2017

OT: The Enfield Haunting

 


Vom Poltern und Geistern

Spannende Miniserie aus Großbritannien um den Fall der berühmten Enfield-Geschehnisse.

Inhalt

Das Haus von Peggy Hodgson und ihren drei Kindern könnte ein ruhiges Anwesen sein, wenn nicht eines Nachts die Möbel zu rücken beginnen würden und unerklärliches Klopfen zu hören wäre. Weil man sich nicht so recht zu helfen weiß, zieht die Familie Maurice Grosse, einen Amateurforscher der Parapsychologischen Gesellschaft hinzu. Gemeinsam mit zwei Reportern möchte er der Sache auf den Grund gehen. Vor Ort dauert es dann auch nicht lange, bis sich erneut seltsame Dinge ereignen. Vor allem die jüngere Tochter Janet wird immer wieder Opfer von Visionen. Da die Reporter daraus eine Titelgeschichte machen, geht es ihr fortan in der Schule auch nicht besser und sie wird von den Mitschülerinnen gemobbt. Als Guy Playfair von der Society for Psychical Research auftaucht und seine Hilfe anbietet, wird die Sache noch offizieller, denn die SPR beschäftigt professionelle Geisterjäger. Allerdings kommt der Profi eher, um den leichtgläubigen Grosse zu kontern, denn die SPR möchte nicht, dass ihr Ruf durch leichtfertig ausgesprochene Geisterbestätigungen geschädigt wird. Playfair muss allerdings bald feststellen, dass es möglicherweise wirklich spukt, im Haus der Hodgsons …

The Enfield Haunting nimmt sich des berühmtesten und dokumentiertesten Falls einer Poltergeist-Heimsuchung an, der sich 1977 in Brimsdon, Enfield in England zugetragen hatte und der schon zahlreichen Filmen als Vorlage diente. Zuletzt inszenierte James Wan seinen Conjuring 2 um diese Geschichte herum. Die dreiteilige, vom britischen Sender Sky Living produzierte Miniserie vom TV-erprobten Regisseur Kristoffer Nyholm (Kommissarin Lund) geht dabei einen erfrischend altmodischen Weg mit oldschool-Trickeffekten, blassem Brit-Look und dem bewussten Spiel mit der Zuschauer-Erwartungshaltung. Basierend auf dem Buch This House is Haunted von Guy Playfair selbst, schildert The Enfield Haunting die Ereignisse mit einer Prise Humor, die vor allem durch Timothy Spall (Wormtail aus Harry Potter) transportiert wird. Das Setting ist dabei erstaunlich authentisch geraten, ohne die hohen Ausstellkragen der 70er zu sehr überzustrapazieren und auch ohne mit überbunten 70er-Jahre-Tapeten vom Thema abzulenken. Dabei gelingen während der insgesamt 135 Minuten ziemlich spannende Szenen – selbst wenn’s nur eine aufschwingende Tür in der Nacht oder eine vorbeihuschende Gestalt im Hintergrund ist. Mal wieder zeigt sich, dass mit Schnüren zugezogene Türen und quietschende Scharniere ausreichen, um echten Grusel zu erzeugen, wenn es nur talentiert genug gefilmt ist. Für Nostalgie sorgt das technische Equipment der Zeit, das nicht nur Authentizität erzeugt, sondern auch Spannung erzeugt, wenn auf einem alten schwarz-weiß-Monitor plötzlich Störstreifen auftauchen. Irgendwie sorgt das für mehr Stimmung als würde das Gleiche auf einem modernen Flat-Monitor passieren.

