The Model – Schönheit hat ihren Preis

Blu-ray Review

The Model - Schönheit hat ihren Preis Blu-ray Review Cover
Koch Media, seit 25.08.2016

OT: The Model

 


Wunderblume

Von einem jungen Mädchen, das auszog, die große Modelwelt zu erobern.

Inhalt

„Du bist spät, sehr spät!“ – die ersten Worte, die der 17-jährigen Emma in Paris entgegengebracht werden, sind nicht ganz das, was sich das junge Mädchen vorgestellt hatte, nachdem sie sich schweren Herzens von ihren Eltern und dem Freund in einem dänischen Kleindorf verabschiedet hatte. Emma wurde in Kopenhagen von einem Model-Scout entdeckt und gehört nun zu den jungen Talenten. Um nicht eine von vielen zu sein, möchte sich Emma wirklich Mühe geben, doch ihr erster Job gerät zur Katastrophe und Starfotograf Shane White lässt sie eiskalt auflaufen. Der allerdings trifft sie Abends in einem Club wieder und ist plötzlich ganz charmant. Nachdem sie sich ihm ein wenig an den Hals geschmissen hat, engagiert der sie daraufhin für eine große Titelstory. Emma gelingt es dabei, die Rolle der verlangten Zicke perfekt zu spielen und überzeugt auf ganzer Linie. Gleichzeitig verknallt sie sich in Shane und serviert ihren Freund daheim praktisch ab. Der Fotograf indes führt sie in die Szene der glamourösen und glitzernden Welt ein. Bis die Arroganz der Branche ihre Opfer fordert und Emma damit überlastet …

Nach einer knappen Viertelstunde von The Model möchte man vermutlich keins mehr sein – Mads Matthiesens Film beginnt deprimierend und schildert vor allem die Einsamkeit, Oberflächlichkeit und Arroganz der Branche. Ob das der schroffe Fotograf ist oder die Zimmernachbarin, die Emma auch nicht gerade herzlich begrüßt. Das Thema Magerkeit schwebt schon rein optisch beständig mit und das abweisende und kühle Verhalten der Leute ist allgegenwärtig. Beim Essen in lockerer Businessrunde wird über einzelne Models diskutiert, derer man nach kurzer Zeit schon überdrüssig ist und die negativen Seiten der Branche werden belächelt. The Model wirkt von Beginn an (und ohne auch nur irgendeine Kenntnis zu haben) wirklich echt und scheint die Verhaltensweisen und Eigentümlichkeiten perfekt zu treffen. Gerade in der Figur der Emma, die als junges naives Kindchen nach Paris kommt, sich dort aber schnell anpasst und das Spiel mitspielt, findet man sich als Zuschauer emotional wieder. Man kann sich vorstellen, wie berauschend und schön es sein muss, in dem Erfolg zu haben, was einem daheim niemand zutraute und noch dazu einen tollen, erfolgreichen Fotografen kennen zu lernen, mit dem man die berauschenden Partys der Szene feiern kann. Die Hoffnung, etwas wirklich aufregend Schönes zu erleben und privates wie berufliches Glück zu kombinieren – wer hat die nicht. Doch die Modelbranche ist eine Blase – selbst wenn’s abgedroschen klingt. Wer hocht steigt, kann tief fallen und das muss auch Emma feststellen. Maria Palm, die in The Model ihr Schauspieldebüt gibt, bewältigt die körperlich wie seelisch freizügige Rolle mit Bravour und überzeugt sowohl in ihren naiv-liebenswerten Szenen als auch in den Momenten, in denen sie das kalte Spiel der Branche mitspielt. Ed Skrein (Deadpool, Kill Your Friends) ist der perfekte Partner an ihrer Seite, der ebenfalls in beide Richtungen glaubwürdig agiert. Schade, dass die Geschichte nach gut 70 Minuten einen etwas stereotypen Verlauf annimmt und sich zu den Stilblüten der Szene auch noch Standard-Klischees romantischer Dramen sowie Thriller-Elemente hinzugesellen. Damit verlässt The Model den ursprünglich eingeschlagenen Weg mitunter zu stark. Dennoch wird deutlich, wie einsam man in der Branche sein kann und was die jungen Mädchen zu tun bereit sind, um dieses Gefühl nicht mehr zu spüren.

Bild- und Tonqualität

The Model nutzt immer wieder die Handkamera, um möglichst authentisch rüberzukommen und nahe bei den Darstellern zu sein. Glücklicherweise übertreibt man es mit der Wackelei nicht allzu sehr. Der Kontrastumfang liegt im mittleren Bereich. Schwarz könnte kräftiger sein und helle Lichter dürften auch etwas mehr Kraft haben. Das filmische Korn wirkt gerade für ein Werk, das in der Modelbranche spielt, absolut adäquat und künstlerisch passend. Die Schärfe bleibt but und ist gerade in Nahaufnahmen hervorragend.
Der Ton von The Model kommt für ein Drama erstaunlich voluminös rüber und bleibt auch während der gesamten Spielzeit sehr räumlich. Bei Emmas Diskobesuch pumpt der Bass ordentlich und trägt die Beats wuchtig ins Heimkino (19’25). Ohnehin ist die meist elektronische Filmmusik perfekt gewählt und begleitet das Geschehen stets authentisch. Die Stimmen kommen verständlich rüber und städtische Atmosphäre wirkt lebensnah.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Model gibt es nur den jeweiligen deutschen und dänischen Filmtrailer.

Fazit

The Model ist ein vielschichtiger Blick in eine Branche, die vor keiner Oberflächlichkeit und Grausamkeit halt macht und dafür junge, vollkommen naive Mädchen hofiert, benutzt und dann eiskalt fallen lässt – wirklich kein Film für die Anwärterinnen der nächten Top-Model-Shows, dafür ein anspruchsvolles Drama mit Tiefgang.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 5%
Film: 75%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: Dänemark 2016
Regie: Mads Matthiesen
Darsteller: Maria Palm, Ed Skrein, Yvonnick Muller, Dominic Allburn, Virgile Bramly, Elise Lissague
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en/dä
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 108
Codec: AVC
FSK: 12