Blu-ray Review
OT: The LEGO Movie 2: The Second Part
Alles ist nicht mehr super!
Zweites Kapitel im LEGO-Universum.
Inhalt
Emmet und seine Freunde leben in einer super Welt – absolut super. Jedenfalls bis Eindringlinge vom Planeten Duplo auftauchen, die ganz und gar nicht in Frieden kommen. Und weil freundliches Reden mit den Außerirdischen nicht fruchtet und sämtliche Waffen an den harten Duplo-Brocken abprallen, kapituliert das Legoland. Immer wenn sie etwas Schönes aufbauen, kommen die Duplos und zerstören es. Fünf Jahre später ist aus dem florierenden Gebiet eine postapokalyptische Welt geworden. Alle Einwohner blasen Trübsal und geben sich ihren dunklen Gedanken hin. Alle Bewohner? Nein. Emmet ist immer noch herzensgut und schafft es nicht einmal, seine böse Vorahnung über ein Our-mom-ageddon in düstere Bilder zu kleiden. Dann jedoch taucht ein weiterer Alien auf und kidnappt Lucy, Batman, Eisenbart, Benny und Einhorn-Kitty. Da ihm die restlichen Bewohner die Unterstützung versagen, muss Emmet alleine zur Rettung antreten. Mitten zwischen den Galaxien trifft er auf den harten Kerl Rex. Und was dieser Emmet erzählt, freut den freundlichen Bauarbeiter gar nicht. Denn Rex weiß genau, was die böse Königin Wasimma Si-Willi im Schilde führt. Und das darf Emmet auf keinen Fall zulassen …
Vor knapp fünf Jahren enterten die Animationsfilm erfahrenen Regisseure Phil Lord und Chris Miller (Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen) mit einer Adaption der berühmten LEGO-Figuren die Kinos und feierten einen ebenso unerwarteten wie überragenden Erfolg. Mit dem zweitbesten Februarstart aller Zeiten und einem Gesamteinspiel von fast 500 Mio. Dollar schlug er alle Erwartungen.
Und weil der heimliche Liebling des Publikums (der zynische Batman) so gut ankam, bescherte man ihm drei Jahre später ein Standalone-Spinoff. Dem fehlte zwar etwas die Gagdichte, aber es war offenbar, wie viel Potenzial in den kleinen Bauklötzen steckte.
Für die erste echte Fortsetzung übernahmen Lord und Miller jetzt „nur“ noch das Drehbuch und gaben die Regie an Mike Mitchell ab. Man stockte das Budget von 60 auf 90 Mio. Dollar auf und … ging baden. Jedenfalls verhältnismäßig. Denn ein Einspiel von knapp 190 Mio. Dollar ist nicht nur bedeutend schwächer als jenes des Vorgängers, sondern auch nur knapp genug, um schwarze Zahlen zu schreiben.
Schade: Denn mal abgesehen davon, dass die Originalität des ersten Films natürlich fehlt, funktioniert die Moral der Story um Freundschaft, Empathie und Verbrüderung genauso gut wie jene in The Lego Movie.
Etwas mehr als im ersten Teil nimmt Lego Movie 2 dabei Bezug auf die Realwelt, in der Bruder und Schwester sich mit ihren Spielszenarien in die Haare kriegen, sodass die böse „Box des Vergessens“ droht. Deren Streit überträgt sich dann auf die Spielwelt, in der das Ganze dramatisch aufgeplustert und mit zahlreichen Schauplätzen garniert wird. Überzeugend ist dabei nicht nur das kunterbunte Setting der Königin-Welt, sondern auch die düster-apokalyptische Mad-Max-Szenerie, in der Emmet, Batman und Lucy nach den Angriffen der Duplo-Steine leben. Ab und an wirkt die Story allerdings etwas überfrachtet mit all ihren Themen und zahlreichen Figuren. So wirkt die Fortsetzung etwas mehr als ihr Vorgänger wie eine Nummern-Revue, die von Plansequenz zu Plansequenz eilt – zumal Produzent Lin im Angesicht der jüngeren Disney-Kinohits mehr Songs integrieren ließ, die natürlich alle untergebracht werden müssen. Nicht jeder ist dabei so ein Ohrwurm wie Everything is Awesome, welchen man sogar lieben musste, wenn man ansonsten eher kritisch gegenüber der Penetranz disney’scher Filmmusik steht.
