The Lego Movie

Blu-ray Review

The Lego Movie Blu-ray Review Cover
Warner Home, 21.08.2014

OT: The Lego Movie

 


Nein zu Vorschriften

Grandios-spektakuläre Verfilmung aus dem Universum der Kult-Stecksteine.

Inhalt

Emmets Leben läuft in immergleicher Abfolge nach „der Anleitung“ ab. Nicht dass sich der Durchschnittstyp mit mittelbraunem Haar darüber beschweren würde, denn im Prinzip ist einfach „alles super“! Eines Abends nach der Arbeit fliegt ihm seine Anleitung davon und so trifft er auf eine Stimme, die ihm befiehlt, „das Stück“ zu berühren. Fortan klebt ihm das „Widerstands-Teilchen“ am Rücken. Das will der regelkonforme Emmet natürlich zunächst gerne loswerden, zumal der böse Cop ihm seine Geschichte des Unschuldslamms nicht abnimmt. Als er in die Schmelzkammer gebracht wird, rettet ihn die taffe „Wildstyle“, die nicht nur perfektes Kung-Fu beherrscht, sondern auch in Windeseile aus einem Motorrad ein Fluggerät zaubert. Sie erzählt ihm, dass Präsident Business, der Emmets Steinstadt mit diktatorischem Flair leitet, alle Meisterbauer festgesetzt hat und dafür sorgt, dass Individualität erst gar nicht entsteht. Mit seiner Geheimwaffe, dem „Kragle“, will er seinen Status und seine Welt für immer zementieren. Das kann und will Emmet natürlich nicht und so wandert er durch die Welt des Wilden Westens oder nach Wolkenkuckucksheim, wo sich viele dem Widerstandskampf anschließen – und auch ein paar Comiclegenden stehen den beiden zur Seite …

Nachdem man schon mit der Lego-Star-Wars-Serie augenzwinkernde Kurzfilme schuf, dachten sich die beiden „21 Jump Street“-Regisseure Phil Lord und Christopher Miller: Da machen wir doch einen abendfüllenden Spielfilm draus. Gesagt, animiert, getan und das Produktionsbudget von 60 Mio. Dollar alleine in den USA mehr als verfierfacht. Herausgekommen ist ein von nostalgischem Flair nur so durchzogener Film, der konsequent bis auf wenige Ausnahmen die kleinen Kunststoffsteckklötzchen zur Hauptfigur macht. Zwar wurde The Lego Movie am Computer animiert, doch die bewusst genutzten abgehackten Bewegungen simulieren effektiv eine Stop-Motion-Technik und passen perfekt zum Wesen des dänischen Spielzeugs.

Bei allem Perfektionismus, der in der Realisierung des Films steckt, gelingt es hervorragend, den Eindruck zu erwecken, als hätten ein paar verspielte Jungs den Film zusammengebastelt. Wie es anstatt fließendem Wasser durchsichtige und runde Legosteinchen auf Emmet in der Dusche niederprasselt, wie man die real existierenden Schweißnähte der Einzelelemente mit in die Detaildarstellung (man beachte Emmets Haarpracht) aufnahm, den Eindruck abgenutzter Steinchen erweckte und die Bewegungs(un)fähigkeit der Figuren authentisch in Szene setzte – das ist nicht nur eine große Verbeugung an das Lieblingsspielzeug so vieler Menschen, sondern auch ein großer Spaß. Ein Spaß, der noch größer wird, wenn bekannte Figuren der Popkultur liebevoll integriert und auf den Arm genommen werden. So entpuppt sich Batman als eitler Fatzke, Green Lantern ist ein Versager, der um Anerkennung bettelt und Han Solo denkt nur an sich. All das wird von teils extrem rasanten Actionszenen zusammengehalten, in denen man praktisch zelebriert, wie wandlungsfähig das Kunststoffspielzeug wirklich ist – exemplarisch zu sehen beim Showdown in der Wildwest-Welt. Bei aller Action, aller überbordenden Bilder und famoser Tricktechnik transportiert The Lego Movie dennoch eine allgemeingültige Botschaft von Individualität, freier Meinungsentfaltung und bunter (Spiel)Vielfalt, die sogar die Kleinsten verstehen werden. Einziger Kritikpunkt: Manchmal ist die Abfolge von Szenerien, von auftauchenden Popkulturzitaten und kultischen Details arg überhastet und man bekommt für einen kurzen Moment den Eindruck einer Nummernrevue. Das ist aber schnell vergessen, wenn man die hohe Anzahl an extrem treffsicheren Gags und das meist geglückte Vermeiden allzu großer Albernheiten betrachtet.

