Blu-ray Review
OT: The Equalizer
Der unsichtbare Mann
Denzel Washington mimt die One-Man-Aufräummaschine in Equalizer mit souveräner Leichtigkeit.
Inhalt
Robert McCall kennt als Ex-Elite-Soldat und -Agent die negativen Seiten des Lebens und versucht nun, da er den Job an den Nagel gehängt hat, ein reguläres Leben zu führen. Er arbeitet im Baumarkt, macht ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit und gibt hin und wieder denjenigen Tipps für ein gesünderes Leben, die ihn darum bitten. Das kann er gut, immerhin lebt er immer noch streng und diszipliniert. Seit einiger Zeit genießt er Abends in einem Diner etwas Ruhe und ein gutes Buch. Dort lernt er die junge Prostituierte Alina kennen und hat immer ein offenes Ohr für deren Probleme. Das Mädchen wäre gerne eine Sängerin, wird aber von ihrem Zuhälter zu den übelsten Typen geschickt und hat im Prinzip keine Perspektive. Als sie eines Tages brutal misshandelt auf der Intensivstation landet, kann Robert nicht anders: Er sagt Lebewohl zum normalen Leben, besinnt sich auf seine Fähigkeiten und knöpft sich den Luden vor. Das wiederum ruft die halbe russische Mafia auf den Plan, die nun ihrerseits Jagd auf McCall macht. Doch der nimmt die Herausforderung an …
Antoine Fuqua und Denzel Washington sind seit dem großartigen Training Day ganz dicke miteinander. Diese Harmonie führen sie nun in The Equalizer weiter, der zwar Motive der 80er-Jahre-TV-Serie nutzt, aber prinzipiell eine vollkommen eigenständige (wenn auch dünne) Geschichte erzählt. Das Rachethema ist praktisch so alt wie der Actionfilm selbst und so geht es in The Equalizer tatsächlich um nichts weiter als Vergeltung. Damit diese für den Zuschauer aber nachvollziehbar ist, braucht es eine entsprechend gute Begründung und eine moralische Grundlage. Die funktioniert hier hervorragend, da die Figuren klar (man könnte böse sagen: schön schwarz-weiß) gezeichnet sind. Es ist von Beginn an eindeutig, wer auf welcher Seite steht und das bedächtige, im Vergleich zu anderen Filmen intensive Einführen Washingtons und Moretz‘ führt zu einer sofortigen Identifikation mit McCall und Alina. Umso stärker wird die Bindung an die Figuren, da lange schon kein Bad Guy mehr so bad war wie es Marton Csókás (Sin City 2: A Dame to Kill for, Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro) in der Rolle des übertätowierten Teddy ist. Seine erste Aktion, das brutale Zusammenschlagen des Bauleiters, zeigt, wie gnadenlos er vorgeht und beim ersten Aufeinandertreffen zwischen Teddy und McCall ist die Leinwand förmlich elektrisiert. Dieser auch auf intellektueller Ebene geführte Zweikampf ist es, der The Equalizer zu einem herausragenden Actionthriller werden lässt. Das mag hin und wieder bei 130 Minuten Laufzeit etwas zu viel Ballast mit sich rumschleppen und bedient auch eher die Fans von stylischem Kino, denn von solchem mit Tiefgang, doch manchmal darf’s auch einfach Unterhaltung ohne sonderliche psychologische Tiefenwirkung sein – und unterhalten wird man in Fuquas Film blendend. Dies im Übrigen nicht nur während der sehr gut choreografierten Kampfszenen, sondern vor allem durch die sich sukzessive aufbauende Spannung, die sich im Baumarkt-Showdown furios löst.
Womit wir bei der Inszenierung sowie dem schon vorab diskutierten Gewaltfaktor von The Equalizer wären. Fuqua nutzt jeweils vor den Auseinandersetzungen ausgedehnte Zeitlupensequenzen, um die Auffassungsgabe des Ex-Agenten zu visualisieren. Das ist zwar aus inhaltlicher Sicht Unfug, macht aber einen höllischen Spaß. Die Auseinandersetzungen selbst ähneln in ihrer Abgeklärtheit den vehementen Schlagabtauschen in Neesons 96 Hours – auch was die Gewaltdarstellung angeht. Zimperlich war Fuqua nie und ist es auch jetzt nicht. Da bohrt sich ein Korkenzieher genüsslich durch den Kiefer eines der Schergen und die Kamera hält frontal drauf. Das ist sowohl in der Single-Disk mit FSK-16-Freigabe als auch in der Steelbook-Version mit dem 18er Label enthalten – beide liefern den Film in ungeschnittener Fassung. Der Unterschied in der FSK-Freigabe liegt in einem kurzen Schnipsel des Bonusmaterials begründet.
