Blu-ray Review
OT: Den blomstertid nu kommer
Regen
Absolut herausragendes Katastrophen-Kino aus Schweden.
Inhalt
Alex wächst in der schwedischen Provinz auf. Dort leidet er unter seinem jähzornigen Vater. Als seine Freundin Anna nach Stockholm zieht und Alex‘ Vater die Mutter vergrault, hält ihn nichts mehr. Alex haut ab. Zehn Jahre später ist er ein gefragter und gefeierter Musiker – glücklich jedoch ist er nicht. Dann allerdings tritt das Alles scheinbar in den Hintergrund. Aus heiterem Himmel explodieren Bomben in Stockholm. Autobrücken stürzen ein und die Stadt versinkt in Chaos und Panik. Ist es ein Terroranschlag?
Alex interessiert das zunächst gar nicht. Ihm ist wichtiger, dass er in seine Heimat zurückkehrt, um dort das Klavier zu erstehen, auf dem er und Anna damals in der Kirche immer gemeinsam spielten. Als er sie dort überraschend wiedertrifft, könnte alles gut ausgehen. Doch das Chaos erreicht bald auch die ländlichen Gegenden …
The Unthinkable ist sichtbar kein amerikanischer Film. Auf der Hüllen-Inhaltsbeschreibung steht etwas von einer Invasion, einer Katastrophe. Doch während ein US-Werk solche Story zünftig actionreich einleiten würde, bevor man sich auf die Figuren konzentriert, ist es bei diesem schwedischen Genre-Mix ganz anders. Victor Danells (Danell ist Teil eines Künstlerkollektivs, das unter dem Namen „Crazy Pictures“ aktiv ist) Film beginnt wie ein melancholisches Coming-of-Age-Drama, wenn der schüchterne Alex gemeinsam mit seiner großen Liebe Anna Klavier spielt und er ihr einen Song schreibt – einzig aus den Noten, die er im Kopf für sie erspürt. Bis er dann, bei ihrem Abschied nach Stockholm, die Faust in der Tasche ballt, weil es ihn so sehr schmerzt. Intensiv sind diese Szenen, schmerzhaft und doch hautnah und nachempfindbar. Ganze 25 Minuten nimmt sich der Film Zeit, das Seelenleben seines Hauptdarstellers eindrücklich zu vermitteln – bis dann plötzlich die Katastrophe ausbricht. Und das ist nicht die einzige Überraschung, die Danell uns auftischt. Denn je länger die Laufzeit, desto mehr rätselhafte Dinge geschehen. Sogar den zuvor als hassenswerten Subjekt eingeführten Vater von Alex lernt man dann (fast) etwas zu mögen, wenn ihm plötzlich übel mitgespielt wird.
Bild- und Tonqualität
Leichte Banding-Artefakte zeigt das Bild von The Unthinkable schon direkt zu Beginn, wenn das Bild aufblendet. Auch später gibt es solche Probleme noch mal, wenn der Himmel dunkel ist und Rauch in der Luft liegt (112’08). Ansonsten bleibt der Eindruck aber praktisch frei von Artefakten. Das vorhandene Korn lässt den Film authentisch analog erscheinen und es passt auch gut zum apokalyptischen Szenario. Teilweise ist die Schärfe bewusst sehr eng gesetzt, was schon bei Elementen, die 3-4cm hinter dem Fokuspunkt liegen für Unschärfen sorgt. Auch das ist kein Problem der Blu-ray, sondern gewollt – auch wenn’s nicht so richtig hübsch aussieht. Der Kontrastumfang ist eher im mittelprächtig und bisweilen erscheint der Schwarzwert ein wenig grün eingefärbt.
Wunderbar räumlich präsentiert sich der Ton Unthinkable von Beginn an. Gerade die schwebende Filmmusik gefällt mit sehr breiter Bühne. Während der Klavieranschläge hört man jeden Ton extrem präsent aus den Speakern rundherum. Gleiches gilt für das Propellergeräusch der Einmotorigen. Außerdem kann der Sub immer mal wieder Akzente setzen, wenn nach gut 24 Minuten die Explosionen das Geschehen bestimmen. Klasse sind auch die Uhrgeräusche nach 36 Minuten, wenn Björn voller Panik Polizei und Bekannte anruft oder das Gewitter, das losbricht, wenn Alex aus Annas Haus türmt (55’27). Im effektvollen und feurigen Finale bleibt dann erst Recht kein Stein mehr auf dem anderen. Dickes Lob für diesen rundum gelungenen Sound.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von The Unthinkable wurden die Originaltrailer abgelegt. Ansonsten herrscht hier Ebbe.
Fazit
The Unthinkable ist so ungewöhnlich und außergewöhnlich wie er spannend und überraschend ist. Was hier an Ideen drinsteckt, reicht amerikanischen Produzenten für drei Filme. Dass das dennoch zu einem homogenen Ganzen verschmilzt, ist der herausragenden Inszenierung, den durchweg tollen Darstellern und den famos inszenierten Actionszenen zu verdanken – ein absolutes Genre-Highlight für aufgeschlossene Heimkino-Fans.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 10%
Film: 90%
Anbieter: Ascot Elite HE
Land/Jahr: Schweden 2018
Regie: Victor Danell
Darsteller: Christoffer Nordenrot, Lisa Henni, Jesper Barkselius
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, sw
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 129
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Ascot Elite Home Entertainment)