Blu-ray Review
OT: Captain America: Civil War
Queens vs. Brooklyn
Nur ein Avenger kann einen Avenger aufhalten …
Inhalt
Im dritten Teil der First-Avenger-Reihe kommt es hart auf hart. Immer wieder starten die Superhelden eigene Operationen und Missionen, um den Weltfrieden zu sichern. Da diese Einsätze der selbsternannten „Rächer“ meist nicht ohne größere Schäden oder gar den Tod von unschuldigen Zivilisten ablaufen, schaltet sich bald die Regierung ein. Sie ist der Meinung, dass die Avengers nur noch in bestimmten Situationen gezielt eingesetzt werden und sich nicht in jegliche Belange einmischen sollten. Allen voran unterstützt Tony Stark alias Iron Man diese Forderung die von der Mehrzahl der VN unterzeichnet werden soll. Auch er ist der Meinung, dass es Grenzen für die Avengers geben müsse. Man dürfe nicht ständig in jegliche Konfliktsituationen eingreifen. Steve Rogers alias Captain America sieht das jedoch anders und stellt sich entschieden gegen Iron Man und die Regierung. Der Cap ist der festen Überzeugung, dass man nicht wegsehen dürfe, wenn etwas falsch läuft und setzt sich für die staatliche Unabhängigkeit der Avengers ein. So formieren sich die Superhelden in zwei konträre Lager: Team Cap und Team Iron Man. Dabei holt sich jede Seite weitere Unterstützung ins Boot, unter anderem den agilen Black Panther und den aufgeweckten Spiderman …
Wie schon in Avengers: Age of Ultron zeigt sich Steve Rogers auch in First Avenger: Civil War wieder als der souveräne Held, der sich vor allem für Eines einsetzt: Gerechtigkeit. Dafür nimmt Rogers auch gerne mal die Konfrontation mit den eigenen Reihen in Kauf, wie es auch schon in The Return of the First Avenger der Fall war. Im dritten Captain-America-Film nimmt dies jedoch größere Ausmaße an: Die Avengers spalten sich regelrecht in zwei verfeindete Lager, die alles daran setzen, die Auseinandersetzung für sich zu entscheiden. Unerschrocken bekämpfen sich die ehemals guten Freunde, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Für die Fans der Avengers bietet das ein besonderes Highlight! Nie zuvor waren so viele Superhelden in einem anderen Marvel-Film vertreten. So laufen neben dem harten Kern der Gruppe (Cap, Iron Man, Black Widow, Hawkeye) unter anderem auch der Winter Soldier, Ant-Man, Spiderman, Black Panther und Vision auf. Dass bei dieser Masse an Charakteren der Film an sich nicht unübersichtlich wird, ist den individuellen Entwicklungen der einzelnen Superhelden zu verdanken. Nicht nur überrascht Ant-Man mit neuen Angriffstechniken, indem er sich mit Hilfe seines Anzugs um ein Vielfaches vergrößert, sondern legt man erneut größten Wert auf die Vertiefung der Figuren. So erfährt man beispielsweise mehr über die (traurige) Vergangenheit Starks und dessen dezenten Neid auf Cap. Vor allem aber wird der Background von Winter Soldier beleuchtet und wir erfahren, wie es zu seinen Aktivierungen kommt und was diese schon angerichtet haben. Das vertieft die Dynamik zwischen ihm und Rogers, sorgt in der ersten Stunde aber auch schon mal für ein paar kleinere Längen. Die gut zweieinhalb Stunden, die Marvel-Verfilmungen mittlerweile regelmäßig dauern, werden oft mit mehreren Erzählsträngen gefüllt, was schon mal für eine Tempoverschleppung sorgt. In First Avenger: Civil War geht es ja nicht nur um den Konflikt innerhalb der Superheldentruppe, sondern auch um einen neuen Bösewicht (etwas klischeehaft mit Daniel Brühl besetzt) , der ein ganz besonderes Interesse daran hat, die Avengers gegeneinander aufzuwiegeln. Und (wie man es auch von Marvel-Filmen kennt) natürlich hat dieser Baron Zemo auch eine persönliche Motivation. Denn meist haben die Bösen im Universum des Comicgiganten eben auch eine bittere Vorgeschichte.
