The Secret Man

Blu-ray Review

The Secret Man Blu-ray Review Cover
Senator/Universum, 09.03.2018

OT: Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House

 

 


Eine unabhängige Behörde

Wer war eigentlich der Mann beim FBI, der die Presse mit Einzelheiten zu Watergate fütterte?

Inhalt

Sommer 1972, rund 150 Tage vor der Präsidentenwahl: Mark Felt, Vize-Chef des FBI ist ein loyaler Mitarbeiter der Bundespolizei, der auch schon mal gegen das Justizministerium aufbegehrt. Weil er das tut, wird er auch nicht zum neuen Direktor befördert, als man J. Edgar Hoover tot in seiner Wohnung auffindet. Stattdessen bekommt er mit Patrick Gray einen windigen Kerl vorgesetzt, der als Staatsminister des Justizministeriums der Nixon-Administration eine gewisse Bekanntheit erlangt hatte. Nicht nur Felt ist frustriert darüber, übergangen worden zu sein. Auch seine Frau Audrey ist zerknirscht und legt Felt nahe, den Dienst zu quittieren. Doch als kurz darauf Einbrecher festgenommen werden, die die Büroräume der Demokraten im Watergate-Gebäude verwanzen wollten, ist sein Berufsethos angestachelt. Erst recht, als der neue Direktor Gray Felt nur 48 Stunden gibt, bevor er die Ermittlungen als erledigt ansieht. Felt vermutet, dass Gray nicht unabhängig von Nixon agiert – wie er es beim FBI eigentlich sollte – und entschließt sich zu einer drastischen Maßnahme: Er lässt Informationen an Reporter der Washington Post durchsickern, damit die Öffentlichkeit erfährt, was passiert. Damit begibt er sich allerdings in massive Gefahr …

Die USA 1972: Richard Nixon bereitet sich auf seine Wiederwahl vor und greift dabei zu illegalen Mitteln. Ihm nahe stehende Mitarbeiter und Wahlkampfhelfer beauftragen einen Einbruch in das Watergate-Gebäude. Die dort sitzenden Büros der Demokraten sollten verwanzt und Dokumente abfotografiert werden. Der Einbruch fliegt auf, Nixon dementiert jede Beteiligung und wird wiedergewählt. Doch seine zweite Amtsperiode währt nicht lange. Auf den öffentlichen Druck hin, der vornehmlich durch die Berichterstattung zweier Journalisten der Washington Post entsteht, kommt Nixon einem Amtsenthebungsverfahren zuvor und tritt am 08.08.1974 zurück. Die Namen der zwei Reporter kennt man weithin: Bob Woodward und Carl Bernstein. Dass die beiden aber ohne einen Informanten in ihren Ermittlungen kaum so weit gekommen wären, ist nicht ganz so bekannt. Und das, obwohl dieser Whistleblower kein Geringerer war als der damalige Vize-Chef des FBI: Mark Felt. Als solcher war er stets informiert, was die Ermittlungen und Tatbestände rund um Watergate angeht. Felt ist bis heute weniger als Person, sondern als Deckname bekannt, den man ihm bei der Washington Post gab: Deep Throat. Allerdings, so viel muss man zugeben, hat er auch erst 2005 gebeichtet, dass er derjenige war, der die Informationen weitergegeben hat.

Peter Landesman schickt sich (basierend auf Felts eigenen, im Jahre 2006 erweiterten Memoiren) nun in The Secret Man an, den Namen Mark Felt ins rechte Licht zu rücken. Der auf investigative Geschichten spezialisierte Regisseur, der zuletzt mit Erschütternde Wahrheit ebenfalls einen Tatsachenfilm inszenierte, bringt als nach wie vor tätiger Journalist sämtliche Eigenschaften mit, entsprechend brisante Storys auf die Leinwand zu bannen. Wie es der Originaltitel des Films (Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House) impliziert, misst Landesman dem Informanten die weitaus größere Bedeutung bei, wenn es um den finalen Rücktritt Nixons geht. Als Hauptdarsteller besetzt er mit Liam Neeson einen Mann, dessen Charakter derart viel Integrität ausstrahlt, dass er perfekt erscheint für einen Mann, dem es während der FBI-Ermittlungen immer mulmiger wurde und der letztlich vor allem gegen seinen kurz zuvor eingesetzten Chef arbeitete. Denn der damalige Direkter der Bundespolizei, Patrick Gray, schien entsprechende Ergebnisse in Felts Augen auffällig schnell zu den Akten legen zu wollen. Landesman porträtiert seine Hauptfigur mit zwei Hauptmotivationen. Zum einen geht es dem Filmcharakter Felt um die unabdingbare Suche nach der Wahrheit und um den Wunsch, diese gegen Widerstände ans Licht zu bringen, zum anderen wird deutlich, wie sehr der Vize-Direktor um die Unabhängigkeit des FBI gekämpft hat – einer Behörde, die nicht einmal vom Weißen Haus kontrolliert werden kann oder Weisungen erhält. Dass er seine Behörde dabei untergraben und belügen musste, um ihre Ideale zu bewahren, ist ein ebenso spannender wie inhaltlich konsequenter Widerspruch.

