The Runaround – Die Nachtschwärmer

Blu-ray Review

OT: All Nighter

The Runaround - Die Nachtschwärmer Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, 21.04.2017

 


Ein bisschen ranzig

Buddy-Komödie, die mehr Buddy ist als Komödie.

Inhalt

Musiker Martin hat keine gute Erinnerung an die Begegnung mit Frank Gallo, dem Vater von Ginny, denn das Abendessen mit dem erfolgreichen Geschäftsmann endete in einer mittelschweren Katastrophe. Ein halbes Jahr später ist Martin gar nicht mehr mit Ginny zusammen und hat die Sache eigentlich vergessen. Doch dann taucht Frank eines Tages überraschend an Martins Tür auf und sucht nach seiner Tochter. Nachdem Martin den biederen Herren auf den neuesten Stand gebracht hat, bittet der ihn, ihm zu helfen. Widerwillig erklärt sich Martin bereit, mit seinem Ex-Schwiegervater in spe auf die Suche nach der Ex-Freundin zu gehen. Und wenn er dachte, das gemeinsame Abendessen ein halbes Jahr zuvor wäre schon peinlich gewesen, dann soll er sich noch schwer wundern. Denn wenn die Zwei gemeinsam sämtliche Stationen abklappern, an denen Martin Ginny vermutet, wartet ein Fettnäpfchen nach dem anderen. Gut, dass es Bob Seeger gibt, die scheinbar einzige Gemeinsamkeit der grundverschiedenen Männer …

Emile Hirsch und der großartige J.K. Simmons sind das ungleiche Paar, das Buddy-Paar wider Willen ein Abenteuer erlebt, das zwar gut ausgedacht, aber nicht treffend umgesetzt wurde. Die eigentlich witzige Ausgangssituation krankt an kaum vorhandenem Wortwitz und uninteressanten Charakteren. Schon die erste Begegnung mit dem zerstrittenen Paar ist trotz hysterischer Wortgefechte schlicht nicht lustig. The Runaround – Die Nachtschwärmer hätte durchaus Potenzial gehabt, wenn man sich ansieht, welche Darsteller mitspielen und wie absurd der grundlegende Gedanke ist. Das Abenteuer, das die beiden Hauptfiguren durchleben, ist so sehr abenteuerlich gar nicht und wenn es nicht J.K. Simmons wäre, der sogar halbgare Einzeiler cool rüberbringt, wäre Gavin Wiesens Film noch schneller vergessen als ohnehin schon. Wenn er irgendwann die Frage in den Raum stellt, ob alle in dieser Nachbarschaft stoned sind, dann ist da dieser Unterton, den nur der glatzköpfige Charaktermime hinbekommt. Außerdem ist er vermutlich der einzige Schauspieler im Alter von 60+, der ein rosa Mädchenshirt tragen kann. Eigentlich wartet man aber permanent auf den echten Witz, auf Slapstick-Situation oder auf zündende Wortgefechte zwischen dem In-den-Tag-Leber und dem erfolgreichem Geschäftsmann. Frank ist beinahe zu verständnisvoll dem vegetarischen Taugenichts gegenüber. Was hätte man hier an bissigem Humor integrieren können. Böse Seitenhiebe, sarkastische Sprüche – alles Dinge, die Simmons perfekt beherrscht. Allerdings nicht, wenn sie nicht im Drehbuch stehen. The Runaround wäre vermutlich witziger und unterhaltsamer geworden, wenn man die Darsteller hätte frei improvisieren lassen. Denn jeder spontan erdachte Dialog wäre lustiger gewesen als dieses maximal harmlose Geplänkel. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Der Film ist kein Totalausfall – vor allem nicht in der letzten halben Stunde. Die Inszenierung ist stringent, die Schauplätze passen und die ernsten/melancholischen Momente zwischen Männerfreundschaft und Vater-Reflexion können sogar überzeugen. Auch ist das Ende überraschend gut gelungen, wenn aus zwei unterschiedlichen Typen echte Freunde werden. Schade, dass die Komik zu Beginn dabei auf der Strecke bleibt.

Bild- und Tonqualität

The Runaround zeigt lebhafte Farben und einen relativ hohen Kontrastumfang. Die Bildruhe ist beständig hoch, Rauschen oder grobes Korn sucht man vergeblich. Während der Aufnahmen in der Dunkelheit (die Hälfte des Films spielt in der Nacht) kann der Kontrstumfang ebenfalls überzeugen. Erstaunlich kräftig sticht das pinke Shirt unter dem schwarzen Jacket hervor. Auch die Schärfe in der Bildmitte bleibt beständig gut. Gerade die harschen Gesichtszüge von Simmons werden plastisch ins Wohnzimmer transportiert. In Halbtotalen fällt die Auflösung etwas ab und auch der untere Bildrand ist nicht immer ganz scharf.
Akustisch findet das Geschehen in The Runaround vornehmlich auf der Front statt. Die Dialoge dominieren das Geschehen und werden nur ab und an von der meist perkussiven Musik abgelöst. Die Atmosphäre im Club zum Ende hin hat dann das gewisse Jazz-Flair, das zur Authentizität beiträgt.

Bonusmaterial

Trailer und drei Programmtipps – mehr gibt’s im Bonusmaterial von The Runaround nicht zu entdecken.

Fazit

Wenn gute Darsteller und eine witzige Ausgangsidee nicht ausreichen, um zu überzeugen: The Runaround ist ein netter Film mit einem guten J.K. Simmons und einem gelungen-versöhnlichen Ende. Leider aber nicht mehr.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Gavin Wiesen
Darsteller: J.K. Simmons, Emile Hirsch, Analeigh Tipton, Meta Golding, Jon Daly
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 86
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu The Runaround

All Nighter Trailer #1 (2017) | Movieclips Trailers

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