Blu-ray Review
OT: The Seventh Day
Verschnaufpause für den Allmächtigen
Exorzismus mit bekannten Gesichtern
Inhalt
20 Jahre ist es her, dass der damals junger Pater Peter bei einem Exorzismus seinen Lehrmeister Pater Louis verlor und auch das vom Teufel besessene Kind nicht retten konnte. 20 Jahre, in denen Peter sich einen erfahrenen Geistlichen entwickelt hat, dem man immer wieder junge Novizen anvertraut. Mittlerweile ist er etwas schroff geworden – gerade gegenüber neuen Rekruten. Immerhin war Peter es, der damals eher zögerlich gehandelt hatte und sich das Ganze noch nicht wirklich verziehen hat. Entsprechend skeptisch ist er heute gegenüber Neulingen, wie er damals selbst einer war. Im Prinzip will er die jungen Auszubildenden ja nur davor schützen, das Gleiche zu erleben wie er selbst. Drei Tage gibt er Daniel nun Zeit, ihn von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Bei einem ersten Test lässt Peter Daniel aber direkt mal ins offene Messer laufen, nur um dem Novizen danach zu demonstrieren, wie man es richtig macht. Daniel allerdings bleibt hartnäckig und will nach wie vor bei Peter in die Lehre gehen. Als er mit dem Fall des jungen Charlie betreut wird, der im elterlichen Haus seine Familie ermordet hat, stößt Daniel jedoch früh an seine Grenzen. Kann ein kleines Kind wirklich solche Taten vollbracht haben? Oder steckt ein Dämon dahinter? Und welche Rolle spielt Pater Peter dabei? Warum ist er zu seinen Rekruten wirklich so ablehnend?
Da ist er wieder, der Exorzismus Film. Jenes Subgenre des Horrorfilms, dessen Faszination und Spannung mir bisher fast gänzlich abgegangen ist. Ein paar sprücheklopfende Priester, emporgereckte Kreuze, ein wahlweise grunzendes oder speiendes Kind und möglicherweise noch allerlei umherfliegende Gegenstände – bis heute verstehe ich nicht mal, warum in diesen Filmen manchmal ein Exorzismus funktioniert und manchmal eben nicht. Hat der eine Priester bessere Fähigkeiten als der andere? Sagt er die Sprüche schneller auf? Hat er besseres Latein drauf? Vermutlich wissen die Filmemacher das auch nie so richtig. Weil es aber dann doch auch immer irgendetwas mit Glauben zu tun hat, liegt es vielleicht auch einfach daran, dass der eine Priester in seinem Vertrauen auf Gott sicherer ist als der andere. Wer weiß das schon. Dieses Mal darf immerhin kein geringerer als Guy Pearce auf Dämonenjagd gehen und wird dabei noch von „seiner Exzellenz“ Stephen Lang (Avatar) flankiert. Der junge Exorzismus-Rekrut hingegen wird vom mexikanischen TV-Star Vadhir Derbez gespielt, der so ein kleines bisschen wirkt wie ein jüngerer Henry Cavill.
Und eigentlich beginnt es ganz okay. Denn die mittlerweile möglichen VFX wirken zwar etwas artifizieller als eine bleichgeschminkte Linda Blair, aber eben auch ein bisschen gruseliger. Die tiefen Dämonenstimmen sind allerdings gleich geblieben. Und das Gefluche der bösen Entitäten ebenso. Nichts Neues also, im Exorzisten-Genre? Nein, nicht wirklich. Tatsächlich ist The Seventh Day sogar erschreckend langweilig. Selbst gegenüber anderen ebenso unspektakulären Dämonenaustreibe-Filmen. Man erfährt kaum etwas über die beiden Hauptdarsteller und fiebert demnach auch nicht mit ihnen mit. Ein Grund, warum der Storytwist nach etwas über 70 Minuten weder sonderlich überrascht, noch mitreißt. Eigentlich ist es einem sogar ziemlich egal.
Um Spannung zu erzeugen, setzt Regisseur Justin P. Lange (der 2018 mit The Dark noch überzeugen konnte) vornehmlich auf Beleuchtungs- und (akustische) Schockeffekte sowie auf Jumpscares und stroboskopartiges Licht. Diese Blitzereien wirken auch deshalb, weil Seventh Day zu 80% in der Dunkelheit spielt. Und zwar in einer ziemlich stockfinsteren Dunkelheit, die manchmal nur schemenhaft Gesichter erkennen lässt. Und das nervt auf Dauer ziemlich. Mal ein paar gruselige Details verstecken ist ja schön und gut, aber ein bisschen möchte man der Geschichte schon noch folgen können – und dafür muss man ab und an halt mal was sehen.
