The Return of the First Avenger 3D

Blu-ray Review

Return of the First Avenger 3D Blu-ray Review Cover
© 2014 Disney, seit 14.08.2014

OT: Captain America: The Winter Soldier

 


Vielköpfige Schlange

Im zweiten Abenteuer von Amerikas vorderstem Superheld bekommt es Steve Rogers mit Feinden in den eigenen Reihen zu tun.

Inhalt

Zwar weiß Steve Rogers nach seiner persönlichen Eiszeit immer noch nicht, wer Nirvana waren und hat auf seinem Zettel auch noch das Nachholen von Star Wars – sorry: Star Trek stehen, doch insgesamt fühlt er sich in der Gegenwart mittlerweile ganz wohl. Daran konnten auch die Ereignisse rund um die Welteroberungsfantasien Lokis nichts ändern. Doch aufs Altenteil kann sich der Supersoldat dennoch nicht setzen, denn es droht Unheil: Ein hochgeheimes Projekt mit mächtig bewaffneten Fluggeräten, so genannten Heli-Carriern, soll missbraucht werden, um die Welt ins Chaos zu stürzen. Der Weg soll frei werden für die Machtübernahme einer nicht ganz unbekannten Gruppe. Denn was Rogers nicht weiß: Hydra ist noch aktiv, hat S.H.I.E.L.D. infiltriert und ist deshalb noch gefährlicher als zuvor …

Überrascht war man schon, als der erste Captain America mit einem unerwartet hohen weltweiten Gesamteinspiel einen Siegeszug durch die Kinos vollzog. Dabei waren die Gründe dafür augenscheinlich: Ein sympathischer Held, furiose Actionsequenzen und vor allem ein erfrischend selbstironischer Auftritt eines Superhelden, dessen Name eigentlich eine schlimm-patriotische Grundeinstellung hatte befürchten lassen. So ist es wie schon im ersten Teil herausragend, wie man militärische Aufrüstung und Gefahrenpotenziale von beiden Seiten beleuchtet. Rogers ist auch in The Return of the First Avenger erneut derjenige, dessen ausgewogenes Gemüt vollkommen auf der Seite der Gerechtigkeit steht und der dafür auch unbequeme Fragen an die eigene Organisation stellt. Mehr als einmal gerät er mit Fury aneinander, kann dessen proaktiven Militarismus nicht teilen. So liefert ein vornehmlich zur Unterhaltung inszenierter Actionfilm ganz nebenbei überraschend deutliche Kritik am amerikanischen „War on Terror“. Aber mal Politik- und Gesellschaftskritik beiseite, denn The Return of the First Avenger ist immer noch ein Actionfilm – und was für einer: Schon die Befreiung der Geiseln zu Beginn liefert eine Menge perfekt choreografierter Kampfszenen, die nur ein wenig unter der hastigen Kameraführung leiden. Das legt sich später allerdings etwas – was dann vor allem der grandiosen Aufzugsszene zugute kommt. Spätestens beim Zwischenshowdown auf der Stadtautobahn klappen die Münder dann entgültig weit auf und der erste echte Kampf zwischen Cpt. America und Winter Soldier gehört zum Besten, was man die letzten Jahre gesehen hat.

Natürlich kann Action so rasant inszeniert sein wie sie will. Wenn sie seelenlos verkörpert wird, ist’s das Zelluloid nicht wert, auf dem sie gefilmt wird. Chris Evans, der in The Fantastic Four noch den arroganten Jungen in Flammen gab, darf auch in The Return of the First Avenger zeigen, dass er sich trotz beeindruckender Muskelberge ganz in den Dienst einer Geschichte stellen kann, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Samuel L. Jackson bleibt bei seiner harten Rethorik, scheint aber erstmals verletztlich zu sein und Scarlet Johansson ist … naja, die coole Rothaarige eben. Rogers‘ neuer Sidekick, Falcon, der von Anthony Mackie sympathisch und witzig verkörpert wird, ist darstellerisch eine Bereicherung, auch wenn seine Figur (bzw. Ausrüstung) leider die albernste des Films ist. Robert Redford schiebt zwar maximal Dienst nach Vorschrift, ist aber ein charismatischer Antagonist. Abseits der Darsteller werden natürlich weiter die Fäden zwischen den einzelnen Helden geknüpft, Wege für neue Abenteuer bereitet und bisher offene Fragen beantwortet. Auf diese Weise reiht sich The Return of the First Avenger hervorragend ins Marvel-Filmuniversum ein, das (das kann man wohl ohne falsche Bescheidenheit sagen) zu den filmisch qualitativ hochwertigsten Franchises aller Zeiten gehört.vBleibt nur noch zu klären, warum man sich seitens des deutschen Verleihs auf einen Titel einigte, der eine viel stärkere Nähe (und Verwechslungsgefahr) mit der bereits existierenden und kommenden Superhelden-Zusammenkunft der „Avengers“ darstellt, wo doch der Originaltitel Captain America: The Winter Soldier unmissverständlich ausdrückt, worum es geht …