Dass The Equalizer am Ende dann doch ein paar Federn lassen muss, liegt vor allem daran, dass es ein wenig zu gutmenschenhaft zugeht und McCall ein paar MacGyver-Basteleien zu viel auffährt – das stört selbst dann, wenn man die inhaltlichen Mängel dem reinen Unterhaltungswert unterordnet.
Bild- und Tonqualität
Das absolut laufruhige, rausch- und kornfreie Bild von The Equalizer liefert beeindruckende Kontraste und satte Schwarzwerte zu jeder Zeit. Die vielen Close-ups von Washington bestechen durch ihre Farbkraft und einen extrem plastischen, dreidimensionalen Eindruck – und das, obwohl die Schärfe nicht immer perfekt ist.
Ebenso gut, wenn nicht noch etwas besser schlägt sich der Sound von The Equalizer. Zwar beginnt der Film eher ruhig, doch sobald die Metro vorbeirauscht, Slavi in seinem dicken Benz durchs Bild fährt oder ein Truck durch die Stadt donnert, weiß der geneigte Betrachter und Zuhörer, wo der akustische Hammer hängt. Beide Spuren, sowohl die englische dts-HD-Master-Fassung in 7.1 als auch das deutsche Pendant mit sechs Kanälen liefern immer wieder satten Tiefbass und extrem räumliche Effekte.
Bonusmaterial
Disk 1 des Steelbooks von The Equalizer wartet mit insgesamt sechs Featurettes auf: „Inside The Equalizer“ erzählt die Entstehungsgeschichte des Films. „Denzel Washington: A Different Kind of Superhero“ kümmert sich um den Hauptdarsteller, mit dem für die Filmemacher alles steht und fällt und der für alle offenbar ein super Kollege ist. „Equalizer Vision: Antoine Fuqua“ wiederum porträtiert den immer noch jungen Regisseur, der im Genre des harten Actionthrillers einfach zu Hause ist. „Children of the Night“ zeigt, dass Chloe Grace Moretz alles gegeben hat, um neben ihrem bekannten Hauptdarsteller zu bestehen – inklusive der Auseinandersetzung und dem Treffen mit jungen Prostituierten. „One Man Army“ offenbart die Kampfchoreographien und das harte Training für den Film und „Home Mart: Taking Care of Business one Bolt at a Time“ zeigt einen selbstironischen Werbespot für den Baumarkt. Zusätzlich lässt sich Equalizer im „Vengeance“-Mode abspielen, der Making-of-Splitter interaktiv in den Film einfügt. Auf der zweiten Disk befindet sich noch ein gut 20-minütiges Making-of, das sich mit der Besetzung der beiden Hauptfiguren, den Stunt- und Kampfchoreographien sowie dem Bösewicht von Equalizer beschäftigt.
Fazit
The Equalizer legt zwar deutlich mehr Wert auf Optik und Stylismus denn auf inhaltliche Tiefe, doch das macht er herausragend gut. Der Zweikampf zwischen Washington und Csókás gehört zum spannendsten, was das Blockbusterkino in letzter Zeit hergegeben hat und die Blu-ray liefert dazu eine exzellente Technik. Die Tatsache, dass der Film ungeschnitten ist, dürfte ebenfalls kein Hinderungsgrund für den Kauf sein.
Das Ganze war dann auch beim Publikum so erfolgreich, dass das Team aus Fuqua und Washington noch eine Fortsetzung folgen ließen. Lest hier das Review zum zweiten Teil.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 70%
Film: 85%
Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Antoin Fuqua
Darsteller: Denzel Washington, Chloe Grace Moretz, Marton Csókás, David Harbour, Bill Pullman, Melissa Leo, Haley Bennett
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD-Master 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 132
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)
Von wegen nicht geschnitten habe den Film im Flugzeug auf dem Weg nach Amerika angeschaut es fehlt die eine Szene wo er mit dem Hammer dem Typen den Schädel einschlägt es war der überfaller der den Baumarkt Überfällt und den Ring stiehlt der am nächsten Tag wieder in der Kasse liegt ! ! !
Hallo Klaus.
Ich weiß nicht genau, welche Version im Flieger gezeigt wurde. Wenn es die britische Fassung ist, so ist diese in der Tat gekürzt.
Die deutsche Blu-ray indes ist faktisch ohne Schnitte. Und das sogar als FSK-16. Die 18er Einstufung der hier vorgestellten Blu-ray resultiert aus dem Bonusfilm „Home Mart: Taking Care of Business one Bolt at a Time“, der eine 18er Einstufung hat.
Hi,
bin deiner Meinung. Habe dem Film auch 4 von 5 Sternen gegeben. Auch Marton Csókás finde ich sehr wohltuend 🙂