The Humanity Bureau – Flucht aus New America

Blu-ray Review

The Humanity Bureau Blu-ray Review Cover
KSM GmbH, 19.04.2018

OT: The Humanity Bureau

 


Über Wasser halten

Dystopischer SciFi-Thriller ohne Dystopie.

Inhalt

Das Jahr 2030: Klimawandel, wirtschaftlicher Zusammenbruch und Bürgerkrieg ließ die Gesellschaft zusammenbrechen. Um die Anzahl der hungrigen Mäuler zu reduzieren, stattete die Regierung eine Behörde mit dem Namen „Humanity Bureau“ mit Befugnissen aus, diejenigen Bürger zu separieren, die eine Last für die Gesellschaft und unproduktiv sind. Sie werden kurzerhand nach „New Eden“ deportiert. Agent Noah Cross ist einer der besten und effektivsten Agenten des Büros und erledigt seinen Job so präzise wie ein Chirurg. Dabei tritt er jenen, die er aussondiert, jederzeit freundlich gegenüber. Denkt er doch, dass es in New Eden überhaupt nicht so übel zugeht. Als er allerdings eine junge Mutter und ihren Sohn auf Produktivität überprüfen soll, nimmt er sich mehr Zeit als sonst. Erinnert an seine eigene Kindheit setzt er den Deportationsbefehl aus, was seinem Vorgesetzten Adam überhaupt nicht schmeckt. Noah erfährt zudem, was New Eden wirklich ist und macht sich damit zum Feind der eigenen Behörde …

Woran sieht man, dass ein Sci-Fi-Film mit beschränktem Budget auskommen musste?
So verfallen wie die Gesellschaft laut einleitendem Text sein sollte, ist sie gar nicht. Der Strom funktioniert noch, die Fernseher laufen, die Häuser stehen und Benzin für Autos scheint es auch zu geben. Natürlich sind die Fahrzeuge irgendwo in den 70ern und 80ern stehengeblieben, die Waffen kommen aus der gleichen Zeit und eine futuristische Zukunft erkennt man eigentlich nur an einer Art holografischem Notebook.
Es gibt keine Bilder von der umwälzenden Gesellschaftsveränderung. Kein Indiz dafür, dass man überhaupt in irgendeiner Form technischen Fortschritt vollbracht hat. Erklären kann man sich das natürlich damit, dass die Wirtschaft zusammengebrochen ist – allerdings eine eher müde Erklärung für mangelndes Budget. So beginnt The Humanity Bureau weder sonderlich bedrohlich, noch dystopisch, noch … tja, was noch alles nicht.
Die erste halbe Stunde plätschert das Geschehen ohne großen Spannungsbogen oder gar Highlights vor sich hin – selbst die Tötung eines resoluten älteren Herren, der keine Lust auf seine „Versetzung“ nach New Eden hat, lässt emotional völlig kalt. Sie wirkt gar etwas zynisch.
Kaum ein Wunder, dass sich Nicolas Cage in diesem Film von Serien-Regisseur Rob W. King wiederfindet. Nicht nur gibt er im Interview an, dass SciFi zu seinen Lieblings-Genres gehört, wandert er seit einigen Jahren (auch aufgrund seiner Schulden) durch so ziemlich jedes B-Movie, das ihm die Miete bezahlt.

