The Turn – Verschollen im Südpazifik

Blu-ray Review

Lighthouse Entertainment, 17.02.2017

OT: Abandoned

 


Rose Noelle

Wie vier Männer fast vier Monate mit einem havarierten Boot auf dem Pazifik überlebten.

Inhalt

Bis zu sechs Meter hohe Wellen: Die Wetterwarnung über Funk schlägt Skipper John buchstäblich in den Wind. Im Gegenteil: Er setzt noch ein weiteres Segel, um möglichst schnell die Strecke von Neuseeland zur nördlich gelegenen Insel Tonga zurückzulegen. Mit seinen drei segelunerfahrenen Männern an Bord möchte er nicht länger als nötig unterwegs sein, ist es doch kaum seine Wunschbesetzung. Dass er sehenden Auges in den Sturm segelt, missfällt denen dann auch zurecht. Ebenso wie die Tatsache, dass sein Funkgerät eine zu geringe Reichweite hat, weil John kein Geld für eine teure Lizenz ausgeben wollte. Als die Vier dann mitten in der Nacht von einer 12 Meter hohen Welle überrascht werden, die den Trimaran umkippt, ist die Panik unter der Notbesetzung groß. Während John einen (arg) kühlen Kopf bewahrt, ist seine Spontancrew am Ende. Und doch muss man sich zusammenraufen und das Beste aus dem manövrierunfähigen Boot machen. Denn solange sie darin überleben, besteht Hoffnung …

119 Tage lang trieben John Glennie, James Nalepka, Rick Hellriegel and Phil Hoffman in ihrem havarierten Trimaran, bevor sie an der Great Barrier Island, nördlich der Coromandel Halbinsel anlandeten – etwa 2.500km entfernt von ihrem eigentlich Ziel. Turn zeichnet die dramatische Geschichte nach und tut das mit Bildern, die durchaus kinotauglich sind. Schon die große Welle zu Beginn kann überzeugen und sieht alles andere als billig aus. Auch die Action bei peitschendem Regen auf dem Boot ist rasant und spannend inszeniert. Die Tatsache, dass Regisseur John Laing die Geschichte nicht chronologisch dreht, sondern in den Zeiten hin- und herspringt, mag zunächst dem klassischen Spannungsbogen entgegenwirken, fügt sich nach und nach aber zu einem fesselnden Ganzen zusammen. Herausragend ist vor allem die Problematik, dass sich die vier Männer untereinander nicht kannten und die unfreiwillig in Seenot geratene Crew ihrem Skipper schwere Vorwürfe machten, bevor man sich irgendwann endlich zusammenraufte, um gemeinsam zu überleben. Dominic Purcell (Prison Break) ist dabei das einzige bekannte Gesicht, fügt sich aber harmonisch in das Quartett ein. Tatsächlich tut ihm die Rolle mal richtig gut, hat er doch während der letzten Jahre fast ausnahmslos in Action- oder Thriller-B-Movies mitgewirkt und dort nicht immer eine gute Figur abgegeben. Turn konzentriert sich, je länger er andauernd, mehr und mehr auf die Konflikte zwischen den Figuren und auf deren Psyche. Die Dynamik zwischen dem zusammengewürfelten Team wird überraschend fein herausgearbeitet, wobei John eigentlich die schwächste Figur bleibt, weil er dann doch arg sorglos und etwas überheblich rüberkommt.

Da die Charaktere allesamt extrem unterschiedlich sind, bleiben sie stets gut differenzierbar und die Spannung hält an. Vielleicht hofft man als Zuschauer, dass es ein wenig früher mal zu einer etwas harmonischeren Gangart kommt, etwas weniger gestritten wird. Doch am Ende mussten vier Männer, die sich nicht kannten und auch nur bedingt mochten, ganze 119 Tage mit wenig Wasser und kaum Essen auskommen. Da kann man schon mal Lagerkoller bekommen. Der wird dann auch realistisch vermittelt, weil die Aufnahmen im beengten Schiffsrumpf absolut gelungen sind. Mit dezent eingesetzter (Wackel)Handkamera wird Authentizität erzeugt und man kann die Enge, in der die Vier leben mussten, praktisch spüren – auf einem Raum übrigens, der der Größe eines Kingsize-Betts entsprach. Vielleicht fehlen Turn am Ende die großen emotionalen oder dramatischen Höhepunkte, was die späte Begegnung mit einem Hai dann plötzlich etwas fremd und aufgesetzt wirken lässt. Außerdem geht die gottesfürchtige und romantisierende Ader Johns, dessen Stimme als Kommentator durch den Film leitet, ein wenig auf den Nerv. Dennoch nimmt man teil am Schicksal der Vier und freut sich mit ihnen, als sie nach 119 Tagen wieder an Land gelangen. Dort wartet dann eigentlich die noch viel unfassbarere Geschichte, denn man schenkte den Überlebenden zunächst keinen Glauben und bezweifelte, dass sie all die Tage auf dem Meer verbracht hatten. Erst die Untersuchung des Wracks gaben den Havarierten und ihrer Geschichte recht.

Bild- und Tonqualität

asTurn liefert ein Bild im Format von 1,78:1 und ist vor allem eins: Laufruhig. Selbst auf uniformen Hintergründen wie dem Himmel lässt sich kein großes Rauschen oder Körnung erkennen. Allerdings ist es auch nicht sonderlich kontraststark und die Farben bleiben blass. Insgesamt wirkt es deshalb etwas flach und wenig plastisch. Am besten sind die Aufnahmen direkt zu Beginn, bei denen das Boot in seinen Details äußerst plastisch dargestellt wird Die Schärfe geht in Ordnung, reißt aber keine Bäume aus. Alles in allem ein Bild auf besserem TV-Niveau.
Ein wenig besser schlägt sich der Ton von Turn: Mit effektvollem Donner und Blitz peitscht das Wasser während des Sturms über die Segler und Zuschauer herein. Atmosphärisch werden die Unterwasseraufnahmen vertont, bei denen es leise blubbert und der Filmscore legt sich dazu sanft über sämtliche Speaker. Stimmen sind gut verständlich, wenngleich die deutsche Synchro des Hauptdarstellers und Off-Kommentators ein wenig nüchtern wirkt und nicht ganz zur Situation passen mag. Frauenorgane sind außerdem ein wenig dünn. Da ist die Originalfassung schon die bessere Wahl. Schade allerdings, dass die englische Tonspur keine Untertitel anbietet, sodass man schon geübter Englischsprachler sein sollte, um sie zu genießen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Turn hält lediglich fünf Programmtipps bereit. Das Menü enthält nicht mal eine Möglichkeit, Kapitel anzuwählen.

Fazit

Turn ist ein durchweg spannender und gut gespielter Film, dessen realer Hintergrund allein schon für ungläubiges Kopfschütteln sorgt. Für Freunde von Dramen auf hoher See eine Empfehlung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 65%

Anbieter: Lighthouse Entertainment
Land/Jahr: NZ 2015
Regie: John Laing
Darsteller: Dominic Purcell, Peter Feeney, Owen Black, Greg Johnson, Serena Cotton
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu The Turn

The Turn - Verschollen im Südpazifik l Trailer deutsch HD l Dominic Purcell

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