The Trust – Big Trouble in Sin City

Blu-ray Review

The Trust - Big Trouble in Sin City Cover
Ascot Elite, seit 29.04.2016

OT: The Trust

 


Murphys Gesetz

Was schief gehen kann, geht schief – in diesem Fall für zwei kleine Cops, die die große Kohle wittern.

Inhalt

Jim und David sind zwar beim LVPD, haben dort aber niedere Jobs in der Asservatenkammer. Kein Wunder, dass dem einen das Geld kaum für seine Kifferei und dem anderen der Lohn auch nur bedingt reicht, um sich und seinen kränklichen Dad durchzubringen. Als Jim auffällt, dass irgendjemand einen Haufen Geld ausgegeben hat, um einem Drogendealer die Kaution zu ermöglichen, wird er hellhörig und vermutet einen großen Coup. Und in der Tat: Der Dealer arbeitet in einem Kasino, dessen Einnahmen offensichtlich in einer riesigen und mit 800mm Stahlwand versehenen „Gefrierkühltruhe“ aufbewahrt werden. Also beschließen Jim und David, sich von einem deutschen Händler einen Diamantbohrer zu besorgen, um das Teil zu knacken. Doch zwei Fußvolk-Bullen sind eben keine Panzerknacker, weshalb der Coup gleich mehrfach zu scheitern droht …

Nicolas Cage hat mal einen Oscar gewonnen (1996 für Leaving Las Vegas) und war in den 90ern ein durchaus beliebter Kassenmagnet. Mittlerweile muss man leider sagen, dass er einem blinden Huhn gleich nur manchmal ein Korn findet, wenn man seine Filme der letzten zehn Jahre Revue passieren lässt. Denn meist hat er nicht nur unterirdische Frisuren (oder Bärte oder gleich beides), sondern chargiert sich wahlweise lustlos oder überagierend durch miese Storys. Und dann, so im Schnitt alle fünf Fime, zeigt er, dass er durchaus ein herausragender Darsteller ist, wenn er denn mal ein glückliches Händchen bei seiner Rollenwahl beweist. Zuletzt war das bei Joe – Die Rache ist sein der Fall und jetzt zeigt er in The Trust, dass er nicht nur in guten Dramen überzeugt, sondern eben auch in übertrieben angelegten Geschichten – und das, obwohl er auch dieses Mal wieder eine schaurige Frisur (inklusive Schenkelbesen) hat. Hier passt die bescheuerte Optik allerdings ausnahmsweise mal zur Rolle, denn so ein geborener Verlierer in Polizeiuniform sieht nun mal eher verlottert als vorzeigbar aus. Und was so ein richtiger Loser ist, der in der Bar keinen Drink bekommt, weil die servierenden Mädels ihn nicht beachten, der bekommt auch von seinem Dad (nette Nebenrolle: Jerry Lewis) ein ungläubiges „Wer sind die Cops“ entgegengeschmettert, wenn Jim hochtrabend von einem „Polizeisondereinsatz“ faselt. Cage ist aber auch einfach unwiderstehlich gut. Wenn er während einer kurzen Pause vom Aufbohren des Tresors merkt, dass sein Lieblingsburger-Laden das Rezept seines Lieblings-Burgers geändert hat, dann ist seine Reaktion einfach urkomisch. An Cages Seite agiert ein Elijah Wood, der ohnehin immer dann gut ist, wenn er NICHT in großen Blockbustern à la Herr der Ringe mitspielt. Sein David ist so etwas wie das skeptische Gewissen des ungleichen Polizisten/Gangster-Paares und sein nach wie vor jugendliches Äußeres, in Kombination mit dem schmächtigen Körper geben der Rolle die nötige Authentizität in Sachen „wir wissen nicht, was wir tun“. Der Film selbst beginnt als schwarze Komödie mit satirischer Konotation und integriert zahlreiche absurd-witzige Situationen. Was The Trust dabei an Tempo fehlt, machen seine beiden äußerst gut aufgelegten Darsteller mehr als wett. Und dann, nach knapp 37 Minuten, wendet sich das Stimmungsblatt auch noch urplötzlich. Mit dem, was Jim in diesem Moment tut, hätte wohl niemand wirklich gerechnet. Und so entwickelt sich aus der Crime-Komödie ein waschechtes Heist-Movie, dessen Coup nur leider nicht ganz so glatt geht, wie erhofft. Dabei entwickelt der erste gemeinsame Film des jungen Regie-Brüder-Duos Alex und Ben Brewer sogar echte Spannung. Denn irgendwo will man ja doch, dass die zwei Amateurdiebe es schaffen. Wenn Jim und David so weit sind, dass sie das Zahlenschloss des Safes zu knacken beginnen, sitzt man durchaus gebannt vor der Leinwand – das können große und hoch budgetierte Filme auch nicht besser. Und die halten meist nicht mal ein annähernd böses und konsequentes Ende bereit.

Bild- und Tonqualität

Der Stimmung und Atmosphäre des Films angepasst ist das Bild von The Trust bewusst grobkörnig, grieselig und ziemlich kontrastschwach. Farben sind oft stark gefiltert und im späteren Verlauf extrem gelblich. Die Schärfe geht in Nahaufnahmen okay, ist aber ansonsten eher Mittelmaß. Ein oder zwei Totale von Vegas sind hervorragend aufgelöst und biete eine hohe Detailtiefe – ansonsten ist das Bild leider durchgängig mittelprächtig.
Ähnliches gilt für den Sound, der allerdings nur deshalb nicht herausragt, weil es praktisch keinerlei Effektsequenzen gibt. Selbst die sehr spärlich eingesetzte Filmmusik bleibt vordergründig. Dafür gibt es ein paar schöne Stereoeffekte, wenn einer der beiden Hauptdarsteller redend von der Seite ins Bild läuft. Auch die wenigen abgegebenen Schüsse kommen verhältnismäßig knackig rüber – vor allem im Showdown nach knapp 80 Minuten. Viel mehr kann und sollte man von The Trust allerdings nicht erwarten.

Bonusmaterial

Neben den obligatorischen Trailern und vier Interviews mit Cage, Wood, Ferreira und Produzent Paxton gibt es auch noch eine B’Roll, ein Making-of sowie Zeitrafferaufnahmen vom Set im Bonusmaterial von The Trust zu finden. Das Making-of läuft knapp 15 Minuten, erzählt die Geschichte anhand von einigen Filmausschnitten und Interviewschnipseln aber nur nach.

Fazit

Manche schelten ihn für seine unübersichtliche Rollenauswahl, ich finde es gut, dass Nicolas Cage so viele Filme dreht. Denn würde er es nicht tun, gäbe es zwar einige Gurken nicht, doch auch die kleinen Genre-Highlights zwischendrin (wie eben The Trust) wären dann nicht entstanden. Sowohl Cage als auch Wood liefern eine tolle Performance in einem wendungsreichen Mix aus Thriller, Drama und Komödie, die mit einem Knalleffekt endet.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Alex & Ben Brewer
Darsteller: Nicolas Cage, Elijah Wood, Sky Ferreira, Eric Heister, Alexandria Lee, Ethan Suplee, Kenna James, Jerry Lewis
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat:1,85:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 16

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