The Gift

Blu-ray Review

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Paramount, seit 13.10.2016

OT: The Gift

 


Simon says …

Lügen haben kurze Beine – das muss ein erfolgreicher Geschäftsmann feststellen, als er auf einen alten Klassenkameraden trifft.

Inhalt

Simon und Gattin Robyn sind gerade aus Chicago in die alte Heimat Simons gezogen, um einen Tapetenwechsel nach einer Fehlgeburt Robyns zu vollziehen. Während des Einkaufens für die neue Bleibe treffen sie auf Gordo, einen Ex-Mitschüler Simons. Der wirkt zunächst freundlich zurückhaltend, drängt sich dann aber immer mehr auf. Simon ist das Ganze ohnehin suspekt, hatte der alte Klassenkamerad doch den Beinamen „Weirdo“. Während eines gemeinsamen Essens bei ihm rückt Gordo mit der Wahrheit heraus, dass er angeblich am langen Arm seiner zukünftigen Ex-Frau verhungert und händeringend Freunde sucht. Seine vorherige (Not)lüge gefällt Simon dennoch nicht und außerdem vermutet er, dass er Robyn an die Wäsche will. Als am nächsten Tag der Hund verschwunden ist und sich herausstellt, dass Gordo auch mit der Geschichte vom Vorabend gelogen hat. Nach und nach wird es immer mysteriöser und gefährlicher und die Polizei hat natürlich keine Beweise für irgendwelche Taten. Simon bleibt also nichts anderes übrig, als in die Offensive zu gehen und so redet er Klartext. Tatsächlich ist dann gut neun Monate Ruhe – bis Gordo erneut auftaucht …

Joel Edgerton, Star aus Zero Dark Thirty und Exodus: Götter und Könige, nimmt sich für sein Regiedebüt The Gift ein eigenes Drehbuch und dazu berühmte Regisseure wie Hitchcock oder Fincher (siehe Bonusmaterial) zum Vorbild. Seine Stalker-Geschichte beginnt absolut klassisch mit einer Dreier-Situation, die das übliche Szenario einer bedrohten Partnerschaft spinnt. Nach einer guten Dreiviertelstunde kündigt sich dann die erste Überraschung an, die vermuten lässt, dass Gut und Böse doch nicht so simpel verteilt ist. Edgerton übernahm neben der Regie auch noch die Rolle des alten Schulfreunds und ist mit der wenig schmeichelhaften Perücke und dem schwarz gefärbten Kinnbart kaum wiederzuerkennen. Die Bedrohung allerdings kann er deshalb umso besser verkörpern. Was The Gift etwas die Luft nimmt, ist die Tatsache, dass man nicht wirklich lange braucht, um zu vermuten, dass die weiße Weste Simons gar nicht so sauber ist. Ist das einmal klar, konzentriert sich Regisseur/Darsteller Edgerton darauf, die Spannung daraus zu generieren, dass die Ereignisse sich weiter hochschaukeln. Die größte Überraschung ist dabei Jason Bateman. Der ansonsten gerne auf die Rollen des Everybody’s Darling abonnierte Schauspieler darf hier mal ein wenig aus sich herausgehen und seine etwas dunklere Seite offenbaren. Das macht er so gut, dass man ihn durchaus öfter mal in moralisch zwiespältigen Rollen sehen möchte. Ab und an eingestreute Schockmomente sorgen dazu für Nervenkitzel und am Ende zieht die Spannung schon deshalb an, weil man wissen möchte, wohin die Reise geht. Dass The Gift dabei weitgehend auf sonst übliche körperliche Eskalation verzichtet, wird die Actionfans unter den Thrillerfreunden stören. Im Sinne der Geschichte ist es aber nur konsequent – und das bis zum bewusst offen gehaltenen Schlussbild.

Bild- und Tonqualität

The Gift ist dauerhaft zu hell und wenig kontrastreich. Farben dürften kräftiger sein und auf uniformen Hintergründen zeigt sich ein deutlich sichtbares Korn. Die Schärfe ist nur in Nahaufnahmen wirklich gut und lässt schon in Halbtotalen nach. Über dem Geschehen liegt ein angenehmer Braunfilter, der eine warme Stimmung verbreitet. Allerdings wäre ein knackiges Schwarz noch schöner als eine erdige Grundstimmung. In Sachen Akustik bleibt Anbieter Paramount sich treu und stattet erneut einen Film mit einer englischen dts-HD-Master-Spur aus, während der hiesige Zuschauer mit Dolby Digital auskommen muss. So ärgerlich wie das grundsätzlich ist, so wenig fällt es bei The Gift ins Gewicht. Bis auf ganz wenige Ausnahmen bleibt der Ton äußerst unspektakulär und selbst eine Dolby-Digital-Spur schafft es, Dialoge klar und sauber wiederzugeben. Die wenigen Schocksituationen, die den Sound dann effektvoll und dynamisch werden lassen, sitzen auch im Deutschen gut und lassen die dts-HD-MA-Spur hier kaum vermissen, wenngleich das Original hier noch mal etwas feinfühliger und wuchtiger zu Werke.

Bonusmaterial

Neben dem Audiokommentar von Regisseur Edgerton warten im Bonusmaterial von The Gift noch ein alternatives Ende sowie diverse entfallene Szenen. Auch hier leitet Edgerton diese ein. „Dunklere Seite“ und „Karma für Mobber“ sind zwei ganz kurze Featurettes. Das erste kümmert sich um Jason Bateman, der hier mal seine düstere Seite zeigen darf. Im zweiten geht’s vornehmlich um das Thema Mobbing und die psychologische Komponente des Thrillers. Edgerton gibt zu Protokoll, dass er ein großer Hitchcock- und Fincher-Fan ist und den beiden mit The Gift huldigen wollte.

Fazit

Für ein Regiedebüt ist The Gift erstaunlich gut und spannend geworden. Selbst wenn Edgerton seine im Bonusmaterial genannten Vorbilder nicht erreicht, zeigt er Talent in Sachen Aufbau und Schauspielführung. Vielleicht nimmt er sich das nächste Mal kein eigenes, sondern ein fertiges Drehbuch mit mehr Knalleffekt und Überraschungsmoment. Dennoch: Thrillerfans dürfen zugreifen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: Paramount Home
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Joel Edgerton
Darsteller: Jason Bateman, Joel Edgerton, Rebecca Hall, David Denman, Busy Philipps, Allison Tolman, Beau Knapp, Wendell Pierce
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 109
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu The Gift

THE GIFT | Offizieller Trailer | DE

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