The Returned – die komplette erste Staffel

Blu-ray Review

Studiocanal, seit 04.12.2014
Studiocanal, seit 04.12.2014

OT: Les revenants

 


Reaktionen

The Returned ist ein Serien-Kleinod in einer von Krimi-Shows dominierten Landschaft.

Inhalt

Vier Jahre ist es her, dass ein Busunglück 38 Schüler tötete. Unter ihnen die aufgeweckte Camille. Nun steht sie unvermittelt und ungealtert vor ihrer Mutter und kann sich an nichts erinnern. Doch damit ist sie nicht die Einzige. Immer mehr Totgeglaubte tauchen auf und treffen auf vollkommen veränderte Umstände: Eltern haben sich aufgrund der Ereignisse scheiden lassen, Freundinnen haben mittlerweile den gemeinsam erwarteten Nachwuchs bekommen oder wollen sogar jemand anderen heiraten. Doch als wären diese Ereignisse für die Kleinstadt in den französischen Alpen nicht schon Aufgabe genug, geht das Zurückkehren toter Menschen einher mit einem brutalen Mordversuch, der exakt so schon einmal vor sieben Jahren stattfand sowie einem Sinken des Wasserspiegels des örtlichen Stausees – was steckt hinter den Ereignissen?

The Returned basiert auf dem 2004er Spielfilm Les Revenants (der sich damals schon – ob bewusst oder unbewusst – an die Grundprämisse der Serie The 4400 anlehnte) und spinnt die Geschichte um die Zurückgekehrten weiter. Man stelle sich vor, man hat vor Jahren einen geliebten Angehörigen verloren und der steht plötzlich unverändert vor einem – ein schaurig-schönes Gedankenspiel, das sich The Returned zu Nutze macht und beim Zuschauer immer wieder eine Mischung aus angenehmen und weniger behaglichen Schauern verursacht. Während die Story an sich vollkommen konstruiert ist, gelingt es Regisseur Gobert vor allem am Ende jeder Folge, eine Verknüpfung unter den Figuren zu schaffen, die immer wieder den Atem stocken lässt und dafür sorgt, dass man noch vor dem Anschalten der nächsten Episode zum Nachdenken und Miträtseln animiert wird. Wer genau beobachtet, wird schon im Vorspann eingestreute Rätsel entdecken, die während der acht Folgen der ersten Staffel nach und nach ihr Geheimnis preisgeben.
Doch trotz aller Mystik, geht es am Ende in der Serie nur in zweiter Linie um das fantastische Element. Vielmehr konzentriert sich The Returned auf die Auswirkungen unter den Menschen, auf die Reaktionen, die durch das Wiederauftauchen der lange totgeglaubten Personen hervorgerufen werden. Das nimmt immer wieder tragische Züge an, führt zu Eifersucht, Unverständnis oder Schuldgefühlen – aber eben auch zu Freude und Hoffnung. Dieser Mix aus unterschiedlichen Emotionen bewirkt eine bisweilen melancholische Grundstimmung, die eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre vermittelt. Dass gerade die Atmosphäre so gut funktioniert, liegt vor allem auch an der kongenialen Musik der schottischen Band Mogwai. Die elektronischen Klänge gehen mit der Serie eine Symbiose ein, wie dereinst die Kompositionen von Angelo Badalamenti in Twin Peaks. Jeder Figur ist dabei ein eigenes Thema gewidmet, was trotz des langsamen Erzähltempos der Serie zu einer herausragenden Bindung an die Charaktere führt – im Übrigen allesamt vorzüglich besetzt.

Ein besonderes Augenmerk legt Gobert auf die Interaktion zwischen Bekannt und Unbekannt – eine Dynamik, die The Returned dann wiederum mit dem Thema des Zombie-Subgenres gemein hat. Nur dass man hier einen Schritt weitergeht und sich fragt, wie die „Untoten“ wieder in die Gesellschaft integriert werden können; eine Gesellschaft, die längst ohne sie ausgekommen war und sich neu ausgerichtet hatte. Immer wieder bekommt der Zuschauer das gruselige Gefühl, stellt sich die unbequeme Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Camille und die anderen tot, bzw. fortgeblieben wären. Um noch einmal auf die eingangs erwähnte Serie The 4400 zurückzukommen: Die Parallelen sind zunächst tatsächlich unübersehbar und man könnte glatt Ideenklau vermuten. Allerdings entwickeln sich die Ereignisse dann doch relativ zügig vollständig anders. Ist die Frage der Re-Integration in The Returned zentral, geht’s in The 4400 irgendwann viel stärker um den Zweck, den die Rückkehrer auf der Erde erfüllen sollen.

Bild- und Tonqualität

Dem Bild von The Returned mangelt es durchgängig etwas an Kontrast. Schwarz ist nicht richtig knackig und in dunklen Bereichen verfärbt sich das Geschehen schon mal etwas grün. Durch die lange Laufzeit reduziert sich auch die durchschnittliche Datenrate etwas, was bisweilen zu Abstufungen in Farbverläufen führt. Die Schärfe ist trotz eines dezenten Korns recht gut. Akustisch dominiert, abgesehen von den gut verständlichen Dialogen, der elektronische Soundtrack von Mogwai. Immer wieder rumort der treibende Bass der Musik grummelnd in der Magengegend. Anderweitige Soundeffekte sucht man in The Returned meist vergeblich, sodass der dts-HD-Master-Sound chronisch unterfordert bleibt.

Bonusmaterial

Auf der ersten Disk von The Returned befinden sich vier kleine Featurettes. Eins gibt einen Überblick über die Serie, ein zweites stellt die Schauspieler in den Vordergrund und ein weiteres lässt Regisseur Fabrice Gobert zu Wort kommen. Auf Disk zwei sind dann zwar keine weiteren spezifischen Extras zu finden, dafür aber der Pilotfilm zur Serie „Crossing Lines“.

Fazit

The Returned ist eine höchst fesselnde, atmosphärisch nahezu einzigartige Serie, die – so unglaublich es klingen mag – eine Brücke zwischen Twin Peaks und The Walking Dead schlägt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%

Bonusmaterial: 40%
Serie: 90%

Anbieter: Studiocanal
Land/Jahr: Frankreich 2012
Regie: Fabrice Gobert
Darsteller: Anne Consigny, Frederic Pierrot, Clotilde Hesme, Céline Sallette
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 410
Codec: AVC
FSK: 16

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