Apropos „lieben“: The Lego Movie 2 erweitert den Kosmos um die bunte und rosafarbene Welt von Finns Schwester, womit die Fortsetzung deutlich unisexer geworden ist und auch die LEGO-spielenden Mädels begeistern wird.
Davon ab ist auch The Lego Movie 2 gespickt mit liebenswerten Details und den bewussten Imperfektionen, die schon den Vorgänger auszeichneten. Immer noch bewegen sich die Figuren hakelig wie das Spielzeug es ihnen vorgibt. Immer noch sieht man hier und da Fingerabdrücke auf den Bauklötzen und Kratzer auf ihren Oberflächen. Was nur logisch ist, denn die LEGO-Steine werden ja von den beiden realen Geschwistern (die im Hintergrund agieren) bespielt. Dazu gesellen sich schier unzählige Anspielungen auf Filme wie Planet der Affen, Zurück in die Zukunft, Godzilla, Star Wars, Fluch der Karibik oder die Twilight-Serie. Selbstredend ist Green Lantern auch hier noch der Total-Loser und muss für die Superhelden-Schelte der Kollegen herhalten. Vielleicht fehlen ein bisschen die ganz großen Gags, doch das wird von den großartig aufgelegten Synchronsprechern locker wett gemacht. Selbst im Angesicht des hochwertigen Casts der Original-Vertonung (von Chris Pratt über Elizabeth Banks bis hin zu Channing Tatuum, Jonah Hill und Bruce Willis) muss sich die Synchro nicht verstecken. Erneut wird Batman von Christian Bales Stimme David Nathan gesprochen. Dazu gesellen sich mit Sandra Schwittau die Bart-Simpson-Stimme und mit Manfred Lehmann die Original-Synchro von Bruce Willis – Kompliment ans produzierende Studio Film- & Fernseh-Synchron.
Bild- und Tonqualität BD
The Lego Movie 2 bietet als voll digital animierter Streifen wie alle komplett am Rechner entstandenen Filme das Potenzial für Bestwerte. Gegenüber dem Vorgänger, dem es etwas an Kontrastdynamik fehlte, setzt man hier auch den Weichzeichner dezenter ein (nutzt ihn nur noch an Bildrändern) und die Bilddynamik ist sichtbar höher. Farben kommen absolut brillant zum Betrachter und der Schwarzwert ist deutlich besser als im ersten Teil. Dazu ist die Bildruhe sehr hoch. Ein ganz geringe Körnung lässt sich nur auf uniformen Flächen im Hintergrund erkennen, ist aber praktisch vernachlässigbar. Hin und wieder werden ganz dezente Banding-Artefakte sichtbar. Allerdings muss man diese schon sehr genau suchen, um sie zu erkennen. Ansonsten gibt’s hier nichts auszusetzen.
Die Blu-ray kommt mit einer deutschen dts-HD-Master-Spur, während die englische Fassung in dts-HD-MA und Dolby Atmos vorliegt.
Für sich genommen ist das für die Synchro schon mal ein großer Fortschritt, denn die BD des ersten Teils musste noch mit komprimiertem (und ziemlich undynamischem) Dolby Digital vorlieb nehmen. Schade, dass man sich aber nicht The LEGO Batman Movie zum Vorbild nahm, der eine deutsche Atmos-Fassung in True-HD lieferte.
Der zweite Teil glänzt aber dennoch mit einer Dynamik und Wucht, die der englischen dts-HD-MA-Version in nichts nachsteht – jedenfalls, wenn man den Receiver etwas höher einpegelt, denn die Abmischung ist etwas leiser als üblich.
Dann jedoch schlagen beide Tonfassungen den schwächlichen Dolby-Digital-Plus-Kern der englischen Atmos-Version deutlich und sind damit (je nach Sprach-Vorliebe) die beste Wahl in Sachen Dynamik auf der BD.
Gleichzeitig ist The Lego Movie 2 ein Muster an Effektreichtum. Solange nicht nur gesprochen wird, sind die Surroundspeaker praktisch dauerhaft in Aktion. Immer geht irgendwas zu Bruch, es werden Waffen oder Leuchtgeschosse abgefeuert, Raumschiffe und Sonden schwirren durch den Raum und Explosionen erfüllen das Heimkino. Die Vorlage mag Kinderspielzeug sein, der Sound ist absolut erwachsen.
