The Idealist – Geheimakte Grönland

Blu-ray Review

The Idealist - Geheimakte Grönland Blu-ray Review Cover
Lighthouse Entertainment, seit 20.11.2015

OT: Idealisten

 


Project Crested Ice

Mysteriöse Umstände beim Absturz eines B52-Bombers über Grönland rufen 20 Jahre später einen Enthüllungsjournalisten auf den Plan.

Inhalt

Ende der 60er fällt über dem nördlichen Grönland ein B-52-Bomber mit vier Wasserstoffbomben vom Himmel. Drei der Sprengköpfe können geborgen werden, was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die vornehmlich dänischen Arbeiter und Soldaten, die die Absturzstelle säubern, teilweise massiv verstrahlt und durch Plutonium vergiftet werden. Das kümmert die Behörden und vor allem die Amerikaner wenig und so wird über die Vorfälle schnell ein Mantel aus Schweigen gelegt. 1988 greift der Journalist Poul Brink die Geschehnisse erneut auf, interviewt Ärzte und Teilnehmer der damaligen Säuberungen. Er findet nicht nur heraus, dass eine hohe Anzahl der Arbeiter mit den langfristigen Folgen der Plutoniumvergiftung zu kämpfen hat, sondern sticht auch in ein Wespennest. Das allseitige Leugnen von Fakten ist dabei noch das geringste Problem. Um wirklich herauszufinden, wie gefährlich die Aktion in den 60ern war, versucht Paul an sichergestellte Schneeproben zu gelangen, welche die Verseuchung offenbaren können. Doch diese sind unter Verschluss und niemand will sie rausrücken …

Der dänische Film aus diesem Jahr bedient sich des Tatsachenfalls eines 1968 wirklich abgestürzten B52-Bombers kurz vor der Thule Air Base in Westgrönland. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob nun alle vier Sprengköpfe bei dem Absturz zerstört wurden oder ob noch eine intakte Bombe am Boden des Meeres liegt. The Idealist beschäftig sich zwar auch mit dieser Frage, spinnt um die Ereignisse allerdings vor allem die Geschichte des Enthüllungsjournalisten Poul Brink, der die skandalösen Vertuschungsmethoden der beteiligten Regierungen sowie den laxen Umgang mit den kaum vor Radioaktivität geschützten Arbeitern an der Unfallstelle aufzuklären versuchte. Unterfüttert mit zahlreichem echten Archivmaterial, das die Stimmung des Kalten Kriegs eindrücklich veranschaulicht, atmet Rosendahls Film die Atmosphäre der großen Politthriller der 80er Jahre. Erpressung trifft auf Gegenerpressung, aalglatte Politiker treffen auf einen übereifrigen Journalisten. Dass die Story dahinter auf wahren Begebenheiten beruht, macht The Idealist noch packender, wenngleich das Erzähltempo beständig niedrig ist. In einem der besten Momente des Films begleiten wir Poul zum US-Botschafter, der dem Journalisten die Arbeit mit manipulativen und suggestiven Fragen verleiden will – hier wird die Arroganz der Machthabenden (und auch der USA) greifbar und führt zum Schulterschluss zwischen Zuschauer und Brink. Dass die Untersuchungen des Redakteurs am Ende fast zehn Jahre brauchten, um zu einem (für ihn unbefriedigendem) Ergebnis zu kommen, bügelt der Film nun weg, indem er auch bei all jenen das Bewusstsein für die Ereignisse schärft, die von diesen bisher noch nichts wussten. Schade, dass Brink selbst The Idealist nicht mehr sehen konnte – er starb 49-jährig im Jahre 2002 an einem Herzinfarkt.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von The Idealist ist zunächst einmal ungewöhnlicherweise im MPEG-2-Verfahren kodiert. Das heißt allerdings nicht zwingend, dass es gegenüber AVC-berechneten Filmen schlechter ist. Im Gegenteil: Bildfehler, die aufgrund von schwacher Kompression entstehen könnten (Blockartefakte, Treppenbildung) sieht man hier nicht. Allerdings ist die optische Qualität dennoch nicht das Gelbe vom Ei. Dies allerdings durchaus bewusst, denn um den Film an die 80er Jahre anzupassen, kommt er im schmuddeligen, leicht körnigen, kontrastschwachen und eher wenig scharfen Look daher. Das Korn nimmt allerdings in dunklen Szenen nicht zu, was etwas über die bewusste Wahl des Stilmittels aussagt.
Beim Sound gibt es überraschenderweise nicht mal die Wahl zwischen deutscher und dänischer Originalspur. Die einzige Variante ist also die synchronisierte Fassung, die allerdings während der dokumentarischen Einschübe in untertitelte Originalsprache wechselt. Auf den Rears meldet sich nur höchstselten ein wenig räumliche Akustik. Falls dies geschieht, ist es meist der Filmscore, der für ein wenig Rundherumsound sorgt. Die Stimmen kommen gut vernehmlich aus dem Center

Bonusmaterial

Es gab wohl bisher nur wenige Disks, die ein so überschaubares Menü haben wie The Idealist. Ist die Blu-ray einmal geladen, stehen lediglich Filmtrailer sowie der Filmstart zur Auswahl – nicht mal eine Kapitelauswahl ist möglich.

Fazit

The Idealist – Geheimakte Grönland ist spannendes Politkino, das erschreckenderweise auf komplett wahren Tatsachen beruht. Vielleicht ein bisschen spröde gefilmt, deshalb aber nicht minder interessant.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Bonusmaterial: 5%
Film: 75%

Anbieter: Lighthouse Entertainment
Land/Jahr: DK 2015
Regie: Christina Rosendahl
Darsteller: Peter Plaugborg, Soren Malling, Thomas Bo Larsen, Arly Jover, Tim Ahern, Jens Albinus
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 110
Codec: MPEG-2
FSK: 12

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