The House at the End of Time

Blu-ray Review

The House at the End of Time Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 20.02.2015

OT: La casa del fin de los tiempos

 


Kreislauf der Zeit

Venezuela war bisher nicht als Land für Horrorfilme bekannt – das sollte sich nach House at the End of Time ändern!

Inhalt

30 Jahre saß Dulce im Gefängnis – verurteilt für ein Vergehen, das sie nicht begangen hat. Irgendetwas oder irgendjemand suchte damals ihre Familie in dem alten und brüchigen, dafür günstig gekauften Gemäuer heim, tötete ihren Mann und nahm ihr den älteren Sohn. Nun, da sie hinter Gittern zur alten Frau geworden ist, kehrt sie zurück in das immer noch verlassene Haus und will ergründen, was damals wirklich geschah. Der Padre des Dorfes steht ihr dabei zur Seite und findet parallel gar Schauriges über das Anwesen heraus. So stellt er fest, dass Dulces Familiemitglieder nicht die ersten waren, die in dem Haus zu Tode kamen. Welches Geheimnis aber wirklich dahintersteckt, wird Dulce bald erfahren, denn die Ereignisse nehmen ihren Lauf …

Manchmal braucht’s nicht viel mehr als ein schauriges altes Gemäuer, flackerndes Licht aus einer Öllampe und geschicktes Spiel mit Schatten, um effektiv Spannung zu erzeugen – so wie im Prolog von The House at the End of Time. Zugegeben, manchmal sieht Alejandro Hidalgos Film etwas nach südamerikanischer Telenovela aus, doch dies immerhin in schmuddelig-schmutziger Art und Weise. Der venezolanische Beitrag zum Spukhaus-Filmgenre (der erste Genrefilm des Landes überhaupt) holt, den geringen Produktionskosten zum Trotz, das Beste aus seinem begrenzten Szenario des verwinkelten Anwesens heraus. Der Gruselthriller wirkt vor allem durch die stimmige Atmosphäre, die weitgehend ohne Blut, dafür mit einigen Schockmomenten daherkommt und seine Spannung kontinuierlich aufbaut. Zwar lässt sich Hidalgo, die eingestreuten jump scares ausgenommen, immer wieder ziemlich viel Zeit, um seine in Rückblenden, bzw. auf zwei Zeitebenen  geschilderte Geschichte zu erzählen, doch wenn nach gut 65 Minuten die Puzzleteile zusammengefügt werden, sitzt man zunehmend überrascht, ja sogar verblüfft vor der Leinwand. Das ist umso großartiger, da uns The House at the End of Time in der ersten Hälfte recht glaubwürdig vermittelt, er sei „nur“ ein weiterer Beitrag zum Subgenre des verwunschenen Hauses. Das wiederum (ein weiterer Pluspunkt) tut der Film, ohne den Zuschauer auf den Arm zu nehmen oder zu enttäuschen – ganz im Gegenteil: Sensationell montiert und geschnitten entfaltet sich ein absolut unerwartetes Szenario, das nur durch die schwache Maske der gealterten Dulce getrübt wird. Optisch wie inhaltlich an ein Gemälde von M.C. Escher erinnernd liefert The House at the End of Time in seiner verschachtelten Struktur mehr Innovation als die letzten fünf Haunted-House-Werke aus Hollywood zusammengenommen – und zwar bis zum überraschenden Ende, das einem jungen Shyamalan gut gestanden hätte. Man muss Regisseur Hidalgo ein großes Kompliment machen, denn das Drehbuch stammt ebenfalls aus seiner Feder und man kann nur hoffen, dass er jetzt nicht als neue Entdeckung ins „gelobte“ Filmland USA importiert wird, um dort ein langweiliges Remake seines eigenen Films zu drehen und fortan vorhersehbare Einheitsgrusler inszenieren muss, um seine Miete zu bezahlen.
Aber malen wir besser nicht den Teufel an die Wand und hoffen darauf, dass Venezuela und Hidalgo uns noch mit mehreren dieser gelungenen Genrebeiträge beglücken, die dem anspruchsvollen Horrorfan endlich mal wieder Anlass geben, an gut gemachte Geschichten zu glauben.

Bild- und Tonqualität

Ein schönes und dynamisches Bild sieht anders aus als das von The House at the End of Time: Die Schärfe ist selbst in Naheinstellungen nur bedingt überzeugend, der braun-gelbe Look verschluckt andere Farben beinahe vollständig und sonderlich viel Kontrastumfang bietet die Blu-ray ebenfalls nicht. Obwohl’s zum Film passt und dessen Atmosphäre untermauert, hätte etwas mehr Plastizität nicht geschadet.
Akustisch geschieht nach dem kurzen Prolog ungefähr 55 Minuten lang bis auf wenige Schockmomente fast gar nichts. Dann, in dem Moment, als Dulce bei der Seherin sitzt und der Zuschauer mitunter sprichwörtlich im Dunkeln tappt, hört man plötzlich Schritte um den Kopf herum trampeln und jump scares werden dynamisch transportiert. Ansonsten erklingen die Geigen des meist dezenten Filmscores schon mal aus allen Speakern und die Dialoge der überraschend professionellen Synchronisation gelangen gut verständlich ans Ohr.

Bonusmaterial

Dem Bonusmaterial von House at the End of Time wurde außer den Originaltrailern und einigen Programmtipps nichts weiter zugefügt.

Fazit

The House at the End of Time ist ein höchst atmosphärischer Grusler mit hochintelligent ersonnenem Drehbuch, guten Darstellern und völlig überraschender Auflösung – Top-Empfehlung für Genrefans, die mal wieder frischen Wind um die Gruselnase spüren wollen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Venezuela 2013
Regie: Alejandro Hidalgo
Darsteller: Ruddy Rodriguez, Gonzalo Cubero, Rosmel Bustamante, Guillermo Garcia, Héctor Mercado
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, sp
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 101
Codec: AVC
FSK: 16

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