The Greasy Strangler: Der Bratfett-Killer

Blu-ray Review

OT: The Greasy Strangler

Greasy Strangler - Der Bratfett-Killer Blu-ray Review Cover-min
Tiberius Film, 01.06.2017

 


Bullshit-Artists

Vorhang auf für das geschmackloseste Projekt seit holländischem Treibhausgemüse.

Inhalt

Big Ronnie und sein seit Kurzem bei ihm wohnender Sohn Big Brayden veranstalten gemeinsam Touren zu Schauplätzen, an denen berühmte Künstler (angeblich) Inspiration suchten und kreativ wirkten. Während einer dieser Führungen lernt Big Brayden die dralle Janet kennen und verliebt sich. Ronnie findet das allerdings ziemlich scheiße, zumal er selbst am liebsten „Janets Arsch die ganze Nacht lang auskosten würde“. Fortan buhlen beide um die Gunst der lockigen Rubensdame. Währenddessen läuft aber auch ein Mörder in der Gegend frei herum, den man „Greasy Killer“ nennt, weil er nackt und komplett mit einer dicken Schicht aus Fett überzogen auftritt, bevor er seinen Opfern den Schädel einschlägt oder die Augen rausquetscht. Weil Brayden seiner Janet völlig rettungslos verfallen ist, beschließt er, sie damit zu beeindrucken, dass er den fettigen Killer alleine zur Strecke bringt. Und vielleicht gibt es ja einen Zusammenhang zwischen den Morden und der Tatsache, dass Brayden seinem Daddy das Essen stets im Fett triefend servieren muss …

Das können die doch nicht ernst meinen, oder? DER BRATFETT-KILLER??? Also man hat ja schon eine Menge dämlicher deutscher Filmuntertitel gehabt, doch dieser schlägt dem Fass den Boden aus, oder? Hmm … mal sehen: Wir haben zwei völlig absurde Typen, die das skurrilste Vater-Sohn-Gespann der Filmgeschichte darstellen, einen Mörder, der sich tatsächlich mit Bratfett einreibt, bevor er seine Opfer erwürgt und einen Look, der den Eindruck erweckt, als hätten sich John Waters und Quentin Dupieux zusammengetan, um eine Horrorkomödie zu drehen. Alles in allem also Eigenschaften, die förmlich nach KULT schreien! Und dann erscheint der deutsche Untertitel von The Greasy Strangler auch plötzlich gar nicht mehr so bescheuert, sondern irgendwie ziemlich zutreffend – sowohl inhaltlich als auch vom Ton her. Und der ist von Beginn an völlig absurd, maximal bizarr und extrem abgedreht. Jim Hosking lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er einen möglichst absonderlichen Film inszenieren wollte. Der britische Regisseur (dessen Aussehen im Übrigen auch eine wunderbare Hauptfigur in seinem Film abgegeben hätte) geht in seinem ersten abendfüllenden Spielfilm (von ihm stammte zuvor beispielsweise die Kurzgeschichte „G is for Grandad“ aus ABCs of Death 2) dorthin, wo Fremdschämen in der Regel aus Scham aufhört – also gaaaaanz tief in die Niederungen des schlechten Geschmacks. Zum Sound von 80er-Jahre-Videospielmusik lässt er seinen (älteren) Protagonisten auf einer der Diskotouren nach einer quälend langen „Es gibt keine Free Drinks“-Diskussion blank ziehen und hält gefühlt minutenlang auf dessen faltiges Hinterteil.

Dagegen wirken dann sogar die rosaroten Outfits wie eine optische Wohltat. Allerdings war das noch lange nicht alles, denn ab dem zweiten Kapitel läuft Big Ronnie vornehmlich nackt durch den Film und hält seine 30cm-Pferdepenis-Prothese in die Kamera. Wer jetzt noch nicht ausgeschaltet hat, der beweist wahrlich schlechten Geschmack. The Greasy Strangler entzieht sich eigentlich jeder Beschreibung. Der repetitive Humor gleicht noch am ehesten dem Minimalismus eines Helge Schneider – Witz durch Wiederholung oder extrem lange Einstellungen. Wer das mag, der wird hier ein Musterbeispiel finden, gegen das Helges Filme allerdings Ausgeburten an Brillanz und Schöngeist sind. Ähnlichkeiten gibt’s indes auch bei den Dialogen, die wirken, als wären sie abgelesen oder kurz vor dem Take einstudiert worden. Vielleicht sind sie das sogar oder der Film legt es genau auf diesen Eindruck an. Wie es auch sei, es funktioniert. Und wird zudem von zwei Darstellern vorgetragen, die man nicht hätte treffender besetzen können. Während Sky Elobar als Brayden bisher vornehmlich in TV-Serien zu sehen war (unter anderem war er ein Aufseher in dem Gefängnis, in dem Earl aus My Name is Earl einsaß), ist Michael St. Michaels eine lebende Hollywoodlegende. Der Mann mit dem langen und schlohweißen Haar war (man glaubt es anhand seiner eigenen Frisur kaum) DER Promifriseur Hollywoods der 70er und 80er überhaupt. Teilweise wurde er von den Filmstars weltweit eingeflogen, um deren Frisuren zu stylen. Bei The Video Dead (hierzulande: Zombie – Bloody Demons) hatte er als Schauspieler 1987 mal einen unterhaltsamen Ausflug ins Horrorgenre gemacht, ließ dann aber mitunter 15 Jahre zwischen einzelnen Filmbeteiligungen verstreichen.