Natürlich kommt trotz der dramatischen konfrontativen Ereignisse die typische Mischung aus Action, Witz und Spannung nicht zu kurz! Ein besonderes Highlight und eine Bereicherung des Films ist sicherlich auch der Auftritt des jungen Spiderman, der von Tony Stark angeheuert wird. Der Netzschwinger gibt sich so, wie ihn die Marvel-Fans kennen: gewitzt und immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Nachdem es nach The Amazing Spiderman still um ihn wurde, kehrt er nun umso aufgeweckter und in einem modernisierten Anzug zurück – das zweite Reboot des Spiderman-Franchise will ja entsprechend vorbereitet werden. Tatsächlich gehört die Vorstellung von Peter Parker zu den witzigsten Momenten des Films, was allerdings auch an Robert Downey jr. liegt, der dem jungen Studenten mit der ihm eigenen Mischung aus Überheblichkeit und Sarkasmus begegnet. Die zweite Portion Humor liefert Vision, wenn er ungebeten durch die Wand eintritt oder sich beim Kochen versucht. Auch Ant-Man, dessen Soloauftritt zu Unrecht weniger erfolgreich war als die Filme seiner Kollegen, trägt mit seiner pfiffigen Art zu der gewissen Portion Komik in First Avenger: Civil War bei. Nicht wirklich erwähnt werden muss die Tatsache, dass die Actionszenen vom Feinsten sind – und das gilt nicht nur für die riesige Kampfszene zwischen den Anhängern beider Lager auf dem (Leipziger) Flugfeld, die vor allem von spektakulären Effekten und Kampfmoves dominiert wird. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Schon Black Widows behendes Schwingen über Hindernisse auf dem Markt von Lagos sowie ihre Kampfszenen in London sind traumhaft inszeniert und die Verfolgungsjagd zwischen Wintersoldat, Cap und Black Panther im Tunnel macht trotz des fiesen Product-Placments richtig Spaß. Das weltweite Publikum dankte es und ließ Civil War mit über einer Mrd. Dollar Einspiel zur vierterfolgreichsten Veröffentlichung der Marvel-Verfilmungen werden (nach den beiden Avengers sowie Iron Man 3).
Es ist aber nicht nur die Action, die überzeugen kann. Auch unerwartete Ereignisse aus der Vergangenheit, die für große Spannung sorgen, tragen zum Gelingen bei. Das große Moment, das First Avenger: Civil War allerdings ausmacht, ist die Tatsache, dass man als Zuschauer beide Seiten nachvollziehen kann. Man weiß, woher die Figuren kommen, welche Entwicklungen sie durchgemacht haben. Und man versteht, warum ein Tony Stark (immerhin derjenige, der stets Befehle der Regierung in den Wind schoss) nun plötzlich anders denkt, während ein Captain America (als ursprünglicher Befehlsempfänger) im Verlaufe der Filme mehr und mehr Misstrauen in Politiker und Machthaber entwickelte. Es ist das Verdienst des hohen Niveaus, auf dem die Marvel-Filme spielen, dass man einen Kosmos erschaffen hat, der (egal, welche Figur gerade die Hauptrolle spielt) stets verzahnt ist und untrennbar mit den anderen Superhelden verbunden bleibt. Dass das Brüder-Gespann aus Anthony & Joe Russo die Übersicht im Dickicht der Charaktere behält, liegt nicht nur daran, dass sie bereits den Vorgänger inszenierten, sondern vor allem an ihrem leidenschaftlichen Comic-Fan-Status. Wenn ihnen im Bonusmaterial zuhört, weiß man als Fan, dass die Zwei aus den eigenen Reihen kommen. Belohnt weden die Russos damit, dass sie auch die nächsten Avengers-Filme drehen dürfen und die Geschichte noch weiter treiben werden. Anlasten kann man ihnen neben der stellenweisen Tempoverschleppung und ärgerlichen Details (wann lernen US-Filmemacher endlich, welche Autokennzeichen man in den jeweiligen Ländern verwendet? siehe: 85’32) vor allem, dass die Einführung/Rückkehr/Zusammenführung der jeweiligen Avengers-Mitglieder bisweilen abrupt und wenig logisch erfolgt. Das sind am Ende aber nur Kleinigkeiten. Wirklich sauer aufstoßen lässt den Filmfan das dreiste Werbevideo zu Beginn des Films. Nicht, dass Product-Placement in allen bisherigen Marvel-Verfilmungen schon ein großes Thema gewesen wäre, muss man sich beim Starten der Blu-ray zunächst durch eine zweiminütige Lobhuldigung auf einen süddeutschen Autobauer quälen. Man hört den Statements der Schauspieler und Filmemacher an, dass sie – ganz Profis – genau das sagen, was der Hersteller gerne hören möchte.
Bild- und Tonqualität
Musste sich The Return of the First Avenger noch Kritik beim Bild gefallen lassen, weil die Durchzeichnung in dunklen Szenen schwächelte, ist in The First Avenger: Civil War wieder alles im Lot. Schon die anfänglichen Szenen mit Winter Soldier im dunklen Gulag sind trotz der Düsternis sehr nuanciert und fein aufgelöst. Dazu kommt ein immens hoher Kontrastumfang, der Schwarz quicklebendig und helle Bereiche beeindruckend strahlend präsentiert. Der Blick auf das rote Buch offenbart die feie Struktur auf ihm und ein Rauschen oder Körnung ist trotz der Dunkelheit überhaupt kein Thema. Nicht ganz so gut fällt das arg softe, digital verjüngte Gesicht von Robert Downey jr. aus. Ähnlich des per Computer auf einen schmächtigen Darsteller übertragenen Gesichts von Steve Rogers im ersten Film, kann man den Trick als solchen auch hier deutlich sehen. Schön, dass Randunschärfen, wie sie noch im Vorgänger zu bemerken waren, vollkommen ausbleiben und der Kontrastumfang wirklich perfekt gerät. Selbst dann noch, wenn Don Cheadle alias War Warchine, während der Zusammenkunft eine schwarze Lederjacke trägt und diese sich von seiner dunkler Haut kaum absetzt, kann man die Abgrenzungen klar ausmachen. So ist gerade die Feinzeichnung und Auflösung in dunklen Szenen exorbitant gut. Ebenfalls klasse gelingen die Details auf den Anzügen und in den Rüstungen unserer Helden – ein alles in allem wirklich herausragend gutes Bild.
