Blu-ray Review
OT: Ji zhi zhui ji
Die Seele von China
Orlando Bloom in fernen Osten.
Inhalt
Ein Jahr nachdem der Sicherheits-Spezialist Danny Stratton während der Eskorte eines Van-Gogh-Gemäldes überfallen wurde, schlägt er sich mit billigen (und manchmal fingierten) Bodyguard-Jobs rum. Doch dann lockt ein lukratives Angebot, das seinen und den Ruf seiner Firma S.M.A.R.T. wiederherstellen könnte. Er soll eine sündhaft teure Vase nach London überbringen – eine Vase, die das Land noch nie verlassen hat. Natürlich kommt es, wie es kommen muss. Auch dieser Transport wird überfallen – und zwar von denselben Kerlen, die schon vor einem Jahr den Van Gogh entwendet haben. Als Stratton dies bemerkt, kommt er auf eine riskante Idee: Mit der Vase könnte er das Gemälde von damals freipressen und endlich die Polizei davon überzeugen, nicht selbst dahinter zu stecken.
Nachdem ein unter seiner Obhut stehendes, unbezahlbares Van-Gogh-Gemälde gestohlen worden ist, degradiert man den hoch spezialisierten Security-Agenten Danny Stratton (Orlando Bloom) zum gewöhnlichen Bodyguard. Als er die Auslieferung einer wertvollen chinesischen Antiquität bewachen soll, wittert er die Chance, seine beschädigte Reputation wiederherzustellen. Der Transport gerät jedoch in einen Hinterhalt, die kostbare Ladung wird geraubt und die Frau, die er liebt, wird entführt. Zusammen mit seinem Team von Sicherheitsexperten setzt er nun alles daran, ihr Leben zu retten und das wertvolle Diebesgut zurückzuerobern.
Der komplett in China produzierte The Shanghai Job, ein Mix aus Action und Heist-Movie, schenkt dem Fan ein Wiedersehen mit Orlando Bloom. Zwar wurde der sein Legolas-Image irgendwie nie so richtig los, doch sympathisch ist er immer noch. Dieses Mal darf er nicht mit blonder Langhaar-Perücke, sondern mit ziemlich blondiertem Kurzhaar-Schnitt auf böse Buben einschlagen und fällt damit nicht nur wegen der Haarfarbe auf wie ein bunter Hund unter schwarzen Katzen. Der Schauplatz ist es auch, der The Shanghai Job atmosphärisch ausmacht. Zwischen dunstigem Smog und Vogelperspektiven über die Millionenstadt glitzern die Reklamen und wirkt der Verkehr wie eine Ameisenstraße im Nadelwald. Dazu gibt’s einen schmissigen Soundtrack, der mal aus rockigen Nummern, mal aus elektronischen Beats besteht. Während die erste halbe Stunde nach einem Knalleffekt ein bisschen vor sich hin dümpelt, wird der Transport der Vase dann durchaus rasant in Szene gesetzt. Eine Szene, die mit ihren Konsequenzen erstaunlich lang läuft und die Kontraste der Megastadt eindrucksvoll in Szene setzt. Zwischen den Wolkenkratzern der reichen Filmen und den etwas heruntergekommenen Hinterhof-Spelunken und -straßen geht’s per Fahrzeug, Motorrad und zu Fuß weiter, während Strattons Kollege „Dingdong“ das Trio per Drohne aus der Luft dirigiert. Das ist so smart inszeniert wie Strattons Firma heißt und macht richtig Spaß. Ebenso wie übrigens auch die Keilereien – auch wenn die bisweilen jeder Grundlage entbehren und konstruiert wirken. Immerhin bieten sie Bloom die Gelegenheit, ein paar selbstgemachte Stunts zum Besten zu geben.
Blooms mitstreitende Kollegen Hannah Quinlivan als J. Jay, Simon Yam als Mach und vor allem der junge Lei Wu als Dingdong wissen zu gefallen. Letzterer bekommt erstaunlich viel Screentime für einen Sidekick und ist überhaupt nicht so nervig-albern wie das in chinesischen Produktionen sonst oft der Fall ist. Humor kommt dabei nicht zu kurz und wird beispielsweise charmant integriert, wenn J. Jay kurzzeitig nur schwer hört und ständig von Mach erzählt bekommen muss, was gerade gesagt wird. Oder wenn Mach gerne mal ein Souvenir eines Gangsters mitnimmt.
