The Horde – Die Jagd hat begonnen

Blu-ray Review

OT: The Horde

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Pierrot Le Fou/AL!VE, 31.03.2017

 


Willkommen in unserem Wald!

Futter für Freunde vom Hinterwäldler-Horror.

Inhalt

John Crenshaw, Ex Navy-Seal, begleitet seine Freundin, die Lehrerin Selina, auf einen Naturfotografie-Exkurs, den sie mit ihren Schülern anberaumt hat – so ein bisschen Schutz von einem ausgebildeten Elite-Soldaten mitten im Wald kann ja durchaus sinnvoll sein. Und schon bei erster Gelegenheit muss John in einer Bar dafür sorgen, dass seine Kids unbescholten davonkommen, als ein paar Rednecks die Mädels belästigen. Immerhin glaubt die lokale Polizei die Geschichte von der Notwehr und man kann darauf die friedliche Tour durch die Natur beginnen. Im Wald angekommen scheint alles zunächst nach Plan zu laufen: Man schlägt das Camp auf, fotografiert Flora und Fauna und unterhält sich über die wichtigen Dinge, die Teenager so interessieren. Der Eitel-Sonnenschein wird allerdings jäh unterbrochen, als eine Horde brutaler Monster auftaucht, die ihre Jagd auf die Kids eröffnen. Warumwiesoweshalb? Weil sie’s können! Ach ja, auch weil sie „Brüter“ brauchen, um ihre degenerierte Spezies fortleben zu lassen. Nun ist guter Rat teuer und der zuvor von den Kids misstrauisch beäugte Crenshaw die einzige Hoffnung auf Überleben …

Nicht zu verwechseln mit dem französischen Zombie-Horror-Actioner von 2009 ist dieser Low-Budget-B-Movie-Ausflug ins Mutanten-Horror-Subgenre. Besetzt mit einer Riege an B- und C-Darstellern [Paul Logan (Sniper: Special Ops), Bill Moseley (Devil’s Rejects) oder Costas Mandylor (SAW III-VII)] sind die eigentlichen Hauptfiguren von The Horde – Die Jagd hat begonnen die mit hübsch-abscheulichen (praktischen) Masken zugeklebten Monster, die blutige Jagd auf die Kurzurlauber im Wald machen. Deren Prothesen dürfen tatsächlich als gelungen gelten und lassen ein wenig über die hölzern agierenden Darsteller, das laienhafte Rumgeknipse mit den Kameras und die wenig erbauliche deutsche Synchro hinwegsehen, die noch dazu mit Dialogen kämpfen muss, die aus einer Folge Wendy stammen könnten. The Horde verlässt zu keiner Zeit bekanntes Wrong-Turn-Gefilde, ist allerdings noch deutlich konservativer. Jared Cohns Film ist mal wieder ein Beispiel dafür, wie prüde der US-Horrorfilm ist. Da werden Hälse in Großaufnahme aufgeschlitzt und Köpfe auf Baumständen gespalten. Wenn aber mal ein bisschen nackte Haut gezeigt wird, werden die Brüste verschämt zughalten.

Ablenken kann und muss man sich mit einem Costas Mandylor, der mit einem Baseballschläger bewaffnet ein bisschen auf Walking-Deads Neegan machen darf sowie mit ein paar Fight-Sequenzen, in denen Paul Logan seine Martial-Arts-Künste zu heroischer Filmmusik demonstrieren kann. In den Folterzimmern der Horde angekommen, dürfen die Killer dann immerhin schön fies agieren und grausame Geschichten erzählen, was im Falle von Vernon Wells, der den „Earl“ spielt, sogar ganz gut klappt. Am Ende seines Monologs darf er in Zeitlupe ein Bein kreissägend amputieren, was dem Zuschauer dann auch (endlich) das ständige Genörgel des verzogensten Vertreters der Teenies erspart. Denn eins schafft The Horde zu keiner Zeit: Mitleid mit seinen Opfern zu erzeugen. Dafür sind sie allesamt zu unsympathisch, nervig oder weinerlich. Die FSK hat bei ihrer Beurteilung dennoch gesehen, dass Gut und Böse hier klar getrennt sind und man als Zuschauer weiß, auf welcher Seite man zu stehen hat. Denn dass der bisweilen ziemlich harte, blutige und erbarmungslose Streifen ohne Schnittauflage durchkam, ist schon überraschend. Als „Highlight“ sei hier zu nennen, dass man auch vor Zungen- und Beinamputationen in Großaufnahme nicht zurückschreckt. Ob man am Ende aber wirklich auf der Seite des taffen Navy-Seals-Typen stehen möchte, der mit Machosprüchen und Pfeil und Bogen eine Schneise der Vergeltung durch den Wald zieht, sei jedem Horrorfilm-Fan selbst überlassen.

Bild- und Tonqualität

The Horde – Die Jagd hat begonnen wurde mit Red-Epic- und Red-Scarlet-Digitalkameras aufgenommen, was in den gut ausgeleuchteten Szenen für einen sehr ruhigen Bildeindruck ohne jedes Rauschen sorgt. Farben sind allerdings überhöht und gerade Rottöne auf Gesichtern wirken zu krass. Allerdings dürfe die Schärfe durchweg besser sein. Selbst in Naheinstellungen von Paul Logans durchtrainiertem Körper sollten die Einzelheiten besser erkennbar sein. In Halbtotalen wird das noch augenfälliger, was im Wald selbst bei guter Ausleuchtung für ein ziemlich schwammiges Bild sorgt (22’50). Der Kontrastumfang dürfte außerdem ausgewogener sein. Helle Bereiche neigen zum Überstrahlen und in dunklen gibt’s unschönes color banding (56’10).
Akustisch lässt es das Geschehen in The Horde durchaus etwas zu Wünschen übrig. Wenn die junge Frau nach knapp fünf Minuten vor den Monstern davonläuft, setzt rockige Musik ein, die eher nach einem 96kbit-mp3-file klingt, denn nach dts-HD-Master. Da sich nahezu sämtlicher Sound praktisch ausschließlich auf den drei Frontlautsprechern abspielt, bleibt in Sachen Effektdarstellung kaum Gelegenheit für die Rearspeaker, aktiv einzugreifen. Selbst der etwas actionlastigere Showdown bleibt erstaunlich undynamisch.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Horde finden sich zwei Extras, die allerdings in einem Fall falsch bezeichnet wurden. So verstecken sich hinter „deleted Scenes“ keine entfernten Szenen, sondern ein dreiteiliges Making-of mit einer Laufzeit von 16 Minuten. Die Filmemacher und Beteiligten hatten sichtlich Spaß an den Dreharbeiten und geben das ungekünstelt wieder. Leider knackst der Ton hier ziemlich unangenehm. „Über die Kameraarbeit“ hingegen beschreibt tatsächlich kurz, mit welchen Kameras gedreht wurde und wie es um die Belichtung stand.

Fazit

The Horde – Die Jagd hat begonnen ist ein durch und durch überraschungsfreier Backwood-Horrorstreifen mit ein paar „netten“ Bluteinlagen und stereotypen Figuren aus den 80ern – Freunde der Wrong-Turn-Reihe greifen zu.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 45%

Anbieter: Pierrot Le Fou/AL!VE
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Jared Cohn
Darsteller: Paul Logan, Bill Moseley, Vernon Wells, Costas Mandylor, Tiffany Brouwer, Sydney Sweeney
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78
Laufzeit: 88
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

Trailer zu The Horde

The Horde "Red Band" Trailer

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