Immerhin nimmt The Humanity Bureau nach etwas über dreißig Minuten ein wenig an Fahrt auf und integriert auch ein bisschen sarkastischen Humor zwischen Adam und seinem Assistent Porter. Das wirkt zwar ein bisschen befremdlich im Szenario, ist aber tatsächlich ganz witzig. Aufgrund des Settings in Nevada (für das übrigens Kanada herhalten musste) wirkt der Film öfter eher wie ein Roadmovie und nicht wie ein SciFi-Beitrag. Die vielen staubigen Sequenzen der Flucht erzeugen eine schönen Kontrast zu den in kaltem Blau wiedergegebenen Szenen im Humanity Bureau.
Schade, dass diesen optisch überzeugenden Momenten andere gegenüberstehen, bei denen man sich die Augen wischen möchte. Ob Regisseur King die Innenraum-Aufnahmen in den Fahrzeugen aus Cheasy-Trash- oder finanziellen Gründen per Greenscreen umsetzen ließ, bleibt ein Rätsel. In heutiger Zeit mutet das aber äußerst seltsam an und wirkt schlicht billig.
Leider liefern auch die Darsteller kein echtes Gegengewicht zum eher müden Drehbuch und dem langsamen Erzähltempo. Gerade Cage wirkt gelangweilt und lässt sich vom jungen Jakob Davies als Lucas an die Wand spielen. Wobei Davies es übertreibt und hart am Rand des Overacting agiert. Ähnliches gilt für Hugh Dillon, der spätestens durch seine im Verlauf „verdiente“ Augenklappe wirkt wie ein Abziehbild jedes Antagonisten der Filmgeschichte. Sarah Lind als Rachel macht gar zwischendurch einen genervten Eindruck.
Wenn’s dann mal rasant wird, wird man außerdem Zeuge einer ziemlich unmotivierten und ziemlich mies getimten Schießerei, die auch von einem Amateur-Regisseur hätte stammen können. Mit etwas Goodwill kann man The Humanity Bureau Kritik am Trump-Regime unterstellen – immerhin gibt’s dafür ein bis zwei Querverweise. Ob das ausreicht, um dem Film etwas abgewinnen zu können, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Bild- und Tonqualität

Das deutlich mit warmen Filtern stilisierte Bild von The Humanity Bureau sieht aufgrund der Filterung sehr passend aus. Gleichzeitig ist die Schärfe in Close-ups herausragend gut und zeigt extrem viele Details auf Gesichtern (26’17). Selbst die Totalen der Wüste Nevadas überzeugen und erfreulicherweise gibt’s auch keine Randunschärfen. Die Kontrastgebung ist mitunter sensationell gut und hat eine Dynamik, die ihresgleichen sucht (23’30). Schwarz ist extrem knackig und die hellen Anteile sind ebenso satt – ein hervorragendes Bild.
Akustisch folgt The Humanity Bureau einem eher ruhigen Prinzip. Die Filmmusik bleibt dezent im Hintergrund und Dialoge bestimmen das Geschehen. Die Geräusche des brabbelnden El-Camino-V8-Motors liefert ein wenig Abwechslung und wenn Rachels Sohn Amazing Grace in einem alten Kino singt, gibt’s ein räumlichen Nachhall. Allerdings bleibt es selbst während der Actionszenen erstaunlich frontal und die Maschinenpistole erweitert den Raum auch nicht (33’50). Das Gleiche gilt für das verunglückende Fahrzeug nach etwas über einer Stunde. Auch hier bleibt es viel zu ruhig auf den hinteren Kanälen und der Sub schaltet sich auch nur wenig lustvoll dazu (67’50)

Bonusmaterial

Das Featurette „Story & Themes“ im Bonusmaterial von The Humanity Bureau  geht ca. 15 Minuten lang auf die Geschichte des Films sowie die Motive ein. Ein Interview mit Nicolas Cage läuft ebenso knapp eine Viertelstunde und zeigt den Hauptdarsteller relativ entspannt. Eine Bildergalerie sowie der Trailer runden das Angebot ab.

Fazit

Die atmosphärischen Momente und Nicolas Cage sind Argumente für Fans des Darstellers, um auch The Humanity Bureau eine Chance zu geben. Man sollte sich allerdings auf eine eher gemächliche Erzählung ohne Story-Höhepunkte sowie eher durchschnittliche Schauspiel-Leistungen einstellen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 55%

Anbieter: New KSM
Land/Jahr: Kanada 2017
Regie: Rob W. King
Darsteller: Nicolas Cage, Sarah Lind, Hugh Dillon, Jakob Davies, Vicellous Reon Shannon, Kurt Max Runte, Lorne Cardinal
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu The Humanity Bureau

The Humanity Bureau (Deutscher Trailer) | Nicolas Cage | HD | KSM

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!