Bild- und Tonqualität

Düster ist’s in The Return of the First Avenger – und das leider nicht immer bei bester Durchzeichnung. Die häufigen Szenen in dunklen Räumen und bei Nacht lassen immer wieder Details vermissen. Wenn Fury in Rogers Wohnung auftaucht, sieht man von Sam Jackson fast nichts mehr. Dazu ist der Kontrastumfang nicht immer perfekt auf der Höhe denn manchmal wird es etwas grünlich im Schwarzen. Thema Schärfe: Immer wieder gibt es Gelegenheiten für das Bild zu zeigen, wie gut die Schärfe sein kann. Nahaufnahmen von Samuel L. Jackson oder Robert Reford zeigen jede einzelne Furche in deren Gesichtern. Sobald es auf Halbtotale wechselt, wirkt es allerdings meist etwas soft und es gesellen sich gar Randunschärfen dazu (Redfords Schuhe bei 45’38). Das ist zwar Meckern auf hohem Niveau, aber das hat man bei Marvel-Verfilmungen schon besser gesehen.
Akustisch hingegen gibt’s in The Return of the First Avenger nur wenig zu mäkeln: Ob es der Rammbock ist, mit dem die falschen S.W.A.T.-Mitglieder Furys Auto knacken wollen oder das vehemente Einschlagen des Schildes von Rogers in jedwedem Material – in The Return of the First Avenger kracht’s gewaltig. Exemplarisch dafür steht die Vernichtung der ursprünglichen S.H.I.E.L.D.-Zentrale (66’20). Schön zudem, dass es einen kaum wahrnehmbaren Unterschied zwischen der deutschen dts-HD-High-Resolution-Spur in 5.1 und der englischen dts-HD-Master-Variante in 7.1 gibt (die zwei fehlenden diskreten Kanäle mal außen vor). Entgegen manch anderer Gegenüberstellungen ist hier sogar die Synchronfassung etwas lauter als die Originalversion, in der dafür die Stimmen etwas mehr Volumen haben. Zu kritisieren gibt’s einzig, dass die Effektlautsprecher hier und da etwas mehr gefordert werden könnten.

3D-Effekt

Wie schon bei anderen Marvel-Verfilmungen zuvor, so wurde auch The Return of the First Avenger im Nachhinein ins Dreidimensionale konvertiert. Das sieht man dem Film insofern an, als dass er nur bedingt im Vorhinein für den 3D-Effekt ausgelegt wurde. Größtenteils sorgen die 3D-Szenen nur für eine ewas deutlichere Abhebung der Figuren vom Hintergrund. Der einzige echte Pop-out-Effekt betrifft Rogers‘ Schild, das immer wieder gen Zuschauer fliegt und für spontanes Kopfeinziehen sorgt. Ansonsten wäre die 3D-isierung hier eigentlich nicht nötig gewesen, der Film ist auch in 2D spektakulär genug.

Bonusmaterial

Im Extra-Bereich von The Return of the First Avenger finden wir zunächst einen lebhaften Audiokommentar der beiden Regisseure und der Autoren. Dazu gesellt sich eine (wie immer witzige) Gag Reel sowie zusätzliche & erweiterte Szenen. Kernbereich sind die drei Featurettes: In „Kampfplätze“ gibt’s hautnahe Hintergrundmomente von den Stuntarbeiten und den großen Schauplätzen wie der Autoverfolgung oder dem Kampf zwischen Rogers und Bucky Barnes. „Am Set mit Anthony Mackie“ führt die Figur des Falcon ein – allerdings auf gerade mal zwei Minuten. In „Steve Rogers Notizbuch“ gibt es dann noch 150 Sekunden Einblick in das kurz im Film vorkommende Merkheft, für das sogar länderspezifische Varianten entworfen wurden. Alles in allem hätte man sich aber ein echtes und langes Making-of gewünscht.

Fazit

The Return of the First Avenger ist Popcorn-Kino allererster Güte. Ein paar Logiklöcher werden mit atemberaubenden Actionszenen, sympathischen Helden und viel Humor locker gekittet und im Marvel-Universum gehört der jüngste Ausflug des amerikanischen Kapitäns zu den gelungensten Filmen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 40%
Film: 85%
3D-Effekt:
60%

Anbieter: Walt Disney Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Darsteller: Chris Evans, Scarlett Johansson, Cobie Smulders, Samuel L. Jackson, Anthony Mackie, Emily VanCamp, Robert Redford, Hayley Atwell, Dominic Cooper, Frank Grillo
Tonformate: dts HD-High-Resolution 5.1: de // dts HD-Master 7.1: en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 136
Codec: AVC
FSK: 12

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