Akustisch vertraut Anbieter Walt Disney nach wie vor auf die Differenzierung dts HD-Master für die Originalspur und dts HD-High-Resolution für die hiesige Fassung. Wie schon beim Vorgänger hüben in 7.1 und drüben „nur“ mit sechs Kanälen. Schade zwar, dass deutsche Zuschauer bei The First Avenger: Civil War auf die beiden Rear-Effektkanäle verzichten müssen, doch ansonsten herrscht hier vollkommene Chancengleichheit. Schon der Prolog gerät extrem wuchtig, wenn mal eben ein kompletter LKW einen Überschlag vollzieht und dabei eine Betonbrücke durchbricht (5’10). Die anschließende Schießerei sowie der stets präsente Filmscore trumpfen ebenfalls groß auf und die Effektlautsprecher bleiben zu keiner Zeit still. Schickt Wanda ihre Energiewolken gibt’s feinere Differenzierungen und wenn Cap sein Schild schwingt, saust es akustisch beeindruckend wie ein Bumerang durchs Heimkino. Den großartigsten Effekt gibt’s allerdings nach etwas über 50 Minuten, wenn sich Bucky auf ein fahrendes Motorrad schwingt und es in der Luft um 180° dreht – lange schon erlebte man keinen fantastischeren Bass-Sweep mehr (50’10) – eine Szene, die geradezu prädestiniert ist, um seine Anlage mal so richtig zu kitzeln. Geradezu sensationell furz- sorry: staubtrocken sind die Sounds, die erklingen, wenn Cap mit seinem Schild die Granaten abschirmt und das S.W.A.T.-Team vehement die Tür aufbricht (45’44). Im englischen Original klingt das trotz etwas höherer Datenrate weder hörbar besser, differenzierter oder dynamischer – es ist auch nicht lauter, sondern praktisch gleichwertig. Die Dialoge klingen natürlich ein wenig anders – im Original, wirken etwas authentischer. Dennoch gibt’s an der Synchro nichts zu mäkeln.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial der Single-Blu-ray-Disk von The First Avenger: Civil War wurden ein Audiokommentar sowie Pannen vom Dreh und vier zusätzliche/erweiterte Szenen abgelegt. Der Featurette-Bereich umfasst drei Dokumentationen. Die erste von ihnen ist zweigeteilt und hört auf den Namen: „Entzweit gehen wir zugrunde – Making-of“. In insgesamt Minuten zeichnet man den Weg vom letzten Avengers-Film nach und schildert, wie man die Idee des „Civil War“ umsetzte. Auch auf die neuen Fähigkeiten und die einzelnen Figuren wird eingegangen. Und natürlich geht man intensiv auf den finalen Kampf ein. Im zweiten Featurette „Captain Americas Perspektive zu Civil War“ wird geschildert, welche Entwicklung Cap durchgemacht hat. Der dritte und letzte Bericht schildert hingegen „Iron Mans Perspektive zu Civil War“ – also den Weg, den Tony Stark gegangen ist .
Fazit
The First Avenger: Civil War ist ein spektakulärer Marvil-Film, der zwar bisweilen ein wenig zur Superhelden-Nummernrevue zu verkommen droht, am Ende aber mehr Tiefe und Entwicklung zeigt als Genrekollegen. Zwar hat das Ganze kaum mehr etwas mit einem „Soloabenteuer“ zu tun, doch wer Marvel kennt, weiß auch, dass man immer schon zwei Filme weiter denkt und die Entwicklungen rückwirkend stets schlüssig waren. Die Blu-ray liefert dazu ein Top-Bild und einen hervorragenden Sound.
Lisa Jungblut & Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 80%
Anbieter: The Walt Disney Company
Land/Jahr: USA/D 2016
Regie: Anthony & Joe Russo
Darsteller: Chris Evans, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Daniel Brühl, Jeremy Renner, Sebastian Stan, Frank Grillo, Anthony Mackie, Chadwick Boseman, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Paul Rudd, Emily VanCamp, Tom Holland, William Hurt, Don Cheadle, Marisa Tomei
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD High Resolution: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 148
Codec: AVC
FSK: 12