The Fourth Phase

Blu-ray Review

Red Bull/Studio Hamburg, 25.11.2016

OT: Fourth Phase

 


Kreislauf des Wassers

Der omnipräsente Extremsportunterstützer ist ja überall zu finden – hier bleibt er allerdings erstaunlich dezent im Hintergrund, was der Doku um eine Gruppe „irrer“ Snowboarder gut tut.

Inhalt

26.000 Kilometer, mehr als die Hälfte einer Erdumrundung, will Travis Rice mit seinen Kumpels Mark Landvik, Eric Jackson, Mikkel Bang, Jeremy Jones und Victor de Le Rue entlang des Wasserkreislaufs am Nordpazifik zurücklegen. Die gigantischen Berge Asiens, die Vulkane Russlands und die Gipfel Alaskas gehören zu diesem Trip und laden die Snowboarder zu waghalsigen Abfahrten ein. Doch Rice plant die Reise minutiös und weiß, welchen Gefahren er begegnen wird …

Schon zum dritten Mal steht Profi-Snowboarder Travis Rice vor Filmkameras und lässt seine Künste in dekorativer Umgebung in Szene setzen. Angefangen bei That’s it, That’s all ging’s 2011 weiter mit The Art of Flight und mündet nun gemeinsam mit einem Energy-Dring-Sponsor in The Fourth Phase. Entgegen dem Kayak-Abenteuer Chasing Niagara, das vom gleichen Getränkehersteller gesponsert wurde und dem das Review eine gewisse Leichtsinnigkeit und Unüberlegtheit bescheinigte (schlicht auch deshalb, weil man auf die Planung nicht eingegangen war), bekommt man bei Rice‘ Abenteuer eher das Gefühl, dass der Mann weiß, was er da tut. Oder zumindest, dass er sich der Gefahren eher bewusst ist. The Fourth Phase begleitet ihn eben nicht nur bei den tollen Flugmanövern nach dem Absprung über eine Schanze, sondern zeigt ihn auch nachdenklich und grüblerisch während der Planung. Selbst wenn das für den Film hübsch inszeniert ist, bleibt eher das Gefühl, dass hier nicht schlicht und einfach ein paar Lebensmüde am Werk sind. Außerdem bewirken die Bilder und die Kommentare des Moderators etwas mehr Naturverbundenheit. Man bekommt eher das Gefühl, dass der Respekt und der Glaube an die Schönheit der Natur bei den Protagonisten dieses Films stärker vorhanden ist.

Regisseur Jon Klaczkiewicz nimmt zwischendurch das Tempo absichtlich raus und zeigt Travis als Naturburschen, der auf einem Katamaran mit versierter Hand einen selbstgefangenen Fisch filetiert und feuchte Augen bekommt, weil er auf dem Meer auch mal die Ruhe findet, ein Buch zu lesen. Aber natürlich ist da auch der risikofreudige Rice. Der, der jede Herausforderung annimmt und sei es, den fast senkrecht nach unten abfallenden, nur 30cm breiten Kamm eines Hochgebirgsgipfels in Japan herunter zu gleiten. Im direkten Gegensatz scheut sich der Film nicht davor, zu zeigen, dass einer der Teilnehmer irgendwann auf seinen Bauch hört und das Projekt für sich abbricht, weil er sich mit dem Risiko nicht wohlfühlt. Das Schöne an The Fourth Phase – gerade im Gegensatz zu Chasing Niagara – ist die Tatsache, dass die Aufnahmen nicht so schnell ermüden. Es stellt sich aufgrund der abwechslungsreichen Szenarien (die auch die Kultur der jeweilig besuchten Länder integrieren) nie der „Bitte-nicht-noch-eine-Bergabfahrt“-Effekt ein, der beim Kayakfilm irgendwann dafür sorgte, dass man gar nicht mehr wusste, in welchem Teil der Erde man sich gerade befand. The Fourth Phase zeigt zwar (äußerst spektakuläre) Abfahrten und Sprungakrobatik, wechselt dann aber auch zu Naturaufnahmen, die die BBC nicht besser hinbekommen hätte. Die schneebedeckten Gletscherbereiche Alaskas sehen beispielsweise einfach traumhaft aus (52’30). Und wenn Travis mit dem einzigen, noch verbliebenen Kollegen dort hinuntersaust, bleibt einem beim Schauen der Geschwindigkeit sowie der teils 30-40 Meter weiten Sprünge auch schon mal die Spucke weg.