Mit The Greasy Strangler ist er nun zurück und schämt sich prinzipiell für gar nichts. Ob er nun mit buschigem Schamhaarbewuchs und Schwanzverlängerung frontal nackt von Waschanlagenbürsten in die Mangel genommen wird, oder seinem Filmsohn Rolle rückwärts machend ins Gesicht furzt. Im Gegenteil: Es scheint St. Michaels sichtlich Spaß zu machen, derart über die Stränge zu schlagen.
Elobar gebührt die Rolle des devot-schüchternen Sohnemanns, der „noch nie einer Frau die Finger in die Pussy gesteckt hat“. Auch ihm steht das pinke Outfit prächtig und seine dicke Hornbrille dürfte zu den scheußlichsten Modellen gehören, die Elton John nie getragen hat. Neben Minimal-Drehbuch und -Dialogen sowie dem absurden Slapstick und den Darstellern sind die kruden Gewaltmomente ein weiterer Faktor dieses durch und durch fetten Films. Da schlägt der Bratfett-Killer einem Teilnehmer seiner Diskotour den Schädel derart grafisch ein, dass man in der entstandenen Höhle locker einen Feuerlöscher aufbewahren könnte. Auch wenn der Greasy Man seinem Schweinchen-Opfer den Finger in das Loch steckt, das die herausgerissene Nase hinterlassen hat, sollte man währenddessen nicht unbedingt sein Abendessen einnehmen. Ebenso nicht für jeden Geschmack, aber eben auch brüllkomisch ist, wenn Greasy Strangler in einem besonders fettigen Moment die Töpferszene von Ghost – Nachricht von Sam veralbert. Mal abgesehen davon, dass der Film nun wahrlich nicht für jede Sehgewohnheit geeignet ist, darf man durchaus Kritik am manchmal arg zähen Tempo üben, das zwar Methode hat, aber nicht immer so funktioniert, dass daraus auch Witz entsteht. Wenn sich Vater und Sohn aber nach einer Stunde ein vierminütiges Bullshit-Battle liefern, kann man dann auch nicht anders, als das zu feiern oder abgrundtief zu verachten – Gleichgültigkeit jedenfalls ruft Hoskings Film wohl bei keinem Zuschauer hervor.
Eine überraschende Anekdote noch am Rande: Einer der Produzenten des Films ist kein Geringerer als Herr-der-Ringe-Frodo Elijah Wood.

Bild- und Tonqualität

Das 1,85:1-formatige Bild von The Greasy Strangler zeigt zwar ein leichtes Korn, was aber nicht sehr störend wirkt. Die Farben sind ein wenig schwächer als bei Hochglanzproduktionen und die Schärfe passt sich (glücklicherweise) dem Kultcharakter des Films an. Soll bedeuten: Es ist auch schon mal ein wenig schwächer aufgelöst und Randbereiche sind noch etwas unschärfer. Zentral fokussierte Elemente wie die brutzelnden Würstchen nach gut sieben Minuten kommen dafür (Achtung: Wortwitz) knackig rüber.
Beim Sound von The Greasy Strangler wird es vor allem dann räumlich, wenn die kongeniale Synthie-Musik einsetzt und auch schon mal dynamisch zu Werke geht. Grillen zirpen des Nachts schon mal ein wenig von den Rearspeakern und in der Waschanlage tröpfelt es ebenfalls von den hinteren Speakern. Die Dialoge kommen dazu sehr gut verständlich und nicht zu aufgeregt aus dem Center und ab und zu gibt’s sogar ein paar direktionale Soundeffekte (13’18).

Bonusmaterial

Im Bonusbereich von The Greasy Strangler finden sich mit „Greasy Trap“ und „Greasy Effect“ zwei Featurettes. Das erste beschreibt das real existierende Haus, in dem der Film gedreht wurde. Die hinter der Kamera befindlichen Filmmitarbeiter trugen offensichtlich meistens Atemschutzmasken und solche, die es nicht taten, schnupften abends schwarze Masse aus ihren Nasen. Offenbar nicht gerade das sauberste Haus in L.A. „Greasy Effect“ kümmert sich um die praktischen und teils animierten Spezialeffekte des Films. Hosking gibt zu Wort, dass er es eigentlich alles möglichst real haben wollte, am Ende aber gerade das cartoonartige zum absurden Humor geführt habe, der jetzt so passend für den Film ist. Obendrauf gibt’s noch einen Audiokommentar von Regisseur und seinen beiden Hauptdarstellern.

Fazit

Gegen The Greasy Strangler ist Jackass intellektuelles Studentenkino. Was Regisseur Hosking hier an Geschmacklosigkeiten abliefert und von seinen, den Bad Taste feiernden, Schauspielern vorträgen lässt, spottet fast jeder Beschreibung. „Kult“ ist sicherlich ein oft bemühter Begriff bei Filmen, die eine solche Bezeichnung nur bedingt verdienen. Oft wirken gerade solche Werke allzu bemüht, dieses Prädikat zu erhalten. Und selbst wenn The Greasy Strangler wohl nie zum Programmkino-Dauerläufer wird, so ist er doch eins mit Sicherheit: Der fetteste Film der Geschichte und wahrlich nichts für Kalorienzähler.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Jim Hosking
Darsteller: Michael St. Michaels, Sky Elobar, Elizabeth de Razzo, Gil Gex, Dana Haas
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu The Greasy Strangler

The Greasy Strangler - Der Bratfett-Killer (HD Trailer Deutsch)

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