Und als Referenzszene in potenten Heimkinos wird alsbald Emmets Trip durchs All genommen werden, die dermaßen effekt- und gleichzeitig bassintensiv ist, dass es eine wahre Freude ist (ab 30’10). Ob man die Musikstücke mag oder nicht – auch deren Sound ist voluminös und kitzelt die Anlage immer wieder ordentlich. Bis zum actionreichen Finale bleibt der Ton durchweg lebhaft und bisweilen sogar referenzwürdig.
Wie gut die Atmos-Ebene der englischen Spur abschneidet, lest ihr im nächsten Kapitel, da die UHD hier mit einer True-HD-kodierten Fassung aufwartet, die dynamischer und deshalb lohnenswerter ist als jene der DD+-kodierten Version auf der BD.
Bild- und Tonqualität UHD
Als gemeiner Standard für Animationsfilme gilt: Da sie am Rechner entstehen und die teilfertigen oder ganz fertigen Datenpakete häufig von einer Workstation zur nächsten geschickt werden müssen, wird mit einem 2K-Workflow gearbeitet. Ein nativer 4K-Animationsfilm wäre schlicht zu groß und würde zu viel Speicher fressen. Wir haben es also mit einer von einem 2K DI hochskalierten Disk zu tun.
Unabhängig von der Auflösung hat man der UHD einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum spendiert und die höhere Bilddynamik HDR10 implementiert.
Im laufenden Bild fällt zunächst die sichtbar dunklere Abstimmung auf, die dem Film eher eine Vorabend-Stimmung denn eine Mittags-Atmosphäre verpasst. Gelbtöne sind durchweg oranger und wirken mehr von einer untergehenden Sonne erzeugt als von einer, die hoch am Himmel steht.
Leider ist das ganz vereinzelt auftauchende Banding der Blu-ray auch über die UHD sichtbar (30’01).
Was die Ultra-HD aber durchweg besser macht, ist die Farbdarstellung und -intensität. LEGO Movie 2 ist angefüllt mit praktisch allen möglichen Farben und aufgrund der größeren Farbtiefe werden über die UHD sichtbar mehr Nuancen und Zwischentöne abgebildet. Durch die hellere Abstimmung der Blu-ray gehen zudem hin und wieder schimmernde Farben verloren, die von der Ultra-HD wiederum sehr deutlich zu sehen sind.
Was die Kontrastierung angeht, so ist die UHD deutlich dunkler, aber gleichzeitig auf dunklen Bereichen satter – im Gegensatz zu ein paar Titeln der letzten Zeit wirken dunkle Bildanteile hier nicht flacher als über die Blu-ray, sondern in der Tat knackiger.
Der Auflösungsvorsprung durch das Hochskalieren ist hingegen kaum erkennbar.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … hin zur Sonnenuntergangs-Atmosphäre der UHD. Sichtbar zudem: Die größere Farbpalette und bessere Farbdifferenzierung (vor allem bei den grünen Anteilen im Geist sichtbar).
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD ist durchweg satter, liefert die kräftigeren Töne und auch noch Sonneneinfall, wo die BD etwas überstrahlt.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD stellt sie kontrastreicher und farbkräftiger dar.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Der regenbogenartige Schimmer (auf dem Weißen links im Bild) ist nur über die UHD wirklich deutlich sichtbar. Über die Blu-ray sieht man davon nur Schemen.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … und der UHD sieht man den hochskalierten Auflösungsunterschied praktisch nur mit der Lupe.
Wie oben bereits angesprochen, beschreibe ich die Qualität des englischen Atmos-Sounds in diesem Teil des Reviews. Schlicht aufgrund der Tatsache, dass die UHD mit einem True-HD-Kern aufwartet, der an die Dynamik der dts-HD-MA-Spuren rankommt und deutlich besser ist als die DD+-Variante der Blu-ray.
Auch hier muss jedoch etwas lauter eingepegelt werden.
Der dt. Ton bleibt im Übrigen bei dts-HD-Master. Eine Synchro in Atmos gibt’s nicht.
