Blu-ray Review
OT: Ain’t Them Bodies Saints
Heimkehr
Kann die Liebe sämtliche Gesetze und Barrieren überwinden?
Inhalt
Weil der Bruch, den das Pärchen Bob und Ruth mit einem gemeinsamen Kumpel begangen hat, gründlich schiefgelaufen ist, finden sich die Drei nun unter Beschuss in einer kleinen Hütte. Nachdem der Freund tödlich von einer Kugel getroffen wird, ergeben sich Ruth und Bob. Während sie freigesprochen wird, weil Bob die Schuld auf sich nimmt, wandert dieser für 25 Jahre in den Bau. Die Nachricht von seiner geborenen Tochter erhält er ein paar Monate später als lieblose Bemerkung über den Gefängnisflur. Das spätestens ist der Auslöser dafür, dass Bob beschließt, auszubrechen. Er will seine Ruth, die auf ihn wartet, wiedersehen und seine Tochter zum ersten Mal in die Arme nehmen. Beim fünften Fluchtversuch klappt es und Bob schlägt sich durch bis nach Hause. Allerdings kann er nicht so einfach bei Ruth reinschneien, ohne die Polizei auf sich aufmerksam zu machen. Außerdem stellt sich die Frage, ob es überhaupt so schlau ist, das sichere Leben Ruths und seiner Tochter in Gefahr zu bringen …
Schon die allererste Einstellung von The Saints – Sie kannten kein Gesetz wirkt wie aus einem Film von Terrence Malick entsprungen. Ruth und Bob laufen auf einer Wiese wahlweise dem nahenden Sonnenuntergang entgegen oder haben ihn flankierend an ihrer Seite. Die Kamera läuft dezent wackelnd hinter ihnen her, umrundet sie dann und bleibt so stehen, dass sich beide Profile vor der Sonne abheben und die Strahlen um sie herum leuchten. Tatsächlich lugt gerade bei den Außenaufnahmen praktisch permanent der Look von Malicks Werken hervor und die Stimmung ähnelt spürbar jenen poetischen Dramen, die der Meisterregisseur so gut beherrscht. David Lowery, der bisher vor allem durch Kurzfilme und seine Arbeit als Cutter aufgefallen war, lehnt sich damit zwar eng an sein augenscheinliches Vorbild an, kopiert aber nicht blind, sondern versteht The Saints eher als Hommage – zumal die Optik hervorragend zur Gangsterballade passt. Es ist aber nicht alleine die Optik, die The Saints für Freunde von Filmen des hypnotisch arbeitenden Wenigfilmers interessant macht: Schauplatz, Tempo, Filmmusik, Kameraarbeit – all diese Aspekte zeugen von der Verwandtschaft mit Malick. Natürlich ist es für einen Regisseur, der bisher kaum abendfüllende Filme gedreht hat, gefährlich, wenn er nur wenig Individualität offenbart. Allerdings könnte man im Falle von The Saints auch sagen: Besser gut adaptiert, als schlecht selbst gedreht.
Bild- und Tonqualität
Der hauptsächlich mit natürlichem Licht versehene und nicht drastisch ausgeleuchtete The Saints – Sie kannten kein Gesetz hat ein durchgängig flaues Bild mit geringem Kontrastumfang. Die Schwarzwerte sind unterdurchschnittlich, tendieren eher zu einem mittleren Grau und bei hellen Szenen fehlt es an knackiger Dynamik. Während der dunklen Aufnahmen muss man sich anstrengen, überhaupt details wahrzunehmen. Die Farben entstammen durchgängig einer braunen Palette und ein dezentes Korn ist immer dann sichtbar, wenn Hintergründe uniform sind. Das ist natürlich stilistisch bewusst so gewählt, sieht aber nicht gerade eindrucksvoll aus. Der Ton von The Saints hält sich dezent im Hintergrund. Die gezupften Banjo-Folksongs verweilen schon mal für kurze Zeit auf den Rearspeakern und ab und zu zirpen dort auch die Zikaden. Ansonsten leistet der Centerspeaker die hauptsächliche Arbeit. Wenn dann im letzten Drittel doch mal die Waffen sprechen, hallen die Gewehrschüsse effektvoll durchs Heimkino.
Bonusmaterial
Im Bonusbereich von The Saints findet sich eine Doku über die Ross Brüder, die mehr einem unkommentierten Blick hinter die Kamera gleicht. Dazu kommt ein Behind the Scenes, das kurz umreißt, worum es in dem Film geht, sowie knapp sechseinhalb Minuten an deleted Scenes.
Fazit
The Saints – Sie kannten kein Gesetz ist die entschleunigte Variante von Bonny & Clyde im poetischen Look von Terrence Malick. Ohne groß Optimismus zu versprühen, wirkt Lowerys Film aber gerade aufgrund seiner melancholischen Grundstimmung nachhaltig. Nichts für Mainstreamer, eher was für Leute, die sich Zeit nehmen können und wollen, die sich auf intensives Schauspiel und poetisch-traurige Bildkompositionen einlassen können und dem US-Folk nicht abgeneigt sind.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 75%
Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: USA 2013
Regie: David Lowery
Darsteller: Rooney Mara, Casey Affleck, Ben Foster, Keith Carradine, Nate Parker
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16