Blu-ray Review
OT: The LEGO Batman Movie
Teamwork
Dass der megaerfolgreiche LEGO-Movie fortgesetzt würde, war nur eine Frage der Zeit: Hier ist das Sequel.
Inhalt
Gefeierter Held, umworbener Star – Batman hat gerade mal wieder Gotham City vor dem Joker (und 25 anderen Schurken) gerettet und lässt sich gebührend hochleben. Doch in seiner Batcave angekommen, ist er alleine. Alleine mit seinem Computer und Butler Alfred. So alleine, dass er sich sein Lieblingsgericht (Hummer) selbst in die Mikrowelle stellen muss, weil Alfred gerade eins der zahlreichen Badezimmer neu verfugt. So alleine gar, dass er sich in seinem Heimkino Abends die Tränenzieher-Szene aus Jerry Maguire anschaut (und sich darüber kaputtlacht). Seine Situation wird auch nicht besser, als Commissioner Gordon sich in den Ruhestand verabschiedet und stattdessen seine (sexy) Tochter Barbara eingesetzt wird. Denn die ist ziemlich resolut und sieht gar nicht ein, die Verbrechensbekämpfung einem Typen im Halloween-Kostüm zu überlassen. Sie setzt auf Teamplay. Doch das scheint ohnehin nicht mehr nötig zu sein, als sich Joker und alle anderen Verbrecher zur gleichen Zeit freiwillig stellen. Gotham ist plötzlich friedlich und Batman arbeitslos. Als Ersatzbeschäftigung hat Butler Alfred aber schon etwas für seinen Master in der Hinterhand. Der kleine Waisenjunge Dick Grayson lebt seit einiger Zeit im Haus und benötigt eine erzieherische Hand. Batman hält zwar nichts davon, sieht in ihm aber die Chance, sein Ziel zu verfolgen, den Joker in die Phantom-Zone zu verbannen, von der aus er niemals wieder Schaden anrichten kann. Dumm, dass man das nur mit einem Gerät machen kann, dass Superheld-Konkurrent Superman in einem sicheren Versteck hält, das nur ein kleiner, schmächtiger Junge erreichen kann: Dick Grayson aka Robin …
Es soll ja Zuschauer und Kritiker geben, die schon mit dem Vorgänger-LEGO-Film nichts anfangen konnten – unverständlicherweise, wie ich finde. Kaum ein Animationsfilm der letzten zehn Jahre schaffte es bei mir, so viel Nostalgie und Kindheitserinnerung zu wecken, ohne sich über sein Thema und seine Motive lustig zu machen. Phil Lord und Chris Miller zeigten vor drei Jahren, dass sie das LEGO-Universum verstanden hatten und spielten ausgiebig mit zahllosen Details, die für Fans der kleinen Bauklötze ein absolutes Fest waren. Nun darf Chris McKay den Regiestuhl übernehmen und eben jenem Charakter einen ganzen Film widmen, der als Nebenfigur im Vorgänger für die meisten Lacher sorgte. Der Schöpfer der anarchischen Serie Robot Chicken inszeniert mit seinem The LEGO Batman Movie einen der düsteren Superhelden und kann dabei gleich zwei unterschiedliche Franchises ausgiebig zitieren und augenzwinkernd porträtieren. Und Batman (bzw. seine Stimme) beginnt den Film bereits als Audiokommentar, der sich über das Warner-Bros.-Logo lustig macht und Michael Jackson ein Zitat klaut. Diese augenzwinkernde Respektlosigkeit ist es, die in der heutigen Filmlandschaft nur selten ist und deshalb gar nicht genug gelobt werden kann – zumal sie eben nicht unter die Gürtellinie zielt. Zu viele Filme verwechseln Humor heute leider mit albernem Pipi-Kacka-Pups-Gedröhne.
