Blu-ray Review
OT: The Osiris Child – Science Fiction Volume One
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B-Sci-Fi-Movie mit Herz und Charme
Inhalt
Indi ist gerade zu Besuch bei ihrem Vater Kane Sommerville auf einem der neu besiedelten Planeten angekommen. Die Menschheit hatte schon vor einiger Zeit damit begonnen, andere Welten zu erkunden und die erdähnlichen für ein Leben zu terraformen. Um dies zu erreichen, setzt man als billige Arbeitskräfte Sträflinge ein, die nicht nur billig, sondern auch entbehrlich sind. Immerhin sind die Arbeiten gefährlich und es gibt auch eine Menge feindlicher Kreaturen. Kane arbeitet für ein intergalaktisches Unternehmen namens Exor, deren Chefin Lynix von einer Raumstation aus mit eiserner Hand regiert. Als auf dem Planeten ein Gefängnisaufstand ausbricht und die Sträflinge wohl im Besitz eines tödlichen Virus zu sein scheinen, will Lynix die gesamte dortige Bevölkerung auslöschen, was zur Folge hätte, dass Indi ebenfalls sterben müsste. Das kann Kane natürlich kaum wollen, zumal er weiß, was wirklich hinter dem Befehl der Generalin steckt. Er desertiert, schnappt sich ein Raumschiff und fliegt in die Hauptstadt Osiris, um sein Mädchen zu retten. Hilfe findet er beim Sträfling Sy Lombrook …
Na das ist doch mal eine Überraschung: Da kommt ein B-Sci-Fi-Filmchen, das seine deutsche Premiere im Rahmen der Fantasy Film Fest White Nights hatte und richtig viel Spaß macht. The Osiris Child macht sich den Look der 90er-Jahre-Genrewerke zu eigen und integriert schon mal ein bisschen SAW-Atmosphäre (Kapitel II, Foltermaßnahmen). Regisseur Shane Abbess (Gabriel – Die Racche ist mein) teilt seinen Film in Kapitel auf und springt dabei in den Zeitebenen hin und her. Auf diese Weise entfaltet sich ein Puzzle, dessen Teile sich der Zuschauer nach und nach zusammenbauen kann, um teils überraschende Storywendungen zu erleben. Wo die Kreaturen herkommen, was es mit der Gefängnisrevolte auf sich hat und welche Motivation Lynix hat – all das wird nicht linear erzählt, was die Spannung des Films deutlich erhöht. Dabei hat man sich trotz des geringen Budgets wirklich Mühe mit den Sets und der Ausstattung gegeben. Selbst die VFX können überzeugen. So ist die galaktische Raumstation zwar ein wenig weich gerendert, sieht aber wirklich schick aus. Und dass Abbess Action inszenieren kann, zeigt er spätestens mit dem Fight zwischen den Raumgleitern oder den Kämpfen im Gefängnis. Immer wieder gibt es außerdem nette Ideen, wie jene der Folter-Zylinder im Knast, die jeder der Insassen auf seine Art und Weise zu bewältigen sucht (37’00).
Auch abgefahrene optische Gimmicks wie das Schnupfen der Drogen in der Outlaw-Kneipe tragen zur Atmosphäre bei. Dass der Australier wie in seinem 2015er Sci-Fi-Beitrag Infini (damals: Luke Hemsworth) mit Kellan Lutz (Twilight) erneut einen Hollywoodstar verpflichten konnte, schadet The Osiris Child nicht – zumal Lutz einen coolen Ex-Sträfling abgibt, dessen Bart vielleicht ein wenig arg schwarz gefärbt aussieht, der aber souverän über den Dingen zu stehen scheint. Richtig crazy ist Isabel Lucas, die bisher gerne als dürres Schönheitsideal (Careful What You Wish For) oder wahlweise Mordopfer (The Loft) durch Thriller geisterte und hier ein bisschen auf Tank Girl machen darf. Das steht der Aktrice deutlich besser als die Rolle des Sexobjekts oder gar einer ernsthaften Schauspielerin. Was The Osiris Child ebenfalls ausmacht, ist das Vertrauen auf echte Masken bei den Kreaturen. Man gibt sich nicht die Blöße, hier auf simple und billig wirkende Computereffekte zu setzen, sondern lässt aufwändige Gummimonster auftreten. Über deren Design darf man zwar diskutieren, aber es trägt zur Atmosphäre und einem gewissen Gefühl von Kreativität bei. Wenn sich dann in der zweiten Hälfte ein gutes Stück Mad Max Einzug hält und die Fahrzeuge kreativer werden, ist das sicherlich nicht innovativ selbst erfunden, aber immerhin charmant zitiert. Alles in allem macht The Osiris Child trotz oberflächlicher Story „geliehener“ Ideen durchweg Spaß und liefert einen zünftigen B-Movie-Fantasy-Abend. Im Übrigen mit einem Ende, das darauf hoffen lässt, dass der Originaltitel mit seinem „Volume One“ recht behält und noch weitere Episoden folgen.
Bild- und Tonqualität
Während der gut ausgeleuchteten Szenen zeigt sich The Osiris Child kontraststark und liefert neben einer recht hohen Bildruhe auch knackige Close-ups von Gesichtern. Die bräunliche Filterung passt ganz gut zum apokalyptischen Szenario und gibt die Naturaufnahmen Australiens atmosphärisch wieder. In dunkleren Szenen lässt allerdings der Schwarzwert zu wünschen übrig und verfärbt sich bisweilen grün (8’01). Da dies allerdings verhältnismäßig selten vorkommt, fällt es nicht allzu sehr ins Gewicht.
Der Sound von The Osiris Child dürfte zwar ein wenig mehr Bums haben, überzeugt aber in Sachen Effektgestaltung durchaus. Vor allem während des Weltraum-Fights mit den Shuttles nach knapp 20 Minuten fetzen Schüsse immer wieder aus allen Richtungen ins Heimkino. Dazu wird der Filmscore räumlich und die Naturatmosphäre auf dem Planeten sorgt für eine hohe Authentizität. Die Stimmen kommen dabei sehr gut verständlich zum Zuschauer, die Synchro ist hervorragend gelungen und liegt auf A-Niveau. Im Finale übernimmt dann wieder der dynamische Part und liefert satten Sound während der Angriffe der Kreaturen.
Bonusmaterial
Satte 54 Minuten an Interviews sowie eine unkommentierte B’Roll stehen in den Extras von The Osiris Child zur Verfügung..
Fazit
The Osiris Child lehnt sich bei einigen Vorbildern an und erfindet das Fantasy-Sci-Fi-Rad sicherlich nicht neu. Dafür sind die Darsteller engagiert, das Setting schön dreckig und die Inszenierung durchweg flott. Für gut 90 Minuten Spaß reicht das allemal und liefert zudem eine hübsch effektvolle Tonspur.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 65%
Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: Australien 2016
Regie: Shane Abbess
Darsteller: Kellan Lutz, Rachel Griffiths, Teagan Croft, Daniel MacPherson, Luke Ford, Isabel Lucas, Temuera Morrison
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 16