Dass Antagonistin Tara ziemlich eiskalt und böse rüberkommt, ist ebenfalls kein Schaden. Sie scheint für das steinreiche China zu stehen. Für die skrupellosen Geschäftsleute, die durch irgendwelche Machenschaften zu ziemlich viel Geld gekommen sind und die sich aus reiner Arroganz und Langeweile auch noch haufenweise gestohlenes Gut ins Wohnzimmer stellen. Wenn Tara mit ihren Fingernägel-Attrappen klimpert und auf laszive Erotik macht, weiß der Zuschauer, dass diese Frau in der Regel bekommt, was sie will.
Obwohl sich das Ganze im letzten Drittel ein wenig verliert und schon mal etwas mühsam zur nächsten Storywendung findet, bleiben die erlesen fotografierten Schauplätze bis zum Schluss ein echter Augenschmaus. Gerade die neonbeleuchtete Innenstadt, die man gerne mal von oben filmt, um die tiefen Häuserschluchten imposant darzustellen, ist ein visuelles Fest und voller Exotik. Fans des asiatischen Kinos sollten aber wissen, dass die Regie des Briten Charles Martin durchweg westliche Sehgewohnheiten anspricht und nicht die Eleganz und das Tänzerische der fernöstlichen Filme zelebriert.
Bild- und Tonqualität
Zwar wirkt die Totale auf den Verkehrsknotenpunkt der Stadt zu Beginn von Shanghai Job noch relativ gut aufgelöst und scheint viele Details zu offenbaren, leiden schon die Scheinwerfer des S.M.A.R.T.-Convois unter deutlichen chromatischen Aberrationen – Überstrahlen wäre hier noch tief gestapelt (2’02). Dazu gesellt sich ein deutliches Korn, das allerdings noch im Rahmen bleibt und dem Film einen analogen Charakter verpasst. Die Schärfe dürfte auch in Close-ups durchweg besser sein – bisweilen sind auch Objekte und Gesichter im Vordergrund verhältnismäßig weich. Die Farbgebung variiert – je nach Stimmung und Umgebungsatmosphäre. So werden die Sequenzen vor abendlicher Neonreklame-Kulisse in kühleres Blau getaucht, während viele Innenraumszenen eher goldgelb daherkommen. Die Szenen in den Hinterhöfen der Kids liefern hingegen sehr natürliche Farben und auch schön ausgeglichene Kontraste. Außerdem sind dem Bild die ärgerlichen Randunschärfen fremd, die zuletzt viele (auch große) Filme begleitet haben.
Akustisch beginnt Shanghai Job mit recht offenem Score und ein paar hübschen Effekten, wenn die Kolonne über die Kamera fährt (2’40). Die folgende Explosion hätte zwar etwas mehr Dynamik vertragen, liefert aber einen ganz netten Sub-Einsatz. Die größte Actionsequenz ab Minute 27 bietet dann den größten Anteil an Surroundeffekten, Motorgeräuschen und Karambolagen. Auch die stets umhersurrende Drohne kommt recht räumlich ins Heimkino. Wenn Dannys Auto dann verunfallt, rappelt’s auch mal ganz ordentlich (28’30). Die Dialoge bleiben dabei gut verständlich, hätten aber mehr Volumen vertragen.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von The Shanghai Job gibt’s den Originaltrailer und einige Programmtipps des Anbieters.
Fazit
The Shanghai Job bietet teils rasantes Actionkino vor hübsch exotischer Kulisse und mit gut ausgewählten Darstellern. Die hatten offenbar Spaß am Dreh und retten über ein paar Story-Holpler hinweg.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%
Anbieter: Capelight Pictures / AL!VE AG
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Charles Martin
Darsteller: Orlando Bloom, Hannah Quinlivan, Simon Yam
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 12