Bild- und Tonqualität

Dem kunterbunten Bild von The Lego Movie fehlt es eigentlich nur an einem: Etwas höherem Kontrastumfang. Der dezente Weichzeichner und das manchmal etwas zu helle Bild bewirken einen leicht milchigen Eindruck. Die Detailzeichnung ist hingegen in Nahaufnahmen sehr gut und ermöglicht erst das Erkennen den liebevoll eingebetten Imperfektionen. Akustisch muss man sich zunächst mit einem bekannten Problem auseinandersetzten: Der deutschen Dolby-Digital-Spur in 5.1 fehlt es gegenüber der Originalfassung erneut in allen Belangen an Dynamik, Differenziertheit und Effektreichtum. Schon die spektakuläre Kamerafahrt zu Beginn von The Lego Movie ist auf der englischen dts-HD-Master-Version ein Muster an Räumlichkeit, unterstützt von einem satten Bassfundament. Die komprimierte deutsche Fassung muss man zunächst mal um gut 10dB lauter machen und selbst dann ploppen die Lego-Eruptionen im Vulkanfluss nur als laues Lüftchen auf. Im späteren Verlauf, während der zahlreichen Actionszenen, werden zwar auch in der deutschen Fassung sämtliche Lautsprecher bedient und es entwickelt sich ein durchaus effektvolles Bild, im Gegensatz zur englischen Tonspur holt man allerdings nicht das Optimum heraus. Vorteil der deutschen Synchronisation: Man konnte fast ausnahmslos sämtliche Synchronsprecher der bekannten Vorbilder für ihre (teils extrem kurzen) Rollen gewinnen. Im Original von The Lego Movie etwa spricht nicht Harrison Ford den Han Solo, sehr wohl hingegen dessen Synchronstimme Wolfgang Pampel in der deutschen Version.

Bonusmaterial

Im Lego Movie Bonusmaterial findet sich zunächst ein Audiokommentar der Filmemacher und einem Teil der Besetzung. Dazu gesellen sich das Musikvideo: „Batman ist ein wahrer Künstler“ sowie diverse Featurettes, Outtakes und entfallene Szenen. Schön, dass auch während der Featurettes und Making-ofs der Grundhumor des Films erhalten bleibt und immer wieder auf die Eigenheiten der kleinen gesteckten Kunststofffiguren eingegangen wird – beispielsweise mit der 4x-Emmet-Vision. Außerdem gibt’s Einblicke in die echte Lego-Fabrik in Dänemark.

Fazit

The Lego Movie ist ein Fest für alle, die mit Lego groß geworden sind, für alle, die Spaß an Zitaten aus der Popkultur haben und für alle, die das Kind in sich wiederentdecken wollen. Auch die jüngeren Zuschauer werden sich gut amüsieren, wenngleich für ganz junge Kids die Actionszenen mitunter arg schnell sind.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (deutsche Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 85%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Phil Lord, Chris Miller
Sprecher: Patrick Schröder, David Nathan, Dennis Schmidt-Foß, Norbert Gastell, Alexander Döring, Gerrit Schmidt-Foß, Frank Glaubrecht, Maren Rainer
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 101
Codec: AVC
FSK: 0

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!