The Monster

Blu-ray Review

The Monster Blu-ray Review Cover
Koch Media, 23.03.2017

OT: The Monster

 


Keine Angst mehr

Oldschool-Kreatur-Horror trifft auf Drama – unausgegoren oder spannend?

Inhalt

Mal wieder hat Kathy verschlafen. Keine Seltenheit und aufgrund ihrer Alkoholprobleme eher die Regel. Dieses, wie auch fast jedes andere Mal leidet ihre Tochter Lizzy darunter, die von ihrer Mutter eigentlich zum Vater gebracht werden sollte. Nun geschieht der Aufbruch erst kurz vor der Dunkelheit und es beginnt auch noch heftig zu regnen. Während der Fahrt kommt es mal wieder zwischen den beiden zum Streit und als plötzlich ein Wolf mitten auf der Straße steht, gerät der Wagen ins schleudern. Bei näherer Betrachtung des Wildtieres stellen sie fest, dass der Wolf nicht ohne Grund mitten auf der Straße stand. Denn in seinem Fell steckt ein beachtlicher Fangzahn, der kaum von einem Artgenossen kommen kann. Während das Auto manövrierunfähig ist und der zur Hilfe gerufene Vater eine Weile brauchen wird, bis er eintrifft, setzen Kathy und Lizzy auf den Pannendienst, der bald darauf erscheint. Doch die Tatsache, dass der Wolf plötzlich weg ist, hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Als dann auch noch der Abschleppfahrer verschwindet und sein abgerissener Arm aus dem Wald geworfen wird, wissen Mutter und Tochter, dass da etwas im Dickicht ist, dass es auf sie abgesehen hat …

2008, als das Subgenre des Home-Invasion-Thrillers gerade wieder ein wenig in Fahrt kam, hinterließ Regiedebütant Bryan Bertino mit The Strangers eine vielbeachtete Duftmarke. In seinem Film musste sich ein Paar (Liv Tyler und Scott Speedman), das von einem Hochzeitsempfang kam und in einem abgelegenen Ferienhaus nächtigte, dreier Eindringlinge erwehren. Mit gerade einmal 10 Mio. $ produziert, spielte der Film alleine in den USA das fünfeinhalbfache ein. Nach einem weiteren Genrewerk nimmt sich Bertino nun das Kreatur-Horrormonster-Subgenre vor und kombiniert es mit Elementen eines Roadtrips und vor allem solchen einer Mutter-Tochter-Geschichte. Dabei erzählt er teils in Flashbacks und klärt in The Monster auf diese Weise über die Hintergründe Kathys und Lizzys auf. Und der Background ist alles andere als belangloser Kindergarten. Gerade Kathys Figur bricht das eine oder andere Tabu im Umgang mit der Filmtochter. Man hat also durchaus etwas aufzuarbeiten, als man sich gemeinsam auf den Trip zum Vater der Kleinen macht. In äußerst eindrücklichen Bildern schildert der Film nicht nur die Szenen mit der Kreatur, sondern vor allem jene mit dem anderen Monster, dem Alkohol. Wenn in den Rückblicken klar wird, dass Kathy es nicht mal zwei Tage ohne die Flasche schafft und schwer atmend die ersehnten Schlücke nimmt, ist das schon schwer anzuschauen. Noch intensiver wird’s, wenn sich Lizzy im Anschluss zu deprimierendem Filmscore im Bad neben ihre dort zusammengekauerte Mutter legt, die noch Momente vorher ihr Erbrochenes runtergespült hat. Die Kombination aus dem Dämon im Inneren und jenem, der sich im Wald als Wesen manifestiert, macht The Monster zu einem äußerst originellen Genrebeitrag.

