The Gracefield Incident

Blu-ray Review

The Gracefield Incident Blu-ray Review Cover
EuroVideo, 04.09.2017

OT: The Gracefield Incident

 


Heiße Ware aus dem All

Ambitioniertes One-Man-Projekt von Regisseur/Autor/Cutter/Hauptdarsteller Mathieu Ratthe.

Inhalt

Matthew und seine Freundin sind in freudigen Erwartungen, weshalb der kommende Papa praktisch alles filmt, was ihm vor die Linse kommt, damit er es später seinem Sohn zeigen kann. Doch dann reißt ein Unfall das Glück auseinander. Elizabeth verliert das Ungeborene und Matthew eins seiner Augen. Ein knappes Jahr später sind beide nicht nur bereit, ein weiteres Mal Eltern zu werden, Matthew hat sich auch gerade eine Handykamera in sein Glasauge gesetzt. So muss er keine Videokamera mehr mit sich rumtragen, sondern filmt einfach alles, was er sieht. Ausprobiert wird das Ganze bei einem Wochenend-Trip mit zwei befreundeten Paaren auf die Hütte von Matts Boss irgendwo am Waldrand vom Kaff Gracefield. Als dort mitten in der ersten Nacht scheinbar ein Meteorit niedergeht, findet man das Etwas tatsächlich und nimmt es mit in die Hütte. Allerdings handelt es sich nicht um einen Meteoriten, sondern um ein leuchtendes Ding, das außerirdischen Ursprungs ist. Und weil das Teil einen Besitzer hat, tauchen schon bald ein paar Aliens auf, die es wiederhaben wollen …

Found Footage mal aus aus First-Person-Perspektive – wobei es für den Zuschauer natürlich keinen Unterschied macht, ob die Kamera nun in der Hand gehalten wird oder in einem Glasauge installiert ist. Das Bewusstsein, dass sie sich aber genau dort befindet, bewirkt dennoch einen kleinen Atmosphäre-Bonus. Ansonsten ist in Gracefield Incident zunächst mal alles beim Bekannten: Sechs Freunde, eine Hütte im Wald, ein entspanntes Wochenende, das sich zum Horrortrip entpuppt. Nur dieses Mal sind’s keine brutalen Hinterwäldler, sondern eben Aliens, die dem Ausflug eine ungewünschte Wendung geben. Es mischen sich also Elemente von Signs unter das Blair-Witch-Project-Szenario. Und weil die Aufnahmen der Außerirdischen ebenso wie in Shyamalans Film zunächst nur angedeutet oder über grüne Night-Vision gezeigt werden, stellen sich für solche, die hier Grusel empfinden, durchaus spannende Situationen ein. Während die Partymomente zu Beginn und das Herumalbern im Auto auf der Fahrt für das Alter der Darsteller und ihrer Figuren deutlich zu infantil und überdreht ausfällt, können gerade die Mädels im Folgenden sogar schauspielerisch überzeugen. Bei Regisseur Mathieu Ratthe ist das leider nicht der Fall, weshalb es gut so ist, dass er sich hinter seiner Glasaugen-Kamera verstecken kann und nur selten selbst im Bild ist. Doch das Schauspiel ist zumindest immer dann Nebensache, wenn sich beispielsweise nach gut 40 Minuten die Aliens in die Hütte schleichen und für schaurige Schatteneffeekte sorgen. Man mag das Found-Footage-Genre für ausgenudelt halten, aber schlechter als der x-te Aufguss eines Paranormal Activity ist Gracefield Incident definitiv nicht. Gerade die nächtlichen Spannungsszenen in dem Anwesen erzeugen echten Grusel und gelingen weitaus besser als entsprechende Sequenzen in genannter, mittlerweile mit Ablegern sechsteiliger Found-Footage-Reihe. Zum Gelingen tragen auch die durchaus gelungenen Alien-Effekte bei, die sowohl bei den praktischen Masken als auch bei den CGIs ihre Wirkung nicht verfehlen und keinesfalls billig aussehen. Sogar das Kornkreis-Symbol nach 57 Minuten hat man richtig gut hinbekommen. Und weil die Außerirdischen sogar in voller Pracht überzeugen, kann man auch über das überraschend kitschige Ende hinwegsehen.

Bild- und Tonqualität

Die Blu-ray hat ein fast schon brutal überschärftes Bild, das zwar Einzelheiten vermeintlich plastisch und dreidimensional erscheinen lässt und Matthews 3-Tage-Bart Stoppel für Stoppel ins Heimkino transportiert, doch an den Rändern dieser Details geht Auflösung, gehen Einzelheiten schlicht verloren. Dadurch wirkt Gracefield Incident wie ein Foto, das man im photoshop zu stark „unscharf maskiert“ hat. Bewegungen, gerade die kurzen, sorgen dazu für Wischeffekte und Unschärfen. Vom Look her passt das natürlich zur Found-Footage-Thematik, die ja bewusst amateurhaft daherkommen möchte. Farben sind beständig zu blau oder lila und der Kontrastumfang ist eher mittelprächtig. Schwarzwerte bekommen durch den Blaustich eine sichtbare Einfärbung und sind nicht knackig genug.
Akustisch macht es Gracefield Incident ein wenig besser und hält neben effektvollen Jump-Scare-Soundeffekten auch halbwegs räumliche Filmmusik und gut verständliche Dialoge bereit. Die gezupften Geigen-Geräusche während der spannenden Nachtszenen verteilen sich im ganzen Raum und sorgen für eine angemessene Gänsehaut. Und wenn die zwei Herren nach gut einer Stunde durchs Maisfeld rennen, schlagen die Pflanzen um den Zuschauer herum wieder zusammen – schön gemacht (60’00).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Gracefield Incident hält sich nur der Originaltrailer auf.

Fazit

Gracefield Incident ist ein mitunter überraschend spannender Mix aus Blair Witch ProjectParanormal Activity und Signs, dessen kitschiges Ende zwar gegen den Trend geht, aber dennoch nicht jedem gefallen wird.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA/Kanada 2017
Regie: Mathieu Ratthe
Darsteller: Laurence Dauphinais, Juliette Gosselin, Lori Graham, Kimberly Laferriere, Alex C. Nachi, Victor Andres Turgeon-Trelles, Mathieu Ratthe
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 85
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Gracefield Incident

The Gracefield Incident - Trailer deutsch Trailer german

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