Bild- und Tonqualität

Das Bild der Blu-ray von The Fourth Phase blendet seine erste Szene schon mal mit sehr unschönen Solarisationseffekten (Farbabstufungen aufgrund der mangelnden Farbtiefe) auf. Sieht man davon ab, sind die Bilder der nächsten 92 Minuten durchaus kontrastintensiv und farbkräftig. Der blaue Himmel kommt intensiv rüber und Schnee ist wirklich schön weiß. Eine Körnung bleibt auf helle Himmelhintergründe beschränkt und wirkt stets filmisch, nicht störend. Manchmal wünscht man sich ein bisschen mehr Kraft in schwarzen Details, doch die orangenen Anoraks der Sportler stechen plastisch aus dem weißen Pulverschnee hervor. Die Schärfe geht in Ordnung, ist in Close-ups sogar sehr gut.
Eigentliches Highlight der Blu-ray von The Fourth Phase ist aber ohnehin sein Sound. Denn der liegt im Deutschen UND Englischen in einer Dolby-Atmos-Abmischung (mit True-HD-Kern) vor, die es absolut in sich hat. Die rasanten Sportbilder sind wie geschaffen für sensationelle und stets direktionale Effekte. Aber auch schon die ersten netten Gimmicks wie splitterndes Eis oder tropfendes Wasser sorgen für Gänsehaut im Heimkino. Schon ohne Atmos-Aktivierung wird hier einiges geboten, das man gerne zu Demonstrationszwecken den Nachbarn oder Freunden vorführt. So werden gerade die Rearspeaker dermaßen oft und regelmäßig mit hochwertigen Sounds angefüllt, dass sich mancher Actionfilm eine Scheibe davon abschneiden könnte. Gleiches gilt auch für den teils rockigen und extrem dynamischen Soundtrack, der mit satten Punk-/Metalbeats nach vorne geht (7’35) und dabei den Subwoofer fordert oder auch für den eigentlichen Score, den Singer-Songwriter und Violin-Virtuose Kishi Bashi beisteuerte. Dessen Kompositionen, die nicht selten wie eine Mischung aus Philip Glass und M83 wirken, passen perfekt zum Geschehen und sind ebenso fein wie mit Sinn für innovative Geräusche umgesetzt. Der Bass bei der Ankunft in Japan drückt trocken und nie matschig vom Subwoofer ins Heimkino (23’10) und Windgeräusche scheinen von überallher zu kommen. Der Sound ist bisweilen so wuchtig und raumfüllend, dass er für eine Party taugen würde (25’00). Wer auf den deutschen Voice-Over-Kommentar verzichten kann (was sich aufgrund der nüchternen Sprache empfiehlt), der wird dann auch nicht immer wieder unangenehm aus dem traumhaften Geschehen gerissen. In Sachen Dolby Atmos ist der Anfang am stärksten. Zwischendrin wird’s von oben mal etwas ruhiger, weil es die Szenen bisweilen schlicht nicht hergeben und es dann auch nicht passen würde. Hier ist man dann auf die Filmmusik beschränkt, die den Raum auch von oben anreichert, aber nie übertrieben wirkt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Fourth Phase wartet zunächst mal ein siebenminütiges Making-of, das den Weg von That’s it, That’s all über The Art of Flight hin zum aktuellen Werk aufzeigt. Regisseur Klaczkiewicz erzählt dabei vom hohen Aufwand der Dreharbeiten. Weitere sieben Minuten dauert das Behind-the-Scenes, das sich vor allem um die Logistik und die Technik hinter den Dreharbeiten kümmert. Ganze 70 Kisten mit Material auf die hohen Berge oder unfallfrei durch den Zoll zu bekommen, stellte sich oft als gar nicht mal so einfach raus. Die Outtakes zeigen Albereien vom Set und „Crash Landing“ zeigt die vielen spektakulären Sprung-Versuche, die schief gegangen sind. „Built to Fly“ zeigt die Suche nach neuen Spots, die für eine Sprungschanze taugten und stellt heraus, dass der Landebereich deutlich wichtiger ist als die Schanze selbst. „Trick Analysis“ zeigt einen Sprung in seiner Durchführung und visualisiert, Geschwindigkeit, Hand- und Fußstellung und Flugkurven. „Know Before You Go“ schildert dann noch mal den gefährlichen Unfall in der Lawine. Travis erzählt selbst, wie es dazu kam.

Fazit

Spektakuläre Aufnahmen, aber auch Zeit für Reflexion und sanftere Töne – The Fourth Phase macht als Doku alles richtig und liefert dazu noch einen sehr schönen und effektvollen Dolby-Atmos-Soundtrack.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%

Anbieter: Red Bull/Studio Hamburg
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Jon Klaczkiewicz
Sportler: Travis Rice, Mark Landvik, Eric Jackson, Mikkel Bang, Jeremy Jones, Victor de Le Rue
Tonformate: Dolby Atmos (Dolby True HD 7.1): de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Fourth Phase

The Fourth Phase | OFFICIAL 4K TRAILER

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