Abgesehen von der Dunkelheit bleiben gleichzeitig auch Fragen, bzw. Subthemen offen. Da integriert man an zwei Stellen (nachvollziehbare) Kritik an der katholischen Kirche, greift diese aber zu keiner Zeit mehr auf und lässt sie völlig unbeachtet fallen. Wenn man in Rückblicken einen Priester als übergriffig porträtiert, ist das durchaus ein Hinweis auf entsprechende Vorgänge in der katholischen Kirche. Aber sie bleiben isoliert und ohne Kommentierung. Ebenso geht es mit den Korruptions-Indizien, die angedeutet werden. Auch das bleibt unkommentiert. Auch das ist nur eine Randnotiz in einem bestenfalls unentschlossen wirkenden Film. Da passt sich die ziemlich lustlos wirkende Darbietung von Guy Pearce durchaus an, gegen den ein relativ motivierter Vadhier Derbez auch nicht gegenanspielen kann. Die Idee, hier das „good cop / bad cop“-Thema in ein „good priest / bad priest“ zu transferieren, ist perse nicht uninteressant, wird aber mit viel zu wenig Leben gefüllt. Was bleibt sind ein paar schaurige Kameraeinstellungen, einige atmosphärische Szenen in der Haftanstalt und gelungene visuelle Effekte, die etwas Grusel vermitteln können. Zu wenig, um im Kanon der Genre-Klassiker mitzuspielen.
Bild- und Tonqualität
Die anfänglichen Archivaufnahmen von Papst Johannes Paul II. liegen naturgemäß in schlechter Auflösung vor und offenbaren deutliche Treppenstufen. Aber Archivaufnahmen machen ja keinen Film. Der eigentliche Seventh Day zeigt sich dann qualitativ halbwegs auf der Höhe der Zeit. Ein dezentes Rauschen (nicht nur) auf Hintergründen sowie teils unscharfe Close-ups, die bisweilen fast in Doppelkonturen enden (11’30) trüben das Bild. Der Kontrastumfang leidet dazu ein wenig unter dem relativ schwachen Schwarzwert und der leichten Einfärbung von dunklen Oberflächen. Farben bleiben eher dezent und nicht sonderlich kräftig, was allerdings durchaus bewusst gewählt sein dürfte. Unschön sind aber auch die Unruhen auf der Wiese und dem Zaun bei 33’06 und in den zahlreichen dunklen Szenen fehlt’s an Durchzeichnung.
Akustisch schlägt sich The Seventh Day besser als visuell. Die dämonischen Monologe wurden mit ziemlich drastischen Geräusch- und Halleffekten vertont, die den kompletten Raum einnehmen. Auch während Daniels Rückblick auf die Geschehnisse in Charlies Haus bekommt man sehr räumlich wispernde Stimmen. Auch aufbrandender Score wird ansprechend wiedergegeben. Vor allem im Tiefbassbereich überzeugt er, wenn der Synthesizerteppich mit Druck präsentiert wird. Ähnliches passiert auch während der Szenen mit dämonischer Aktivität (ab 53’00). Allerdings wirkt’s ein wenig so, als komprimiere der Bass. Denn die restlichen Frequenzen pumpen dann etwas. Auf der Gegenseite funktionieren auch die leisen Szenen hervorragend. Wenn Pater Daniel nach 71 Minuten eine Tür knarzend öffnet, hört man nichts als einen seiner Fußschritte und das sehr präsente Türgeräusch. Das klingt schon herausragend gut. Die Dialoge bleiben dabei stets sauber und akzentuiert.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial gibt nicht mehr als den Trailer her.
Fazit
The Seventh Day kann dem Teufel-Austreiber-Film kein neues Blut injizieren. Das ist schade, zeigt aber umso mehr, dass das Exorzismus-Thema einfach viel zu starr und unbeweglich ist, um wirklich noch innovative Auswüchse hervorzubringen. Wer wirklich großer Fan des Subgenres ist, bekommt immerhin zwei bekannte Gesichter und ein paar nette visuelle Effekte sowie eine (halbwegs) überraschende Wendung.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 5%
Film: 50%
Anbieter: Ascot Elite Home Entertainment AG
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Justin P. Lange
Darsteller: Stephen Lang, Guy Pearce, Vadhir Derbez, Brady Jenness, Keith David
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Ascot Elite Home Entertainment AG)
*Affiliate-Links sind mit * gekennzeichnet. Für Einkäufe über diese Affiliate-Links erhalten wir eine Provision. Für den Käufer entstehen keine Mehrkosten. Infos zum Datenschutz findet ihr hier.
Trailer zu Seventh Day
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.