Was The Secret Man allerdings außer Acht lässt, ist die kritische Sicht auf Felt – die natürlich vornehmlich von den Anhänger Grays kam. Nach deren Meinung war das Preisgeben von Informationen ein Racheakt, weil er den Posten des Direktors nach Hoovers Tod nicht bekam.
Landesman schlägt sich damit auf die Seite des Whistleblowers und lässt Kritik an seiner Hauptfigur abprallen. Das ist moralisch nachvollziehbar, aber nicht ganz ausgewogen. Neeson allerdings ist großartig wie immer. Sein Porträt des FBI-Vize-Direktors ist makellos und souverän. Man glaubt zu keiner Zeit, dass dieser Mann sich irren könnte. Mit seinen blondierten Haaren und etwas abgemagerten Gesichtszügen erscheint er zwar ungewöhnlich, nähert sich dadurch aber auch optisch dem echten Mark Felt. Neben Neeson ist es vor allem Diane Lane als dessen Ehefrau Audrey, die eine herausragende Leistung abliefert und ihrem Filmgatten mächtig Kontra gibt. Leider kommt ihre Rolle zu kurz, was Landesman und Neeson im Nachhinein sehr bedauerten. Viele Szenen mit ihr wurden, um Laufzeit zu sparen, vom produzierenden Studio herausgenommen. Die Hoffnung, dass sie vielleicht im Bonusmaterial gelandet wären, kann leider nicht bestätigt werden. Dort halten sich nur Interviews auf.
Im Gegensatz zu Alan Pakulas Klassiker Die Unbestechlichen hätte The Secret Man übrigens mehr Tempo haben dürfen. Auch werden die Fakten und Zusammenhänge ein wenig spröde aufgearbeitet. Das wirkt alles sehr trocken und nicht so filmisch, wie man es sich wünschen würde. Ab und an fragt man sich, WAS denn jetzt genau die Fakten sind, während Felt immer nur sagt und behauptet, wer wisse so viel. Der Zuschauer sehnt sich irgendwann danach, auch mal Einzelheiten zu erfahren. Wirklich spannend hingegen sind die Momente, in denen Gray intern nach dem Verräter sucht und Felt sich mit Pokerface vor seine Kollegen stellt.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von The Secret Man liegt im ungewöhnlichen Zwischenformat von 2,00:1 vor – also nicht ganz Widescreen, aber auch nicht mehr bildschirmfüllend in 16:9. Außerdem nutzt der Film deutlich sichtbar einen Helligkeitsfilter, der durchweg einen eher dunklen, gräulichen Eindruck hinterlässt. Auch die Farben sind gefiltert, sodass The Secret Man dauerhaft blaugrün daherkommt. Gerade Innenraumaufnahmen liefern nie ein sattes Schwarz, sondern sind immer deutlich eingefärbt (46’06). Die Schärfe geht im Zentrum sehr in Ordnung, lässt aber am unteren Bildrand etwas nach.
Beim Sound kann The Secret Man durchaus auftrumpfen. So gelangt der Hubschrauber zu Beginn durchaus effektvoll ins Heimkino (3’35) und die Salsa-Musik im Hause der Felts ist ebenfalls sehr räumlich. Die Stimmen könnten zwar etwas feiner und ausgewogener klingen, da sie bisweilen etwas dumpf-dröhnig rüberkommen, doch das ist schon Mäkeln auf hohem Niveau. Überraschend druckvoll geht der Subwoofer beim stimmungsvollen Score zu Werke. Wenn es dann draußen mal richtig laut wird, dringt der Regen laut und kräftig ins Heimkino (60’17).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Secret Man finden sich insgesamt vier Interviews. Eins mit Neeson und Regisseur Landesman, ein kürzeres mit Diane Lane sowie ein sehr ausführliches mit Tony Goldwyn und ein ebenfalls sehr langes mit Landesman alleine.

Fazit

The Secret Man ist zwar nicht immer spannend oder gar temporeich, aber ein durchweg brillant gespieltes Porträt eines Mannes, der seine Behörde verraten musste, um ihre Integrität zu wahren.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 25%
Film: 70%

Anbieter: Senator Film
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Peter Landesman
Darsteller: Liam Neeson, Diane Lane, Marton Csokas, Tony Goldwyn, Ike Barinholtz, Josh Lucas, Wendi McLendon-Covey, Kate Walsh, Brian D’Arcy James, Maika Monroe,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,00:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu The Secret Man

The Secret Man - Trailer (deutsch/german)

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