The Unthinkable – Die unbekannte Macht

Blu-ray Review

the unthinkable blu-ray review cover
Ascot Elite Entertainment, 18.01.2019

OT: Den blomstertid nu kommer

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Regen

Absolut herausragendes Katastrophen-Kino aus Schweden.

Inhalt

Alex wächst in der schwedischen Provinz auf. Dort leidet er unter seinem jähzornigen Vater. Als seine Freundin Anna nach Stockholm zieht und Alex‘ Vater die Mutter vergrault, hält ihn nichts mehr. Alex haut ab. Zehn Jahre später ist er ein gefragter und gefeierter Musiker – glücklich jedoch ist er nicht. Dann allerdings tritt das Alles scheinbar in den Hintergrund. Aus heiterem Himmel explodieren Bomben in Stockholm. Autobrücken stürzen ein und die Stadt versinkt in Chaos und Panik. Ist es ein Terroranschlag?
Alex interessiert das zunächst gar nicht. Ihm ist wichtiger, dass er in seine Heimat zurückkehrt, um dort das Klavier zu erstehen, auf dem er und Anna damals in der Kirche immer gemeinsam spielten. Als er sie dort überraschend wiedertrifft, könnte alles gut ausgehen. Doch das Chaos erreicht bald auch die ländlichen Gegenden …

The Unthinkable ist sichtbar kein amerikanischer Film. Auf der Hüllen-Inhaltsbeschreibung steht etwas von einer Invasion, einer Katastrophe. Doch während ein US-Werk solche Story zünftig actionreich einleiten würde, bevor man sich auf die Figuren konzentriert, ist es bei diesem schwedischen Genre-Mix ganz anders. Victor Danells (Danell ist Teil eines Künstlerkollektivs, das unter dem Namen „Crazy Pictures“ aktiv ist) Film beginnt wie ein melancholisches Coming-of-Age-Drama, wenn der schüchterne Alex gemeinsam mit seiner großen Liebe Anna Klavier spielt und er ihr einen Song schreibt – einzig aus den Noten, die er im Kopf für sie erspürt. Bis er dann, bei ihrem Abschied nach Stockholm, die Faust in der Tasche ballt, weil es ihn so sehr schmerzt. Intensiv sind diese Szenen, schmerzhaft und doch hautnah und nachempfindbar. Ganze 25 Minuten nimmt sich der Film Zeit, das Seelenleben seines Hauptdarstellers eindrücklich zu vermitteln – bis dann plötzlich die Katastrophe ausbricht. Und das ist nicht die einzige Überraschung, die Danell uns auftischt. Denn je länger die Laufzeit, desto mehr rätselhafte Dinge geschehen. Sogar den zuvor als hassenswerten Subjekt eingeführten Vater von Alex lernt man dann (fast) etwas zu mögen, wenn ihm plötzlich übel mitgespielt wird.

Dass das Ganze zur Zeit des schwedischen Mittsommerfestes stattfindet, gibt dem Geschehen eine ganz besondere Note. Während im ganzen Land die Blumenkinder unterwegs sind und die Menschen in Feierlaune geraten, bricht bei Björn die Paranoia aus, Stockholm wird vom Terror heimgesucht und Alex geht auf die Suche nach einem Klavier – klingt surreal, ist es ab und an auch. Aber eben auch extrem ungewöhnlich, fesselnd, originell und erfrischend anders. Obwohl die Konzentration eindeutig auf den dramatischen Aspekten liegt und der Fokus damit auf Alex, Anna und Björn, setzt es immer wieder diese unvermittelten Überraschungen, die einen tatsächlich aus dem Sessel fegen. Besonders wirkungsvoll wird’s, wenn die ersten Menschen orientierungslos umherirren und extrem rohe, raue und unmittelbare Unfälle passieren. Gerade diese Szenen nach etwas über einer Stunde machen sprachlos. Auch deshalb, weil die Auto-Stunts so gar nicht nach hollywood’scher Effekthascherei aussehen, sondern einen Eindruck vermitteln, wie gewalthaltig zusammenknautschendes Blech sein kann. Besonders eindrucksvoll gerät dann der Fight von Björn in seiner mit Fallen gespickten Anlage – unglaublich wie gut getimt und choreografiert das Geschehen hier ist. Zahlreiche weniger talentierte US-Regisseure können sich hier aber mal eine ganz große Scheibe von abschneiden. Ebenso wie von der Inszenierung des knapp halbstündigen Finales, das erneut ein ums andere Mal schmerzhafte und schockierende Überraschungen parat hält – und außerdem absolut respektabel getrickst ist. Und dann ist da noch die Musik. The Unthinkable lebt von den sphärischen Klängen und den großartigen Kompositionen von Gustaf Spetz, die von Alex zu Beginn mit einer unbändigen Energie gespielt und wiedergegeben werden und die später für die extrem bedrohliche Atmosphäre des Film sorgen.

Bild- und Tonqualität

Leichte Banding-Artefakte zeigt das Bild von The Unthinkable schon direkt zu Beginn, wenn das Bild aufblendet. Auch später gibt es solche Probleme noch mal, wenn der Himmel dunkel ist und Rauch in der Luft liegt (112’08). Ansonsten bleibt der Eindruck aber praktisch frei von Artefakten. Das vorhandene Korn lässt den Film authentisch analog erscheinen und es passt auch gut zum apokalyptischen Szenario. Teilweise ist die Schärfe bewusst sehr eng gesetzt, was schon bei Elementen, die 3-4cm hinter dem Fokuspunkt liegen für Unschärfen sorgt. Auch das ist kein Problem der Blu-ray, sondern gewollt – auch wenn’s nicht so richtig hübsch aussieht. Der Kontrastumfang ist eher im mittelprächtig und bisweilen erscheint der Schwarzwert ein wenig grün eingefärbt.
Wunderbar räumlich präsentiert sich der Ton Unthinkable von Beginn an. Gerade die schwebende Filmmusik gefällt mit sehr breiter Bühne. Während der Klavieranschläge hört man jeden Ton extrem präsent aus den Speakern rundherum. Gleiches gilt für das Propellergeräusch der Einmotorigen. Außerdem kann der Sub immer mal wieder Akzente setzen, wenn nach gut 24 Minuten die Explosionen das Geschehen bestimmen. Klasse sind auch die Uhrgeräusche nach 36 Minuten, wenn Björn voller Panik Polizei und Bekannte anruft oder das Gewitter, das losbricht, wenn Alex aus Annas Haus türmt (55’27). Im effektvollen und feurigen Finale bleibt dann erst Recht kein Stein mehr auf dem anderen. Dickes Lob für diesen rundum gelungenen Sound.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Unthinkable wurden die Originaltrailer abgelegt. Ansonsten herrscht hier Ebbe.

Fazit

The Unthinkable ist so ungewöhnlich und außergewöhnlich wie er spannend und überraschend ist. Was hier an Ideen drinsteckt, reicht amerikanischen Produzenten für drei Filme. Dass das dennoch zu einem homogenen Ganzen verschmilzt, ist der herausragenden Inszenierung, den durchweg tollen Darstellern und den famos inszenierten Actionszenen zu verdanken – ein absolutes Genre-Highlight für aufgeschlossene Heimkino-Fans.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 10%
Film: 90%

Anbieter: Ascot Elite HE
Land/Jahr: Schweden 2018
Regie: Victor Danell
Darsteller: Christoffer Nordenrot, Lisa Henni, Jesper Barkselius
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, sw
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 129
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Ascot Elite Home Entertainment)

Trailer zu The Unthinkable

The Unthinkable I Deutscher Trailer

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