The Strain – Die komplette Season 1

Blu-ray Review

The Strain - die komplette erste Staffel Season 1 Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, seit 19.11.2015

OT: The Strain

 


Die Ratten verlassen das sinkende Schiff!

Was The Walking Dead für das Zombiegenre ist The Strain fürs Vampirfach.

Inhalt

Gerade eben ist die Maschine der Regius Airlines auf dem JFK-Flughafen in New York gelandet, als es von ihr keine Lebenszeichen mehr gibt. Jeder Funkspruch ins Innere stößt auf Schweigen und das Flugzeug steht scheinbar tot auf dem Rollfeld. In Befürchtung sämtlicher Bedrohungsszenarien zieht die Flughafenleitung sämtliche Behörden hinzu. Vor Ort kann sich Dr. Ephraim Goodweather vom CDC durchsetzen, als erster in die Maschine zu gehen, denn er fürchtet, ein Virus könne die Menschen an Bord befallen oder sogar getötet haben. Tatsächlich finden sich in den Kabinen des Flugzeugs nur vier Überlebende, alle anderen 200 sind offenbar tot. Was die Menschen dahingerafft hat, ist für Goodweather zunächst nicht nachzuvollziehen. Kein Wunder, denn eine ungeheuer alte Macht steckt hinter den Ereignissen und hat diese lange Zeit im voraus geplant. Während zunehmend in Frage gestellt wird, ob die CDC die richtige Organisation für den Fall ist, taucht ein alter Mann namens Abraham auf, der vorgibt zu wissen, wie man den unbekannten Feind besiegen kann …

Basierend auf dem Roman „Die Saat“ von Guillermo del Toro und Chuck Hogan gelingt The Strain das, was zahlreiche Filme oder TV-Shows in den letzten Jahren erfolgreich in den Sand gesetzt haben: Die Serie gibt dem blutleeren Vampirgenre endlich den Schrecken zurück, den es lange nicht hatte. Was mussten blutsaugende Wesen in letzter Zeit nicht alles sein: Vorlage für schmachtende Teenies, metrosexuelle Abziehbilder und rundgelutschte Vermittler zwischen Mensch, Vampir und Werwolf. Da wirkt es wie eine (man verzeihe das Wortspiel) Vitalisierung durch eine Eigenblutbehandlung, wenn endlich mal wieder Furcht und Schrecken von Vampiren ausgeht. Zwar bemüht man das Wort „Vampir“ lange Zeit erst gar nicht und weicht auch sonst von klassischen Motiven ab, nimmt neben der traditionellen Herangehensweise Abrahams bspw. auch die Wissenschaft mit an Bord, doch letztlich ist die Basis im Blutsauger-Mythos zu suchen.
Denn sieht man mal von ein paar Logikbrüchen ab, die The Strain schon im Piloten passieren (bspw. verhält sich der Gerichtsmediziner beim Anblick des lebenden Herzens alles andere als professionell und ein drei Meter langer Holzsarkophag mit einer Breite von einem Meter fünfzig gefüllt mit Erde wiegt auch nicht nur 300kg), ist die vom US-Kabelsender FX produzierte Show von Beginn an höchst spannend, extrem atmosphärisch und bisweilen schockierend drastisch. Letzteres zwar dosiert, doch dann eruptiv und in seiner Zeigefreudigkeit für eine 16er Freigabe fast grenzwertig – exemplarisch gut abzulesen am Übergriff des Wesens auf Peter Bishop. Für die gelungene Stimmung ist im Piloten del Toro selbst verantwortlich, der die Regie der ersten Folge übernahm. Und der Mexikaner wäre nicht einer der besten Dirigenten fantastischer Filme, wenn er nicht wenigstens eine legendäre Szene integrieren würde. Dies gelingt ihm in dem Moment als der Gerichtsmediziner zu den Klängen von „Sweet Caroline“ von einer Horde Totgeglaubter zerfetzt wird. Aber auch seine Regiekollegen beherrschen ihr Werk und integrieren immer wieder extrem atmosphärische und gruselige Sequenzen wie bspw. die Szene, in der Emma ihren Vater aus der Badewanne heraus angreift. Vielleicht hätte man die zahlreichen Nebenstränge bisweilen etwas straffen können, da gerade in Episode 4 der Kern der Geschichte nur bedingt vorangetrieben wird, doch am Ende dient das auch der Charakterisierung der vielen (Neben)figuren.