Man muss sich natürlich ein wenig davon frei machen, dass heute mit modernen CGIs gerne Horror erzeugt wird, denn das passiert in The Enfield Haunting nicht. Der auftauchende Poltergeist ist kein blasses Mädchen mit langen schwarzen Haaren und wenn hier Menschen durch die Gegend fliegen, kann man die Drähte, an denen sie hängen praktisch noch erahnen. Doch all das sorgt für Charme. Der Verlauf der Geschichte erinnert übrigens erstaunlich häufig an Wans Conjuring 2. Wenn die Geisterjäger im Wohnzimmer der Hodgons mit einem Medium Kontakt zum Spuk aufnehmen oder später Zeuge werden, wie sich der Geist durch Janet Gehör verschafft, ist die Szenerie schon sehr ähnlich. Allerdings wurde The Enfield Haunting noch vor dem Hollywood-Streifen produziert – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Was die britische TV-Miniserie deutlich besser herausarbeitet, sind die Zweifel, die man an der Geschichte selbst haben kann. Die Familie Hodgson hatte finanzielle Probleme, die kleine Tochter ist aufgrund sexueller Irritationen und ihrer frommen Erziehung verwirrt, Maurice Grosse möchte an die Geister glauben, weil seine verunglückte Tochter zu ihm zu sprechen scheint und Guy Playfair kommt der Spuk gerade zur rechten Zeit, weil er ein Buch schreiben will. So liefert The Enfield Haunting für beide Lager etwas – diejenigen, die glauben wollen, finden sicherlich genug Anlass, wenn man den Schilderungen folgen mag. Diejenigen, die Zweifel an der Geschichte haben, werden ihre pragmatischen Argumente bestätigt wissen. Zwischen diesen beiden Fronten entwickelt die knapp 140 Minuten zwar keine unablässige Spannung, liefern aber ein paar nette Jump Scares und recht gute Darstellerleistungen. Gegenüber Conjuring 2 fehlt hier zwar der Knalleffekt und das „Wow“, dafür bleibt die britische TV-Fassung aber viel näher an den Fakten. Das US-Paar Ed und Lorraine Warren war zwar tatsächlich im Haus der Hodgsons, reiste jedoch nach einem Tag mit einer fertigen Diagnose wieder ab. Playfair und Grosse hingegen blieben über ein Jahr vor Ort, um ihre Untersuchungen vorzunehmen.

Bild- und Tonqualität

Irgendwie kann man (ob bewusst oder nicht) britische Produktionen immer auch an ihrer Bildqualität erkennen. In The Enfield Haunting zeugt das relativ matte und farblich eher verblichene Bild für diesen Eindruck. Der Kontrastumfang bleibt eher mau, Schwarzwerte sind dauerhaft eher grau. Und wenn es so richtig dunkel ist, fehlt die Zeichnung in den Oberflächen komplett (17’58). Relativ gut ist die Bildruhe, die in Tagesszenen kaum Rauschen zeigt und auch in dunklen Momenten okay ist. Allerdings zeigt sich dann schon mal ein leichtes Farbrauschen.
Der Ton reduziert sich bei beiden Sprachfassungen auf eine Stereospur, die zwar eine verhältnismäßig breite Bühne aufbaut, jedoch kaum Wucht hat. Selbst Effektszenen sind nur bedingt druckvoll, wenngleich die Dynamik hier spürbar ansteigt. Schade, dass man The Enfield Haunting hier keine Surround-Kodierung spendierte, denn schon das erste Kommoden-Rücken wirkt, als könnte es Schrecken erzeugen, wenn man es über alle sechs Lautsprecher geliefert hätte. Dialoge sind im Deutschen etwas präsenter, im Englischen dafür ein wenig authentischer eingebettet.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Enfield Haunting warten fünf Featurettes: „Back in Time“ kümmert sich um den Look der 70er, den man nicht allzu auffällig wählte, damit er nicht von der Geschichte ablenkte. „Meet the Cast“ stellt die Hauptdarsteller etwas näher vor und „About the Show“ erzäht noch ein wenig von den realen Hintergründen des Enfield Hauntings. „Making-of a Poltergeist“ gibt Einblicke in die größtenteils oldschool umgesetzten Effekte und Stunts und „Spooks on Set“ spinnt die Geschichte weiter, ob’s auch während des Drehs gespukt haben könnte.

Fazit

ist ein um Authentizität und ausgewogene Darstellung der Geschehnisse bemühte TV-Miniserie, der ein wenig mehr Grusel gutgetan hätte, die aber durch altmodischen Charme überzeugen kann.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 65%

Anbieter: entertainment one
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Kristoffer Nyholm
Darsteller: Timothy Spall. Eleanor Worthington-Cox, Juliet Stevenson, Fern Deacon, Rosie Cavaliero, Matthew Macfadyen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 138
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu The Enfield Haunting

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