Dem bereits großartige Einstand folgt eine fast 15-minütige Actionsequenz, die in Sachen Rasanz kaum mehr zu überbieten ist. Und auch hier sind es wieder die Details, die flinken Zuschauer-Augen (oder Pause-Taste-Nutzern) auffallen und für die Portion Extra-Humor sorgen. Nicht nur macht sich der Film über das Merchandise des Comicstudios lustig, wenn Batman im Anschluss an seine erfolgreiche Rettung Gothams mit der Merch-Kanone Waisenkinder beglückt, werden auch gleich noch die Kinofilme zitiert und durch den Kakao gezogen. So steht auf einem T-Shirt, das aus der Merchandising-Waffe abgeschossen wird, in großen Lettern „Batman Begins“ und klein darunter „by brushing his teeth“ – sensationell. Dass man noch dazu die Rechte bekam, die Apple-Computerstimme „Siri“ zu verwenden, um sie als Batmans Pendant zu Iron Mans Jarvis einzusetzen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Auch inhaltlich trifft The LEGO Batman Movie ins Schwarze. Den dunklen Ritter als vereinsamten Gefühlsklotz zu porträtieren, der mächtig Schiss davor hat, andere Leute in sein Leben zu lassen, ist ein trefflicher Grundgedanke. Zumal man das mit brüllkomischen Szenen wie jener, in der sich Batman auf dem Boden rollend (aufgrund der kantigen LEGO-Steine eher rumklappend) gegen Alfreds Gedanken wehrt, doch vielleicht neue Freunde zu machen. Schade, dass das Drehbuch nicht beständig solche und ähnliche Gags liefert.
Denn der Vorgänger war im Durchschnitt einfach witziger und hielt sein Niveau durchgängig. Dennoch macht es tierischen Spaß, wenn der Joker in der Phantom-Zone auf Bösewichte aller möglichen Filme und Jahrzehnte trifft – von Sauron über King Kong und Voldemort hin zu Dracula oder der Wicked Witch. Wer Popkultur-Zitate notiert, braucht hier einen langen Zettel. Und wenn die Superhelden-Justice-League am Ende dafür sorgt, dass Gotham wieder vereint wird, dann hagelt es nicht nur Effekte, sondern auch psychologische Wahrheiten.
Bei den Animationen selbst ging man dieses Mal teilweise einen neuen Weg und ließ nicht mehr alles auf Bauklötzchen basieren. Waren Wasser und Rauch im Vorgänger noch steinchenbasiert, fügt man sie in The LEGO Batman Movie mit fließenden Animationen ein. Das wirkt natürlich perfekter, nimmt dem Film aber auch einen gewissen Charme. Bei den Feuer- und Explosionsbildern blieb man hingegen erfreulicherweise pixelig und verwendete die LEGO-Steine. In Sachen Synchronisation dürfen sich die deutschen Zuschauer übrigens glücklich fühlen. Die Dialoge mögen nicht in jeder Situation ähnlich pointiert sein wie jene des Originals (der Wortwitz dort ist einmalig), doch die hiesige Fassung punktet mit den Originalsprechern der nolan’schen Batman-Filme. Sowohl Alfred als auch die Bruce Wayne reden mit den Organen der Synchronstimmen von Michael Caine und Christian Bale.
Die Blu-ray von The LEGO Batman Movie punktet bereits mit einem sehr lebhaften Bild, das nicht mehr ganz so aufgehellt wirkt, wie jenes von The LEGO Movie. Der Kontrastumfang ist also hier ein wenig besser, wenngleich es im Vergleich zu anderen Animationsfilmen immer noch ein wenig neblig wirkt. Bei den Hintergründen und rund um fokussierte Objekte wurde auch hier wieder leicht weichgezeichnet, was das letzte bisschen an Dynamik verhindert. Die Bildruhe ist allerdings hervorragend und lässt keinerlei Rauschen oder Körnung erkennen (ausgenommen entsprechend . Was die Schärfe angeht, sind die fokussierten Bereiche wirklich gut und offenbaren erneut die vielen kleinen Details, die man nachträglich hinein animierte, damit Figuren und Objekte genau dieses Abgegriffene haben, das man von seinen eigenen LEGO-Klötzchen her kennt.