Als ziemlich gelungener Storykniff fungiert die Parallele zu den Tätern des Zweiten Weltkriegs, die über die Vergangenheit Abrahams erzählt wird – Folge fünf rollt dies ebenso stimmungs- wie wirkungsvoll auf und in Episode sechs gibt’s gar die mitunter besten Dialoge zum Thema Drittes Reich, die man über eine US-Serie jemals vermittelt hat. Ganz stark sind diese Momente zwischen dem jungen Abraham und seinem Widersacher Eichorst in Naziuniform. The Strain wäre aber nur halb so gut, wenn die Darsteller nicht hervorragend ausgesucht wären: Angefangen bei Corey Stoll (Ant-Man), der mit ungewohnter Haarpracht den CDC-Helden geben darf über Sean Astin (Herr der Ringe), der dessen verzweifelten Assistenten Jim gibt, hinüber zu David Bradley (Argus Filch aus Harry Potter sowie Game of Thrones) als Abraham und einem wie immer grandiosen Kevin Durand – viel besser und treffender kann man eine Serie kaum besetzen. Gerade Durand gelingt es spielend, zwischen fiesem Unsymphat und sarkastischem Helden zu wechseln, wenngleich man dafür in den Originalton wechseln sollte, weil die deutsche Synchro mit ihrem bemüht russischem Slang leider überhaupt nicht funktioniert. Neben den bekannteren Gesichtern machen sich aber auch andere gut. Vor allem der gebürtige Heidelberger Richard Sammel als Thomas Eichorst agiert so eiskalt wie die Seele des Naziverbrechers und Vampirs. Und wo wir gerade bei Blutsaugern sind: Die Maskenbildner hatten allerhand zu tun, um die Kreatureneffekte und Gewaltszenen umzusetzen – und überzeugen auf ganzer Linie. Herausragend ist beispielsweise das Make-up von Eichorst, bevor dieser zum Mensch wird. Auch die oft eingedrückten oder zerquetschten Schädel der Opfer überzeugen und den Rüssel der Vampire kann man durchaus gelten lassen. Lediglich das Aussehen des „Meisters“ geriet ein wenig klischeehaft.

Bild- und Tonqualität

The Strain liefert mit die beste Bildqualität, die eine Serie zuletzt haben konnte. Ausgenommen die Szenen in starker Dunkelheit, die unter bläulicher Einfärbung und deutlichem Korn leiden, liegen alle Parameter auf ganz hohem Niveau. Vor allem die Schärfe in Nahaufnahmen und bei guter Ausleuchtung sucht ihresgleichen. Mit einer herausragenden Bildruhe sind praktisch alle Einzelheiten und Falten erkennbar. Auch die Farbdarstellung ist herausragend und der Kontrastumfang in regulär ausgeleuchteten Bereichen gerät hervorragend.
Akustisch weiß The Strain ebenfalls zu gefallen. Die Atmosphäre während der Außenszenen in New York ist lebhaft, die Stimmen kommen prägnant aus dem Center und während der Attacken der Vampire schmatzt es aus allen Lautsprechern. Räumlich wird’s erst Recht, wenn Der Meister in Windeseile durch den Raum huscht, um sein nächstes Opfer auszusaugen. Ohnehin sind die schmatzenden und gurgelnden Geräusche der Blutsauger wirklich innovativ und effektvoll umgesetzt. Immer wieder lassen sich die gruseligen Sounds von allen Speakern vernehmen und das seltsame Knacken während der ungelenken Kopfbewegungen gerät gar höchst schaurig.

Bonusmaterial

Disk eins von The Strain behinhaltet einen Audiokommentar von del Toro selbst zu dem von ihm inszenierten Piloten. Dazu gesellen sich sieben entfernte Szenen und das Feature „In the Beginning“, das die Ursprünge der Show erklärt und darstellt, wie die Geschichte in Gang kommt. Disk 2 liefert dann erneut ein paar entfallene Sequenzen und konzentriert sich in „A Novel Approach“ auf die inspirationsgebenden Buchvorlagen, die del Toro schon als Jugendlicher verschlungen hat und die ihn bei der Arbeit an The Strain deutlich beeinflusst haben. Namentlich sind das Kings „Brennen muss Salem“ sowie „I am Legend“ von Richard Matheson. Auf der dritten Disk von The Strain findet sich das hauptsächliche Bonusmaterial der Serie. Vom Audiokommentar des Drehbuchautoren und Produzenten Carlton Cuse zur Folge „The Master“ über eine Gag Reel und acht deleted Scenes bis hin zu Teasern des FX-Channels und zwei Featurettes über den Meister in „He is Here“ sowie „Setrakian’s Lair“

Fazit

The Strain belebt das Vampirgenre mit einer spannenden und atmosphärischen Serie, die ebenso effektvoll umgesetzt wurde, wie sie darstellerisch passend besetzt ist. Guillermo del Toro und Chuck Hogans Buchvorlage wurde mit den beiden als ausführenden Produzenten akkurat ins bewegte Bild transferiert und leidet nur ein wenig unter den teils hölzernen deutschen Dialogen. Nach 13 Episoden ist aber klar: Man will unbedingt wissen, ob der Meister wirklich entkommen ist und wie es mit den Figuren weitergeht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 60%
Film: 80%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Guillermo del Toro uvm.
Darsteller: Corey Stoll, David Bradley, Kevin Durand, Richard Sammel, Jack Kesy, Miguel Gomez, Mia Maestro, Ruta Gedmintas, Robin Atkin Downes, Sean Astin
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 595
Codec: AVC
FSK: 16

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