Lizzy wünscht sich in dem Moment, in dem klar ist, dass da etwas Schauriges im Wald auf sie wartet, dass ihr Vater da wäre und Kathy schafft es nicht, sie zu beruhigen und ihr Geborgenheit zu geben. Die Mutter, die eigentlich genau das bei ihrer Tochter bewirken sollte, merkt unmissverständlich, dass sie ihrem Mädchen nie das vermitteln konnte, was es gebraucht hätte. Man spürt die Schutzlosigkeit beider, wenn sie einander zunächst kaum helfen können. Erst nach und nach entwickeln sie eine Art Vertrauensverhältnis, das über die Jahre praktisch völlig zerstört wurde. Die Horrorelemente bleiben dabei zunächst sehr im Hintergrund. Ein Grollen aus dem Wald hier, eine Rückenansicht dort. Und das ist auch gut so, weil die stärkeren und unbequemeren Szenen definitiv jene sind, in denen die Verhältnisse der letzten Jahre geschildert werden. Schlimmer werden die Flashbacks gar noch, wenn sich der Vater (Scott Speedman, der schon in The Strangers dabei war) dazugesellt. Der steht Kathy nämlich kaum nach, was den miesen Umgang mit seiner Tochter angeht. Aber natürlich ist The Monster eben auch ein Creature-Flick und baut eine ziemlich packende Spannung auf. Schon alleine deshalb, weil sich das Setting auf die Innenräume zweier Fahrzeuge beschränkt. Die einzige Sicherheit, so scheint es, bieten zwei Autowracks, in die das Viech nicht eindringen kann. Letzteres gehört zwar nicht unbedingt zu den innovativsten und erschreckendsten ähnlicher Filme, wirkt aber durchaus furchteinflößend und stellt als oldschool-Gummianzug-Wesen eine wohltuende Abwechslung von schlecht digital animierten Kreaturen dar. Die eine oder andere ungelenke Bewegung der Kreatur machen dann die beiden Hauptdarstellerinnen wieder wett. Zoe Kazan als Mutter geht nachvollziehbar durch eine selbst verschuldete Hölle und Ella Ballentine (The Captive, The Calling) leistet als Lizzy an ihrer Seite gar Beeindruckendes. Ihr ist es zu verdanken, dass vor allem die dramatischen Flashbacks im Gedächtnis bleiben.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von The Monster punktet während der besser ausgeleuchteten Szenen mit recht stabilem Lauf, guter Rauschfreiheit und einem guten, wenngleich nicht herausragenden Kontrastumfang. Während die Szenen, die in der Vergangenheit spielen, knackig daherkommen, sind die Gegenwartssequenzen etwas gräulicher und weniger dynamisch. Erstaunlicherweise sind gerade die Nachtszenen von besserem Kontrastumfang und überzeugen mit knackigem Schwarz und guter Zeichnung in den Farben. Da mutet es fast schon unverständlich an, dass es zu Beginn ein bisschen color banding gibt (sichtbare Farbabstufungen auf der Wand bei 3’50).
Akustisch hätte The Monster bisweilen noch etwas kräftiger zupacken können. Zwar schüttet der Regen verhältnismäßig räumlich aus allen Lautsprechern, doch gerade die beiden Autounfälle dürften dynamischer und wuchtiger sein. Viele Effekte spielen sich auf der Front ab, oft werden Stereo-Räume erzeugt. Die Stimmen sind dabei gut verständlich, die Synchronsprecher gehören zu den besseren ihrer Zunft.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Monster gibt’s vier (ziemlich unergiebige) Interviews sowie ein Behind the Scenes und Impressionen vom Set. Im Behind the Scenes erfährt man schon deutlich mehr über die Geschichte, die Dreharbeiten und die Kreatur. Die „Impressionen“ heißen woanders B’Roll und sind unkommentierte Aufnahmen von Hinter der Kamera.

Fazit

The Monster könnte für Horrofans etwas zu wenig horrorlastig und für Freunde von Dramen etwas zu gruselig sein. Wer aber bereit ist, sich auf beides einzulassen, bekommt einen herausragend gespielten und noch einige Zeit im Gedächtnis bleibenden Genremix, der offen lässt, ob das Monster nun wirklich existierte oder nicht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Bryan Bertino
Darsteller: Ella Ballentine, Zoe Kazan, Scott Speedman, Aaron Douglas, Marc Hickox, Christine Ebadi
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu The Monster