Beim Ton schöpfte man bei Warner (fast) aus dem Vollen. Beide Sprachen bekommen eine unkomprimierte dts-HD-Master-Fassung und noch eine Atmos-Version obendrauf. Hierbei müssen (im Falle der Blu-ray) nur die Fans der Originalversion ein wenig zurückstecken, denn die englische 3D-Sound-Variante liegt „nur“ mit Dolby-Digital-Plus-Kern vor, während die deutsche eine unkomprimierte True-HD-Fassung nutzt.
Davon abgesehen nutzt The LEGO Batman Movie die Surrounds von Beginn an ausgiebig. Die 15-minütige Eingangssequenz ist angefüllt mit actionreichen Informationen und Filmmusik. Zwar fehlt dem Subwoofer der letzte Kick und es dürfte durchaus noch etwas weiter hinunterreichen, doch die umgebenden Surroundeffekte sind wirklich toll. Wenn Bruce Wayne zur Party von Commissioner Gordon kommt und die Blitzlichter der Kameras flashen, fühlt man sich fast selbst als Star, der über den roten Teppich läuft (23’20). Praktisch jede Szene, die Actionanteile hat, wird phänomenal räumlich präsentiert. Selbst wenn Batman mutterseelenallein auf seinem Bat-Teich sitzt und Hummer kaut, fühlt man sich mittendrin in der Bat-Cave. Da sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn gerade in der herausragenden Anfangssequenz, die zahlreiche Flugobjekte und Batman-Schwing-Momente enthält nicht auch 3D-Sound-Effekte über die Atmos-Version zu vernehmen wären. Doch man sieht (bzw. hört) sich leider etwas getäuscht. Abgesehen von ganz dezenten akustischen Unterstützungen dauert es tatsächlich 35 Minuten, bevor der erste echte Höheneffekt eingesetzt wird. Wenn Batman in einer Rauchwolke gen Himmel entschwindet, „wuscht“ es deutlich vernehmbar noch oben. Die nächste Unterstützung von oben erhält der Film nach knapp 43 Minuten, wenn Batman und Robin an der Fortress of Solitude ankommen (42’40). Auch beim Eindringen Robins in das Sicherheitssystem der Festung gibt’s reichlich Höheneffekte. Da darf dann einfach mal die Frage angebracht sein: Warum nicht gleich so? Gerade zu Beginn hätte es massig Potenzial für 3D-Sound gegeben. Nimmt man das erst einmal hin, folgen in der zweiten Hälfte tatsächlich viel mehr Höhensounds. So geht der Alarm in Arkham Asylum schön rundherum los (50’35) und wenn der Joker in die Phantom Zone hinauffliegt, gibt’s weitere Heights-Infos. Doch auch hier: Warum hat man nicht den begleitenden „göttlichen“ Chor ebenfalls in alle Ebenen gelegt? Nachvollziehbar wäre es, immerhin würde der Joker ihn wohl auch rundherum hören und nicht nur von vorne und hinten. Warum spricht der Joker bei seiner Ansage aus der Phantom-Zone nicht auch von oben herab, so wie man es im Bild sieht?. Immerhin darf Voldemort in seiner Rauchwolke deutlich hörbar von Himmel herab ansausen und wenn der Joker aus der Bat-Höhle heraus die Übertragung beendet, gibt’s ebenfalls nette 3D-Sounds. Das gleiche gilt fürs Finale, in dem alle Superhelden allen Superschurken gegenüberstehen und mal wieder ein rasantes Feuerwerkt abgebrannt wird.