Was schade ist, denn die Höhenkanäle werden äußerst lebhaft ins Geschehen eingebunden. Schon zu Beginn während des Duplo-Angriffs gibt es zahlreiche 3D-Sounds wie splitterndes Glas der Hochhäuser oder Schüsse aus den Laserwaffen. Auch der Score wird leise mit nach oben gelegt und das Dimensionstor nach knapp vier Minuten schließt sich hörbar über den Köpfen.
Zwar hat man es sich ein bisschen einfach gemacht und nahezu die komplette Atmosphäre mit auf die Heights gepackt, doch innerhalb eines Animationsfilms kann man sich das durchaus mal gefallen lassen. Selbst wenn viele Geräusche dort oben einfach nichts verloren haben, weil sie komplett unterhalb der Kameraposition stattfinden. Dafür gibt es aber durchaus auch sinnvolle 3D-Sounds wie jene der Sonden nach elf Minuten oder die einstürzenden Hochhäuser kurz darauf. Was allerdings schade ist: Nahezu sämtliche hörbaren 3D-Informationen erklingen auf einem ähnlichen Lautstärke-Niveau. Die wirklich „echten“ 3D-Sounds hätten deutlicher hervorgehoben werden können, um entsprechend aus der permanenten Geräuschkulisse von den Höhen-Speakern heraus zu stechen. Nur selten ist das mal offensiv(er) der Fall, wie beim Hereinbrechen des Shuttles durch die Decke (17’46) oder des Wasservorhangs (23’28). Auch die Songs werden teils etwas deutlicher von oben ergänzt und Emmets Flug durch das Dimensionstor erhält dann durchaus sehr hörbare Wusch-Geräusche aus der Höhe.
Insgesamt haben wir es deshalb mit einem durchweg aktiven (nur selten sind die Heights still) Atmos-Sektor zu tun, der aber zu wenig differenziert, um heraus zu ragen.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Lego Movie 2 verstecken sich zehn entfernte Szene sowie das Musikvideo zu „Super Cool“ und ein Audiokommentar von Regisseur Mitchell, den Autoren Miller/Lord sowie der Animationsleiterin Trisha Gum. Hinter „Emmets Weihnachtsparty“ verbirgt sich ein animierter Kurzfilm und „LEGO-Movie in Einzelteilen“ ist das Quasi-Making-of. Es läuft knapp neun Minuten, nimmt Bezug auf den Vorgänger und schildert, wie man den Kosmos um die Figur der Schwester erweiterte.
Fazit
The LEGO Movie 2 ist nicht mehr so originell wie der Vorgänger und erreicht auch nicht dessen Gagdichte. Er ist aber nach wie vor voller augenzwinkernder Details und liebevoller Kleinigkeiten. Dazu ist die Geschichte universell und moralisch einwandfrei. Die unzähligen Popkultur-Zitate versüßen zudem dem Fan die Zeit.
Technisch gesehen bekommt man einen äußerst lebhaften und sehr druckvollen Sound, dessen englische Atmos-Spur der UHD etwas für Freunde von „viel los auf den Heights“, nicht von Anhängern gezielter 3D-Sounds ist. Allerdings sollte hier in der Tat die UHD bevorzugt werden, da der englische Atmos-Sound der BD nur in DD+ vorliegt und weit weniger dynamisch agiert.
Das Bild der UHD wirkt wärmer und vermittelt durchweg etwas mehr Atmosphäre. Vor allem ist sie aber wesentlich farbkräftiger und bietet mehr Differenzierung und Kontrast.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 95%
Bildqualität UHD: 95%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 90%
Tonqualität BD Dolby Atmos DD+-Kern (Originalversion): 80%
Tonqualität BD/UHD dts-HD-Master (Originalversion): 90%
Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 90%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 75%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 60%
Film: 75%
Anbieter: Warner Home Video
Land/Jahr: USA/Dänemark/Norwegen/Australien 2019
Regie: Mike Mitchell, Trisha Gum
Sprecher: Patrick Schröder, David Nathan, Dennis Schmidt-Foß, Manfred Lehmann, Alexander Döring, Gerrit Schmidt-Foß, Frank Glaubrecht, Maren Rainer
Tonformate BD: Dolby Atmos (Dolby-Digital-Plus-Kern): en // dts-HD-Master 5.1: de,en
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // dts-HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 107
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10
Maximale Lichtstärke: 3848 Nit
FSK: 6
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Warner Home Video)