Bild- und Tonqualität UHD
Der digital animierte The LEGO Batman Movie bietet natürlich eine gute Vorlage für ein hoch aufgelöstes Bild. Leider war auch durch intensive Recherche nicht herauszufinden, ob der Film in 2K oder mit höherer Auflösung gerendert wurde. Sehr wohl steht aber fest, dass man einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 integrierte und die erweiterte Bilddynamik (HDR 10) ebenfalls zum Tragen kommt. Bei der Auflösung wird es tatsächlich schwierig, denn selbst bei großen Bildbreiten oder sehr naher Betrachtung ist die Blu-ray bereits so gut, dass man Abstufungen kaum ausmachen kann. Da die Details des Films ohnehin eher viereckig sind, dürfen es ja sogar Treppenstufen sein. Lediglich an den wenigen Rundungen des Films kann man bei genauem Hinsehen der 4K Disk etwas mehr Harmonie zusprechen. Bei der höheren Dynamik ist das Schwert zweischneidig. Zum einen wirken gerade rote oder gelborange Oberflächen deutlich intensiver und Spitzlichter sind deutlich kraftvoller. Doch bei sehr hellen Ausleuchtungen (bspw. wenn Bruce Wayne auf Gordons Abschiedsfeier ein Selfie mit Blitz von sich macht) überstrahlt die UHD ein wenig und verschluckt auf den hellen Oberflächen minimal Details. Das Bunte, das aus der Kombination von HDR und dem erweiterten Farbraum resultiert, passt hingegen gut zum LEGO-Film und dem ohnehin knallbonbonfarbenen Look.
Wie schon bei vorherigen Outputs von Warner, so ist es auch bei The LEGO Batman Movie wieder so, dass die UHD beide Atmos-Varianten verlustfrei liefert (True-HD-kodiert), während die Blu-ray die Originalfassung noch mit einem DD-Plus-Kern abgeschmeckt hatte. Hörbar ist der Unterschied zwischen der DD+- und der DD-True-HD-Fassung im Englischen aber nur mit sehr spitzen Luchsohren.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von The LEGO Batman Movie finden sich neben dem Audiokommentar vom Regisseur und seinem Team (das einzige Feature, das auch auf der UHD enthalten ist) noch vier animierte Kurzfilme (die teilweise eine noch stärkere Verknüpfung zum DC-Universum schaffen), ein LEGO-Ninjago-Kurzfilm, vier nicht verwendete Szenen sowie ein Hinter-den-Kulissen-Bereich mit insgesamt sechs Featurettes. „Die Entstehung“ kümmert sich um den Übergang vom Vorgänger zum Nachfolger und lässt Produzenten und Regisseur zu Wort kommen. Außerdem wird die komplette Entstehungsphase beleuchtet, bis hin zu den CGI-Effekten oder der ultra-aufwändigen Beleuchtung. In „Die Gewinner des Rebrick-Wettbewerbs“ werden die drei Gewinner-LEGO-Kurzfilme von Fans gezeigt, die entstanden, nachdem man zu einem Wettbewerb aufrief. „Besuch auf Wayne Manor“ gibt uns eine Tour durch das Anwesen des Milliardärs. In „Stein für Stein: Making-of“ werden die beiden Hauptgegner des Films noch mal vorgestellt und die Synchronsprecher kommen noch mal zu Wort. „Hinter dem Baustein“ lässt den drei Hauptcharakteren Raum, sich vorzustellen und „Ich und meine Minifigur“ führt die Original-Sprecher mit ihren Miniatur-Vorlagen zusammen.
Fazit
The LEGO Batman Movie hält nicht ganz das Witz- und Originalitätsniveau des Vorgänger, ist aber mindestens die beste und liebevollste Batman-Parodie seit es den Helden in Strumpfhosen gibt. Für Popkultur-Zitat-Freunde gibt’s außerdem eine Fülle an Details und die Actionszenen sind fulminant. Die UHD liefert dazu das kräftigere Bild, während der Atmos-Sound Potenzial liegen lässt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 90%
Bildqualität UHD: 90%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung dts-HD-MA): 90%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung Dolby Atmos): 85%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion dts-HD-MA): 90%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion Dolby Atmos): 85%
Bonusmaterial: 70%
Film: 75%
Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Chris McKay
Sprecher: David Nathan, Jürgen Thormann, Luke Mockridge, Claudia Urbschat-Mingues, Anne Helm, Erik Range, Carin C. Tietze, Udo Schenk, Marie Bierstedt, Dennis Schmidt-Foß, Tom Vogt
Tonformate BD: Dolby Atmos (Dolby-True-HD-Kern): de // Dolby Atmos (Dolby-Digital-Plus-Kern): en // dts-HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: Dolby Atmos (Dolby-True-HD-Kern): de,en // dts-HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 104
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Unbekannt (?? DI)
FSK: 6
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Warner Home Video)
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